Nazi im entfernten Bekanntenkreis - wie verhalten?

vom 28.03.2011, 02:38 Uhr

Ich habe vor einigen Monaten Kontakt zu einem etwas jüngeren Typen bekommen, der bislang in einer Nachbarstadt wohnte und nun in derselben Stadt wohnt wie ich. Wir haben noch eine gemeinsame Bekannte, wobei das keine enge Bekanntschaft ist. Ich sehe sie vielleicht alle vier bis acht Wochen. Im Sommer organisiert sie immer einen Stand beim CSD, wo ich auch schon mit geholfen habe. Ansonsten ist das aber eher eine sehr lockere Bekanntschaft ist, die hier nun auch nicht im Mittelpunkt stehen soll. Konkret geht es um diesen Typen.

Ich hatte ihn bei Facebook verlinkt. Wir haben ab und zu mal ein paar Nachrichten ausgetauscht, insgesamt blieben die Gespräche aber an der Oberfläche. Bei Facebook erhält man ja als verlinkter "Freund" (passend finde ich das Wort nun nicht, aber bei Facebook heißt das ja nun einmal so) auch Meldungen, wenn ein Freund den "gefällt mir"-Button auf einer Facebook-Seite anklickt. Vor ungefähr einer Woche sah ich in den Aktivitäten meiner Freunde, dass dieser Typ die Seite der NPD mit dem "gefällt mir"-Button verlinkt hatte. Das fand ich schon ziemlich ätzend, habe ihn aber nicht darauf angesprochen und auch sonst nichts unternommen. Heute war ich wieder mal bei Facebook online und sah, dass dieser Typ ein neues Foto von sich hoch geladen hatte. Das Bild von ihm kannte ich schon und es ist auch nicht besonders spektakulär, allerdings hatte er neben dem Gesichtsbereich nun mit einem Bildbearbeitungsprogramm ein eisernes Kreuz mit dem Schriftzug "Germania" eingefügt sowie einen Lorbeerkranz mit der Zahl 88. Wie viele ja wissen, steht die acht für den achten Buchstaben des Alphabets, also das H. 88 bedeutet somit HH, was wiederum "Heil Hitler" bedeutet. Unter dem Foto gab es auch schon zustimmende Kommentare von Leuten, die anstelle eines Fotos ähnliche Symbole verwendeten oder Bilder von Springerstiefeln mit weißen Schnürriemen gepostet hatten.

Ich schrieb unter das Foto, dass ich es ätzend finde, gerade wegen der bescheuerten Nazi-Symbolik. Der Kommentar wurde natürlich gelöscht. Ich entfernte den Typen anschließend von meiner Freundesliste, denn mit solchem Nazi-Volk will ich nichts zu tun haben. Ich kenne einen (linken) Skin und weiß daher, dass man Skinheads nicht automatisch mit Nazis gleichsetzen kann. Ich hatte auch schon zweimal eine Glatze (komplett ohne politische Aussage) und ich besitze auch zwei Paar Springerstiefel. Allerdings passte hier alles zusammen und das Gesamtbild war alles andere als angenehm.

Wie hättet ihr euch verhalten? Würdet ihr so jemanden auch aus eurer Freundesliste aussortieren? Würdet ihr versuchen, mit der Person über die Sache zu sprechen? Ich werde die gemeinsame Bekannte wohl im April wieder sehen und vielleicht ist auch der Typ dabei. Wie würdet ihr euch im direkten Kontakt verhalten?

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Es kommt auf die Person selbst an, finde ich. Wenn das wirklich ein Freund ist, den man schon länger kennt würde ich jetzt nicht so leicht die Freundschaft kündigen. In deinem Fall hätte ich sicherlich genau so gehandelt, denn mit den Neo-Nazis und den ganzen Organisationen möchte ich auch nichts zu tun haben. Meiner Meinung nach war deine Reaktion richtig, obwohl du nicht wirklich das Bild hättest kommentieren müssen.

