Wie entsteht eine multiple Persönlichkeitsstörung?

vom 29.12.2011, 00:44 Uhr

Ich bin heute beim Surfen kurz über ein Phänomen gelesen, welches mich nun interessiert und vielleicht kennt es jemand von euch.

Ein Mensch der sich heute verhält wie ein sechsjähriges Mädchen, morgen wie eine dreißigjährige Frau und am nächsten Tag wie eine alte Oma. Teilweise sind die Personen auch in der Lage, die eigenen Identitäten öfters zu wechseln. Also das man sich gerade noch mit einem sechsjährigem Kind unterhält und im nächsten Moment mit einer erwachsenen Frau. Auch können die einzelnen Persönlichkeiten wohl auch verschiedene Sprachen sprechen, haben andere Charakterzüge und so weiter. Allerdings bemerken die betroffenen Personen leider nicht, wenn sie die Persönlichkeit wechseln.

Generell finde ich das schon spannend. Das dieses Phänomen aber eher unter psychische Störungen fällt, ist mir natürlich bewusst. Nur wie entsteht eine solche Störung?

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Dass die Betroffenen zwangsläufig nie bemerken, dass sie ihre "Persönlichkeit" wechseln, stimmt so nicht. Wie du vielleicht schon in meiner Antwort auf dein anderes, ähnliches, Thema hier bei Talkteria gelesen hast, habe ich diese grauenvolle Zeit selber hinter mir. Bei mir war es dabei definitiv so, dass ich die "Persönlichkeits"wechsel bemerkt habe. Dass es auch Betroffene gibt, die es nicht bemerken, das weiß ich. Aber verallgemeinern kann man es eben nicht, es gibt bei dieser psychischen Erkrankung solche und solche Fälle.

Deine Frage, wie so eine Störung entsteht, lässt sich mehrdeutig verstehen. Einerseits die Frage nach den neurologischen Vorgängen, was also im Gehirn passiert, wenn die "Persönlichkeiten" wechseln, andererseits die Frage, durch was für Ereignisse so eine Störung überhaupt erst ausgelöst wird, also durch welche Erlebnisse, durch welche physischen Vorgänge, die der Betroffene als noch gesunder Mensch durchlebt, bis schließlich dadurch die Störung anfängt. Zu der neurologischen Seite kann ich dir leider nichts wirklich Detailliertes sagen, wohl aber zu den Auslösern.

"Persönlichkeiten" schreibe ich hier übrigens immer in Anführungszeichen, weil es ja keine unterschiedlichen Personen im eigentlichen Sinne ist, sondern weil nur eine Person, die ja eigentlich noch immer nur ein einzelner Mensch ist, nur unterschiedlich reagiert, sich für unterschiedliche Menschen hält, oder auch glaubt, dass sie mehrere Personen wäre. Daher auch der ältere Begriff "Persönlichkeitsspaltung", der aber heute wohl nicht mehr ganz so geläufig ist. Das wollte ich nur vorher noch einmal loswerden, damit ich nicht missverstanden werde.

Aber nun zu den Auslösern. Auslöser ist wohl in den meisten Fällen, wenn nicht in allen Fällen, ein schwer wiegendes Erlebnis, das das Identitätsgefühl des Betroffenen erschüttert. Meiner Mutmaßung nach muss es ein psychisch oder physisch so schweres Erlebnis sein, dass der Körper quasi, um es zu überleben, den wachen Geist der Person vom gequälten Körper abspalten muss, eben, damit der Mensch es irgendwie psychisch aushält. Eigentlich ist es also wohl in erster Linie eine Schutzreaktion des Körpers.

Auslöser könnte beispielsweise ein sexueller Missbrauch sein, der die Psyche schwer belastet, oder aber, wie in meinem Fall, ein schwerer körperlicher Unfall, der den Körper enorm beschädigt hat und enorm starke Schmerzen ausgelöst hat. Ich denke, der Körper hat somit Geist und Körper gewissermaßen "getrennt", um diese Schmerzen erträglich zu machen. Wann immer es quasi der "Persönlichkeit", die ich als ich selbst empfunden habe, zu viel wurde, sprang die andere "Persönlichkeit", die ich hatte, die ich als "fremde Person in meinem Körper" empfand, ein. Sinnbildlich gesprochen war das quasi für mich der "Autopilot" meines Körpers, der immer dann eingegriffen hat, wenn ich bewusst nicht mehr klar kam.

Das ist ja eigentlich, evolutionär und biologisch gesehen, ein sehr sinnvoller, kluger Mechanismus. Zumindest das Überleben des Individuums ist dadurch gesichert, auch auf längere Zeit. Biologisch gesehen kommt es ja nur darauf an, dass ein Lebewesen quasi irgendwie weiterlebt und sich dann doch noch weiter fortpflanzen kann. Dass das uns Menschen nicht ausreicht, ist eine andere Sache. Aber den evolutionären Hintergrund dieser "Notschaltung im Gehirn", den kann ich doch irgendwie erahnen und dabei als sinnvoll interpretieren.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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