Wieso parfümieren sich einige Leute übermäßig?

vom 27.12.2011, 18:38 Uhr

Ich selbst bin ein Mensch, der gerne Parfum verwendet. Gern, aber immer sparsam, in Maßen, da ich der Meinung bin, dass "viel hilft viel" eben nicht bei allem eine Lösung darstellt. Aber das scheinen andere Leute ja oftmals anders zu sehen. Mir begegnen hier, in Berlin, jedenfalls sehr oft Personen, die schon viele Meter gegen den Wind nach ihrem Parfum stinken. Stinken, denn von "duften" kann man da kaum mehr sprechen. Die Parfumwolken reizen meine Nase, brennen im Hals und im Rachenraum, und die Nase ist so am Jucken, dass ich zum Teil am Dauerniesen bin. Die Luft bleibt mir dann manchmal auch schon weg, was alles andere als angenehm ist. Und die mir in Bus oder Bahn gegenüber sitzende Person bemerkt oftmals gar nicht, dass die sie Quelle meines Unwohlseins ist.

Neulich habe ich auch in einer Parfumabteilung eines großen Warenhauses eine etwa 40-jährige Dame gesehen, die sich einen Parfüm-Tester nahm und sich damit jeweils mehrere Sprühstöße eines ohnehin schon starken, schweren Parfums nacheinander aufs Haar, sogar ins Gesicht, auf den Hals, auf Brust, Bauch, Arme und Hände gab. Ich dachte, ich sehe nicht richtig! Ich zählte mit, am Ende hatte sie allen Ernstes 18 Sprühstöße auf sich verteilt. Das roch man dann auch deutlich, schon aus weiterer Entfernung. Das war olfaktorisch wirklich eine Katastrophe, da ich meine, dass auch das beste Parfum im Übermaß gebraucht zu einer Zumutung wird. Abgesehen davon ist es natürlich an Dreistigkeit schwer zu überbieten, den kostenlosen Testflacon einer Parfümerie oder der Parfümabteilung eines Geschäfts derart zu missbrauchen. Wenn alle so verschwenderisch damit umgehen, kann das Geschäft sich ja alle drei Tage einen neuen Tester kaufen. Meines Wissens müssen die vom Geschäft mittlerweile selbst bezahlt werden. Da würde ich mir, bei solchen Kunden, als Besitzer eines Geschäfts glatt überlegen, ob ich überhaupt noch Tester aufstelle. Unter diesem Wegfall leiden dann auch wieder die anderen Kunden. Das ist für mich nicht akzeptabel.

Aber wieder zur Hauptfrage: Wenn ich so etwas mit ansehe, da frage ich mich immer, wieso diese Leute sich so überparfümieren. Dass man einen Geruch, den man immer an sich hat, irgendwann selbst kaum mehr riecht, weiß ich aus eigener Erfahrung. Aber merken diese Leute nicht das Übermaß, mit dem sie sich einsprühen? Das kann doch schwer zu ignorieren sein, und wenn man noch so sehr an den Duft gewöhnt ist! Ich frage mich, wie diese Leute es überhaupt noch schaffen, bei der Duftwolke Luft zu bekommen. Umstehende schaffen es ja zum Teil nicht mehr, wenn sie damit in Kontakt kommen. Vor allem aber müsste einem doch selbst etwas seltsam vorkommen, ob man es nun selbst noch riecht oder nicht, wenn man sich mit 18 Sprühstößen Parfum einnebelt, oder nicht?

Mir jedenfalls kommt dieses Verhalten enorm suspekt und bizarr vor, was mein Erstaunen vergrößert, wenn ich bedenke, wie viele solcher "Stinkwolken" einem hier in der Stadt so pro Tag begegnen. Haben die alle abgestumpfte Nasen? Dauerschnupfen? So stark kann aber doch kein Schnupfen sein, dass man dieses Übermaß an Parfum nicht als störend wahrnimmt. Vor allem frage ich mich allerdings auch, wieso damals in Paris kein Mensch meine Wege kreuzte, der so überparfümiert war. Wieso kommt es hingegen in Berlin so unglaublich oft vor?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Wenn man sich selber einparfümiert, dann riecht man es irgendwann selber nicht mehr und man sprüht dann oft auch nach. Dass man sich von Anfang an so einsprüht habe ich bisher noch nicht erlebt. Aber ich kenne das auch von mir selber, dass ich irgendwann denke, dass ich nicht mehr nach dem Duft rieche und in Versuchung gerate dann doch nachzusprühen. Dabei riecht es immer noch sehr stark, aber man riecht es halt selber nicht.

Ansonsten kann ich mir nicht vorstellen, warum man sich so übermäßig einduftet. Es kann eigentlich nur daran liegen, dass man, wenn man ständig im Duftnebel steht, es nicht mehr so wahr nimmt.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Genau, man gewöhnt sich an den eigenen Duft und nimmt diesen irgendwann als viel schwächer oder gar nicht mehr wahr. Das führt dazu, dass unnötig nachparfumiert wird oder man gleich mehrere Sprühstöße auf sich verteilt. Daher ist es auch sinnvoll, ab und an mal einen anderen Duft zu verwenden, um die eigene Nase nicht zu sehr an eine Parfumnote zu gewöhnen.

