Organspender: Würdet ihr wissen wollen, wer gespendet hat?

vom 22.10.2011, 21:55 Uhr

Hier Organspende: Warum geheimer Spender? gibt es ja schon einen Thread, warum man den Spender erst nach ein paar Jahren erfahren darf. Aber würdet ihr wissen wollen, wer euch beispielsweise eine Niere oder gar das Herz gespendet hat, wenn ihr ein Organ bekommen hättet? Oder würdet ihr als Angehöriger wissen wollen, wer das Herz oder ein anderes Organ bekommen hat?

Beispiel: Ihr liegt seit Jahren an der Dialyse und wartet auf eine Niere. Es kommt ein Spenderorgan rein und ihr könnt wieder gesund werden. Um zu erfahren, wer der Spender war, dauert es ein paar Jahre. Würdet ihr der Zeit schon entgegenfiebern weil ihr wissen wollt, wer dieser Mensch war, dem ihr euer Leben zu verdanken hattet?

Weiteres Beispiel: Ein naher Angehöriger stirbt und spendet sein Herz an eine andere Person. Würdet ihr wissen wollen, wer das Herz eures geliebten Menschen bekommen hat? Würdet ihr auch dieser Zeit entgegenfiebern oder würdet ihr es gar nicht wollen? Würdet ihr versuchen, dass es niemals rauskommt?

Es ist bestimmt in beiden Fällen nicht so einfach. Aber ich denke, dass ich mich im ersten Beispiel freuen würde, wenn ich meine Dankbarkeit ausdrücken könnte, dass ich weiterleben darf. Im zweiten Beispiel wüsste ich nicht so genau, ob ich mich dabei gut fühlen würde, wenn man weiß, wer ein Stück meines Angehörigen in sich trägt. Also im großen und ganzen würde ich dann auch im ersten Beispiel auf ein "Danke" verzichten, wenn der Angehörige es nicht will.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Das ist eine schwierige Frage. Ich glaube um das wirklich beantworten zu können muss man in dieser Situation sein. Ich denke wenn ich als Angehöriger erfahre das zum Beispiel ein Familienvater gerettet wurde, ein Kind und noch ein paar Menschen dann würde ich denke das der Tod zumindest einen Sinn gehabt hat, sofern man das sagen kann. Mir würde hier aber schon dass Alter und die Familiensituation reichen, den Namen oder wo sie wohnen würde ich glaube ich nicht wissen wollen. Und ich glaube ich möchte die Menschen auch nicht sehen.

Wenn ich selber jetzt ein Organ bekommen würde dann würde ich vermutlich dann einen Brief schreiben und den weiterleiten lassen. Ich glaube ich möchte es da gar nicht wissen von wem mein Organ kommt, vielleicht hätte ich dann ein schlechtes Gewissen. Genau kann ich es nicht sagen. Wie gesagt, ich denke wie man wirklich reagiert weiß man eben nur wenn man genau in der Situation ist.

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» torka » Beiträge: 4376 » Talkpoints: 7,91 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Das lässt sich wirklich nicht leicht beantworten. Was ich jedoch mit Sicherheit sagen kann, ist, dass, wenn ich es erfahren wollen würde, es sicherlich der Spender wäre, den ich kennen lernen wollen würde.

Ich glaube, ich fänd es eher befremdlich als Spender den Empfänger ausfindig zu machen und zu sagen "Hey, Du hast eine Niere von mir." Oder "Hey. Sie haben das Herz meines verstorbenen Kindes." Ich fänd diese Situation sehr befremdlich und irgendwo auch komisch, von sich aus zu sehen, wo das Organ gelandet ist. Das erzwingt dann so eine Dankbarkeit der anderen Seite. Wenn ich allerdings ein Herz oder eine Niere erhalten würde, so würde ich mich sicherlich melden und mich auch mit der Familie treffen, wenn diese damit einverstanden ist. Meiner Meinung nach müssen beide Seiten ihr Einverständnis geben. Und ich würde als Spender gern "zeigen", dass die Spende jemandem geholfen hat, ich denke vielen Familien ist das sehr wichtig, zu sehen, dass jemand anderem die Chance gegeben wurde, dadurch weiter oder normal zu leben.

Trotzalledem weiß ich nicht, wie das aussehen würde, wenn dieser Fall tatsächlich eintreten würde. Das lässt sich schwer einschätzen, weil das ja auch sehr emotionale Gedanken sind und es schließlich um verstorbene Familienmitglieder geht und man sich in der Position befindend vermutlich wesentlich mehr und auch ganz andere Gedanken machen würde, als man jetzt so theoretisch vermuten kann.

