Leverage Effekt?

vom 04.05.2008, 12:58 Uhr

Wollte mal fragen, ob mir jemand (BWL-Studenten...?) den sog. Leverage-Effekt einfach erklären kann? Möglichst ohne viel Formeln. Ich verstehe den Wikipedia-Artikel nicht so ganz, was jetzt genau der Leverage-Effekt ist. Bitte nichts von Wikipedia reinkopieren, wie gesagt, ich finde das nicht verständlich oder es dauert etwas bis der Groschen fällt.

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» catalina_be » Beiträge: 174 » Talkpoints: 1,20 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich weiß nicht ganz was Du meinst, aber grundsätzlich geht es bei dem Leverage Effekt einfach nur darum, günstig Geld zu bekommen und gut anzulegen :wink: - bzw. genauer gesagt: Man kann sich Geld zu günstigen Konditionen leihen und es zu besseren Konditionen wieder anlegen.

Wie man es anlegt da gibt es verschiedene Möglichkeiten: Gehen wir mal von folgendem Beispiel aus: Man könnte sich 10.000 Euro zu 4 % Zinsen leihen und müsste 10.400 Euro zurückzahlen.

Könnte ich diese 10.000 Euro nun jemand anderem für 6 % Zinsen verleihen oder das Geld zu 6 % Zinsen anlegen so erhielte ich 10.600 Euro - abzüglich der Kreditkosten hätte ich hier also einen Gewinn von 200 Euro.

Vorteilhaft hierbei ist, dass man kein Eigenkapital einbringen muss - man leiht sich also Fremdkapital, die besagten 10.000 Euro und legt diese besser an, also zu einem Zins der den Leihzins übersteigt bzw. dass man am Ende mit einer alternativen Anlage trotz Kreditkosten Gewinn macht.

Die bei Wiki angegebenen Formeln drücken das gesagte im Grunde nur mathematisch aus, also wie hoch der Gewinn ist wenn man sich soundsoviel Kapital zu soundsoviel Zinsen leiht und dies für soundsoviuel wieder anlegt. Das ist insofern nützlich um das Risiko abzuschätzen, denn durch variable Kreditzinsen, fallende Anlagezinsen usw. schwankt dieses in der Regel.

So wäre der Leverage Effekt bei dem von mir beschriebenen Beispiel im Grund zu gering, denn würde der Leihzins nur marginal steigen und der Anlagezins fallen schmilzt der zu erwartende Gewinn von 200 Euro wie Schnee in der Sommersonne. Würde ein Anleger aber Geld was er für 4 % leiht für 40 % anlegen können so ist das Risiko "kleiner" Verluste zu machen, da man immernoch Gewinn machen würde aufgrund der großen Spanne, auch wenn der Leihzins auf 12 % geht und der Anlagezins auf 15 %.

Natürlich sind Anlageformen mit 40 % Gewinn in der Regel hochriskant, also nur als Beispiel - für sowas würde man in der Praxis in der Regel nicht auf günstige Kredite zurückgreifen aber hier spielen andere Faktoren eine Rolle (Anlagerisiko usw.).

Außerdem ist der Leverage Effekt nur einer von vielen Faktoren, denn man könnte auch Gewinne erwirtschaften bzw. einen Leverage Effekt beobachten wenn man Kapital zu 4 % leiht und für 4 % anlegt - rein theoretisch kommt man hier bei +/- 0 raus, aber Verschuldungen und Zinsen sind steuerlich absetzbar wodurch sich hier ein "Verschuldungsgewinn" erzielen lässt.

Beispiel:
Ich leihe mir 10.000 Euro zu 4 %, lege es zu 4 % an und spare durch Abschreibungen und Steuerermäßigung 300 Euro - das wäre dann mein Gewinn durch Steuerersparnis auch wenn die Anlage an sich keinen Gewinn abwirft.

» KrashKidd » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 09.01.2014, 00:58, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Was genau für eine Rolle spielt aber das Eigenkapital dabei? Bei Wikipedia wird das ganze in den Zusammenhang zum EK und zur EK- oder Gesamtkapitalrentabilität gestellt... Kannst du das evtl. noch erläutern?

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» catalina_be » Beiträge: 174 » Talkpoints: 1,20 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Das kommt ganz auf die Anlage an: Man kann einerseits eine Anlage komplett mit Fremdkapital bestreiten, siehe das Beispiel - man leiht sich also Geld und legt dieses zu 100 % an. Hier entfällt das Eigenkapital.

Möglich und üblich ist jedoch Anlagen zu mischen, also 50 Fremdkapital zu günstigen Zinsen und 50 % Eigenkapital. Dadurch kann die Rendite erhöht werden da auf das Eigenkapital ja keine Zinsen gezahlt werden müssen und somit keine Leihverluste bestehen. Normalerweise macht man das um etwas aufzufinanzieren - als Beispiel:

Ich könnte mein Geld mit 10 % Gewinn anlegen aber die Mindesteinlage ist 10.000 Euro - ich hab aber nur 5.000 Euro. Gleichzeitig habe ich die Möglichkeit einen Kredit zu 5.000 Euro für 5 % Zinsen aufzunehmen. Normalerweise wird wenig Kapital (das Eigenkapital) nur schwach verzinst, sagen wir: 4 % auf 5.000 Euro

Wenn ich jetzt also den Kredit aufnehmen würde hätte ich die 10.000 Euro und einen Zinsgewinn von 7,5 % bzw 750 Euro da ich zwar 11.000 Euro erhalten würde, aber aber noch 250 Euro Zinsen und 5.000 Euro Kreditsumme zurückzahlen muss - unter`m Strich also 5750 Euro. Unter Ausnutzung des Leverage Effektes hätte ich so also im Vergleich zu der Anlage mit 4 % für 5.000 Euro genau 550 Euro mehr an Gewinn gemacht indem ich mein Eigenkapital durch zinsgünstiges Fremdkapital aufgestockt habe bis zur Mindesteinlage und so die Eigenkapitalrendite erhöht habe (750 Euro verdient statt 200 Euro).

Das Eigenkapital spielt beim Leverage Effekt insofern eine Rolle dass man immer dann möglichst wenig davon einbringen sollte, wenn die Gesamtkapitalrendite (also Fremdkapital und Eigenkapital, egal ob nun gemischt oder z. B. 100 % davon Fremdkapital) höher ist als die Fremdkapitalverzinsung und das Eigenkapital lieber anders anlegen sollte oder eben nur als Basis die mit Fremdkapital aufgestockt wird (z. B. beim Erreichen eines Mindesteinlage).

Eigenkapital spielt also nur in der Beziehung eine echte Rolle wenn es darum geht, ob man dieses nun selbst anlegen sollte, wenn beispielsweise durch die Berechnung des Leverage Effekts rauskommt, dass die Fremdkapitalzinsen höher sind als die zu erzielende Rendite des gesamten Kapitals - dann sollte man das Kapital lieber selbst verleihen - oder ob es sich lohnt dieses durch Fremdkapital bei Investitionen zu ersetzen oder mit diesem zu vermischen um Gewinne zu erhöhen.

» KrashKidd » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

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