Teleskop kaufen - Worauf muss ich achten

vom 15.03.2008, 13:47 Uhr

Wenn ich abends so in den Himmerl gucke hätte ich oft liebend gern ein Teleskop. Nun möchte ich mir eins zum Geburtstag wünschen. Ich hoffe von euch kennt sich da jemand aus. Ich möchte auch wirklich was sehen und weiß gar nicht worauf man da achten muss um den Mond oder oder die Sterne wirklich nah zu sehen.

Hat von euch jemand ein Teleskop? Was habt ihr bezahlt? Ach, nicht zu vergessen: Wo habt ihr es her? Ich möchte nun auch kein Vermögen dafür ausgeben, da es ja nur für den Heimbedarf ist und ich abends einfach mal ganz gern in den Himmel gucken möchte. Ich hoffe ihr könnt mir da helfen und wisst was ich alles beachten muss.

» julia08 » Beiträge: 1991 » Talkpoints: -5,91 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Also beim Teleskop bzw. dessen Kauf sind sehr sehr viele Dinge zu beachten, aber ich nehme mal an, Du willst sowieso nur so ein Anfängerdingens.

Mit so einem habe ich auch mal angefangen, aber ich warne Dich gleich vor: Viel sieht man damit nicht! Mein erstes Teleskop hat damals 140 Mark gekostet - meine Eltern wollten nicht viel ausgeben, da sie dachten, dass es nur eine Laune sei, die wieder schnell vorbei sein wird. Das ganze war ein Bresser Billig Teleskop auf einem furchtbar klapprigem Holzgestell - wenn man mal nur so gucken will, ganz gut, aber ansonsten totaler Mist.

Mittlerweile habe ich ein Celestron CGE 1400 was mit zur absoluten Spitze bei den mobilen Teleskopen gehört, aber das ist im Grunde nichts für Anfänger, sondern etwas für jene, die ihr Hobby lieben. Daher spar ich mir mal die Ausführungen dazu.

Ein gutes Teleskop bekommt man nicht im Discounter und nicht im Baumarkt und selten unter 400 - 500 Euro. Mit den Billigteilen, ich hab mein altes ja immernoch (eingemottet) siehst Du im Grunde nichts - also die Hoffnung auf Sterngucken usw. kannst Du aufgeben, man sieht höchstens den Mond sehr gut und teilweise auch die größeren Mondkrater bei guten Bedingungen und die Planeten etwas größer. Etwas größer heißt hier aber: so wie eine Straßenlaterne aus 1 km Entfernung an die man nun 800 Meter ranrückt, also man erkennt ein paar Hell Dunkel Kontraste (mit sehr viel Glück) und das war es schon. Meist sind diese Dinger auch deswegen frustierend, weil die Optik mittelmäßig ist, die Führung unter aller Sau und das Beobachtungsobjekt (vor allem wegen der Führung) meist wieder aus dem Blickfeld entschwunden ist bis alles stimmt.

Trotzdem mal ein paar allgemeine Tipps, was man unbedingt beachten sollte:

Teleskop Öffnung
Die Teleskopöffnung sollte so groß sein wie möglich, denn hiervon hängen viele Faktoren ab:
- lichtschwächere Objekte können eher beobachtet werden da größere lichtsammelnde Fläche
höhere Auflösung da BIlder durch mehr Licht detailreicher und vor allem schärfer sind
- man kann das Objekt besser und näher "heranholen", also vergrößern

Faustformeln sind hier:
- maximale / qualitativ beste Vergrößerung entspricht dem Doppelten der Teleskopöffnung
- die lichtsammelnde Fläche steht im Quadrat zur Öffnung des Teleskops, je größer, je besser (vereinfacht gesagt)

Art des Teleskops
Es gibt zwei Grundmodelle von Teleskopen: Den Refraktor (Teleskop mit Linse) und den Reflektor (Teleskop mit Spiegel):

Hier kann man sagen:
- Refraktor: höhere Schärfe und Kontraste beim Beobachten, dafür schlecht bei lichtschwachen Objekten
- Reflektor: weniger Schärfe und geringere Kontraste (wegen der Obstruktion), dafür gut zum Beobachten von lichtschwachen Objekten

Spiegelteleskope werden zwar wieder beliebter aber die die es so zu kaufen gibt sind meist Mist da man hier versucht mit Linsen die Schwächen des Spiegelteleskops (welches in der Regel billiger ist als ein Linsenteleskop) auszumerzen und verschlimmbessert nur alles. Die Dinger heißen katadioptrisch - Finger Weg! Wenn ein Spiegelteleskop, dann nur eines mit einem parabolischem Hauptspiegel.

Linsenteleskope haben dafür die Tücke, dass sie oft Farbfehler aufweisen - diese hat man nur dann nicht wenn man einen achromatische / apochromatische Refraktor hat. Der kostet allerdings richtig!

