Haben alle Tiere Gefühle?

vom 23.07.2010, 18:43 Uhr

Wer ein Haustier hat, wird sicher nur allzugut bestätigen können, dass Tiere sehr einfühlsam sind und es ist wohl unbestritten, dass Tiere Gefühle haben. Ich denke, das werden auch jene so sehen, die keine Haustiere haben. Vor allem bei Hunden sieht man ja immer wieder verschiedene Gefühlslagen, wenn sie vor Freude mit dem Schwanze wedeln oder eben jaulen, wenn sie traurig sind. Auch bei Katzen habe ich schon sehr einfühlsame Momente erlebt.

Aber wie ist das bei vielen anderen Tieren? Grundsätzlich würde ich meine gestellte Frage, auf jeden Fall einmal mit bejaen und meinen, dass alle Tiere Gefühle haben, egal ob Hund, Katze, Hamster oder eben auch ein Eichhörnchen im Wald. Immerhin braucht es ja auch Gefühle, um zum Beispiel vor Angst oder Furcht davonzulaufen, und ich denke nicht, dass das rein ein Instinkt ist. Irgendwie kann ich mir auch gut vorstellen, dass sich eben so ein Eichhörnchen darüber freut, wenn es eben eine Nuss findet oder eben auch ein anderes Eichhörnchen oder wie auch immer.

Bei kleineren Tieren fällt mir diese Vorstellung jedoch schon schwerer. Mir ist zwar schon bekannt, dass zum Beispiel Bienen mit einer Art Tanz miteinander kommunizieren, aber hat eine Biene auch Gefühle? Freut sie sich in irgendeiner Weise wenn sie zum Beispiel eine Blüte mit besonders leckerem Nektar findet oder was auch immer? Oder um in noch kleineres Tierreich einzutauchen: Wie sieht es mit Ameisen, Flöhen, Insekten aller Art aus?

Freut sich eine Ameise, wenn sie einer anderen bekannten Ameise gegenübersteht um es einmal überspitzt zu formulieren? Gefahr werden sicher alle Lebenswesen instinktiv spüren, aber haben alle Tiere da auch wirklich Gefühle, wie wir sie uns vorstellen? Ist eine Gelse / Stechmücke traurig, wenn ihr Freund daneben gerade erschlagen wird, um es wiedereinmal sehr überspitzt zu formulieren? Oder freut sie sich, wenn sie jemanden gefunden hat, wenn sie zustechen kann?

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» tournesol » Beiträge: 7750 » Talkpoints: 66,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Hallo,
also ich kann nur bejaen, dass auch die kleinen Tiere Gefühle haben. Ich habe einen Hamster, und bei dem ist es offensichtlich, dass auch er Gefühle besitzt. Z. B. wenn ich ihm ein Stück Apfel gebe, dann wird er nicht gleich in sein Häuschen gehen, so wir er es in der Wildbahn tuen würde, sondern bleibt an der Stelle, wo ich ihm das Apfelstück überreicht habe, sitzen, denn er hat sich an dieses Gefühl gewöhnt, einen Menschen in seiner Nähe zu haben und hat dieses Gefühl kennen gelernt.

Ich glaube, dass jedes Tier Gefühle haben kann, denn ohne Gefühle hätten sich die Tiere nicht so weit entwickeln können wie sie heute sind.

» Grauy » Beiträge: 14 » Talkpoints: -6,54 »


Das ist eine Frage, über die ich auch schon viel nachgedacht habe, trotzdem kam ich zu keinem absolut eindeutigen Ergebnis.

Prinzipiell gehe ich davon aus, dass die Komplexität des Nervensystems eine sehr entscheidende Rolle spielt, denn irgendwann ist man einfach an einem Punkt angekommen, an dem man mehr eine "Maschine" als ein "fühlendes Wesen" vor sich hat, an dem nur noch Reize über wenige Nervenschaltungen zu Reaktionen führen.

Aber wo ist der Punkt, an dem "Gefühle" und ein "echtes Bewusstsein" entstehen? Ich denke hier muss man wieder unterteilen, in ein "einfaches Bewusstsein", das zum Beispiel Schmerz empfinden kann und in ein komplexeres Bewusstsein, das in der Lage ist, wirklich selbst Entscheidungen zu treffen und komplexe Gefühle zu besitzen. Dazwischen gibt es wohl auch noch Abstufungen.

Nach dieser Betrachtungsweise ist meine persönliche Ansicht, dass zumindest kleine Tiere noch mehr als nur eine "Maschine", die nur auf Reize reagiert um das Überleben zu sichern, sind. Geht man dann aber bis auf Insektenebene runter weiß ich nicht mehr so recht, was ich glauben soll. Prinzipiell gehe ich davon aus, dass zum Beispiel Ameisen sehr stark rein instinktiv leben, maße mir die Entscheidung darüber, ob das wirklich so ist, aber nicht an.

» AP Nova » Beiträge: 336 » Talkpoints: 19,85 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Das ist eine Frage, die dir niemand mit Sicherheit beantworten kann. Das liegt vor allem daran, dass Gefühle immer sehr subjektive Eindrücke sind und dass man Tiere, egal welcher Gattung, eben nicht fragen kann, wie sie einen bestimmten Eindruck nun genau erleben.

