Adoptivkind aus Angst vor eigener Schwangerschaft

vom 29.10.2010, 16:31 Uhr

Ich habe in meinem Bekanntenkreis eine enge Freundin (ich nenne sie hier mal M.), die jetzt schon langsam auf die 40 zu geht. Und wie das nun mal in vielen Familien so ist, drängen die Schwiegereltern immer wieder mal dazu, dass sie doch gerne Enkelkinder haben möchten und man nicht zu lange warten soll. M. möchte im Grunde auch Kinder haben und M.s Mann fühlt sich seiner Vaterrolle ebenfalls gewachsen. Vor einigen Tagen nun, hat M. verkündet, dass die beiden dabei sind ein Kind zu adoptieren. Die angehenden Großeltern waren davon jedoch kein bisschen begeistert. Sicher wird sich das mit der Zeit noch ändern, aber im Moment sind sie dabei M. davon zu überzeugen eigene Kinder zu bekommen. Auf die Frage, weshalb M. denn keine eigenen Kinder haben möchte und ob sie womöglich unfruchtbar sei, hat M. nicht geantwortet.

Ich habe seitdem nochmal mit M. geredet und freue mich auch wirklich mit ihr, auf das Adoptivkind. Ich habe einfach aus Neugierde M. nochmal gefragt, weswegen sie denn keine eigenen Kinder haben wolle und die Antwort hat mich ehrlich gesagt sehr überrascht. M. hat schreckliche Angst vor einer Geburt, vor den Schmerzen und den Nachwirkungen eines Kaiserschnitts und auch einer normalen Geburt. Sie meint, dass sie nicht bereit ist, mit einer Narbe auf dem Bauch herumzulaufen und sie kann sich nicht vorstellen, solche Schmerzen zu erleiden, wie sie von Schwangeren oftmals beschrieben werden. Sie meinte außerdem, dass sie für viele Schmerzmittel inzwischen sicherlich schon fast resistent sei, da sie vor Jahren Lungenkrebs hatte und zu der Zeit sehr viel Schmerzmittel genommen hat.

Ich habe neulich in dem Thread Babys kriegen - Wie stark sind die Schmerzen wirklich? auch nachgelesen, dass Geburtsschmerzen scheinbar wirklich unerträglich zu sein scheinen und Schmerzmittel auch häufig wenig ausrichten können. Nun könnte man meinen M. hätte zu viele solcher Horrorberichte gelesen, aber dem ist nicht mal der Fall. Da M. als Krankenschwester arbeitet, betreut sie regelmäßig auch Geburten und ihre große Angst scheint scheinbar allein daher zu kommen, dass sie die Schmerzen anderer Frauen mitbekommt und die Folgen von Kaiserschnitten und normalen Geburten miterlebt hat. Aus Angst für feige gehalten zu werden möchte M. dies weder vor ihrem Mann noch vor ihren Schwiegereltern erwähnen und hat sich eben dafür entschieden, ein Kind zu adoptieren.

Da ich keine anderen Kinder habe, kann ich das alles nicht beurteilen, aber ich finde M.s Entscheidung ein Kind zu adoptieren auf jeden Fall in Ordnung. Mich würde nun interessieren wie andere das sehen. Findet ihr die Angst vor Geburtsscherzen feige und M.s Entscheidung ein Kind zu adoptieren einen schlechten Ausweg? Würdet ihr aufgrund von Angst auf ein eigenes Kind verzichten? Ich denke, dass Frauen wie M. wohl eher die Ausnahme sein werden. Die meisten Frauen werden sich vor einer Schwangerschaft sicherlich keine Sorgen über die genurtsschnerzen machen und eher an die positiven Aspekte nachdenken, wenn das Kind endlich da ist.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wenn M im Grunde auch Kinder haben möchte und nur keine hat, weil M Angst vor der Geburt hat, kann man das aufgrund des ausgeübten Berufes verstehen, und es sollte auch akzeptiert werden. M hat durch das, was M während Ms Berufstätigkeit erlebte, eventuell ein Trauma bekommen.

