Anderen zuliebe in die Kirche gehen - Eine Zumutung?

vom 20.06.2010, 13:30 Uhr

Ich bin selbst überhaupt nicht gläubig und gehe nicht in die Kirche. Zum Glück wurde ich evangelisch getauft und wurde wenigstens vom Betritt in die katholische Kirche verschont; aber ich bin vor kurzer Zeit aus der Kirche ausgetreten und bereue das auch überhaupt nicht. Nun starb vor einigen Wochen die Oma meines Freundes und gestern war ein abschließender, allgemeiner Gottesdienst im Heimatort seiner Oma, bei der einfach nochmal den Verstorbenen gedacht wurde. Es war aber eigentlich ein gewöhnlicher Gottesdienst, der über 45 Minuten dauerte. Ich habe mich natürlich dazu bereit erklärt dorthin zu gehen, weil ich ja weiss, dass es ihm etwas bedeutet. Ich war aber lange nicht mehr dort (in einer katholischen Kirche sowieso bisher nur zwei oder drei Mal) und für mich selbst war es die reinste Zumutung. Ich hatte anfangs sogar noch etwas Hoffnung, vielleicht könnte ich der Kirche einfach wieder positiver entgegentreten, wenn ich erstmal dort wäre, aber letztendlich muss ich sagen: Dieser Gottesdienst hat mir den Austritt nur wieder verstärkt.

Der Pfarrer predigte so ein paar Sachen und dazu gehört auch, dass er mal allgemein ansprechen wollte, dass die Menschen, die der Kirche austreten, der Dorfgemeinschaft schade. Diese Leute würden ja weglaufen vor etwas, das sie stört und das sei falsch und so könne man ja niemals etwas ändern. Ich habe mich selbst dadurch extrem angegriffen gefühlt und fand einfach, man kann nicht jedem, der etwas grundsätzlich ablehnt, unterstellen, er habe einfach keine Lust aktiv etwas daran zu ändern. Mir ist fast die Hutschnur hochgegangen, ich habe mich angegriffen gefühlt und mir kam es vor als wäre es ein idealer Zeitpunkt, diesen Raum einfach zu verlassen. Ich habe mich beim Beten auch total unwohl gefühlt. Ich habe zwar aktiv einfach mitgemacht und bin aufgestanden, aber ich habe natürlich innerlich nicht gebetet, sondern an was Anderes gedacht. Ich habe auch weder gesungen noch irgendetwas mitgesprochen. Die Leute um mich herum wirkten auf mich extrem aphatisch und fremdbestimmt. Ich habe auf einmal auch unheimliches Mitleid für diese Leute empfunden, die da herumstehen und nachplappern und sagen 'Ich glaube an die heilige katholische Kirche' und vermutlich in ihrem ganzen Leben nie darüber nachgedacht haben, was sie da tun.

Die Kindern, die dann zum Geldeinsammeln mit den Körbchen herumgingen, haben mir auch unheimlich leid getan. Die wirkten für mich wie eingekauft; als würden Kinder mehr Geld bringen. Für mich war es wirklich eine Belastung und eine Bestätigung für die Ablehnung der (katholischen) Kirche. Gibt es hier noch Leute, die der Kirche längst den Rücken zuwandet haben, dort aber dennoch Anderen zuliebe hin und wieder hingehen? Wie empfindet ihr solche Momente? Aus welchem Blickwinkel betrachtet ihr das?

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich bin ebenfalls Atheistin aus Überzeugung. Meine Eltern halten das ebenso und deswegen wurde ich nie getauft und hatte auch bisher auf keinen Fall das Bedürfnis, dies nachholen zu wollen. Nun habe ich aber einen sehr guten Freund, der nebenberuflich als Organist in einer katholischen Kirche arbeitet. Er selbst ist nicht besonders gläubig, sondern er macht das einzig der Musik wegen. Gerade, weil ihm so viel an der Musik liegt, war es sein Wunsch, dass ich ihn einmal in die Kirche begleite und mir das Orgelspiel anhöre. Es kostete mich schon im Vorhinein Überwindung, diesen hohen, leicht modrig riechenden Raum zu betreten, aber ich war der Meinung, dass es überhaupt nicht angebracht ist, den Gang in die Kirche zu verweigern und meinem Freund somit diesen Wunsch abzuschlagen.

