Was haltet ihr von künstlicher Befruchtung?

vom 20.02.2008, 17:21 Uhr

Ich selbst habe darin keine Erfahrung. Vielleicht könnt ihr mich ja ein bisschen aufklären zum Thema künstliche Befruchtung und was ihr davorn haltet würde mich auch besonders interessieren. Ich denke ,dass es nicht unbedingt notwendig ist . Oder? Wenn man leider keine Kinder kriegen kann ist das wirklich schade. Ich denke,dass ich es dann aber bevorzugen würde ein Kind zu adoptieren. Gibt es Risiken bei einer künstlichen Befruchtung?
Grüße Julia

» julia08 » Beiträge: 1991 » Talkpoints: -5,91 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich mache zur Zeit meine Famulatur in einer Klinik für Reproduktionsmedizin und erlebe jeden Tag hautnah die Schicksale der Frauen (und auch Männer) mit. Wenn du hier so leichtfertig urteilst, dass sowas nicht nötig ist, dann würde ich dich gerne einmal mit so einem Paar reden lassen, das seit Jahren verzweifelt versucht seinen größten Wunsch zu erfüllen und es einfach nicht klappt.

Irgendwann kann man nur noch an den unerfüllten Kinderwunsch denken, man wird wütend auf alle Frauen, bei denen es einfach so klappt, kann Frauen, die ihre Kinder abtreiben nicht verstehen und kann in eine tiefe Depression rutschen. Sowas kann auch leider leicht die Beziehung zerstören.
Und abgesehen davon, dass Adoptionen in Deutschland sehr kompliziert und langwierig sind, möchte sicher nicht jeder ein fremdes Kind aufziehen, weil es einfach lange nicht das Gleiche ist und viele Menschen mit Adoptionen auch schlechte Erfahrungen machen.

Ausserdem kann man auch den Begriff "künstliche Befruchtung" nicht so pauschalisieren. Es kann ja 100 verschiedene Gründe geben, warum Frau nicht schwanger wird und nicht selten liegts am Mann und seinen kleinen Freunden. Manchmal ist es nach einer Operation schon getan, wenn Endometriose oder Myome der Grund waren oder die Eileiter nicht durchgängig waren. Oft liegt es aber auch an einem verminderten Eisprung der Frau. Die einfachste Variante ist, die Spermien des Mannes direkt in die Gebärmutter der Frau zu spritzen. Das klappt aber nur, wenn sonst alles okay ist und das ist leider oft nicht der Fall. Dann muss sich die Frau zunächst Wochenlang jeden Tag Hormone spritzen, damit sehr viele Eizellen reif werden. Wenn die reif sind kommt sie in den OP und die Eizellen werden punktiert. Dann gibt es wieder verschiedene Möglichkeiten, je nachdem wie schlecht die Spermien des Mannes sind. Wenn sie noch halbwegs funktionieren, macht man eine sogenannte in vitro fertisilierung (IVF), wer des Lateinischen mächtig ist, wird es übersetzen können, für die Anderen: Befruchtung im Reagenzglas.

Wenn die Spermien nicht mal dazu in der Lage sind, wird eine ICSI gemacht (intracytoplasmatische Spermieninjektion), dabei wird ein Spermium unter dem Mikroskop direkt in die Eizelle eingebracht. Danach werden die befruchteten Eizellen einige Tage lang bebrütet und die "Zellhaufen" werden den Frauen dann in die Gebärmutter eingesetzt. Danach geht das große Zittern los und wenn die Frau glück hat, nistet sich eines der Embyonen ein und ihr Traum vom Kind erfüllt sich.

Ich kann diesen Traum absolut nachvollziehen und habe großen Respekt vor den Paaren, die sich der Herausforderung stellen, eine so starke Hormontherapie zu machen und operative Eingriffe für den Traum vom Baby durchführen lassen.