Allerdings ist das von Person zu Person anders. Die einen interessiert es nicht, was die Nazis machen und die anderen sind strikt dagegen. Da du der letzteren Sorte eher schon angehörst, würde ich dir raten, den Typen so gut wie möglich zu meiden. Der wird schon nicht ohne Grund aggressiv oder so zu dir werden. Bestimmt wird er merken, dass du nichts von Nazis hältst, weshalb du lieber Abstand halten möchtest. Wenn du genug Mut hast, würde ich, wenn er dich darauf anspricht, einfach sagen, dass du dich von dieser Szene fernhalten möchtest. Dir wird schon nichts passieren, denn die Bekannte ist ja auch dabei.

» aris18 » Beiträge: 431 » Talkpoints: 1,68 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Cologneboy2009 hat geschrieben:Wie hättet ihr euch verhalten? Würdet ihr so jemanden auch aus eurer Freundesliste aussortieren? Würdet ihr versuchen, mit der Person über die Sache zu sprechen? Ich werde die gemeinsame Bekannte wohl im April wieder sehen und vielleicht ist auch der Typ dabei. Wie würdet ihr euch im direkten Kontakt verhalten?


Bei einer lockeren Bekanntschaft, wie es bei Dir der Fall gewesen ist, hätte ich ebenfalls den "Freund" von meiner Freundschaftsliste gelöscht. Du hast ja quasi schon versucht, mit ihm darüber zu sprechen, indem Du einen entsprechenden Kommentar hinterlassen hattest, was ich auch gut von Dir finde. Hätte ich diese Person gemocht und eventuell gehofft, dass daraus eine engere Freundschaft entsteht, hätte ich aber parallel schon noch versucht, mit ihm über seine Einstellung zu sprechen und je nach Ausgang des Gesprächs dann über die Entfernung des Freundes bei Facebook und über die Beendigung des Kontaktes nachgedacht. Ich kann da auch sehr konsequent sein.

Da Du diese Person eventuell kommenden Monat sehen würdest, würde ich sicherlich unter Umständen diese Person wohl ignorieren oder aber ich würde das Thema und über seine Einstellung zur rechten Szene noch einmal ansprechen. Persönlich lässt es sich manchmal besser klären, wobei es hier ja scheinbar keine Einsicht gibt. Eine kurze Begrüssung wäre wohl von meiner Seite aus das Höchste der Gefühle, wenn es sich gar nicht vermeiden lässt. Kommt die Frage auf, warum Du Dich so distanzierst verhälst, würde ich es in knappen Wörtern schildern.

Da ich solche Freunde gar nicht erst haben möchte, und man doch recht schnell merkt, welcher Gesinnung Menschen angehören, kann man die von vornerein links liegen lassen und sich mit Menschen befreunden, die ebenfalls nichts damit zu tun haben möchten. Für mich gibt es eben keine vernünftige Erklärung, ein Nazi zu sein. Würde es später einmal herauskommen, finde ich es zwar interessant, warum man so extrem drauf ist, aber mehr auch nicht. Sicherlich tut es weh, diese Freundschaft oder Bekanntschaft dann nicht mehr weiterführen zu wollen, aber wenn man es nicht mit seiner eigenen Einstellung vereinbaren kann, was soll man da tun? Ausblenden könnte ich es persönlich auch nicht.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich befinde mich in einer ähnlichen Situation und kann daher Deine Ratlosigkeit in Bezug auf die Frage, wie Du mit ihm umgehen sollst und ob überhaupt, recht gut nachvollziehen.

In meinem Fall ist derjenige, der diese bescheuerte Einstellung hat, der Mann einer Freundin von mir, die sehr weit weg wohnt und die ich seltener sehe. Ihr Mann war mir schon immer sehr unsympathisch, von daher war unser Kontakt nie eng oder von Sympathie erfüllt, jedenfalls nicht meinerseits. Er war eben zwangsweise da, weil es mir um meine Freundin ging.