Ich saß dann also in dieser Kirche in der hintersten Reihe, während vor mir die halbe Dorfgemeinde, hauptsächlich aus älteren Leuten bestehend, Platz nahm. Als mein Freund das einleitende Stück auf der Orgel spielte, war für mich die Welt noch in Ordnung, doch mit allem, das darauf folgte, konnte ich mich beim besten Willen nicht anfreunden, weil es mir einfach nur gegen den Strich ging. Das gemeinsame Gebet, die gemeinsamen Lieder, all das wirkte auf mich so einstudiert und gleichgeschalten; die Begeisterung, ja beinahe den von mir als solchen empfundenen Fanatismus der Gläubigen konnte ich nicht verstehen. Genau deswegen hielt ich mich komplett aus der Sache heraus, blieb während des Betens steif auf meinem Platz sitzen und bewegte während des Singens die Lippen nicht. Ich wartete schlichtweg auf das Ende der ganzen Veranstaltung und versuchte, das Geschehen um mich herum weitgehend zu ignorieren, wobei mir das kaum möglich gewesen ist.

Besonders erschreckend fand ich an diesem Besuch eine Predigt des Pfarrers. Es handelte sich dabei um eine Geschichte, die von einem Menschen handelte, dessen Hand Böses tat und besessen war. Daraufhin wurde gepredigt, dass man sich lieber die Hand abhacken solle, um verstümmelt ins Himmelreich zu gelangen, als mit beiden Händen böses zu tun. Ähnliches wurde auf das Ausreißen eines Fußes und das Ausstechen eines Auges übertragen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war mir leicht übel und ich wäre am liebsten schnurstracks zur Tür hinausgegangen. Vermutlich sollte die abgehackte Hand oder der ausgerissene Fuß nur als Symbol dienen, aber trotzdem konnte ich diese radikale Einstellung nicht akzeptieren.

Ich zumindest werde so schnell keine Kirche mehr besuchen, auch weil ich das Gefühl hatte, dass regelmäßige Kirchengänger mein Verhalten nicht gutheißen konnten. Eine Dame, die offensichtlich meine Verweigerung des Betens bemerkt hatte, sagte nur mitleidig zu mir, ich werde den rechten Weg schon noch finden und sie hoffe, dass ich ihn erreichen könne, bevor es womöglich zu spät sei. Mein Freund jedenfalls wird wieder alleine in der Kirche Musik spielen müssen, denn das Ganze wirkte auf mich so beklemmend, dass es keiner Wiederholung bedarf. Normalerweise bin ich kein Mensch, der anderen Leuten Wünsche abschlägt, aber der Wunsch nach einem weiteren, gemeinsamen Besuch in der Kirche widerspricht all meinen Überzeugungen und Wertvorstellungen.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Mir ging es erst neulich ähnlich, mein kleiner Cousin wurde getauft. Die Familie meiner Mutter ist sehr christlich (evangelisch), vor allem mein Großvater und die eine Tante. Alle anderen gehen eigentlich nur so mit. Schon als die Einladung kam hatte ich überlegt überhaupt mitzugehen, denn ich kann der ganzen Sache schon länger nichts abgewinnen.

Früher musste ich immer zu Weihnachten usw. mit zum Gottesdienst gehen, als Kind hat mich das nicht mal so sehr gestört, aber wenn man älter wird beginnt man ja Dinge zu hinterfragen, auf die man aber in diesem Zusammenhang gar keine rationale Antwort bekommen kann. Auch in Zusammenhang wie sich die ganze Familie in vielerlei Hinsicht verhält konnte ich schon bald nichts mehr mit der Kirche anfangen, richtig abgeneigt bin ich jetzt.

Zur Taufe bin ich zwar mitgegangen, habe mich aber wie immer sehr unwohl gefühlt aus den ähnlichen Gründen wie von Sippschaft geschildert. Es ist aber so, dass ich vor allem den Kleinen selten sehen werde, weil sie ein ganzes Stück wegwohnen, daher war ich schon froh dabei zu sein. Aber generell versuche ich es zu vermeiden, ich gehe wenn dann auch nur jemand anderem zuliebe mit.

