Andere Menschen über Demenz informieren?

vom 16.03.2012, 00:24 Uhr

Der Vater einer Bekannten ist an Demenz erkrankt. Zur Zeit lebt er noch alleine und kann seinen Alltag noch relativ gut bewältigen. Zum Mittagessen geht er zum Metzger um die Ecke, der einen warmen Mittagstisch anbietet. Für den Haushalt kommt einmal die Woche eine nette Frau, die ihm ein wenig hilft.

Vor wenigen Jahren verstarb die Frau des Vaters meiner Bekannten. Das Ehepaar hatte vorher einen großen Freundeskreis. Der Witwer hat sich nach dem Tod seiner geliebten Ehefrau aber immer mehr zurück gezogen. Die Freunde haben halt irgendwann auch gesagt, er kann sich auch mal melden. So verliefen sich viele Freundschaften.

Mittlerweile sagt er zu Einladungen, dass er keine Zeit hat. Das ist zumindest seine offizielle Begründung. Leider ist es aber wohl so, dass er sich einfach nicht mehr daran erinnert, wo die Freunde wohnen. Teilweise sind ihm auch die Namen entfallen. Klar reagieren viele Menschen mit der erstaunten Frage, ob er das wirklich nicht mehr weiß, darauf. Das verunsichert den Rentner zusätzlich.

Nun ist der Vater meiner Bekannten eingeladen. Die Gastgeber würden ihn auch abholen und wieder heim bringen. Das wäre alles also kein Problem. Meine Bekannte ist aber gerade ein wenig unsicher, ob sie die Gastgeber über die Demenz ihres Vaters informieren sollte. Meine Bekannte wohnt leider weiter weg und kann ihren Vater nicht begleiten. Sie hat aber nun Sorge, dass er halt auf andere Menschen eigenartig wirkt, weil ihm manche Sachen einfach nicht einfallen oder er sich nicht mehr erinnern kann. Sie hat weiterhin Sorge, dass ihr Vater vielleicht noch unsicherer mit der Situation wird, wenn ihn dann andere Gäste fragen, ob er das wirklich nicht mehr weiß.

Ist es sinnvoll die Gastgeber eventuell vorher zu informieren? Dann könnte man eventuell Situationen vermeiden oder beeinflussen, die vielleicht ungewöhnlich sind und der Vater meiner Bekannten würde nicht eigenartig wirken. Auf der anderen Seite will meine Bekannte aber halt auch vermeiden, dass ihr an sich körperlich recht fitter Vater bevormundet wird. Was würdet ihr tun und warum?

» XL » Beiträge: 680 » Talkpoints: -0,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Offenheit ist immer besser, als wenn man schweigt. So können die Gastgeber sich auch darauf einstellen und wissen das ein oder andere Verhalten zu deuten. Ich finde nicht, dass es eine Krankheit zum verstecken ist, sondern auch eine, die ausgesprochen werden muss. Jeden kann es treffen und wenn der Gegenüber darüber Bescheid weiß, dann kann dieser auch besser reagieren. Auch wenn er jetzt noch gut drauf ist, wird sich dieses ja ändern und dann bekommen es alle bewusst mit. Daher halte ich es für wichtig auch jetzt schon darüber Bescheid zu wissen. Es ist sonst wie ins offene Messer laufen und das würde ich sehr schade finden. Denn wenn die Bekannten es wissen, können sie jetzt und auch später damit viel besser umgehen und bekommen keinen Schock, wenn das Verhalten sich schlagartig ändert.

» davinca » Beiträge: 2246 » Talkpoints: 1,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich bin zwar auch dafür, dass man über Krankheiten sprechen sollte, damit ein anderes Verhalten nicht plötzlich sehr befremdlich wirkt. Nur meine ich aber auch, dass das nicht die Aufgabe einer anderen Person ist, Bekannte über den Zustand des Vaters zu informieren. Der Vater könnte das als persönliche Attacke auf sich deuten. Vielleicht lässt sich ein Gespräch mit dem Vater arrangieren, in dem er selber von seiner Krankheit spricht. Solch ein Gespräch müsste allerdings vorbereitet werden und dem Vater die Notwendigkeit von Offenheit bezüglich seiner Krankheit vor Augen geführt werden.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



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