Polnischer Pfarrer versteht man nicht

vom 21.01.2012, 22:36 Uhr

Mein Sohn (9) geht dieses Jahr zur heiligen Kommunion. Wir haben 2 Pfarrer für eine Gemeinde mit 2 Ortsteilen. Der eine Pfarrer ist ein Deutscher und der andere Pfarrer ein Pole. Ich habe absolut nichts dagegen, wenn ein Pfarrer kein Deutscher ist. Ich finde es sogar gut, wenn ab und an Pfarrer aus dem Ausland für ein halbes Jahr kommen, sozusagen als Gastpfarrer und hier den Gottesdienst mit abhalten.

Wenn der deutsche Pfarrer den Gottesdienst abhält, ist alles prima. Man versteht ihn wirklich sehr gut und der Gottesdienst läuft im allgemeinen sehr sehr gut und verständlich ab. Auch muss man sich nicht andauernd hin knien, sondern steht und sitzt auch mal eine lange Zeit. Wenn er da ist, freue ich mich immer, denn auch die Kinder bekommen den Gottesdienst mit und verstehen alles.

Wenn jedoch der polnische Pfarrer den Gottesdienst abhält, sieht man, wie die Gesichter schon herunter gehen, denn man versteht ihn kaum bis gar nicht, dank seines Dialektes und des Nuschelns. Er kann zwar deutsch, jedoch verstehen die angehenden Kommunionskinder ihn nicht. Auch wir Eltern haben große Probleme und müssen alles was er vom Altar über das Mikrofon erzählt 2-3x überdenken um zu wissen, was er gemeint haben könnte.

Habe gestern mit einer Mutter gesprochen, die das total aufregt. Sie war an beiden Weihnachtsfeiertagen im Gottesdienst mit ihrem Sohn (auch angehendes Kommunionskind) der sie andauernd fragte, was er denn sagen würde. Er könnte ihn nicht verstehen. Meistens besucht man den Gottesdienst in einem der beiden Ortsteile und man muss sich dann überraschen lassen, wer bei Gottesdienst Beginn die Türe hinein kommt. Ob es eben der deutsche oder der polnische Pfarrer ist. Auch muss man im Gottesdienst des polnischen Pfarrers sehr oft wechseln zwischen knien und stehen. Dies stört sehr viele, vor allem die älteren Menschen, die Probleme mit den Gelenken haben. Sie gehen viel lieber in den Gottesdienst des deutschen Pfarrers, der nicht so oft wechselt und den Gottesdienst eher im sitzen oder stehen abhält. Auch ist der Gottesdienst des polnischen Pfarrers um einiges länger als der des deutschen Pfarrers.

Der Gottesdienst des deutschen Pfarrers dauerte bislang immer zwischen 30 und 45 Minuten und der Gottesdienst des polnischen Pfarrers 45 Minuten bis 1 Stunde und 15 Minuten. Klar, es kommt auch auf die Art des Gottesdienstes an, jedoch wenn man einen gleichen Gottesdienst vergleicht der beiden, denn beide Gottesdienste in den Ortsteilen fangen gleich an, dann ist der Gottesdienst des polnischen Pfarrers immer länger.

Habt ihr auch so einen Pfarrer, den man anhand seines Dialektes kaum bis gar nicht versteht in der Aussprache? Wie würdet ihr es handhaben, wenn ihr auf einmal in der Kirche sitzt und der polnische Pfarrer hält den Gottesdienst ab? Würdet ihr die Kirche verlassen, wenn ihr sehen würdet, das dieser polnische Pfarrer die Türe hinein kommt?

Benutzeravatar

» SybeX » Beiträge: 3896 » Talkpoints: 11,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich würde auf gar keinen Fall die Kirche verlassen, wenn der polnische Pfarrer hereinkommt, weil mir das grob unhöflich erscheint.

Ich denke, das Einzige, was man machen kann, ist mit dem Pfarrer zu reden und ihn zu bitten, doch etwas deutlicher zu reden (beim Nuscheln ist das durchaus ein Argument) und nicht so oft zwischen sitzen und knien zu wechseln. Auch was die Zeit angeht, würde ich das Gespräch suchen. Aber dabei müsste man natürlich freundlich sein und Argumente haben, die ihn auch wirklich überzeugen, ansonsten bringt selbst das Beste Gespräch nichts. Vielleicht könnte er sich auch einmal einen Gottesdienst von dem deutschen Pfarrer ansehen, damit er sich an einem solchen Beispiel oriientieren kann?

Ich selbst bin in einer evangelischen Kirche, in der fast alle Leute, die zu den Gottesdiensten erscheinen, auch mitarbeiten. Ob im Gottesdienst oder in der Kinderarbeit oder sonst wo ist hierbei eigentlich egal, aber wir geben uns gegenseitig Feedback. Und wenn uns etwas nicht gefällt, dann sagen wir einander das auch. Ein Beispiel dafür: Wir haben einen neuen Prediger bekommen, weil die alle acht Jahre wechseln. Und wir haben während dem Gottesdienst vorher immer eine Kinderbetreuung für drei bis Siebenjährige angeboten und hatten dementsprechend viele Familien mit Kindern in der Kirche. Der neue Prediger meinte, seine Gottesdienste seien auch für Kinder total interessant und so haben wir das drei Wochen lang ausprobiert. Leider hat das gar nicht funktioniert, weil selbst der beste Gottesdienst nicht für Erwachsene und Kinder gleichermaßen interessant sein kann. Das haben wir ihm gesagt und jetzt haben wir wieder eine Kinderbetreuung während des Gottesdienstes und alle sind zufrieden.

