Wie jemanden dazu bewegen, sich ins Krankenhaus zu begeben?

vom 30.12.2012, 19:40 Uhr

Gestern Abend stürzte meine Schwiegermutter die Treppen hinunter. Es kamen Notarzt und Feuerwehr, da sie starke Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule hatte, sie wurde zunächst ins Krankenhaus gebracht. Bildgebende Verfahren schlossen eine Verletzung der Wirbelsäule aus, sie hatte Glück im Unglück und sich nur einige Rippenprellungen zugezogen.

Im Hinblick darauf, dass bald Silvester ist und das man da ungern im Krankenhaus liegt, entließen die Ärzte sie gestern spät Abend noch in meine Fürsorge. Im Arztbrief steht deutlich geschrieben, sollten sich die Beschwerden verschlimmern oder neue Komplikationen auftreten, wird dringend zur Wiedervorstellung geraten.

Nachdem sie die Nacht einigermaßen überstanden hat, wenn auch mit starken Schmerzen, trat heute morgen eine starke Übelkeit auf, die sich bis jetzt hält. Meines Wissens zufolge lässt Übelkeit nach einem Unfall oft auf ein Schädel-Hirn-Trauma schließen, weswegen ich meine Schwiegermutter bat, mit mir ins Krankenhaus zu fahren, um eine weitere Untersuchung einzuleiten.

Leider weigert sie sich, dass ich sie ins Krankenhaus bringe, sie möchte nicht, zieht sich nicht an und bleibt einfach auf der Couch liegen. Ich finde das überhaupt nicht gut, denn aus einer Gehirnerschütterung können sich schlimme Konsequenzen ergeben, deswegen wäre mir viel wohler, wenn sie sich in ärztlicher Obhut befindet. Solches Verhalten habe ich bei ihr aber schon öfters erlebt, medizinisch notwendige Untersuchungen verweigert sie einfach.

Wie würdet ihr euch an meiner Stelle verhalten? Soll ich sie einfach in Ruhe lassen und hoffen, dass nichts passiert oder soll ich sie gegen ihren Willen mit Gewalt ins Krankenhaus schleppen? Habt ihr generell auch mit solchen Menschen zu tun, die ärztlich notwendige Untersuchungen einfach nicht zulassen wollen und die lieber den Gang zum Arzt meiden? Wie würdet ihr euch im Umgang mit solchen Menschen verhalten?

» Jess0708 » Beiträge: 715 » Talkpoints: 47,47 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Warum rufst du nicht einfach einen Notarzt an? Meine Mutter hat das einmal gemacht, allerdings als sie noch als gesund galt und es verweigert zum Arzt zu gehen. Wir haben ihr dann gesagt, entweder sie geht freiwillig oder wir lassen den Arzt kommen. Da ist sie lieber freiwillig zum Arzt gegangen.

Ich hätte an deiner Stelle aber schon die Ärzte im Krankenhaus angesprochen und die Situation erklärt. Dann wäre sie wahrscheinlich nicht entlassen worden. Da du sie aber nun daheim hast und für sie verantwortlich bist und du sie kaum ins Krankenhaus tragen kannst, würde ich den Notarzt anrufen. Situation schildern und die dann wahrscheinlich kommen lassen.

Ich habe es im Freundeskreis erlebt, da hat die Mutter sich geweigert dringend notwendige Medikamente zu nehmen. Der Sohn hatte keine Chancen und sprach den behandelnden Arzt an. Der sprach mit der Mutter, aber es war ersichtlich, dass die Mutter die Medikamente trotzdem nicht nehmen wird. Am nächsten Tag stand die Polizei mit dem Notarzt vorm Haus. Sie hatte die Wahl, entweder sie nimmt ihr Medikamente oder man bringt sie zwangsweise in der Geriatrie unter. Der Arzt konnte und wollte die Verantwortung nicht mehr übernehmen und hat deshalb die Entscheidung getroffen, dass Eigengefährdung vorliegt und was unternommen werden muss. Die Mutter nimmt seitdem die Medikamente freiwillig.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


An deiner Stelle würde ich das Krankenhaus kontaktieren aus dem man sie in deine Fürsorge entlassen hat. Die werden dir vermutlich auch sagen, dass sie nochmal vorbeikommen sollte. Mit dieser Mitteilung würde ich dann nochmal mit der Frau sprechen. Vielleicht kommen vom Krankenhaus auch noch andere Vorschläge, wovon ich eher nicht ausgehe. Und dann würde ich klarstellen, dass ich kein Interesse daran habe, mir später Vorwürfe zu machen und sie deshalb vor die Wahl stellen sich entweder freiwillig in medizinische Behandlung zu begeben oder einen Notarzt zu rufen.

