Wie seriös ist das Tagesgeldkonto bei KaupthingEdge ?

vom 03.05.2008, 22:55 Uhr

Aktuell: Kaupthing Ende Pleite - Antrag b. isländischen Sicherungfond

Hallo Zusammen,

letztens ist mir bei einem Fußballspiel eine Bandenwerbung aufgefallen, die ein Tagesgeldkonto mit 5,65 Prozent beworben hat. Nachdem ich im Internet abermals auf den Anbieter dieser Werbung gestoßen bin, habe ich mir das Angebot jetzt mal genauer angeschaut.

Bei dem Anbieter handelt es sich um KaupthingEdge einer deutschen Tochter der isländischen Kaupthingbank, die wie ich durch einige Recherchen herausgefunden habe zu den größten Banken Nordeuropas zählt und in dreizehn europäischen Ländern über Niederlassungen verfügt.

Bei näherem Betrachten schaut das Angebot dann wie folgt aus: Die Bank bietet 5,65 % auf Tagesgeld bis sechs Monate nach Kontoeröffnung. Danach gibt es bis zum Jahresende einen garantierten Zinssatz von 5,10 %.

Der Haken an der ganzen Sache ist aber, dass KaupthingEdge nicht dem deutschen, sondern dem isländischen Einlagensicherungsfonds angehört. Bei deutschen Banken ist es normalerweise so, dass das angelegte Geld zu 100% durch den Einlagensicherungsfonds abgesichert ist. In diesem Fall beträgt die Grenze des abgesicherten Geldes ca. 21.000 Euro.

Die Frage, die ich mir bei der ganzen Sache stelle, ist, was passiert, wenn die Bank nun wirklich Pleite geht ? Was im derzeitigen Marktumfeld ja durchaus passieren kann. Wie ich herausgefunden habe, haftet dann der isländische Einlagesicherungsfonds bis zur oben genannten Einlagengrenze von ca. 21.000 Euro. Sollte das Geld aus diesem Fond nicht reichen um alle Gläubiger zu bedienen haftet letztendlich der isländische Staat.

Wenn ich nun das ganze richtig interpretiere, dann würde man erst dann sein Geld verlieren, wenn der isländische Staat Pleite gehe würde. Bis jetzt kenne ich aus schmerzlicher Erfahrung aber nur ein Land, dass seine ausländische Verbindlichkeiten nicht mehr bedient und zwar Argentinien. Somit muss man erst einmal festhalten, dass eine Staatspleite ein außergewöhnliches Ereignis ist.

Recherchiert man aber ein bisschen über die aktuelle Lage Islands, dann findet man auf jeden Fall nichts Erfreuliches. Das mit ca. 300.000 Einwohnern eher kleine Land leidet momentan unter einer hohen Inflation und die isländische Krone ist in letzter Zeit immer wieder Angriffsziel ausländischer Hedgefonds gewesen. Außerdem scheint Island wie kein anderes europäisches Land von der amerikanischen Kreditkrise betroffen zu sein. Es gab sogar schon Gerüchte, dass eine andere der Top drei isländischen Banken in Schieflage geraten ist.

Ich finde, dass wenn man sich einen aktuellen Überblick über die Bonität eines Landes oder eines Unternehmens anschauen will, man sich am besten den Anleihenmarkt zu diesem Thema anschaut. Nach dem ersten Blick auf die isländischen Staatsanleihen kann zumindest von dieser Seite Entwarnung gegeben werden. Die Ratingagentur Moodys bewertet Island immer noch mit einem AAA-Rating und bescheinigt dem Land also immer noch eine hervorragende Bonität, allerdings mit einem negativen Ausblick. Die Kurse sind zwar am internationalen Rentenmarkt etwas unter Druck geraten, spiegeln das gute Rating aber immer noch wieder.

Anders sieht es allerdings aus, wenn man sich die Schuldnerpapiere der KaupthingBank anschaut. Letztes Jahr noch mit einem A1-Rating ausgestattet hat die Bank im Zuge der internationalen Hypothekenkrise anscheinend deutlich an Anlegervertrauen verloren. Da ich leider kein aktuelles Rating gefunden habe, habe ich mir mal die aktuellen Anleihenkurse angeschaut und muss feststellen, dass diese doch einen erheblichen Risikoaufschlag beinhalten, aber in den letzten Tagen nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen, die überraschend gut ausgefallen sind wieder an Boden gewonnen haben.

Nachdem ich mir die ganzen Daten angeschaut habe, denke ich, dass wenn die isländischen Banken in eine Schieflage geraten sollte, ich mir ziemlich sicher bin, dass entweder der isländische Einlagensicherungsfonds oder der isländische Staat die Gläubiger bedienen wird.

