Studieren neben dem Beruf

vom 03.05.2007, 09:42 Uhr

Hallöchen
Studieren neben dem Beruf, ja oder nein? Würde mich gerne weiterbilden, weiß aber nicht ob erstens meine Zeit und zweitens meine finanziellen Mittel ausreichen. Vielleicht hat hier jemand schon mal neben dem beruf studiert? Würde mich freuen da näheres erfahren zu können ;)
LG

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» Mücke » Beiträge: 60 » Talkpoints: 0,14 »



Ich persönlich bin praktisch ausschließlich Student. Wenn ich arbeite, dann nur in Teilzeit, und das auch nicht immer. Allerdings habe ich bei meiner Ex-Freundin mitbekommen, wie es ist, wenn man neben einer normalen Vollzeitbeschäftigung noch studiert. Der Terminkalender ist dann natürlich recht voll. Meine damalige Freundin fing morgens um sieben auf der Arbeit an und hat dann zwischen halb vier und vier Feierabend gemacht. Dann musste sie circa 50 Kilometer zu ihrer Fachhochschule fahren, dort einige Stunden lang Vorlesungen hören und anschließend wieder zurückfahren. Meistens war sie dann erst zwischen 21 und 22 Uhr wieder zu hause. Insgesamt hatte sie drei oder vier Tage pro Woche Vorlesungen, an vielen Wochenenden musste sie praktische Übungen besuchen, die manchmal von früh morgens bis zum späten Nachmittag dauerten. Da sie unter der Woche manchmal früher Feierabend gemacht hat, hat sie oft auch sonntags Sachen nachgearbeitet, die unter der Woche liegengeblieben sind.

Ich war zwar nicht persönlich betroffen und ich fand das auch immer toll, dass sie einen Job mit Führungsposition, das Studium und den Sport unter einen Hut bekommt. Ich glaube schon, dass das sehr anstrengend ist, zumindest habe ich ihr das oft auch angemerkt, wie fertig sie war. Grundsätzlich ist es natürlich möglich, sofern die Rahmenbedingungen stimmen, aber man muss sich auch darauf einstellen, dass es kein Zuckerschlecken ist. Abgesehen von der Arbeit und dem Studium muss man ja auch oft noch eine Menge lernen oder einfach Sachen ausarbeiten.

Ein Kompromiss wäre eine halbe Stelle, vielleicht etwas mehr. Ich habe ein paar Kommilitonen, die eine halbe Stelle haben. Allerdings geht das auch nur, wenn man keinen schlecht bezahlten Job hat, sondern einen mit einem erträglichen Stundenlohn, bei dem man auch mit einem halben Einkommen über die Runden kommt. An deiner Stelle würde ich es aber versuchen, denn ein Studium, das einen interessiert, lohnt sich auf jeden Fall.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich habe mein Studium in erster Linie als Vollzeitstudent durchgezogen. Ich habe zwar schon durchgehend nebenbei gearbeitet, das war jedoch immer nur geringfügig oder zumindest nur Teilzeit. Der Grund lag bei mir in erster Linie daran, dass kurz nach Studienbeginn Studiengebühren eingeführt wurden und ich eben deswegen nicht endlos lang herumstudieren wollte. Meine Schwester hat Vollzeit gearbeitet und nebenbei studiert.

Welche Variante nun besser ist, kann man denke ich schwer generell beantworten. Es kommt wohl auch darauf an, was man studiert. Ich hatte ein Lehramtstudium. Da macht es denke ich durchaus Sinn, wenn man schaut, dass man so schnell wie möglich fertig wird. Nebenbei zu arbeiten, würde ich dennoch dringend empfehlen, damit man auch neben der ganzen Theorie Praxis sammeln kann.

Meine Schwester hat fachspezifisch studiert. Das heißt, sie hatte bereits einen Vollzeitjob in einem Spital im Forschungsbereich. Zu diesem Fachgebiet hat sie davor auch eine eigene Berufsschule absolviert. So war schon einmal eine sehr gute Basis da. Das Studium hat sie dann eben als sehr gute Weiterbildungsmöglichkeit gesehen um ihr Fachwissen zu erweitern. Bei ihr wäre es nicht so sinnvoll gewesen, auf diesen Job zu verzichten, weil sie eben auch durch die Forschungstätigkeit viel dazu gelernt hat.

So kommt es eben auch immer auf die jeweilige Situation an. Generell würde ich jedoch schon sagen, dass man schauen sollte, dass man nicht nur studiert. Also zumindest ein geringfügiger Job in der gleichen Fachrichtung wäre schon sehr wichtig. An der Universität gibt es natürlich auch immer wieder praktische Fächer und Gebiete, aber in erster Linie kommt die Praxis dann doch immer wieder zu kurz. Die sollte man aber bereits während dem Studium so gut wie möglich sammeln, um am Ende nicht als reiner "Fachtrottel" da zu stehen.