» SariKari » Beiträge: 371 » Talkpoints: 2,63 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich bin auch nicht getauft. Meine Familie hat im Grunde nichts mit der Kirche zu tun, abgesehen von meiner Oma, die ist evangelisch. Ich hatte bis vor 6 Jahre nie was mit der Kirche zu tun. Als ich jedoch meinen Mann kennenlernte, änderte sich das. Er ist katholisch. Ich ging dann öfters mit in die Kirche, aber nicht ihm zu liebe, sondern weil ich es nicht kannte und neugierig war. Mein erster Besuch dort war ebenfalls erschreckend, von wegen Nichtgetaufte können nicht Glücklich sein/werden und so weiter. Ich war sehr erschrocken und hab das auch mit seiner Familie diskutiert. Ich hab mich aber nicht davon abschrecken lassen und bin noch öfters mit in den Gottesdienst gegangen. Sicher das ein oder andere mal auch ihm zu liebe. Aber ich muss auch sagen, das ich das alles sehr interessant fand und die Predigen (abgesehen von der Ersten) auch sehr durchdacht und passend.

Es wirkt sicher alles etwas fremd, aber ich würde nie behaupten das die Menschen dort apathisch sind oder das ich Mitleid mit ihnen habe. Die Menschen haben etwas, an das sie glauben, da ist nichts schlimmes dran. Wer das nicht möchte, tritt aus, so wie du. Sicher sind die Eltern nicht erfreut darüber, aber sie werden es verkraften. Ich finde es verständlich.

Meine Schwiegereltern würden es auch lieber sehen, wenn ich getauft wäre und ja es gab unzählige Diskussionen mit ihnen, wegen unserer Hochzeit. Aber sie haben es akzeptiert. Mittlerweile haben wir ein Kind. Mit ihm gehen wir auch in die Kirche. Ich geh nicht immer mit, aber ab und zu. Im übrigen fand ich die Hochzeit in der Kirche Wahnsinn. Schöner hätt ich sie mir nicht träumen können.

Ich werde mein Kind, soweit es mir möglich ist, katholisch erziehen. Denn ich sehe es immer so: es kommt immer drauf an wo du aufwächst , evangelisch oder eben nichts. Es hat keiner ein Recht, anderen etwas auszureden oder aufzuzwingen. Ich muss aber auch sagen, das katholisch dies gern tun (aufzwingen) sie sind halt auch nicht perfekt.

Ich verstehe viele Ding nicht, auch dieses jeden Sonntag in die Kirche gehen ist für mich unklar. Aber die Leute brauchen das irgendwie, es ist für sie sonst kein richtiger Sonntag. Sicher nervt es mich manchmal, aber dann geh ich halt nicht mit. Heutzutage find ich es gut, noch an was zu glauben. Die einen machen das mehr, die anderen weniger und wiederrum andere gar nicht.

» Aksiznarf » Beiträge: 1 » Talkpoints: 1,36 »



Ich bin ein gläubiger Christ, wurde auch katholisch getauft und könnte mir persönlich kein Leben mehr ohne Gott vorstellen. Vielleicht ist das bei euch nicht so, aber für meinen eigenen Weg war es ein wichtiger Schritt. Dennoch gehe ich so gut wie nie freiwillig in einen katholischen oder evangelischen Gottesdienst. Ich bin noch Teenager und die Predigten dort geben mir einfach nichts. Die Lieder langweilen mich, da ich einfach kein Fan von Orgel und Kirchenmusik bin und ich sehe keinen Sinn darin, dass in jedem Gottesdienst genau dasselbe passiert, nur mit einer jeweils anderen Predigt. Das ist vielleicht für ältere Menschen noch schön, da sie das alles gewohnt sind und sich hier nie umstellen müssen, aber als Jugendliche habe ich davon nichts. Früher gingen meine Eltern mit mir aus Pflichtbewusstsein an Weihnachten und Ostern in den Gottesdienst, aber inzwischen lassen wir das. Keiner aus unserer Familie findet die Predigten unseres Pfarrers besonders interessant. Außerdem habe ich immer ein gewisses schlechtes Gewissen, unserem Pfarrer zu begegnen, da er mich jedes Mal darauf anspricht, wie selten ich doch in die Kirche komme.