Wie bewertet ihr die Situation ? Ist es risikoreich sein Geld dieser Bank anzuvertrauen ? Oder ist es vielleicht überlegenswert in der momentanen Situation sogar eher in Anleihen dieser Bank zu investieren ? Natürlich ist das Risiko im Moment eher groß, sollte sich aber, wie es momentan den Anschein hat, die Hypothekenkrise beruhigen lauern hier überdurchschnittliche Renditen von 10 Prozent und mehr. Zumal man den Äußerungen des isländischen Ministerpräsidenten entnehmen kann, dass der isländische Staat bei eventuell auftretenden Schieflage eingreifen wird.

» Pragmatiker1982 » Beiträge: 250 » Talkpoints: 4,43 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Als ich erwäge auch ein Tagesgeldkonto bei der KaupthingEdge zu eröffnen und stelle mir ebenfalls die Frage, ob man der Bank sein Geld anvertrauen kann, ohne befürchten zu müssen, dass das Geld eines morgens weg ist. Was ich wahrscheinlich machen werde ist zumindest 20.000€ dort anzulegen also bis zur Höhe der Einlagensicherheit. Denn auch Deine Rechercheergebnisse sprechen eher dafür, dass es ein gewisses Risiko birgt mehr als 20.000€ dort anzulegen.

Meiner Meinung nach soll die Bank erstmal ohne/mit wenig Schaden die Kreditkrise überstehen und die nächsten Jahre zeigen, dass man der KaupthingEdge sein Geld mehr oder weniger bedenkenlos anvertrauen kann. Bis dahin würde die Bank von mir nur die Summe bekommen, die durch den Einlagensicherungsfonds gedeckt ist.

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» samuel » Beiträge: 157 » Talkpoints: -0,19 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo zusammen,
hallo Samuel,

nachdem ich mir nun auch ein Tagesgeldkonto bei der KaupthingBank eröffnet habe, wollte ich mir die aktuellen Entwicklungen nochmal anschauen bevor ich mein Geld dort anlege. Ich muss sagen, dass die neuesten Entwicklungen wirklich katastrophal sind. Die Ratingagentur Moodys hat alle drei großen isländischen Banken von A1 auf C herabgestuft. Das Rating bedeutet das nur bei einer günstigen Entwicklung keine Ausfälle zu erwarten sind.

Der isländische Außenminister hat abermals betont, dass die isländische Regierung sich einen Zusammenbruch ihres Bankensystems, das hauptsächlich aus drei Banken besteht, nicht leisten kann und alles in ihrer Macht stehende tun wird um einen Crash zu verhindern.

Währenddessen hat die isländische Zentralbank den isländische Leitzinssatz auf 15,5 % erhöht um die isländische Krone zu stabilisieren und somit der hohen Inflation von zur Zeit knapp 8 % entgegenzuwirken. Allerdings hat der dramatische Verfall der isländischen Kronen zu einem überdimensionalen Anstieg der isländischen Neuverschuldung geführt. Somit sahen sich die Ratinagenturen gezwungen, das Bonitätsrating des isländischen Staates ebenfalls zu senken, welches aber immernoch A+ beträgt.

Ich habe mich aufgrund dieser Tatsachen entschlossen dort mein Geld vorerst nicht anzulegen. Bei einem Betrag von ca 21.000 Euro, welcher durch den isländischen Einlagensicherungsfonds abgesichert ist (mehr sollte man auf keinen Fall dort anlegen) würde man im Vergleich zu den sonst üblichen 4,5% Tagesgeldzinsen etwa 240 Euro mehr bekommen. Wobei die Rechnung nicht ganz stimmt, da ich angenommen habe, dass die 5,65 % für das ganze Jahr gelten, dabei sind es nur 6 Monate und danach gibt es ja nur 5,10 %.

Statt dessen bietet sich dem risikofreudigen Anleger als Alternative einen geringeren Betrag in die Anleihen der genannten Bank anzulegen. Dort würde man deutlich höhere Renditen erzielen. Wer an eine baldige Beruhigung der Lage in Island glaubt für den wäre eine Spekulation auf eine baldige Erholung der isländische Krone ebenfalls interessant.

Auf jeden Fall erscheint es mir momentan nicht besonders ratsam dieser Bank für den oben gennanten Zinssatz mein Geld zu geben, da man mit Anleihen eine erheblich größere Rendite erzielen würde und sie in einer solche Situation einen deutlich höheren Zinssatz zahlen müsste.

Grüße
Pragmatiker1982

» Pragmatiker1982 » Beiträge: 250 » Talkpoints: 4,43 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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