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» tournesol » Beiträge: 7751 » Talkpoints: 67,06 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Da meine Frau und ich früh Kinder bekommen haben, stand es für mich niemals zur Debatte ein Studium in Vollzeit durchzuführen. Schließlich musste ich ja für den Unterhalt meiner Familie sorgen.

Ich habe mich daher entschieden, mein Studium berufbegleitend durchzuführen. Allerdings funktionierte auch dieses nur in Abstimmung mit dem Arbeitgeber, da das berufbegleitende Studium, so wie ich es durchgeführt habe, regelmäßige Präsensphasen vorgesehen hat. Während der ersten beiden Jahre war ich ca. 8 mal pro Jahr für jeweils 2 Wochen vor Ort. Im letzten Jahr dauerte die jeweilige Präsensphase dann nur noch eine Woche.

Während der Präsensphasen hatten wir von früh morgens bis zum späten Nachmittag Vorlesungen von verschiedenen Professoren und Praktikern aus unterschiedlichen Fachrichtungen. Jeweils am letzten Samstag der Präsensveranstaltungen wurden ca. 4 stündige Klausuren über den Inhalt der vorherigen Vorlesungen geschrieben. Abgeschlossen wurde das Studium dann mit einer dreimonatigen Bachelorarbeit und einer mündlichen Prüfung.

Bei einem berufsbegleitenden Studium darf der Zeitaufwand nicht unterschätzt werden. Zunächst einmal muss die normale Arbeit fortgesetzt werden. Ich wurde zwar von meinem Arbeitgeber für die Präsensphasen freigestellt, aber die Arbeit wurde nicht umverteilt, so dass ich außerhalb der Präsensphasen viele Überstunden und freie Samstage im Büro verbracht habe, um mein Arbeitspensum zu bewältigen. Wenn ich mal gerade nicht gearbeitet habe, musste ich den Lernstoff der letzten Präsensveranstaltungen wiederholen, um vorbereitet zu sein für die kommende Prüfungsklausur. Auch während der Präsensphasen bestand der Tagesablauf neben der Teilnahme an den Vorlesungen an einer gezielten Klausurvorbereitung. Und drei Monate für eine Bachelorarbeit klingt länger als es ist, denn das Material muss ja erst zusammengestellt und gesichtet werden. In diesen drei Monaten war ich fast jede freie Minute mit der Bachelorarbeit beschäftigt.

Auch der finanzielle Aspekt ist nicht zu vernachlässigen. Da das berufbegleitende Studium nicht an einer öffentlichen Hochschule durchgeführt wurde, sind hohe Studiengebühren entstanden. Zusätzlich musste ich während der Präsensphasen Unterkunft und Verpflegung bezahlen.

Insgesamt denke ich, jeder muss für sich selbst die Vor- und Nachteile der ein oder anderen Studienart abwiegen. Jede Studienart hat Stärken und Schwächen, die es unter Berücksichtigung der persönlichen Umstände zu bewerten gilt. Mir persönlich hat das berufbegleitende Studium sehr viel gebracht, auch für meinen bisherigen beruflichen Werdegang, auch wenn das Studium selbst mit vielen Entbehrungen verbunden war.

» Deichgraf » Beiträge: 29 » Talkpoints: 23,39 »



Ich überlege zur Zeit selbst gerade, ob ich neben meinem Vollzeitjob noch ein Studium machen soll. Für jemand, der mit beiden Beinen im Berufsleben steht, ist ein Studium neben dem Beruf eine tolle Alternative, da man meist nicht gut auf die regelmäßigen Einkünfte verzichten kann, sei es weil man die Familie ernähren muss oder weil man sich an einen gewissen Lebensstandard gewöhnt hat.

Bei mir ist es einfach so, dass ich mir nicht mehr vorstellen kann, in Vollzeit ein Studium zu machen, weswegen das berufsbegleitende für mich eine echte Alternative darstellt. So kann ich weiterhin auf meinen gewohnten Lohn zählen und trotzdem etwas für meine Weiterbildung machen. Man kann ja auch, ebenso wie Vollzeit-Studenten, finanzielle Mittel in Anspruch nehmen (Meister-BAFöG ist hier ein Stichwort, oder Kredite über die KfW).

Auch sollte man sich der Unterstützung seines Arbeitgebers sicher sein. Denn sonst endet das ganze schnell im Chaos, wenn man trotz des Studiums die liegen gebliebene Arbeit noch erledigen muss. Zwar werde ich auch den einen oder anderen Samstag in der Firma verbringen müssen, weil ich so einige Zeit reinarbeiten muss, die ich dann in der Schule verbringe, aber das wird sich hoffentlich in Grenzen halten.

Alles in Allem sollte ein berufsbegleitendes Studium wohl überlegt sein und man braucht einiges an Rückendeckung. Aber wenn dann alles unter Dach und Fach ist, kann man sehr wohl stolz auf das geleistete sein. Denn mit Familie, Vollzeitjob und Studium hat man wirklich was zu leisten.

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» P-P » Beiträge: 3246 » Talkpoints: 1,58 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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