Qualifiziert und arbeitslos

vom 15.05.2007, 09:25 Uhr

Wenn alle arbeitslosen Ingenieure (da man meistens diese bei der Fachkräftemangeldiskussion erwähnt) einstellen würde, dann würde zumindest ein Großteil des angeblichen Problems derzeit zumindest verschwinden. Allerdings gehören zu dieser Ingenieure-Gruppe die älteren Ingenieure, Frauen, die eine Familienpase von mehreren Jahren genommen haben und Ingenieure mit vielfachen Qualifikationen.

Jede dieser Gruppen ist für die Industrie ein Problem: die älteren will man nicht, da alle Betriebe möglichst Absolventen mit 2-3 Jahren Erfahrung wollen (die sind noch sehr billig und verstehen schon, was gefordert wird), die Frauen sind schon zu lange raus und die müsste man wieder integrieren, und die vielfach Qualifizierten sind "überqualifiziert" und damit zu teuer. Die Lösung der Probleme: Osteuropäer, die das alles bringen, was man will zu einem Bruchteil des Gehalts. Indessen bleiben die anderen arbeitslos.

Das ist aber ja nicht das Problem der Industrie, sondern des Staates. Nur deshalb sollen die Grenzen früher geöffnet werden. Die Interessenlage ist glasklar. Und so etwas fordert eine SPD, die ja auch die 1-Euro-Jobs erfunden hat und sich dann wundert, warum keiner mehr etwas von ihr wissen will...

Gruß nothing

» nothing » Beiträge: 36 » Talkpoints: 0,16 »



Naja, mein Vater ist auch Ingenieur - und wäre er nicht seit Jahren selbstständig, hätte er auch sehr schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt, weil er sich kaum mit den neuen Sachen wie CAD usw. auskennt. Da nützt im auch sein 1.0 Studium mit Auszeichnung nichts mehr oder etwaige Zusatzqualifikationen, abgesehen vom Alter.

Die osteuropäischen Ingenieure dürfen auch nicht einfach so hier arbeiten oder bringen eben das gleiche Problem mit - woher sollen die es denn können, bei aus unserer Sicht teilweise veralteten Studiengängen.

» Midgaardslang » Beiträge: 4131 » Talkpoints: -14,08 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich muss mich an der Stelle gleich mal als Beispiel hinstellen... Ich habe mein Studium der Kommunikationstechnik erfolgreich absolviert und suche nun schon seit 3 Jahren vergeblich nen Job. Ich kann nicht sagen woran es liegt. Bewerbung habe ich genug geschrieben und schreibe auch weiter. Nur langsam gehen mir die Adressen aus. Eine erneute Bewerbung im selben Haus bringt meist erst nach Jahren etwas, man ist ja schließlich schon bekannt...

Meine Spezialisierung, der Mobilfunk, scheint irgendwie in Deutschland nur noch für BWLer und nicht für technisch versierte Leute interessant zu sein. Wenn man mal eine Stell mit Netzplaner oder ähnlichem findet wird man gleich noch mit Kosten-Nutzenrechnung, Kundenbetreuung und Akquise beauftragt. Eine Bewerbung auf solch eine Stelle endet meist mit einer Entscheidung für einen besser geeigneten Bewerber oder der Begründung, einem Fehle das fachliche Verständnis der Techniken.

aber nun habe ich von meinem Studium nicht mehr viel, nach 3 Jahren verlernt man mühsam Erarbeitetes, da die Praxis einfach fehlt. Zu dem kommt noch ein Kind und eine arbeitende Frau. Und wer will schon einen Akademiker ohne Berufserfahrung, der auch noch notfalls auf ein krankes Kind aufpassen muss?

» roac » Beiträge: 20 » Talkpoints: 10,74 »



Ich kann von eigener Erfahrung nur die Elektro und Montage Branche in Betracht ziehen, bei welcher in letzter Zeit wirklich fast gar nix mehr los ist.

Den Leuten in dieser Branche geht es immer schlechter, obwohl sie qualifiziert sind etc.

Hoffe ich konnte dir da weiterhelfen.

Mit freundlichem Gruße
Konsiko

» Konsiko » Beiträge: 115 » Talkpoints: -0,08 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Guten Tag,