Als sie mir eines Tages erzählte, dass ihr Mann ein Problem mit Ausländern im Allgemeinen hat und noch ein paar weitere Details, die einfach zeigen, dass seine fehlende Intelligenz sich entsprechend auf seine politische Einstellung ausgewirkt hat, war ich nicht sonderlich erstaunt, aber doch betroffen, weil ich mir augenblicklich die Frage stellen musste, wie ich nun mit ihr umgehen soll. Ihn kann ich ignorieren, da habe ich grundsätzlich kaum ein Problem mit, aber was mache ich mit ihr? Sie ist immerhin mit ihm verheiratet und duldet leider auch seine politische Einfärbung. Tue ich das also zwangsweise auch, wenn ich weiterhin mit ihr befreundet bin? Schwierig, ich bin immer noch nicht zu einer Antwort gelangt, die mich zufriedenstellen würde.

Die Konstellation in Deiner Geschichte ist wohl eine ganz ähnliche, es geht auch bei Dir nicht um das Bindeglied, also die gemeinsame Bekannte, sondern um den, der, würde man eine Linie zwischen Euch dreien ziehen, auf der komplett anderen Seite steht. Und ich kann Dir deshalb wohl auch nur raten, so mit ihm zu verfahren wie ich das mit dem Mann meiner Freundin mache: Ich würde ihn wohl ignorieren. Eine direkte Konfrontation damit, dass Du seine politische Haltung überdenkenswert findest, um es mal lasch auszudrücken, hast Du ihm schon zukommen lassen. Bewirkt hat das gar nichts, außer seinem deutlichen Statement, das er abgegeben hat, als er Deinen Kommentar gelöscht hat, also würde auch eine nochmalige Auseinandersetzung wohl kaum fruchten.

Wenn er auf Dich zukommen sollte, könntest Du natürlich versuchen, auf ihn einzuwirken, grundsätzlich sind diese Leute ja wohl stark beeinflussbar und haben sich „nur“ den falschen Beeinflusser ausgesucht. Im Fall des Mannes meiner Freundin würde das nichts bringen, vielleicht aber bei diesem Typen, von dem Du erzählst? Ja, vielleicht wäre abwarten, was er tut, das Richtige. Ich selbst würde wohl eher nicht nochmal einen Versuch starten, weil ich ihn für aussichtslos halten würde, nach dem, was in dieser Hinsicht schon passiert ist.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



ich würde auch sagen das es ganz auf den Menschen ankommt. Wenn er nun ein Mitläufer ist, und eigentlich gar nicht hinter den Standpunkten steht, dann würde ich wahrscheinlich noch freundlich grüßen. Ich hätte ihn aber auch aus meiner Freundesliste genommen, zumal du ja wahrscheinlich eh kein Kontakt mit ihm über das Internet haben wirst. Ich würde mir dadrüber gar keinen Kopf mehr machen. jeder muss selbst entscheiden wo er dahinter stehen will und für welche Sachen er sich engagieren möchte.

» Humpen2020 » Beiträge: 356 » Talkpoints: 0,63 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ein ehemaliger guter Freund von mir ist auch rechtsradikal. Ich kann mit dieser hirnrissigen Ideologie nun absolut nichts anfangen und würde mich politisch eher in der linken Mitte verorten. Ich habe mit dieser Person also, auch wegen dieser ganzen Geschichte, nichts mehr zu tun.

Oft scheint es ja auch so zu sein, dass besonders die jungen "Skins" die Sache irgendwie als "Spaß" auffassen und einfach nur sinnlos Parolen und Symbolik kopieren, ohne deren Sinn wirklich zu begreifen. Auch scheint es in bestimmten Gruppen irgendwie populär zu sein gegenüber diversen ethnischen Minderheiten in Deutschland, wie zum Beispiel den Türken, rassistisch zu sein.

Bei meinem Freund blieb es allerdings nicht nur bei Parolen. Er wurde zunehmend gewaltbereit. Er war also in Prügeleien verwickelt oder provozierte selbst welche. Merkwürdig ist, dass ich diesen Menschen für ziemlich intelligent halte. Er ist irgendwie in den falschen Freundeskreis gerutscht und hat sich vielleicht in der Gruppe stark gefühlt. Ich glaube auch, dass er genau wusste, dass das alles ausgemachter Blödsinn ist. Trotzdem habe ich den Kontakt zu ihm weitestgehend abgebrochen. Ich finde also nicht, dass deine Entscheidung überzogen war.