Zum anderen mag es auch Leute geben, die generell ein Problem mit der Wahrnehmung von Düften haben, im Sinne einer abgeschwächten Riechwahrnehmung – und das kann dann dazu führen, dass sie Parfum erst dann richtig riechen, wenn dieses sehr hoch konzentriert ist.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich habe solche Stinker auch schon häufiger erlebt, nicht nur in Berlin, sondern auch in allen möglichen anderen Städten und auch im Ausland, und oft fand ich solche penetranten Parfumgerüche mindestens als so schrecklich wie die Gerüche von Leuten, die sich nicht waschen oder nach Alkohol stinken. Manche Leute, die ihr Parfum exzessiv benutzen, stinken sogar noch viel schlimmer als Leute, die nach Schweiß stinken - und selbst das ist schon ziemlich ekelig. Ich bekomme häufig Kopfschmerzen und Übelkeit von solchen Parfums, gerade wenn sich jemand damit regelrecht eingenebelt hat. Es gibt dabei auch bestimmte Duftnoten, die ich besonders widerwärtig finde, zum Beispiel solche Oma-Duftwässerchen wie 4711, Opium von Yves Saint Laurent oder grundsätzlich alles mit Vanille oder Rose. Wenn ich mal mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs bin und auf jemanden treffe, der so unangenehm nach Parfum stinkt, stehe ich auch auf und verlasse meinen Platz. So etwas kann ich nämlich wirklich nicht ertragen, ohne mich schlecht zu fühlen.

Während meiner Ausbildung zum Schneider hatten wir eine Kundin, die so penetrant nach Parfum stank, dass wir es in der ersten Etage gerochen haben, obwohl das Atelier unten war und wir in der ersten und zweiten Etage gearbeitet haben. Ich habe mich dabei auch regelmäßig gefragt, wie ihr Chauffeur diesen Geruch aushalten konnte. Selbst die Kleidung stank wahnsinnig extrem, wenn sie diese ausgezogen hat. Würde ich mich so stark einparfümieren, würde ich vermutlich dauerhaft unter Kopfschmerzen und Unwohlsein leiden.

Ich frage mich auch, warum diese Leute das gar nicht mitbekommen, dass sie so stinken. Allerdings ist es ja schon so, dass Menschen den eigenen Parfumgeruch nach einiger Zeit nicht mehr richtig wahrnehmen, auch wenn andere das Parfum noch immer gut wahrnehmen können. Es gibt auch Parfums, die ich so gerne mag, dass ich am liebsten noch einmal nachsprühen würde, wenn ich sie nicht mehr so stark wahrnehme. Allerdings verkneife ich mir das in der Regel, gerade weil ich weiß, dass vermutlich nur ich den Eindruck habe, nicht mehr nach Parfum zu riechen. Ich benutze wirklich gerne Parfum, allerdings gibt es auch Tage, an denen ich außer einem neutralen Deodorant mit geringem Eigengeruch kein weiteres Duftwässerchen mehr verwende. Außerdem nutze ich verschiedene Düfte. Dadurch stumpfe ich auch nicht so schnell ab und rieche auch noch etwas von dem Parfum, wenn ich ein bis zwei Sprühstöße für den ganzen Tag verwende. Wenn jemand aber immer wieder nachsprüht, bekommt er das nach einiger Zeit schon gar nicht mehr mit, dass er so stark nach Parfum riecht.

Die Kundin, die du in dem Kaufhaus gesehen hast, finde ich auch ziemlich dreist. Normalerweise sind die Tester dafür gedacht, dass sich potentielle Kunden einen Eindruck von de jeweiligen Duft verschaffen können. Ich glaube kaum, dass man 18 Sprühstöße benötigt um festzustellen, ob einem der Duft zusagt oder nicht. Ich verwende in Parfümerien auch lieber diese Papierkärtchen und sprühe mich nicht direkt ein, weil ich es nicht mögen würde, zwei oder drei verschiedene Düfte auf der Haut zu tragen und dann nach einem undefinierbaren Mix zu stinken. Ich nehme so ein Kärtchen und sprühe einmal darauf. Mehr benötigt man eigentlich nicht. Auch den anderen Kunden gegenüber finde ich es nicht in Ordnung, sich dort mit dem Tester so einzudieseln.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das erinnert mich ganz stark an einen Nachbar, den meine Mutter mal hatte. Sie wohnt in einem Mehrparteienhaus und dort wohnte unter ihr mal ein Ehepaar, dass sich auch sehr stark parfümierte. Der Fahrstuhl in dem Haus ist eher klein und wenn man da zu zweit drin steht, steht man schon etwas nah beieinander. Dieser Mann stieg eines Tages mit in den Fahrstuhl und roch wirklich sehr übermäßig nach einem intensiven Herrenduft. Nun gut, das war noch zu ertragen, denn irgendwann war man am Ziel und konnte glücklicherweise aussteigen. Dennoch rochen wir seit dem Tag immer, wenn dieser Mensch im Fahrstuhl war, denn er hinterließ wirklich eine deutliche Duftnote. Immer wenn wir in den Fahrstuhl stiegen und er war vorher darin, roch der ganze Fahrstuhl wirklich intensivist nach dem Parfüm des Nachbarn. Er war schon sehr auffällig deutlich parfümiert, was ich auch als unangenehm empfand, denn man roch das schon von weitem und der Geruch hielt dann auch lange an.