Stattdessen besuche ich regelmäßig eine kleine Freikirche, ICF. Das hat nichts mit Sekte zu tun, sondern beruht genauso auf der Bibel wie jeder andere Gottesdienst auch, nur dass hier alles viel moderner ist. Die Leute sind jünger, die Lieder werden mit einer Band gespielt und erinnern an Popsongs, die Predigten sind einfach in einer jungen, frischen Art und Weise und es gibt auch keinen "Dresscode" für den Prediger. Trotzdem sind hier die meisten tief gläubig. Außerdem kenne ich hier viele Leute persönlich und man hat auch die Möglichkeit, einfach auf die Leute zuzugehen und sich mit ihnen ganz locker zu unterhalten. Das gefällt mir persönlich deutlich besser und ich komme Gott auch näher, ohne das ich immer so ein "Pflicht-Erfüllungs-Gefühl" habe, das bei mir aufkommt, wenn ich an Weihnachten zum Beispiel eine katholische Kirche besuche.

Ich finde das Angebot der Kirche für Jugendliche einfach zu wenig und zu uninteressant, als das es für mich reizvoll wäre. Manche meiner Freunde sind noch Ministranten, da sie sich dadurch ein wenig Taschengeld verdienen, aber sonst kenne ich niemanden unter 18, der regelmäßig freiwillig einen katholischen Gottesdienst besucht. Ich finde es aber schade, dass bei dem Wort "Kirche" immer gleich an eine katholische/evangelische langweilige Kirche gedacht wird. Heutzutage gibt es auch noch andere Möglichkeiten, Gott näher zu kommen als über solche Veranstaltungen, zum Beispiel über Freikirchen wie ICF. Jeder sollte sich aber seine eigene Meinung bilden können. Vielleicht gibt es ja auch tolle katholische Pfarrer, die gute Predigten halten und die Leute begeistern können. Die habe ich dann eben noch nicht kennen gelernt.

» Tauglanz » Beiträge: 340 » Talkpoints: 8,65 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich habe mit dem Verein ja auch nichts am Hut, aber ich empfinde es jetzt nicht als Zumutung, wenn ich bei einer Hochzeit, Beerdigung oder Taufe mal einen Gottesdienst besuchen muss. In meiner Familie kommt so etwas höchstens ein Mal im Jahr, meistens seltener, vor und dann tue ich den Betreffenden den Gefallen und setze mich in die Veranstaltung. Für mich macht es keinen großen Unterschied, ob ich in einer Kirche sitze oder mit einem Gläschen Champagner in der Hand bei einem Stehempfang Small Talk halte. Ich sehe beides als gesellschaftliche Pflichtveranstaltung an und nicht als etwas, das ich aus Spaß an der Freude tue.

In Kirchen suche ich mir immer eine ruhige Ecke und ich bin auch ganz gut darin den Anschein von Aufmerksamkeit zu erwecken, während ich an etwas ganz anderes denke. Deshalb kann ich in den meisten Fällen nicht mal sagen, über was da in der Kirche gepredigt wurde. Wenn ich zuhören würde, würde ich mich wahrscheinlich auch aufregen, aber ich nutze die Zeit lieber sinnvoll und stelle in meinem Kopf Einkaufslisten zusammen oder mache mir über die Projekte, an denen ich gerade arbeite, Gedanken.

Tauglanz hat geschrieben:Ich finde es aber schade, dass bei dem Wort "Kirche" immer gleich an eine katholische/evangelische langweilige Kirche gedacht wird.

Die Ablehnung der meisten hat doch mit langweilig oder nicht langweilig überhaupt nichts zu tun. Natürlich fühlt man sich durch eine langweilige Veranstaltung in seiner Überzeugung, dass man in einer Kirche seine Zeit verschwendet, bestätigt, aber wenn man mit dem ganzen Zeug nichts anfangen kann ist das doch genau so, als würde ich mit jemandem, der kein Interesse an Sport hat darüber diskutieren wollen, wer der beste Fußball Kommentator ist.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich bin Atheistin und gehe daher in keine Kirche. Die einzigen Ausnahmen sind Hochzeiten im sehr engen Freundeskreis oder bei mir sehr nahe stehender Verwandtschaft. Aber das auch nicht gerne und nur, wenn mir die Person wirklich sehr viel bedeutet.