Ich finde nicht, dass es zu radikal ist zu sagen, dass man einen Menschen nur aufgrund der Tatsache verachten kann, weil er ein Nazi ist, da ich finde, dass das schon eine ganze Menge über seinen Charakter aussagt.

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» daaldi91 » Beiträge: 389 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Auch wenn es jetzt blöd klingen mag, aber jeder hat doch das Recht auf seine eigene Meinung oder? Wie würden wir es denn finden, wenn jemand nicht mehr mit einem befreundet sein möchte, weil man eben eine bestimmte Partei wählt, mit der der Freund dann aber nicht klar kommt? Natürlich gibt es immer Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen und wir müssen auch nicht darüber diskutieren, dass vor vielen Jahren etwas schief gelaufen ist. Aber dennoch muss auch die Meinung von solchen Menschen akzeptiert werden, solange sie eben nicht zu extrem wird.

» BrilleWilli » Beiträge: 1779 » Talkpoints: 2,32 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Auf Grund der beschriebenen Symbole kann man davon ausgehen, das dieser Mensch entweder ein nichtdenkender Mitläufer ist oder aber eben von diesen Dingen so überzeugt ist, das keine sachliche Diskussion möglich ist. Allerdings gibt es eben auch andere, welche zwar eine rechtsorientierte Meinung haben, aber deswegen die Nazizeit nicht verherrlichen.

Und genau mit solchen Menschen kann man auch vernünftig reden. Allerdings werden diese auch keine Symbolik verwenden, welche eindeutig als rechtsradikal eingestuft werden kann. Deshalb verstehe ich deine Reaktion, das du ihn von der Freundesliste genommen hast. Wobei ich mir persönlich dann einen Kommentar zum Bild verkniffen hättte. Denn bei dieser Art von rechtsgerichteten Menschen und ihren sogenannten Freunden, weiss man nicht, ob vielleicht mal was nachkommt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Cologneboy2009 hat geschrieben:Vor ungefähr einer Woche sah ich in den Aktivitäten meiner Freunde, dass dieser Typ die Seite der NPD mit dem "gefällt mir"-Button verlinkt hatte. Das fand ich schon ziemlich ätzend, habe ihn aber nicht darauf angesprochen und auch sonst nichts unternommen.

Es ist schon bezeichnend, dass der Kontakt vorher eher Oberflächlich war. Denn sonst hätte er sicher seine Gesinnung nicht so versteckt halten können, dass Dich dann ein Facebook-Auftritt in der Form überrascht hat. Bzw. die Tatsache, dass er diese Partei entsprechend Deiner Beschreibung verlinkt hat. Das ist letztlich kein "Unfall" sondern ein sehr bewusstes handeln. Und ehrlich gesagt hätte ich schon allein diesen Umstand dazu hergenommen, die eigene Liste zu bereinigen. Denn dieser Vorgang spricht für sich. Was sollte da noch folgen?

Cologneboy2009 hat geschrieben:Das Bild von ihm kannte ich schon und es ist auch nicht besonders spektakulär, allerdings hatte er neben dem Gesichtsbereich nun mit einem Bildbearbeitungsprogramm ein eisernes Kreuz mit dem Schriftzug "Germania" eingefügt sowie einen Lorbeerkranz mit der Zahl 88.

Spätestens hier ist doch alles klar. Er gibt der Außenwelt klar zu verstehen, wo er politisch steht. Und das ist weit jenseits einer "wertkonservativen" Weltsicht - wobei auch dies schon mindestens störend sein könnte. Hier aber wird explizit zu einem gewalttätigen Regime Bezug genommen. Und dieses wird auf diese Weise glorifiziert! Er ist da schon lange kein einfacher Mitläufer (das wird er vorher gewesen sein). Denn die zeigen sich nicht so aggressiv nach außen! Wenn er sich nun noch entsprechend kleidet (muss sich dazu nicht mal eine Glatze schneiden), ist er definitiv nicht weit vom Schläger-Skin, der bereit ist, sich auch "für seine Gesinnung" zu prügeln bzw. Leute, die mutmaßlich seine Gesinnung nicht teilen, zu verprügeln.