Es handelt sich um Ms Körper, der ein Kind austragen soll. Wenn M dazu "nein" sagt, ist das zu akzeptieren. Und keine Schwiegermutter und kein Schwiegervater hat das Recht, die Schwiegertochter immer wieder zu drangsalieren. Wenn M schon Lungenkrebs gehabt hat, der mit starken Schmerzen verbunden war, sollte man M doch endlich in Ruhe lassen mit dem Wunsch der Schwiegereltern nach einem eigenen Kind.

M hat eine gute Lösung gefunden. M will mit Ms Mann zusammen ein Kind adoptieren. M und Ms Mann erfüllen sich den Wunsch nach einem Kind und geben gleichzeitig einem Waisenkind ein Zuhause und Eltern, die es lieb haben. Besser kann es doch gar nicht laufen. Die Schwiegereltern werden sich daran gewöhnen oder gewöhnen müssen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Also ich habe schon eine Tochter, und die Schmerzen waren wirklich die Hölle. Hatte eine super kurze und einfache Geburt, ca. eine halbe Stunde, aber seit ich mit dem zweiten Kind schwanger bin kann ich nachts nicht mehr richtig schlafen, habe Albträume, und mir wird schlecht wenn ich nur daran denke das es auch wieder raus muss.

Die Schmerzen sind wirklich schlimm, aber im Moment der Geburt empfindet man das alles ganz anders. Man ist irgendwie so, ich nenne es jetzt mal geflasht, durch das Adrenalin, dass man die Schmerzen anders wahrnimmt. Wenn ich allerdings im Nachhinein darüber nachdenke und mir auch das ganze bildlich vorstelle (wozu man ja während der Geburt keine Zeit hat), dann wird mir richtig übel. Ich habe richtig Panik.

Trotzdem würde ich NIE auf ein eigenes Kind verzichten wollen. Ich habe mir durchaus auch schon Gedanken gemacht in einigen Jahren, falls es finanziell auch möglich ist, ein Kind zu adoptieren, allerdings sind mir meine leiblichen Kinder genausowichtig.

Wenn man solche Angst vor den Schmerzen hat, gibt es ja immernoch die Möglichkeit des gwünschten Kaiserschnitts, wovor ich persönlich viel mehr Angst habe, aber ich kenne viele die das machen lassen haben, eben aus dem Grund, dass sie zuviel Angst vor einer natürlichen Geburt hatten. Wiederum habe ich 2 Freundinnen die eine PDA hatten, die eine war begeistert und meinte man hat gar keine Schmerzen, man spürt sehr wohl einen Druck aber es tut nicht weh. Bei der andern hingegen hat es nicht wirklich gewirkt.

Hat deine Bekannte den schon einmal mit einem Psychologen gesprochen, das werde ich demnächst machen, da ich wirklich unbeschreibliche Angst habe, ob er mir helfen kann weiß ich nicht, aber ein Versuch ist es Wert.

» JustSho » Beiträge: 189 » Talkpoints: 6,18 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ein Kind zu adoptieren aus Angst vor den Geburtsschmerzen oder einem Kaiserschnitt finde ich völlig in Ordnung. Letztendlich ist es auch egal aus welchem Grund man ein Kind adoptiert, solange die Partner sich darüber einig sind.

Sie könnte sich natürlich auch vor der Geburt noch in therapeutische oder hypnotische Behandlung begeben und so gegen ihre Ängste ankämpfen. Letztendlich finde ich die Entscheidung aber wie gesagt ok und die Großeltern sollten sowieso mal die Füße stillhalten, die einzigen die entscheiden ob es Kinder gibt oder nicht und ob Adoptivkind oder nicht ist das Pärchen selber.

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» aries24 » Beiträge: 1748 » Talkpoints: 9,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



JustSho hat geschrieben:Wenn man solche Angst vor den Schmerzen hat, gibt es ja immernoch die Möglichkeit des gwünschten Kaiserschnitts

Laut meiner M. und auch einigen Beiträgen in dem oben genannten Thread, soll der Kaiserschnitt noch viel schlimmer sein, als eine normale Geburt. Nach der Geburt sollen dann auch noch starke Narbenschmerzen auftreten und hinzu kommt natürlich noch die Narbe selbst, mit der sich M. so gar nicht anfreunden kann. Ein Kaiserschnitt ist daher keine Möglichkeit.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich finde die Angst vor den Geburtsschmerzen einerseits befremdlich und andererseits verständlich. Verständlich deshalb, weil es nunmal weh tut, sehr weh tut und man keinesfalls als Frau die Beine zusammen kneifen kann, wenn´s los geht. Was rein kommt, kommt auch wieder raus ;-)

Aber befremdlich finde ich es dennoch, denn Frauen sind zum Kinderkriegen ja gemacht worden und es gibt ja nicht nur diesen Horroraspekt einer Geburt, sondern auch den schönen - "Ich habe ein Kind geboren" - ich stell mir das nicht unerheblich vor. Mal von der Schwangerschaft an sich abgesehen, es ist wirklich ein Wunder, einen Menschen in sich heranwachsen zu spüren.