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» Trisa » Beiträge: 3169 » Talkpoints: 61,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Danke für eure Ratschläge, ich habe tatsächlich eben mit dem Krankenhaus telefoniert und dabei erfahren, dass sie sich bereits gestern auf eigene Verantwortung entlassen hat. Die Ärztin riet mir, dass ich Druck machen soll und ihr schonungslos die möglichen Konsequenzen eines nicht erfolgten Arztbesuches schildern soll, was ich dann auch tat.

Die Folge: Meine Schwiegermutter ist nun endlich mit meinem Mann unterwegs ins Krankenhaus. Ich habe der Ärztin auch am Telefon gesagt, dass ich darum bitte, meine Schwiegermutter nicht zu entlassen, wenn es aus medizinischer Sicht nicht akzeptabel ist. Man versprach mir zu tun was möglich ist.

Ganz generell finde ich es aber sehr schwierig mit Menschen umzugehen, die einen notwendigen Arztbesuch einfach ablehnen. Das tritt ja sehr häufig bei älteren Menschen auf, wobei ich auch das totale Gegenteil kenne. Woran liegt denn diese Weigerung, habt ihr da eine Idee? Als normal denkender Mensch sollte doch der Wunsch nach Besserung im Vordergrund stehen, womit sich ein Arztbesuch doch von selbst empfiehlt.

» Jess0708 » Beiträge: 715 » Talkpoints: 47,47 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich würde ihr die Wahl lassen. Und zwar nicht, ob sie ins Krankenhaus geht oder nicht, sondern ob man den Notarzt holt oder mit ihr ins Krankenhaus fährt. Die Wahl sollte man ihr schon lassen, aber nicht ins Krankenhaus zu gehen, würde ich nicht als Option sehen.

Sicherlich verbringt man SIlvester nicht gern im Krankenhaus. Aber wenn man mal vom schlimmsten ausgeht: ist es ihr lieber, wenn sie nicht mehr all zu viel vom neuen Jahr hat? Nur durch Engstirnigkeit? Den Schuh würde ich mir an deiner Stelle auch nicht anziehen. Schließlich hat man sie ja, wenn ich dich richtig verstanden habe, in deine Obhut entlassen und da trägst du dann schon eine gewisse Mitverantwortung. Sicherlich kann es auch eine vorrübergehende Übelkeit sein. Aber da du kein Arzt bist (nehme ich mal an), musst du eben vom schlimmsten ausgehen und nicht vom Besten.

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» winny2311 » Beiträge: 14930 » Talkpoints: 2,85 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich kenne das auch. Ich war zwar noch in so einer Lage wie du mit deiner Schwiegermutter, wo es ja auch vor allem darum ging, dass sie möglichst schnell behandelt wird, aber ich habe ein ähnliches Problem mit meinem Freund. Der hat desöfteren Probleme mit seinem Knie. Es ist kein permanentes Problem, aber die Schmerzen treten immer mal wieder auf und wenn sie da sind, kann mein Freund kaum normale Bewegungen mit dem Bein machen und das merke ich dann eben an seinem Gang - von sich aus sagen würde er es mir wohl eher nicht.

Auf jeden Fall habe ich auch schon alles mögliche versucht, um ihn ins Krankenhaus zu bekommen, da man so früh wie möglich etwas dagegen unternehmen sollte, da so die Chancen auf Heilung bei Verletzungen und Krankheiten eigentlich immer besser stehen, als wenn man erst den Arzt aufsucht, wenn man das Gefühl hat, dass es nicht mehr anders geht. Bisher konnte ich ihn aber nicht davon überzeugen, auch nicht, indem ich ihm mögliche Folgen aufgezählt habe. Ich hoffe aber inständig, dass er demnächst zur Vernunft kommt. Es ist nur so schwierig, weil er felsenfest behauptet, dass es nach einigen Tagen wieder weg ist, was ja auch stimmt, aber die Sache nicht unbedingt besser macht.

In dem Fall, dass es wirklich dringend ist, würde ich auch erst einmal mit einem Notarzt drohen. Man sollte der betroffenen Person einfach bewusst machen, dass man es wirklich ernst meint und sie nun entweder freiwillig mit ins Krankenhaus kommt, oder man den Arzt eben herkommen lässt. Eigentlich sollte die Person sich dann einsichtig zeigen und mitkommen. Andernfalls muss man eben wirklich den Notarzt anrufen, auch wenn es irgendwie lästig ist und nicht die Optimallösung, immerhin könnte der Notarzt auch woanders gebraucht werden, denn nicht jeder hat die Möglichkeit, ins Krankenhaus zu fahren.