Cologneboy2009 hat geschrieben:Unter dem Foto gab es auch schon zustimmende Kommentare von Leuten, die anstelle eines Fotos ähnliche Symbole verwendeten oder Bilder von Springerstiefeln mit weißen Schnürriemen gepostet hatten.

Es ist damit schon auch klar, welche "Community" er dadurch anzieht. Wobei das nicht überrascht und auch er wird sich dessen klar gewesen sein. Schon vorher! Damit baut er sich einen neuen, passenden virtuellen Freundeskreis auf. Und es ist stark anzunehmen, dass er im "real Life" auch entsprechende "Freunde" - in den Kreisen auch Kameraden genannt - hat. Die regulieren sich dann auch gegenseitig. Das könnte dann auch als "Sozialkontrolle" bezeichnet werden. Und nur diejenigen fallen am wenigsten auf, die ihre Gesinnung am aktivsten vertreten!

Cologneboy2009 hat geschrieben:Ich schrieb unter das Foto, dass ich es ätzend finde, gerade wegen der bescheuerten Nazi-Symbolik. Der Kommentar wurde natürlich gelöscht.

"Bescheuert" wäre vielleicht die Aktion, hier unter seinem Namen in ein sicheres Nazi-Nest zu stechen und sich entsprechend zu äußern. Mag sein, dass es virtuell weniger Mut erfordert, als sich in eine Gruppe von "Prügelskins" zu stellen und denen zu sagen, dass sie aus dem Hirn stinken. Aber Du kannst Dir nicht sicher sein, dass da nicht auch solche Spinner dabei sind, die dann Leute wie Dich zu Zielscheiben machen - im realen Leben. Schließlich hast Du sie ja "beleidigt". Und Deine Realdaten sind einem der Spinner bekannt! Jetzt einen "Feind" wie Dich zu "bestrafen", könnte demjenigen helfen, seine Reputation in diesen Kreisen zu steigern!

Cologneboy2009 hat geschrieben:Ich entfernte den Typen anschließend von meiner Freundesliste, denn mit solchem Nazi-Volk will ich nichts zu tun haben.

Hast Du wohl aber leider schon! Wobei der Schritt - wenn auch sehr spät - sicher mindestens richtig war. Wozu so jemanden noch in seiner "Freundesliste" führen?

Cologneboy2009 hat geschrieben:Ich kenne einen (linken) Skin und weiß daher, dass man Skinheads nicht automatisch mit Nazis gleichsetzen kann.

Leider ist diese Ansicht etwas naiv bzw. übersieht die tatsächlichen Verhältnisse. Das kann man sich dadurch deutlich machen, dass man einfach für sich selbst abschätzt, wie hoch die Zahl der "Red Skins" oder der "unpolitischen Skinheads" ist im Verhältnis zu dem rechtsradikalen Pack. Ändert natürlich nichts daran, dass man mit einer Gleichsetzung daneben liegen kann. Aber geht man nach der Wahrscheinlichkeit, so dürfte man eben doch eher richtig liegen.

Cologneboy2009 hat geschrieben:Ich hatte auch schon zweimal eine Glatze (komplett ohne politische Aussage) und ich besitze auch zwei Paar Springerstiefel.

Freunde bzw. Bekannte aus bestimmten Szenen rasieren sich ebenfalls die Schädel, tragen mit Vorliebe Springerstiefel (aber auch sonstige Kleidung mit Militärbezug) und treten martialisch mit Fußballfanclubs auf. Das halte ich für fragwürdig und äußere mich entsprechend. Und als Antwort habe ich damals nur bekommen, dass dieser Kleiderstiel eben in der Schwulenszene aktuell gesetzt sei. Das man deshalb nicht mitmachen braucht, hat keinen interessiert. Auch nicht, dass man sich so äußerlich denen annähert, welche davon sprechen, dass sie "ausgerottet" gehören.

Cologneboy2009 hat geschrieben:Wie hättet ihr euch verhalten? Würdet ihr so jemanden auch aus eurer Freundesliste aussortieren?