Ich selbst nutze Parfüm auch eher sparsam und auch gar nicht so regelmäßig, weil ich es gerne mag, wenn ich bei guten Anlässen etwas intensiver nach einem Parfüm rieche, aber nicht jeden Tag. Ich brauche das nicht dauernd, denn für mich soll es noch etwas besonderes sein. Aber ich habe auch schon oft bemerkt, dass manche Leute offensichtlich der Meinung sind, dass viel Parfüm etwas hilft. Gerade alte Leute nehmen solche schweren Düfte und davon wirklich viel. Deine Beobachtung allerdings mit den 18 Sprühstößen ist doch sehr viel. Da kann ich mir nur das ganze so erklären, dass diese Frau denkt, dass sie vielleicht anderweitig schlecht riecht und es damit übertünchen will. Eine andere Erklärung finde ich nicht, denn bei so viel Parfüm auf einer so kleinen Fläche riecht das doch einfach nur noch unangenehm und aufdringlich und nicht mehr angenehm. Selbst leichte Düfte sind in großen Mengen einfach nur noch unangenehm in der Nase. Und auch wenn man mehr nimmt, riecht man es nicht mehr irgendwann, denn die Nase gewöhnt sich daran.

Ich kann so etwas gerade nicht verstehen, weil gute Parfüms schon teuer sind. Da wäre ich erst recht sparsam, denn so etwas ist dann einfach nur noch Verschwendung wenn man zu viel davon nimmt. Zudem kommt der spezifische Duft gar nicht mehr zur Geltung, wenn man zu viel nimmt, riecht es nur noch intensiv nach Parfüm, aber man kann die einzelnen Duftnoten gar nicht mehr unterscheiden. Vielleicht nehmen aber die Leute, die sich wirklich stark parfümieren, eher billige Parfüms aus dem Drogeriemarkt, bei denen es finanziell nicht so stark zu Buche schlägt. Und diese Leute denken vielleicht tatsächlich, dass viel Parfüm auch viel hilft.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich tippe da mal ganz stark auf die Unwissenheit, sie wissen einfach nicht wie stark und penetrant ihr Parfum riecht. Wenn ich mir so vorstelle wie verschwenderisch manche Männer mit ihrem Rasierwasser umgehen oder manche Frauen mit ihrem teuren Parfum dann wundern mich die Duftwolken eigentlich nicht besonders. Die eigene Nase gewöhnt sich ja ganz schnell an den eigenen Geruch und nimmt ihn nicht mehr war, das heißt aber nicht dass er nicht mehr da ist.

Bei mir auf Arbeit kann ich manchmal, besonders am frühen Morgen, ganz genau riechen wer vor mir die Treppe hochgegangen ist. Bei uns sind die Flure geschlossen so dass sich der Geruch darin gefangen ist. Manchmal weiche ich sogar auf einen weniger benutztem Flur aus um diese Geruchsbelästigung zu umgehen. Besonders eine Kollegin übertreibt es regelmäßig. Sicherlich ist ihr Parfum sehr teuer, aber sie bevorzugt solche schweren Parfums die lange wirken und damit auch ständig in der Luft hängen. Für mich stinkt das einfach nur, aber ich verstehe davon zu wenig. Mir geht es ja manchmal auch so dass meine Frau meint ich hätte mit Rasierwasser geduscht. Dabei habe ich nur ein paar Tropfen aufgelegt um die Haut etwas zu pflegen. Wie gesagt, ich rieche es auch nicht und empfinde es nicht als zu stark aufgelegt.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich kann mir das eigentlich nur so erklären, dass die Leute selbst das nicht wirklich merken. Sie tragen eben Parfüm auf und gerne ein bisschen mehr, weil sie vermutlich wollen, dass es dementsprechend lange hält und wenn sie dann eine Weile in dieser tollen Duftwolke verweilen, riechen sie nichts mehr und kommen sich in ihrer Wolke wohl besonders wichtig, elegant und gepflegt vor. Dass andere Menschen in ihrer Anwesenheit nach Luft ringen und ihnen vor lauter Parfümwolke schwindelig wird, scheint ihnen wohl nicht weiter aufzufallen, wie auch immer. Mich selbst stören solche Menschen auch ungemein, dass schlimmste an der ganzen Sache ist aber meines Erachtens auch, dass das aufdringliche Parfüm meist auch kein sonderlich exklusives ist, sondern das fünf Euro Parfüm aus dem Schlecker, was die ganzen Qualen noch verdoppelt.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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