Verschreiben deutsche Ärzte zu oft Antibiotika?

vom 16.02.2012, 20:26 Uhr

Laut einer Studie der Universität Bremen sollen deutsche Ärzte viel zu oft Antibiotika verschreiben. Obwohl Antibiotika ausschließlich gegen Bakterien wirken, werden Antibiotika sogar bei Virenerkrankungen eingesetzt. Dabei ist, laut dieser Studie, aber nicht unbedingt der Arzt der Verantwortliche, sondern die Eltern selbst. Gerade Eltern, die man gemeingültig als ungebildet bezeichnen würde, würden bei vielen Erkrankungen Antibiotika verlangen. Aber ob nun ein Kinderarzt darauf eingeht, ist natürlich Sache des Arztes, ich kann mir aber nicht vorstellen, dass man als Arzt so handhabt. Immerhin weiß der Arzt doch am ehesten, wogegen Antibiotika wirken könnte.

Besonders häufig oder häufiger als woanders werden Antibiotika in den nordöstlichen Bundesländer verschrieben. In Süddeutschland ist es hingegen weniger, vor allem in Baden-Württemberg erhielten die Kinder mit am wenigsten Antibiotika, am meisten in Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Ebenfalls interessant zu erwähnen ist, dass Hausärzte wesentlich häufiger als ein Kinderarzt oder als ein Hals-Nasen-Ohrenarzt ein Antibiotikum verschreiben. Würde man Kinder auch von entsprechenden Ärzten behandeln lassen, so wäre ein Rückgang von Antibiotika die logische Folge, da gerade ein Kinderarzt nicht ganz so leichtfertig mit der Verschreibung umgeht.

Antibiotika können, sobald sie häufig eingesetzt werden, mit der Zeit ihre Wirkung verlieren. Man wird selbst als Patient resistent gegen Antibiotika und steht dann eben vor einem Problem, wenn man wirklich gegen eine bakterielle Erkrankung zu kämpfen hat.

Könnt Ihr bestätigen, dass ein Hausarzt eher ein Antibiotikum verschreibt, als es eben ein Kinderarzt oder ein HNO-Arzt tut? Ist diese Studie eine, die Euch selbst beunruhigt? Gehört/ gehörtet Ihr zu den Eltern, die stets eine Behandlung mit Antibiotika auch verlangt haben oder lasst Ihr Eure Kinder eher wenig davon einnehmen? In welchen Fällen würdet Ihr bei Eurem Kind auf eine Behandlung mit einem Antibiotikum bestehen?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Wir haben neben unserer Apotheke eine Arztpraxis, die sehr viele Antibiotika verschreibt. Es ist eigentlich eine internistische Gemeinschaftspraxis, aber viele Patienten (Erwachsene und auch einige Kinder) haben dort ihren Hausarzt. Was mir bei Rezepten und Patienten dieser Praxis wirklich erschreckend auffällt, ist die Tatsache, dass dort scheinbar nie eine Blutuntersuchung stattfindet, ob es wirklich eine bakterielle Erkrankung ist, oder ob es einen anderen Auslöser gibt. Auch die Art des bakteriellen Erregers sollte ja vor der Verordnung eines Antibiotikums festgestellt werden, damit das richtige Antibiotikum angewendet wird.

Was mir bei dieser Praxis noch negativ auffällt, ist, dass die Antibiotika oft ohne jedes Konzept tageweise verordnet werden. Also an einem Tag werden mir viele Rezepte mit Amoxicillin vorgelegt, am nächsten Tag sind es dann viele Rezepte mit Roxithromycin, die diese Praxis verordnet. Es scheint einfach nur darum zu gehen, dass die Patienten erst mal zufrieden sind und das Gefühl haben, der Arzt hätte sich um sie gekümmert. Ich finde diese Entwicklung auch erschreckend und bin gespannt, ob sich daran jetzt aufgrund dieser Studie etwas ändern wird. Vielleicht kann es ein Umdenken bei den Ärzten geben, dass sie nicht mehr deshalb Antibiotika verschreiben, weil die Eltern des Kindes das Mittel zur Absicherung zu Hause haben möchten, sondern nur noch, wenn es wirklich erforderlich ist.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich kann mich den Aussagen meiner Vorrednerin nur anschließen: Antibiotika werden oft zu schnell und vor allem ohne ausreichende Diagnose verschrieben. Da ich keine Kinder habe, kann ich da nur aus eigener Erfahrung als Erwachsene und Tierhalterin sprechen, denn auch Tierärzte verhalten sich oft so. Meist wird gar nicht versucht, eine alternative Möglichkeit zu finden oder Erreger genau zu bestimmen, das Antibiotika wird scheinbar als Allheilmittel eingesetzt.

Nicht nur, dass man bei langer und unnützer Antibiotikaeinnahme Resistenzen entwickeln kann, diese Medikamente bleiben besonders lange im Körper und belasten diesen. Wird keine ausführliche Diagnose betrieben, kann es durchaus vorkommen, dass das erste Antibiotikum gar nicht wirkt und man eine Reihe davon ausprobieren muss. Scheinbar sehen viele Ärzte ihre Patienten als Versuchskaninchen und wollen sie möglichst schnell abspeisen. Dass sicherlich auch Unwissenheit bei Arzt und Patient mitschwingt, mag ich gar nicht leugnen. Es wird eben einfach viel zu viel "rumgedoktert" auf Kosten der Patienten.

Ich hoffe natürlich, dass sich das ändert. Man kann als Patient aber auch aktiv daran mitarbeiten, dass so etwas nicht passiert. Indem man sich informiert, Beipackzettel liest und die eine oder andere Frage an Arzt und Apotheker stellt, kann man schon so manches abschätzen.

» TheDutchess » Beiträge: 537 » Talkpoints: 0,67 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich muss sagen, ich bin eigentlich sehr gegen Antibiotikum. Antibiotikum hilft nur gegen bakterielle Entzündungen und ich kenne es aus eigener Erfahrung, dass mir schon oft etwas verschrieben wurde obwohl es sich um einen viralen Infekt gehandelt hat.

Meine Tochter (13 Monate) ist bei einem tollen Arzt. dieser ist sehr auf der homöopathischen-anthroposophischen Schiene und verschreibt nur im äußersten Notfall Antibiotikum. Meine Tochter war zwar auch noch nie richtig krank, aber ich finde der Körper bekämpft die meisten Erkrankungen schon von ganz alleine. Wenn der Körper die Zeit zum Bekämpfen bekommt, dann ist die Krankheit auch tatsächlich ausgeheilt. Bei der Gabe von Antibiotikum oder sonstigen Medikamenten werden die Symptome verdrängt und oft bricht die Krankheit schon kurze Zeit später wieder aus. Wir kommen mit homöopathischen Medikamenten und gesunder Ernährung. sowie viel Bewegung und frische Luft wunderbar klar und das zeigt sich deutlich an unserem Gesundheitszustand!

» Lara2011 » Beiträge: 1466 » Talkpoints: 0,19 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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