ich kenne einige Leute, die nach ihrem abgeschlossenem Studiengang es sehr sehr schwer haben, eine feste Anstellung zu finden. Ich glaube, man kann es nicht an einen bestimmten Studiengang knüpfen, jedoch fällt mir eine häufung im Bereich Wirtschaft und Jura auf. Ich kenne drei Juristen, die sich mit ewigen Praktika und Nebenjobs über Wasser halten müssen, weil für sie einfach keine Festanstellung zu ergattern ist. Dafür ist der Markt einfach zu stark umkämpft. Auchdie Kanzlein sehen dies natürlich und nutzen diese Situation für ihre Zwecke. Viele stellen fertige Absolventen als Praktikanten ein und stellen einen Job in Aussicht. Jedoch planen diese Firmen keine festanstellungen, sondern holen sich nach Ablauf der Praktikumszeit einfach den nächsten Praktikanten und haben so immer wieder eine neue billige Arbeitskraft. Von den Absolventen werden diese Angebote natürlich gerne angenommen, da so ein Praktikum ja zumindest die wage Chance auf eine Festanstellung im Wunschbetrieb bietet und es immer noch besser ist als regelmässig an der Tür der Agentur für Arbeit zu klopfen. Hierbei besteht jedoch die Gefahr, dass die Leute von einem Praktikum ins nächste rutschen, ohne irgendwo mal eine Festanstellung ergattern zu können. Es kommt nicht selten vor, dass Absolventen nach ihrem abgeschlossenem Studium bis zu 15 Praktika und mehr machen. Dies wirkt sich dann wiederum negativ auf den Lebenslauf aus, da der Eindruck entstehen kann, dass sich der Arbeitnehmer unter seinem Wert verkauft. Somit ist es dann nach einer langen Praktika-Karierre noch schwieriger, eine feste Anstellung zu finden, auch da dann oft ausser den Praktika in den jeweiligen verschiedenen Betrieben keine wirkliche Berufserfahrung vorgewiesen werden kann. Um nicht falsch verstanden zuwerden möchte ich noch einmal betonen, dass ich nicht grundsätzlich gegen die Durchführung solcher Praktika bin und dass ich nicht glaube, dass alle Firmen nur aus den oben genannten GründenPraktikumsplätze vergeben. Es gibt garantiert auch sehr viele Betriebe, die durch ein Praktikum nur herausfinden wollen, ob der eventuelle zukünftige Arbeitnehmer auch zum Betrieb passt....

Doch vom Problem der Arbeitslosigkeit sind nicht nur Juristen betroffen. Ich kenne auch einige Ingenieure, die es sehr schwer haben, den richtigen Arbeitspltz zu finden. Hiervon sind häufig eher die Absolventen von Fachhochschul-Studiengängen betroffen. Dies liegt unter anderem daran, dass hier der Grad der Qualifikation oft nicht ganz eindeutig ist und dass es sehr viele ähnliche Studiengänge gibt, was es für die Betriebe sehr sehr schwer macht, den Arbeitnehmer mit der für den jeweiligen Betrieb passenden Qualifikation zu finden. Weiterhin werden einige Studiengänge auch so regional angeboten, dass die Möglichkeit, einen Arbeitsplatz zu finden auch an eine bestimmte Region gebunden ist und dort sind die Arbeitsplätze nun einmal begrenzt....

Letztlich möchte ich jedoch betonen, dass dies oft ein Jammern auf sehr hohem Niveau ist. Im Gegensatz zu allen anderen Bildungsstufen ist die Arbeitslosenquote bei qualifizierten Akademikern fast immer verschwindend gering, wenn es sich nicht gerade um einen total überlaufenen Studiengang, oder einen Studiengang der so gut wie keine Arbeit auf dem normalen Arbeitsmarkt, sondern nur an einer Universität zulässt, handelt. Ich habe zum Beispiel vor kurzem gelesen, dass es bei promovierten Theologen eigentlich keine Arbeitslosigkeit gibt......

Es bleibt also festzuhalten, dass man im allgemeinen immer noch mit einem abgeschlossenem Studium sehr gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat. Ich studiere Medizin und habe eigentlich überhaupt keine Angst, dass ich später keine Arbeit finden könnte. Und falls dies doch eintritt, gibt es immer noch das Ausland.....

» akianow » Beiträge: 73 » Talkpoints: -0,14 »


Hallo,

Probleme gibt es vermutlich in allen Branchen. Ich selbst (Mediengestalterin) war auch 3 Jahre arbeitslos, halte mich für sehr qualifiziert in meinem Beruf, bilde mich ständig weiter, glücklicherweise bin ich seit 3 Jahren in einem kleinen Betrieb wieder fest angestellt.

Meiner Meinung nach hängt das mit vielen unterschiedlichen Faktoren zusammen:
- z.B. die Örtlichkeit, gibt es im erreichbaren Umfeld genug Angebote in der Branche oder muss man Umziehen die Konkurrenz,
- gibt es ebenso viele qualifizierte Konkurrenten wie Job-Angebote?
- die eigene Einstellung, z.B. würde man Umzug in Kauf nehmen, ist man familiär gebunden?
- die Selbstdarstellung, wie kann man sich verkaufen? wie präsentiert man sich?
- usw.

Die Qualifikation allein reicht oft nicht aus. Wenn man die z.B. beim Vorstellungsgespräch oder schon in der Bewerbung nicht rüber bringen kann, kann man noch so gut gewesen sein.
Problematisch wird es auch, wenn man bereits längere Zeit arbeitslos war, dann fehlts einfach an der Berufserfahrung. Ganz schlimm ist das in schnelllebigen Branchen wie IT. Deswegen habe ich z.B. immer zugesehen, dass ich mich weiterbilden kann.
Erlebt habe ich selbst auch, dass Arbeitgeber mehr verlangen als was zum eigentlichen Job gehört, also dass man eigentlich zwei Jobs übernehmen kann. Eine Agentur suchte z.B. eine Grafikerin, die auch die Buchhaltung mitübernimmt.

LG

» Angiccata » Beiträge: 5 » Talkpoints: 2,71 »


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