Nebenbei bemerkt, finde ich es jedoch sehr gut, dass es zwar eine Frist gibt, Spender und Empfänger nicht zueinander zu bringen, aber ihnen nach einer bestimmten Zeit überhaupt die Möglichkeit gibt, Namen zu erfahren und gegebenfalls ein Treffen zu organisieren und sich persönlich bedanken zu können. Ich kenne es zwar nicht persönlich, aber ein weit entfernter Verwandter hat einmal davon geredet, dass es sehr tiefgründige Momente sind, beide Seiten am Tisch zu haben und sich auszutauschen, oft sind die Hinterbliebenden der Spender sehr dankbar.

» benutzer7 » Beiträge: 2116 » Talkpoints: 49,80 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich würde es wissen wollen. Wenn ich Empfänger eines Organs wäre, würde ich der Familie persönlich danken wollen, welche nach dem Ableben eines Angehörigen mir damit die Chance gegeben hat ohne lebenswichtige Maschinen weiterleben zu dürfen. Denn es ist doch eine höhere Lebensqualität, wenn man nur noch entsprechende Medikamente einnehmen muss, aber nicht mehr auf Maschinen angewiesen ist.

Genauso würde ich wissen wollen in welchem Körper quasi ein Angehöriger weiterlebt. Denn so sehe ich die Organspende vom emotionalen Standpunkt her, wenn ich den Körper eines nahen Verwandten dafür freigeben würde. Und ja, ich würde dem persönlichen Kennenlernen entgegenfiebern.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Das sind so viele "Wenns" das ich es mir auch kaum vorstellen kann. Spontan wüsste ich nicht, wie ich Angehörigen eines Spenders begegnen sollte. "Danke das ich das Organ ihres Kindes/ihres Elternteiles bekommen habe", klingt irgendwie alles ungewohnt. Zumal man nicht weiß, wie die Angehörigen dazu standen und was das überhaupt für Menschen sind, auf die man trifft. Ich wüsste auch nicht, was ich mache, wenn mir die Menschen zum Beispiel gar nicht zusagen, oder man sich dann nichts zu sagen hat. Aber ob man das nicht doch alles anders sieht, wenn ein Organ eines anderen mit dem eigenen Körper verwachsen ist?!

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» Trisa » Beiträge: 3323 » Talkpoints: 38,55 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Das kommt wohl komplett auf die eigene und auch die andere Person an. Nicht jeder will wissen, von wem er ein Organ bekommen hat. Wenn ich persönlich eines bekommen würde, dann wäre ich natürlich unendlich dankbar und würde auf meine Art und Weise versuchen mich bei den Angehörigen in irgendeiner Art zu bedanken. Es mag mit dem bedanken blöd klingen und für manche ziemlicher Unsinn sein, aber wie bereits erwähnt ist es eben von der Person abhängig. Um Kontakt mit den Angehörigen aufzunehmen ist es nun mal nötig den Spender auch zu kennen. Vielleicht gibt es eben auch Angehörige, die sich freuen wenn man sie doch mal besucht oder etwas zusammen macht. Man bringt quasi einen Teil des Verstorbenen mit.

Wenn einer meiner Angehörigen stirbt, man hofft es ja nicht, und er ein Organ spendet, wäre ich jetzt nicht so scharf darauf den Empfänger zu suchen. Ich finde, dass sollte von seiner Seite kommen. Wenn er den Kontakt sucht und auch wünscht, dann würde ich ihn nicht abschlagen. Es ist natürlich schwer mit so einer Situation umzugehen und ist eben nicht Jedermanns Sache.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich kann da auch nicht sagen wie ich mich in solch einem Falle verhalten würde. Der Spender hatte zu Lebzeiten vielleicht festgelegt, dass er seine Organe spenden möchte. Der Spender lebt nicht mehr. Ob seine nächsten Verwandten überhaupt das so gesehen haben, wie der Spender selbst, kann niemand wissen. Wenn man sich nun bedanken will und sticht in ein Wespennest? Es ist soviel zu beachten und zu recherchieren, dass ich das so pauschal nicht sagen kann. Naturgemäß würde ich mich schon gerne bedanken, ich weiß nur nicht, ob das angebracht ist. Ob man nicht neuen Kummer bei den Angehörigen heraufbeschwört.

Im umgekehrten Falle ist es ebenso schwierig. Als Angehöriger des verstorbenen Spenders würde ich schon gerne wissen, wem das Herz meines verstorbenen Mannes oder Bruders eine Chance zum Weiterleben gegeben hat. Aber ich denke, das es nicht unbedingt ein Gespräch sein sollte. Es würde mir genügen, wenn ich denjenigen sehen könnte. Aber wie man sich dann doch entscheiden würde, weiß ich nicht.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich fände diese Information schon interessant, denn bei dem Spender bzw. Empfänger handelt es sich ja um jemanden, der sehr viele gleiche genetische Merkmale hat, denn sonst würde das Organ ja nicht passen. Da wäre es schon spannend heraus zu finden, ob sich diese Merkmale irgendwie zeigen. Also ob die Person ähnlich aussieht oder ähnliche Charaktereigenschaften hat, vielleicht auch die gleichen Talente und Vorlieben.

