Ab der Diagnose geht es bergab?

vom 10.01.2012, 20:17 Uhr

Ich persönlich habe zum Glück noch keine schlimmen Krankheitsdiagnosen vom Arzt bekommen. Einmal hatte ich einen durch eine Krankheit bedingten lebensbedrohlichen Zustand, allerdings war ich damals noch in einem Alter, in dem ich selbst davon noch nichts mitbekommen konnte. Meine Eltern waren damals die einzigen, die Angst und Sorge um mich hatten, ich selbst bekam damals, im Alter von knapp zwei Jahren, wie gesagt, nicht wirklich viel mit.

Auch mein enger Freundeskreis blieb bislang zum Glück selbst von schlimmeren Krankheiten verschont. Aber von ihnen und auch von Bekannten, die mir etwas weniger nah stehen, habe ich schon häufiger Erzählungen über weitere Bekannte, Freunde oder Familienangehörige von ihnen gehört, die eine schlimme ärztliche Diagnose erhalten haben. Meist ging es um Krebs, was ja heutzutage leider ein großes, weit verbreitetes, Problem geworden ist.

Eine Sache, die ich in den Erzählungen oftmals gehört habe, und die mir sehr aufgefallen ist, möchte ich euch hier heute erläutern, um zu sehen, ob ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt. Und zwar habe ich den Eindruck, dass es mit schwer erkrankten Leuten oftmals so ist, dass es ihnen zuerst gar nicht einmal so schlimm geht, also, rein subjektiv empfunden. Sie fühlen sich zwar krank, bekommen aber ihren Alltag halbwegs hin, bewegen sich noch, treiben vielleicht auch noch Sport. Und dann erfahren sie beim Arzt von ihrer Krankheit und urplötzlich sind sie wirklich schwerstkrank, auch vom Gefühl her. Sie fühlen sich plötzlich viel kranker, viel schwächer, viel mehr von Schmerzen gepeinigt, und sie können sich kaum mehr auf den Beinen halten, geschweige denn ihrem Beruf und ihrem sonstigen Alltag nachgehen. An körperlich anstrengendere Hobbies und an Sport ist ohnehin nicht mehr zu denken. Kurz gesagt: Ab dem Zeitpunkt der Diagnose sind sie auch vom Gefühl her "wirklich krank" und emotional und gesundheitlich geht es eigentlich nur immer weiter bergab.

Manchmal habe ich mich in solchen Situationen schon gefragt, wie es wohl mit dem Erkrankten weiter gegangen wäre, hätte man ihm keine Diagnose gestellt. Hätte er das Leben dann noch, bis es zu arg geworden wäre, angenehmer durchleben können? Wobei man bei solchen Krankheiten wie Krebs natürlich möglichst schnell diagnostizieren und die Behandlung beginnen sollte, weil dadurch die Wahrscheinlichkeit, die Chance, zu überleben, noch höher ist. Aber im Prinzip frage ich mich dennoch, wie lange die Leute sich ohne Diagnose noch "gesund" gefühlt und dementsprechend gehandelt hätten.

Und wie ist es eigentlich möglich, dass das richtig schlimme Siechtum eigentlich erst ab der Diagnose plötzlich beginnen kann? Oder habe ich diese Erfahrungen allein gemacht und keiner von euch kann sie bestätigen? Wohlgemerkt, ich meine aber auch nicht, dass es bei jedem Kranken so wäre. Aber bei einigen scheint es ja schon so zu sein. Wieso also? Ist das eine rein geistige Sache, dass Leute mehr leisten können und sich auch besser und weniger schmerzerfüllt fühlen können, bloß weil sie glauben, gesund zu sein und weil sie von ihrer ja real vorhandenen Krankheit einfach noch nichts wissen? Aber wieso ist das so, was macht das, evolutionär betrachtet, in der Natur für einen Sinn?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich kenne aus dem näheren Familienkreis nur einen Fall, das war meine Oma. Ihr ging es immer gut, und sie war sogar so fit, das sie mit über 80 Jahren noch in die Berge fuhr und dort Wanderungen machte. Kurz nach so einem Urlaub stellten die Ärzte bei einer Routineuntersuchung fest, das sie an Krebs erkrankt war. Im Krankenhaus kam dann die erschreckende Nachricht das der Krebs sich schon im ganzen Körper ausgebreitet hatte und sie nur noch ganz kurze Zeit zu leben hätte. Sie schaffte dann noch 3 Monate. In unserer Familie konnte sich keiner erklären, das sie vor dieser Diagnose noch so fit war und alles machen konnte, und das es dann so schnell vorbei war.

Ich glaube das es von 2 Faktoren abhängt, das es den Leuten nach einer so schrecklichen Diagnose auf einmal so schlecht geht. Bevor sie von so einer Krankheit erfahren, müssen viele Menschen noch „funktionieren“, sie fühlen sich vielleicht schlapp, aber sie meinen ja meistens, das es bald wieder vorüber ist. Wenn sie dann das grausame Ergebnis bekommen, zieht es ihnen den Boden unter den Füßen weg und die Psyche macht das wohl alles nicht mit. Dann bekommen diese Menschen ja auch sehr starke Medikamente, die den Körper auch extrem belasten und dadurch schaffen sie auch die meisten Dinge nicht mehr alleine. Stress auf der Arbeit zum Beispiel würde dem Körper noch mehr zusetzen, und deshalb werden die Patienten auch für eine lange Zeit krank geschrieben, damit er sich auf die Krankheit und auf seine Genesung konzentrieren kann.

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» Wennie4 » Beiträge: 1754 » Talkpoints: 6,72 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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