Eine gewisse Komplexität des Nervensystems, da sind sich die meisten Forscher einig, ist da die Grundvoraussetzung. Aber abgesehen davon ist jede weitere Aussage reine Spekulation. Es ist zum Beispiel strittig, ob ein Tier grundsätzlich eine Art Selbstkonzept besitzen muss, um überhaupt einen Gedanken der Art "Mir geht es gerade schlecht" zu haben. Logisch scheint das eine Grundvoraussetzung zu sein, aber wenn man die Sprachebene nicht als gegeben voraussetzt, ist das zumindest fraglich.

Besonders die subjektive Komponente macht uns hier zu schaffen. Denn es gibt ja auch Menschen, die Gefühle wie Schmerz, Scham oder Trauer empfinden, ohne dabei eindeutige Zeichen zu zeigen, die darauf schließen ließen, dass sie sich dabei unbehaglich fühlten. Vor allem bei Menschen mit Gehirnverletzungen sind diese Phänomene eingehend erforscht worden. Die Ergebnisse lassen zwar eine Vielzahl möglicher Interpretationen zu, zeigen aber ganz zweifellos, dass selbst die grundlegendsten, negativen Empfindungen für den Einzelnen nicht zwingend unangenehm sein müssen. Kann man wirklich noch von Schmerzen reden, wenn sie den Betroffenen völlig unberührt lassen, oder gehört diese Komponente zwingend zum Schmerzbegriff dazu?

So muss man sich auch konsequenterweise Fragen, ob ein Tier, das Schmerzen empfingen kann, diese überhaupt als schlimm empfindet. Und bei Tieren, die über ein sehr einfaches Nervensystem verfügen, ist außerdem unklar, ob sie dies überhaupt können. Nur, weil ein Tier vor einer gewissen Art von Reizen zurückschreckt, muss das ja noch lange nicht heißen, dass dieser Reiz Schmerz in dem Sinne verursacht, wie wir ihn kennen. Wir Menschen haben ja auch einige Reflexe, die wir nicht unbedingt als unangenehm empfinden müssen. Wenn mir der Hausarzt mit seinem Hämmerchen unter die Kniescheibe haut, dann zucke ich ja auch zurück, ohne dass mir das etwas ausmachen würde.

Auch wenn das alles etwas einseitig argumentiert scheinen sollte, gehe ich keineswegs davon aus, dass Tiere grundsätzlich nicht dazu fähig wären, leiden zu können. Aber es gibt zumindest eine ganze Reihe von Punkten, die diese Einschätzung eher unwahrscheinlich scheinen lassen. Zugleich gibt es gar keinen Zweifel daran, dass wir alle eine angeborene Tendenz haben, anthropomorphisch zu denken – also in Gegenstände und Tiere Motive und Gefühle hineinzuinterpretieren, die diese (wahrscheinlich) nicht haben oder aber auch ganz bestimmt gar nicht haben können. Insofern liegt, wenn man sich einmal ganz nüchtern die Fakten vor Augen führt, der Schluss näher, dass wir uns darin täuschen.

Besonders dieser letzte Aspekt wird häufig übersehen. Dabei ist es völlig unstrittig, dass jeder Mensch diese angeborene Neigung hat. Wenn man einem Kind eine Simulation zeigt, die lediglich zwei Punkte darstellt, die sich synchron in eine Richtung bewegen, dann wird das Kind, sobald einer dieser Punkte stehen bleibt, eine ganze Reihe an möglichen Erklärungen dafür geben. Kein einziges Kind kommt dabei in irgendeinem Versuch ohne anthropomorphische Erklärungen aus. Es wird immer davon ausgegangen, dass der Punkt selbst irgendeinen Grund hat, stehen zu bleiben. Er ist müde, hat eingesehen, dass er keine Chance hat, ist traurig, ist verletzt und so weiter.

Das bedeutet natürlich keineswegs, dass Tiere eben keine Gefühle haben. Es macht aber, auf Grund der schwierigen Beweislage, diesen Schluss sehr unplausibel, wenn man sich einmal von seinen intuitiven Urteilen löst. Und wenn man dies miteinbezieht, wenn man sich über graduelle Unterschiede zwischen einzelnen Gattungen Gedanken macht, dann muss man einfach zugeben, dass es äußerst unwahrscheinlich ist, dass zum Beispiel Insekten oder Würmer Gefühle haben. Nicht unmöglich, aber doch sehr unglaubwürdig.

Zumal man auch einige Sonderfälle nicht völlig ignorieren kann. Nacktmulle, zum Beispiel, haben gar kein Schmerzempfinden. Die kann man -und ja, das hat man gemacht und nein, das halte ich keineswegs für richtig! - in Salzsäure auflösen, ohne dass sie auch nur zucken. Oder Tiere, die sich aktiv bei Paarungsakten beteiligen, bei denen ihr Körper schwerwiegend verletzt werden. Und ich meine keineswegs diejenigen, die sich nach dem Akt gegenseitig auffressen. Ich denke da im Moment zum Beispiel an einige Würmer, die sich gegenseitig gar nicht anders befruchten können, als durch das Durchbohren ihrer Artgenossen. Die zeigen in solchen Situationen keinerlei Reaktion, obwohl das teilweise einige Stunden dauert.

So muss man einfach bei näherer Betrachtung der zur Verfügung stehenden Informationen sagen, dass wir schlicht und ergreifend nicht die geringste Ahnung haben, ob und in wie weit Tiere Gefühle haben. Und dass wir, sofern sich da nicht etwas völlig unerwartetes ergibt, diese Frage wahrscheinlich nie mit Sicherheit beantworten können.

» ka mau » Beiträge: 203 » Talkpoints: 13,21 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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