Antrag auf Pflegestufe: Ein Spießrutenlauf?
Ich habe vor ein paar Jahren meine Schwiegermutter gepflegt. Wir haben damals auch eine Pflegestufe beantragt. Es hat sage und schreibe ein ganzes Jahr gedauert, bis dann die Pflegestufe abgelehnt wurde. Wir haben dann einen Widerspruch eingelegt. In der Zwischenzeit ist meine Schwiegermutter verstorben und 3 Wochen nach ihrem Tod ging auf das Konto das Geld für einen Monat Pflegestufe 3 ein.
Es war ja schon ein Spießrutenlauf, als wir den Antrag stellten und dann auch die Termine mit den Amtsleuten machten usw. Aber dass dann 3 Wochen nach dem Tod die Pflegestufe 3 bewilligt wurde, wo kurz vorher die Pflegestufe 1 abgelehnt wurde, war schon kurios. Auf Nachfrage wurde dann erst mal kondoliert, weil sie es ja angeblich noch nicht wussten und dann wurde gesagt, dass nach Prüfung ja doch eine erhebliche Pflegebedürftigkeit da sein würde. Und das Geld wäre ein rückwirkendes Geld ab Widerspruch.
Das gleiche Theater hat nun auch eine Freundin, die ihre Mutter bei sich zu hause pflegt. Die Mutter kann nichts mehr alleine machen. Sie braucht bei allem Hilfe und der Antrag auf Pflegestufe wurde jetzt abgelehnt. Wir kommt es, dass man so einen Spießrutenlauf machen muss, damit man zu diesem Geld kommt, was einem ja zusteht? Sind die Leute nicht kompetent genug zu sehen, wer wirklich Hilfe braucht?
Ich glaube, diesen Spießrutenlauf ist in der Medizin schon ganz normal, selbst, wenn man Anspruch darauf hat. Gerade in der Pflege oder auch bei der medizinischen Versorgung kommt es immer mal zu Ablehnungen und dann zu Widersprüchen, bis der Antrag doch bewilligt wird. Meine Theorie dazu ist relativ einfach - man möchte die Antragsteller mürbe machen und sie dazu bringen, auf diese Anträge zu verzichten. Immerhin kostet es ja auch Geld und das versucht man eben um jeden Willen einzusparen. Dass darunter gerade bedürftige Menschen leiden, ist traurig genug, aber heutzutage leider selbstverständlich. Es hilft nichts anderes, als hartnäckig zu bleiben und nicht aufzugeben, um doch noch zu seinem Recht zu machen.
Auch, wenn es nun mit Bewilligung von Pflegestufen nichts zu tun hat - ich hatte ja schon des öfteren davon berichtet, dass ich eine Insulinpumpe bekommen habe. Die Kosten werden auf Antrag von der Krankenkasse übernommen, da die Pumpentherapie an sich bereits beim Einkauf der Pumpe sehr teuer ist und die Folgekosten sind daraufhin nicht gerade wenig. Aber man erreicht damit in nahezu allen Fällen eine wesentlich bessere Einstellung und verringert somit die Gefahr von Folgeschäden. Bei meiner Krankenkasse war es nun kein so großes Problem gewesen, die Bewilligung war bereits nach dem ersten Antrag durch. Aber ich kenne viele Fälle, wo ein zweiter oder auch ein dritter Antrag gestellt werden muss, bis so etwas bewilligt wird. Selbst da gibt es Leute, die eine solche Pumpe wirklich benötigen und die trotzdem abgelehnt wird und wiederum gibt es Leute, die ausschließlich aus Bequemlichkeit so ein Ding wollen, bei denen es auch mit anderer Therapie bestens läuft. Allerdings ist es bei Typ 1-Diabetikern wirklich die beste Therapie, die es gibt, sofern man damit zurecht kommt und da kann ich schon verstehen, weshalb man da manchmal kämpfen muss.
Warum den Antragstellern das so schwer wie eben möglich gemacht wird, liegt auf der Hand. Das Geld für die Pflege fehlt. Also lehnt man erst einmal die Anträge ab, die vielleicht grenzwertig sind. Wenn der Antragsteller jetzt nicht der Ablehnung widerspricht, hat die Ablehnung seitens der Kasse Erfolg gehabt. Das ist so gewollt. Erfolg hat oft nur derjenige, der sich nicht leicht abwimmeln lässt. Was du schreibst, Diamante, kenne ich von meiner Mutter, wo es auch so war. Als sie verstorben war, flatterte mir ein Brief ins Haus, in dem die Krankenkasse Pflegestufe III bewilligt hatte, auch für einen Monat rückwirkend. Das ist wie eine Verhöhnung der Pflegebedürftigen.