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» Grooovegirl » Beiträge: 3409 » Talkpoints: 11,54 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich finde auch, dass künstliche Befruchtung eine gute Entdeckung ist. Man kann zwar sagen, Paare, die keine Kinder bekommen können, sollen eins der vieln elternlosen Kinder adoptieren, aber ein eigenes, leibliches Kind ist wohl etwas anderes wie ein adoptiertes. Mir tun die Kinder in den Heimen auch leid, dennoch habe ich mein eigenes Kind und das ist für mich ein Unterschied. Klar gibt es Paare, die adoptierte Kinder wie ihre eigenen großziehen und auch die gleiche Liebe zu ihnen haben. Aber so ist es nicht bei allen. Ich habe so viele Reportagen in der letzten Zeit gesehen, wo Paare alles auf sich nehmen um nur ein leibliches Kind bekommen zu können. Da wir uns nicht in die Lage deren versetzen können, die es auf natürlichem Wege nicht schaffen, ein Kind zu bekommen, sollten wir nicht über künstliche Befruchtungen urteilen. Wir wissen für uns, dass wir es nicht brauchen, aber so leicht haben es leider nicht alle.

Lieben Gruß, jmlsi

» jmlsi » Beiträge: 491 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 100 Beiträge



julia08 hat geschrieben:Ich selbst habe darin keine Erfahrung. Vielleicht könnt ihr mich ja ein bisschen aufklären zum Thema künstliche Befruchtung und was ihr davorn haltet würde mich auch besonders interessieren. Ich denke ,dass es nicht unbedingt notwendig ist . Oder? Wenn man leider keine Kinder kriegen kann ist das wirklich schade. Ich denke,dass ich es dann aber bevorzugen würde ein Kind zu adoptieren. Gibt es Risiken bei einer künstlichen Befruchtung?
Grüße Julia

Adoptieren ist ein sehr guter Vorschlag und hilft vielen Kindern ein schönes Zuhause zu bekommen. Aber ich kann auch nachvollziehen, dass jemand eigene Kinder möchte. Wünsche ich mir auch später. Könnte mir aber trotzdem vorstellen, ein oder mehrere Kinder zu adoptieren. Ich mag Kinder sehr.

» Kikoo » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Hallöchen,

Ich sag mal so, wenn man nicht selbst betroffen ist, kann man sich nur schwerlich in die Lage der Personen hineinversetzen.
Und sie befinden sich in keiner schönen. Diese Familien, besonders die Frauen sind verzweifelt, setzen sich furchtbar unter Druck - man wird ja auch nicht jünger - und es klappt einfach nicht.

An sich finde ich ist das eine sehr gute Entdeckung. Leider funktioniert sie ja auch nicht immer und vor allem nicht beim ersten mal und selbst wenn es klappt, bedeutet das nicht, das die Schwanegrschaft auch gut verläuft.
Ich bin sowieso immer für derartiges. Solange man nicht, wie man es ja vorhat, irgendwelche Stammzellen zu manipulieren und zu verändern, bitteschön. Gegen die künstliche Befruchtung spricht nichts. Und wenn jemand sagt, tja,wenn es bei jemanden nicht klappt sollte es so nicht sein, dann möcht ich mal wissen, wie demjenigen es geht,wenn er sich ein Kind wünscht und keines bekommen kann auf natürlich weg. Und ich würde dann auch keines Adoptieren wollen, das wäre die allerallerletzte option. Ein eigenes Kind kann man einfach nicht ersetzen.

Risiken gibt es, das erwähnte ich ja schon.

Liebe Grüße
winny

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» winny2311 » Beiträge: 14956 » Talkpoints: 3,97 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


So viele arme elternlose Kinder, die zur Adoption frei sind gibt es gar nicht. Die meisten Kinder im Heim haben Eltern, sind aber schwer erziehbar oder wurden ihren Eltern aus irgendwelchen Gründen weggenommen. Deswegen sind sie aber noch lange nicht zur Adoption freigegeben. Außerdem wollen die Meisten eh ein Kind adoptieren, was noch ein Baby ist, da man ein Kind, was bereits 3 Jahre alt ist oder noch älter schwer an sich binden und erziehen kann.