Bei einer Stammzellenspende werde ich mich deshalb auf jeden Fall dafür entscheiden, dass meine Daten später einmal weiter gegeben werden dürfen an den Empfänger, aber bei einer Organspende würde ich wahrscheinlich schon länger überlegen. Denn in dem Fall ist einer der Beteiligten ja nun nicht mehr am Leben und deshalb wäre meine Neugierde vielleicht nicht ganz so willkommen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich bin der Meinung, dass solche Organspenden, die einem anderen Menschen das Leben erleichtern oder überhaupt erst ein Weiterleben ermöglichen, eine Form von Geschenk sind, die man nicht angemessen danken kann. Wenn ich mir vorstelle, durch die Organspende eines Menschen mein eigenes Überleben gesichert zu sehen, so würde ich sicherlich unendliche Dankbarkeit empfinden und auch das Bedürfnis haben, diese entsprechend zu zeigen. Während ich aber nach einer angemessenen Danksagung überlegen würde, würde mir garantiert klar werden, dass es keine ansatzweise Form gibt, dieses Geschenk auch nur annähernd angemessen zu würdigen, und ich denke, das würde mir alles nur noch schwerer machen.

Ich finde es wirklich unglaublich schwer, meinen Dank nicht anbringen zu können, und zwar so, dass ich ihn als wirklich angemessen empfinde. Solche Situationen kenne ich schon mit deutlich weniger wichtigem Hintergrund, und ich denke, ich wäre wirklich überfordert, wenn ich mich für eine Organspende bedanken wollen würde, weil ich das Gefühl hätte, diese Spende irgendwie wiedergutmachen zu müssen oder wenigstens zu wollen, das aber eben nicht könnte, weil dieses Geschenk viel zu groß ist.

Jedenfalls denke ich, dass ich insofern sicherlich ein kleineres Problem hätte, wenn ich den Spender nicht erfahren würde und ich denke, ich würde insofern auch nicht wissen wollen, wer mein Spender war oder wer ein Organ erhalten hat, das einer meiner Angehörigen gespendet hat. Vielleicht würde ich das, wenn ich mich in der entsprechenden Situation befände, anders sehen, aber ich glaube eigentlich, dass ich mir das ganz gut vorstellen kann. Wenn ich mir überlege, dass ein naher Angehöriger ein Organ spendet, würde ich jedenfalls nicht wissen wollen, wer es bekommen hat. Meine Angst davor, dass ich meinen könnte, es hätte vielleicht lieber ein anderer Mensch bekommen sollen, wäre zu groß. Ob ich das wirklich denken würde, weiß ich allerdings nicht.

Aber ich vermute auch, dass es mir unrecht wäre, wenn ich ein Organ spenden würde und der Empfänger dann irgendwann auf mich oder meine Verwandten zukäme, um sich bei ihnen für etwas zu bedanken, das ich als selbstverständlich sehe. Dieser Dank soll gar nicht wirklich erbracht werden, finde ich. Eigentlich sollte man mit diesem Thema doch viel natürlicher und selbstverständlicher umgehen und eine Organspende als Verpflichtung eines jeden Einzelnen ansehen, nicht als eine besonders tolle Tat, die jemand vollbracht hat, auch, wenn diese Spende ein Überleben eines anderen überhaupt erst ermöglicht.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Schwierig, ich denke, ich würde wissen wollen, wem ich etwas gespendet habe und würde es auch zulassen, wenn die Person Kontakt mit mir haben würde. Andersherum würde ich es natürlich auch wissen wollen, aber auch nur, wenn die Spenderperson damit einverstanden wäre. Auf Biegen und Brechen brauche ich da keinen Kontakt haben. Allerdings hat dies nicht unbedingt etwas mit Neugier zu tun, sondern eher mit einem persönlichen Danke schön. Selbst, wenn eine Organspende ja auch freiwilligen Stücken geschieht. ist es für mich auch nicht als selbstverständlich anzusehen.

Ginge es um ein Organ, was einem Patienten nach seinem Ableben entnommen wurde, hätte ich aber ehrlich gesagt schon Bedenken, dies auch zu akzeptieren und hinzunehmen. Da wäre es mir egal, ob ich nun selbst die Person wäre, die etwas gespendet bekommt oder jemand, der mir nahe stand, gespendet hat. Ich wüsste grundsätzlich nicht damit umzugehen und so gesehen hätte ich da auch Beklemmungen, es mit einem Kontakt zu versuchen.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


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