Definitiv und ich würde auf keinen Fall so lange warten, wie Du es getan hast.

Cologneboy2009 hat geschrieben:Würdet ihr versuchen, mit der Person über die Sache zu sprechen?

Wenn sich so jemand abfällig oder auffällig äußert, dann würde ich da tatsächlich eingreifen und die Person entsprechend ansprechen. Hier aber ist ein Stadium erreicht, in welchem Argumente nichts mehr bringen. Die Person identifiziert sich schon mit den entsprechenden "Idealen", Zielen und Vorstellungen. Anders wäre ein offensives Bekenntnis (siehe Facebook Aktivitäten) nicht denkbar. Da ist also - jedenfalls im Moment - verbal nichts mehr zu machen.

Cologneboy2009 hat geschrieben:Ich werde die gemeinsame Bekannte wohl im April wieder sehen und vielleicht ist auch der Typ dabei.

Wenn sich die Bekannte am oder für den CSD engagiert, dann dürfte der Typ sich langsam aber sicher von ihr distanzieren. Ansonsten würde ihm wohl Ärger von seinen neuen "Freunden" (besser: Kameraden) drohen. Denn für die auch auf dem CSD geworbene Toleranz ist in der Nazi-Szene kaum jemand (offen) zu begeistern (obwohl, frei nach Borat: "Gibt es Skinheads, die nicht schwul sind?").

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


BrilleWilli hat geschrieben:Auch wenn es jetzt blöd klingen mag, aber jeder hat doch das Recht auf seine eigene Meinung oder? Wie würden wir es denn finden, wenn jemand nicht mehr mit einem befreundet sein möchte, weil man eben eine bestimmte Partei wählt, mit der der Freund dann aber nicht klar kommt? Natürlich gibt es immer Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen und wir müssen auch nicht darüber diskutieren, dass vor vielen Jahren etwas schief gelaufen ist. Aber dennoch muss auch die Meinung von solchen Menschen akzeptiert werden, solange sie eben nicht zu extrem wird.


Naja gegen akzeptieren ist sicher nichts zu sagen, aber deswegen muss man ja dann nicht befreundet sein. Wenn ich wüsste, dass einer meiner Bekannten (und mehr war es hier ja nicht) rechtsextreme Parolen sagt oder so eine Partei wählt, dann wäre da auch Schluss mit der Bekanntschaft. Ich würde jetzt zwar nicht versuchen ihn zu missionieren, aber ich muss auch nichts mit ihm zu tun haben. Gerade bei der NPD geht es ja nicht mehr um einfache politische Ansichten, die man nicht teilt, sondern um rechtsextremistisches Gedankengut, dass versucht Rassenwahn, Ausländerhass und Gewalt gesellschaftsfähig zu machen.

Wenn jemand in meinem Bekanntenkreis nur einige Aussagen übernimmt und wiedergibt, die man dem rechtsextremen Gedankengut zuordnen würde, dass aber wenigstens halbwegs begründen kann, dann kann ich damit durchaus leben und auch darüber diskutieren und streiten ohne die Bekanntschaft oder Freundschaft zu beenden. Aber es gibt dann eben eine Grenze, die bei Ausländerhass oder Gewaltaufforderung gegen Minderheiten beginnt und nicht überschritten werden darf.

Bei guten und langjährigen Freunden mag das sicher schwer sein, eine Lösung zu finden mit der man leben kann und da ist es sicher auch schwerer die Freundschaft zu lösen oder auf der anderen Seite damit zu leben, dass derjenigene andere Ansichten hat. Aber bei einfachen Bekanntschaften, zu denen man nur mäßig viel Kontakt hat, da fällt so eine Entscheidung doch recht einfach. Löst man die Bekanntschaft, dann gibt man nicht viel auf und bleibt man doch in losem Kontakt, dann muss man sich auch nicht soviele Gedanken um den anderen machen, da man ja nun nicht so gut befreundet ist und viel zu tun hat. Ich für meinen Teil würde da die Bekanntschaft lösen, aber dass muss am Ende jeder für sich selber wissen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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