Viele Kinder, die zur Adoption frei sind haben dann schon im Heim schwere psychische Probleme entwickelt, nässen ein oder haben schlimme Ausraster. Das wollen sich auch nicht alle Paare antun. Ich habe allerdings auch schon Eltern gesehen, die eine Frühgeburt hatten und das Kind dann nicht haben wollten. Da lag das Würmchen dann, klein wie eine Handpuppe im Inkubator und hatte ganz viele Schläuche und Elektroden am Körper und eine Behinderung war ziemlich wahrscheinlich.

Ich denke, da gehört sehr viel Courage zu, um so ein Kind dann zu adoptieren. Darum bin ich auch der Meinung, es gibt nichts schöneres als ein eigenes Kind und solange die Hoffnung nicht tot ist, sollte man alles probieren, was möglich ist :)

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» Grooovegirl » Beiträge: 3409 » Talkpoints: 11,54 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich freu mich total über eure Kommehtare und mich erstaunt es ein bisschen,dass hier doch so ziemlich alle gegen Adoptionen sind und künstliche Befruchtung für eine gute Lösung halten. Ich wusste agr nicht,dass es nur wenige Kinder gibt ,die zur Adoption freigegeben sind. Ich habe gedacht ,dass es wirklich viele sind. Ihr habt Recht wenn ihr sagt,dass diese Kinder oft psychische Probleme haben und es einfach etwas anderes als das eigene Kind ist.
Ich freu mich wenn ich ein paar Erfahrungen kriege. Vielleicht hat ja hier shconmal jemad so etwas machen lassen. Würde mich wirklich interessieren.
Grüße Julia

» julia08 » Beiträge: 1991 » Talkpoints: -5,91 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich finde künstlicher Befruchtung eigentlich gut. Weil, es gibt echt viele Frauen, die den Traum haben ein Kind zu bekommen und es auf normalen Wege nicht.
In meinen Bekanntenkreis gab es auch so eine Frau, die hätte alles für ein eigenes Kind getan. So hat sie sich an eine Klinik gewendet und dies durchgeführt. 2 Mal ging es nicht gut und beim dritten Mal hat es geklappt. Ihr hättet mal ihr strahlendes Gesicht sehen müssen, als sie endlich schwanger war.

» czirnia.st » Beiträge: 338 » Talkpoints: -0,10 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Also ich finde die künstliche Befruchtung prinzipiell gut, denn im Grunde spricht nichts dagegen. Ich bin aber auch Anhänger der PID und hierfür muss sowieso künstlich befruchtet werden, da muss man indirekt dafür sein :wink:.

Ansonsten: Warum sollten es Paare nicht damit probieren wenn es sonst nicht geht, bevor man zur Adoption übergeht. Ich hätte prinzipiell auch ein Problem mit einer Adoption, aber eher aus dem dämlichen Grund heraus, dass es nicht "mein eigenes Blut" ist, ansonsten kann man Kinder die adoptiert wurden aber nicht mit anderen vergleichen bzw. pauschal über den Problemkindkamm scheren. Gerade wenn sie klein sind (unter 2 Jahren) oder nicht vorgeschädigt (Drogenkonsum der Eltern usw.) sind diese auch nicht anders als andere, höchstens schwerer einschätzbar.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Subbotnik, da wurden aber schon andere Studien gemacht, dass diese Kinder doch ein anderes Verhalten an den Tag gelegt haben, als sie es von ihrer Adoptivfamilie beigebracht bekommen haben. Und gerade Dinge wie übersteigerter Alkoholkonsum oder massive Gewaltbereitschaft, sowie Probleme in der Schule und der Hang zum Drogenkonsum liegen leider doch irgendwie "in den Genen".

Und das Risiko wäre es mir einfach nicht wert. Dann lieber kein Kind oder 10x IVF als ein adoptiertes, auch wenn es unfair und gemein gegenüber denen ist, die wirklich eine Chance verdient hätten...

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» Grooovegirl » Beiträge: 3409 » Talkpoints: 11,54 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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