Ich denke, man möchte sich auch vor Betrug schützen. Manch einer möchte vielleicht für die Oma kassieren, die eigentlich noch gut alleine aufs Klo gehen kann und ebenso bei der Nahrungsaufnahme keine Hilfe benötigt. Das andere Problem ist, dass die Bewertungsbögen nur danach fragen, ob das Notwendigste alleine erledigt werden kann. Und wenn Oma noch alleine kochen, waschen, duschen, mit Rollator laufen kann, dann passt das. Das Oma eigentlich zu schwach ist, um regelmäßig selbst zu kochen und sich komplett selbst zu versorgen, zählt dann nicht.
Und Gelder sind natürlich auch immer weniger vorhanden. Es muss gespart werden und das ist schwierig, wenn Menschen immer älter werden und die Dauer der Pflegebedürftigkeit steigt. Doch man sollte sich durchsetzen und ein Widerspruch tut nicht weh und verhilft einem im besten Fall sofort zu seinem Recht!
Erfahrungen mit dem Beantragen der Pflegestufe habe ich gesammelt als meine Oma noch bei uns wohnte. Wir haben zweimal einen Antrag gestellt, einmal als feststand, dass eine Pflegebedürftigkeit besteht und einmal als sich der Zustand verschlechterte und eine neue Pflegestufe zu beantragen war. In beiden Fällen wurde der Antrag zunächst einmal abgelehnt und nach einem Widerspruch recht zügig positiv beschieden. Das hat jedes Mal nur einen Monat gedauert. Insgesamt wurde das Pflegegeld dann immer etwa sechs Monate nach Antragstellung bewilligt. Glücklicherweise konnten wir die Pflegeleistungen trotzdem schon zuvor in Anspruch nehmen, da eben das Geld aus Rücklagen vorstreckbar war.
Prinzipiell habe ich ja Verständnis dafür, dass man die Anträge genau prüft, da man doch sicher gehen will, dass die Leistungen wirklich nur den Personen zu gute kommen, die sich auch benötigen. Allerdings ist die Form der Prüfung dann doch etwas fragwürdig. Bei uns war es so, dass die Prüfer des medizinischen Dienstes der Krankenkassen den Patienten zu Hause begutachteten und dort dann die älteren Herrschaften baten, zu zeigen, ob sie bestimmte tägliche Verrichtungen noch allein bewältigen könnten oder nicht. Nun wollte die alte Dame ja zeigen, wie fit sie noch war und hat dann etliche Dinge gemacht, von der wir wussten, dass sie die nur einmal am Tag so hinbekommt und sonst nicht mehr. Aber die Prüfer haben ja nur eine Stunde begutachtet und nicht den gesamten Tag und das vielleicht noch über einige Tage hinweg. Dass sie an den Nachmittagen dann immer völlig erschöpft war, das entging den Prüfen schon.
Glücklicherweise hatte sie eine Hausärztin mit der wir auch guten Kontakt hatten, die uns bei den Anträgen und Widersprüchen unterstützte. Die meinte dann auch, dass wir der Oma einfach das Hörgerät wegnehmen sollten, falls eine dritte Begutachtung nötig sein sollte. Dann könnte sie nichts hören und entsprechend nicht mehr wie ein junges Reh hüpfen. Sicher finde ich so etwas auch nicht richtig, aber wenn man diese Prozedur mehrfach erlebt hat, dann erscheint einem der Gedanke, der Gerechtigkeit ein wenig nachzuhelfen gar nicht mehr so abwegig.
Übrigens haben wir nicht allein diese Erfahrung gemacht, etliche Bekannte haben über sehr ähnliche Erfahrungen berichtet. Daher scheinen diese Formen der Prüfungen tatsächlich so üblich zu sein. Hier würde ich mir eben doch andere Prüfungen bevorzugen, so das man eben mehr als eine Momentaufnahme hat.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-175336.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Suche Wellaform Haarcreme 3736mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: luwu22 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Suche Wellaform Haarcreme
- Braune Blattränder und kleine Fliegen 1909mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: TuDios · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Braune Blattränder und kleine Fliegen