Ich glaube, deine Freundin nimmt sich selbst sehr wichtig. Allein schon, dass sie Angst vor einer Narbe hat. Hat sie auch Angst vor dem Älterwerden? Sie ist vierzig, wie ein zwanzigjähriger Hüpfer wird sie doch ohnehin nicht mehr aussehen. Auf mich wirkt das sehr geholzt und gestelzt, wenn ein Mensch solche Schwierigkeiten mit seinem Aussehen und dem Schmerzempfinden hat.

» Milchkaffee » Beiträge: 36 » Talkpoints: 0,19 »


Ich kann deine Freundin in diesem Fall vollkommen verstehen. Gerade wenn sie selbst Krankenschwester ist und über alle Möglichkeiten der Geburt aufgeklärt ist, sollte sie schon selbst wissen, was für sie das Beste ist.

Es ist erleichternd zu wissen, dass ihr Mann das so akzeptiert wie es ist. Ich finde es klasse, dass er nichts gegen ein Adoptivkind einwendet und es ihm wirklich um die Vaterrolle geht und nicht um das Weiterführen seiner Blutlinie. Außerdem ist es immer schön, wenn Kinder, deren Eltern sich noch nicht bereit für die Erziehung der Kleinen fühlen, schnell andere Adoptiveltern bekommen um trotzdem ein so normales Leben wie möglich führen zu dürfen.

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» VanaVanille » Beiträge: 408 » Talkpoints: 0,12 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich kann deine Freundin auch vollkommen verstehen. Allerdings finde ich, dass sie sich einfach gegen die Schwiegereltern durchsetzen sollte. Wenn ihr Mann nichts dagegen hat, dass sie ein Kind adoptieren, dann sehe ich da keine Probleme. Natürlich ist es etwas anderes als ein eigenes Kind, aber das muss nicht unbedingt schlechter sein. Sie können damit einem Kind ein neues Zuhause geben, welches sonst wahrscheinlich im Heim aufgewachsen wäre und das finde ich auch anerkennenswert und darüber sollten sich auch die Schwiegereltern freuen.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich bin der Ansicht, dass die Gründe für Ms Entscheidung gar keine Rolle spielen. Sie wird sich diese Entscheidung sehr wohl überlegt haben und das sollte man akzeptieren und respektieren. Es ist schließlich ihr Körper und ihr Leben und wenn sie die Entscheidung so trifft, dass sie sie hinterher nicht bereuen wird, sehe ich da kein Problem.

Auch finde ich nicht, dass jemand anderen diese Gründe etwas angehen, also besonders die potentiellen Großeltern nicht. Wichtig ist nur, dass sie mit ihrem Partner einer Ansicht ist und dieser eben auch adoptieren möchte und ihre Entscheidung unterstützt.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich kann das voll und ganz verstehen. Vor einiger Zeit habe ich mir mal Listen durchgelesen mit dem, was während Geburt und auch schon in der Schwangerschaft passieren kann. So hart wie beim Lesen dieser Listen habe ich meine Beine noch nie überkreuzt, der Hauptgedanke ging in Richtung, "Bevor ich das durchmache, lebe ich als einsame Jungfer im Wald!".

Vielleicht war die Reaktion übertrieben, aber da ich ohnehin keine Kinder will, weder adoptiert noch anderweitig, ist das in meinem persönlichen Fall zum Glück relativ egal. Aber ich würde nicht sagen, dass ich "feige" bin, weil ich so etwas vermeiden will, und wenn mir das jemand sagen würde, würde ich dieser Person mal die Liste reichen und fragen, ob sie es denn freiwillig durchmachen würde.

» Kalu-chan » Beiträge: 718 » Talkpoints: 11,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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