Ich finde, du hast völlig richtig gehandelt, indem du nicht locker gelassen hast. Das sollte man in so einem Fall nämlich auf gar keinen Fall.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich habe die Problematik mit meinem Vater schon ein paar Mal durch. Er hat kein ganz gesundes Herz und hatte auch schon einen Schlaganfall, der auch erst behandelt wurde, nachdem ich hin kam und von meiner Mutter die Geschichte hörte. Er weigert sich immer, wenn ich den Notarzt holen will, aber ehrlich gesagt, ist mir das mittlerweile egal und in der Regel lässt er sich dann vom Fachpersonal auch was sagen.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Jess0708 hat geschrieben:Ich habe der Ärztin auch am Telefon gesagt, dass ich darum bitte, meine Schwiegermutter nicht zu entlassen, wenn es aus medizinischer Sicht nicht akzeptabel ist. Man versprach mir zu tun was möglich ist.

Aber solange deine Mutter selber entscheiden kann, kann sie im Grunde tun und lassen, was sie will. Das heißt, wenn nicht unmittelbare Gefahr für ihr Leben oder das Leben anderer besteht, kann man nichts unternehmen, wenn sie wieder gegen ärztlichen Rat gehen will. Und mit unmittelbar ist dabei wirklich unmittelbar gemeint. Nur weil man Untersuchungen ablehnt oder Tabletten nicht einnimmt, besteht diese Gefahr nicht zwangsläufig.

Gleiches gilt auch für den Notarztbesuch. Klar kann man den anrufen, aber was soll der denn machen, wenn sie da dann wieder sagt, sie will sich nicht behandeln lassen? Da kann der auch nicht wirklich etwas tun, außer mit einer Zwangseinweisung zu drohen. Das kann er aber auch nicht selber veranlassen, sondern muss dann einen Obmann anrufen, der sich die Sache anschaut und die sehen das ganze oftmals sehr nüchtern und völlig emotionslos.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich hatte eine entfernt vergleichbare Situation einmal auf einem Konzert. Dort war ich bei den Sanitätern, bzw. wurde hingetragen nachdem ich zusammen gebrochen bin. Es ging mir jedoch schnell besser und ich wollte aus dem Bereich raus. Dafür musste ich dann auch unterschreiben, dass man mich darauf hingewiesen hat, mich nochmal ärztlich durchchecken zu lassen, was ich an diesem Abend ablehnte. Aus meiner Sicht hätte man sowieso keine großen Untersuchung anstellen können dort und es dauerte ewig bis überhaupt etwas passierte.

Im Krankenhaus bin ich auch einmal gegangen. Es war Wochenende und Untersuchungen wäre erst zum Wochenbeginn erst wieder erfolgt. Die Situation dort gefiel mir gar nicht und ich bin schon vorher in der Notaufaufnahme mit dem Personal aneinandergeraten. Also sah ich keinen Grund zu bleiben, nachdem klar war, dass man sowieso nichts weiter tun würde, als mir Tabletten zu geben, die ich auch selbst einnehmen konnte.

Bei einigen Leute ist es sicherlich auch noch die Angst vor Untersuchungen, die eine Rolle spielt. Viele Untersuchungen sind leider noch nicht schmerzfrei durchzuführen oder zumindest unangenehm. Dazu kommt teilweise die Angst vor einer Diagnose. Außerdem sind Krankenhäuser nicht die schönsten Orte und kaum jemand fühlt sich dort wohl. Manche wollen auch Aufregung um sich vermeiden. Und nach Unfällen und bei einigen Medikamenten kommen noch Stimmungsschwankungen, Endorphine oder Bewusstseinstrübung hinzu.

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» Trisa » Beiträge: 3169 » Talkpoints: 61,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Manchmal hilft es einfach nur den Notarzt oder die Rettung zu rufen. Oft muss man die Leute zu ihrem Glück zwingen. Und wenn du schon die Befürchtung hast das es ihr wirklich nicht gut geht und du dir Sorgen machst dann würde ich das auch tun. Ich hatte auch mal so einen ähnlichen Fall und der Mann wollte auch nicht ins Krankenhaus. Auf keinen Fall, nein es geht schon war seine Aussage. Ich habe dann auch einfach die Rettung gerufen und es blieb nichts anderes übrig als mit zu fahren. Er hatte dann aber auch wirklich sehr schwere Verletzungen, sodass er es vermutlich zu Hause eh nicht lange ausgehalten hätte. Aber ihn musste ich auch zu seinem Glück zwingen. Ich hoffe deine Schwiegermutter ist mittlerweile im Krankenhaus und es ist nichts ernstes.

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» torka » Beiträge: 4369 » Talkpoints: 5,93 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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