Mit ihm zu reden wäre meine Idee zu dem Thema, viel mehr fällt mir dazu leider auch nciht ein, aber vielleicht klappt das bei euch ja ähnlich gut wie bei uns?

Benutzeravatar

» Fluffeltuch » Beiträge: 797 » Talkpoints: 3,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich bin Atheist und das einzige Mal im Jahr, dass ich in die Kirche gehe, ist vielleicht Muttertag und Weihnachten, weil meine Eltern sonst traurig sind und die ganze Stimmung im Eimer ist. Früher war ich gezwungenermaßen bis zum 10. Lebensjahr regelmäßig in der Kirche und würde daher folgendes sagen: mir wäre es sogar lieber, wenn der Pastor nuschelt, damit ich das ganze Gesäusel nicht verstehen muss. Das wäre mir willkommen! Für alle die hingehen um sich das anzuhören, ist das natürlich weniger gut, wobei ich aber auch von dir in einem anderen Thread gelesen habe, dass ihr erst die Kirche besucht, seit dein Sohn Kommunion macht, also scheint auch ihr nicht zu der großartig gläubigen Sorte zu gehören.

Ich schätze dennoch, dass der polnische Pfarrer sich da bei euch noch sehr einschränkt, denn die Messen die ich in Polen besuchen musste, waren dann doch etwas extremer. Da dauert es an einem normalen Sonntag schon mal eineinhalb bis zwei Stunden, locker. Aber das stört die Menschen nicht, denn so gläubig wie die da sind, geht es ihnen scheinbar besser, je mehr Zeit sie in der Kirche verbringen, selbst wenn kein Platz mehr frei ist und sie stehen müssen. Ich schätze mal, dass es denen da auf die Länge nicht ankommt. Aber wenn man auch tatsächlich nur der Kommunion wegen zur Kirche geht, dann begrüßt man es sicherlich, schnell wieder draußen zu sein.

Ich selbst würde aber wie bereits erwähnt nicht raus gehen. Wir hatte auch schon ausländische Pfarrer hier, einen Spanier und einen Italiener. Den Italiener konnte auch keiner verstehen, zumal er ab und an tatsächlich ins Latein übergewechselt ist. Aber da ich eh nur an ganz bestimmten Tagen meinen Eltern zuliebe in die Kirche gehe, wäre mir das absolut egal, da freue ich mich doch, wenn ich mir das Zeug was die da säuseln nicht anzuhören brauche.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wir selber haben einen deutschen Pastor und haben auch noch nie einen ausländischen Pastor gehabt. Manchmal hatten wir schon eine Vertretung aus einer Nachbargemeinde oder auch schon einen Theologiestudenten, der den Gottesdienst bis auf den Segen gehalten hat, aber das waren entweder alles deutsche Staatsangehörige, oder sie haben ziemlich akzentloses deutsch gesprochen.

Auf der Taufe meines Cousins im letzten Jahr hingegen, der katholisch getauft wurde, hat ein dunkelhäutiger Pfarrer den Gottesdienst gehalten. Zuerst war ich ziemlich irritiert, als ich in dieser katholischen Kirche stand in einer sehr stark gläubigen, katholischen Gemeinde, die zuvor schon einen lettischen Pfarrer nicht als Pfarrer haben wollte, weil viele ältere Gemeindemitglieder mit Vorurteilen belastet waren, und dann ein farbiger im Talar durch die Tür schritt. Das hat mich schon sehr erstaunt und so viel Toleranz hätte ich dieser Gemeinde ehrlich gesagt nicht zugetraut. Es war wohl seine erste Taufe und er hat vieles falsch gemacht. So begann er mit einer Nottaufe, ihm ist dann aber aufgefallen, dass er in seinem Buch die falsche Seite aufgeschlagen hatte und hat dann die normale Taufe abgehalten. Manchmal hat er die Anweisungen, die für ihm im Taufablauf standen vorgelesen und nicht ausgeführt, er hat von einem heiligen Finn gesprochen, den es meiner Meinung nach nicht gibt, hat dem Täufling jede Menge Wasser über das ganze Gesicht geschüttet und er war auch sehr schwer zu verstehen. Vor allem, wenn er unsicher war fing er an zu nuscheln.

An deiner Stelle würde ich die anderen Eltern zusammen trommeln und mit ihnen zu den Pfarrern gehen und erklären, dass die Kinder den polnischen Pfarrer nicht oder nur schlecht verstehen können. Schließlich sollten sie während des Kommunionsunterrichts, zu dem ich auch die Gottesdienste mit hinzu zähle, nicht verunsichert werden. Es sind ja auch noch junge Kinder, denen man keine Vorwürfe machen sollte, wenn sie lieber einen Pfarrer hätten, den sie auch verstehen können. Ich persönlich würde aber auf keinen Fall die Kirche verlassen, wenn ich sehe, dass der polnische Pfarrer den Gottesdienst hält. Von der Länge her schon gar nicht, ich bin es ohnehin gewohnt, dass unser Gottesdienst etwas über eine Stunde geht, ich bin aber auch evangelisch. Außerdem wäre das einfach ganz extrem unhöflich, die Kirche zu verlassen, wenn der Pfarrer bereits anwesend ist. In der Kirche und vor Gott sind alle gleich und es sollte keine Vorurteile geben in einer Kirche, und wenn es das Urteil ist, dass man den abhaltenden Pfarrer nicht verstehen kann. Dennoch sollte man mit ihm den Gottesdienst feiern.

Benutzeravatar

» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^