Was nun besser ist, da wird auch unter Sternfreunden viel gestritten, daher sage ich mal nichts dazu.

Brennweite des Teleskops
Sehr sehr wichtig, denn hier gilt immer:
- langer Tubus mit niedriger Öffnung (in Relation) gut für Planetenbeobachtungen, schlecht für DeepSky Beobachtungen (Galaxien & Sterne) da "lichtschwächer", Richtwert hier: f/10
- demzufolge: kurzer Tubus mit hohem Öffnungsverhältnis gut für Deep Sky Beobachtungen, Richtwert f/4

Es gibt ein paar Mischmaschgeräte mit einem Öffnungsverhältnis von f/6 oder f/8 die beies "können", aber naja - halb und halb ergibt hier nicht gleich ganz, sondern man hat in jedem Feld Einbußen hinzunehmen.

Es gilt, dass ein längerer Tubus mit einem niedrigerem Öffnungsverhältnis (= Brennweite/Öffnung, bspw. f/10 ) randschärfere Abbildungen an Planeten liefert jedoch im Deep Sky Bereich (Galaxien usw.) nicht so lichtstark ist wie ein kurzer Tubus mit höherem Öffnungsverhältnis (bspw. f/4). Weiterhin bietet ein kurzer Tubus ein grösseres Gesichtsfeld, was gerade bei grossflächigen Deep-Sky Objekten wie bspw. den Plejaden oder dem Nordamerikanebel wichtig ist.
Einfach gesagt: Ein langes Teleskop ist ein Planetengerät, ein kurzes ein Deep-Sky Gerät. Häufig wird der goldene Mittelweg angeboten (Öffnungsverhältnis zwischen f/6 und f/8).

Montierung des Teleskops
Ganz wichtig - denn die beste Optik nützt nichts, wenn die Montierung ein Witz ist. Das habe ich bei meinem ersten Teleskop merken müssen, wo die optik für den Preis sehr gut, aber die Montierung ein Graus war.

Es gibt einerseits die
- parallaktische Montierung, d. h. das Teleskop wird "paralellel" zum Boden ausgerichtet
- azimutale Montierung ist die oft billigere, denn hier richtet man das Teleskop "zum Himmel" aus

Daneben gibt es noch Dobson Montierungen, aber diese erfordert etwas Übung, ist also nicht für Einsteiger zu empfehlen. Kaufhausteleskope haben meist eine azimutale Montierung.

Zubehör
Zubehör in Form von Okularen und Sternenkarten braucht man nicht unbedingt - alles was über 150fache bis 200fache Vergrößerung hinausgeht ist im Grunde unnötig mangels optimaler Sichtverhältnisse. Meist reicht ein Okular mit 50facher, eines mit 100facher und eines mit 150facher Vergrößerung völlig aus. Ein Mondfilter ist gut für Mondbeobachtungen geeignet da er die Helligkeit des Mondes reduziert - führt zu besseren Beobachtungsbedingungen. Für Anfänger eignet sich ein Sucher sehr gut - mit diesem lassen sich Objekte leichter anpeilen. besser ist nur ein Leuchtpunktsucher / StarPointer oder ein Justierlaser. Sternenkarten, Mondkarten und drehbar Sternenkarten sind sehr gut für den Anfänger geeignet - Profis können sich auch ohne diese orientieren. Die Kaufhausteleskope beinhalten meist allen möglichen Schnickschnak der darüber hinaus geht (Software u.v.m.) und den man nicht braucht.


Heißt unterm Strich:
- keinen Schnickschnack mit viel unnötigem Zubehör kaufen, lieber auf eine gute und große Optik achten
- lieber einen Refraktor wenn Du den Mond ansehen willst und ein paar andere Planeten, Sterne sind im unteren Preisbereich nicht wirklich drin
- Refraktor mit einem Öffnungsverhältnis von f/10 (steht auf der Packung, kann man anfragen) zum Planeten beobachten
- gute Montierung
- 3 - 4 Okulare verschiedener Vergrößerung
- Mondfilter

Solltest Du in einer Stadt wohnen kannst Du das Beobachten fast vergessen - die Lichtverschmutzung ist oft zu hoch. Einfach so vom Balkon aus beobachten geht fast nur wenn man auf dem Land wohnt oder in "dunklen" Gegenden.

Gute und hochwertige Einsteigermodelle die bei uns viele Neue im Verein haben sind z. B.:
- NexStar SE-4
- NexStar SE-5
- ETX 90PE

Gebrauchte Teleskope bekommt man meist über spezielle Foren oder über Kleinanzeigen in der Sterne und Weltraum günstig - aber Teleskope gehören mit zu den Instrumenten, die kaum an Wert verlieren.

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