Für mich ist die Kirche nichts, womit ich etwas zu tun haben will, entsprechend meide ich sie auch und will mich nicht dazu zwingen lassen, in eine zu gehen. Das ist nicht mein Glauben, es wird ganz sicher auch nie meiner werden, und ich möchte nichts darüber hören, was dort alles gepredigt wird.

Bei Beerdigungen gehe ich nie in die Kirche, da ich mir dieses Geschwätzt von Sünde, Vergebung der Sünden, usw. nicht anhören mag. Das finde ich einfach unmenschlich und grausam, wenn Trauernde dann noch sich so etwas über einen geliebten Menschen anhören müssen. Als Kind musste ich mit, sobald ich alt genug war, mich dagegen zu wehren, habe ich es getan.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Seit meiner Kommunion war ich kaum in der Kirche. Höchstens zu Feiern, zu denen ich eingeladen worden bin. Denn schließlich bin ich eingeladen, da kann ich schon über meinen Schatten springen. Ansonsten gehe ich aber nicht in die Kirche, das ganze Jahr über nicht.

Ich sehe das dann auch nicht so, dass ich dieser Person einen Gefallen damit tue. Ich mache das in dem Moment gern, aber ich fühle mich nicht zwingend wohl in der Kirche. Da ich so selten hingehe, fühle ich mich nicht zugehörig und kann mit dem ganzen Drumherum nichts anfangen. Ich akzeptiere allerdings beide Seiten, jene die regelmäßig hingehen, jene die selten gehen oder auch jene, die nie gehen.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Nun ja, den Rücken zugewandt habe ich der Kirche nicht direkt. Ich bin Christ, gehe aber nie freiwillig in die Kirche außer zu Weihnachten oder so. Mich langweilt das dort einfach alles tierisch und es bringt mir nichts. Ich werde dort nicht schlauer, die erzählen immer nur dasselbe und das viele herum Gesitze und Nichtstun und das traurige und bedächtige Gucken sind auch nichts für mich.

Zur Beerdigung meines Opas habe ich mich sogar wahnsinnig ärgern müssen, weil der Pfarrer sich überhaupt keine Mühe bei seiner Rede gegeben hat, aber dann die Einladung zum nächsten Gottesdienst in schillerndsten Worten verkündet hat. Das fand ich dreist. Außerdem hat er sich überhaupt nicht für meinen Opa und seine Persönlichkeit interessiert, dieser Schuft. Meine Eltern haben ein fast zweistündiges Gespräch mit ihm gehabt, um ihm näher zu bringen, was mein Opa für einer war und was er ungefähr sagen soll. Und er hat sich nicht daran gehalten, im Gegenteil. Er hat den ganzen Gottesdienst eigentlich nur für seine Zwecke benutzt und das regt mich heute noch auf. Also zumindest diesem Pfarrer habe ich den Rücken zugewendet.

Was die restliche Kirche betrifft, muss ich einfach sagen, dass sie mir egal ist. Wenn andere dort Erfüllung finden, ist das sehr schön, aber mein Weg führt dort nicht hindurch. Gott entdecke ich auf anderen Wegen, aber nicht in der Kirche. Ob ich darum einmal austrete, weiß ich noch nicht so genau. Das muss ich mir noch überlegen, meine Kinder will ich ja auch taufen lassen und vielleicht will ich auch mal kirchlich heiraten - einfach der Atmosphäre wegen. :wink:

Von meinen Eltern lasse ich mich schon lange nicht mehr zwingen, mitzugehen. Darum war ich jetzt zu Weihnachten auch das letzte Mal zu einem Gottesdienst. Jemanden anderes würde ich auch nicht zwingen, hinzugehen, ganz logisch. Wobei ich mich schon freuen würde, wenn mein Freund mich zu Weihnachten begleiten würde. :wink:

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich selbst bin mit 18 Jahren auch aus der Kirche ausgetreten, da ich nun mal einfach nicht an Gott glaube und mich durch die Kirche sogar ein wenig belästigt gefühlt habe. Meine Familie kommt ursprünglich aus Polen, wo man nach wie vor jeden Sonntag und sogar darüber hinaus in die Kirche und geht und da wird es gar nicht gern gesehen, wenn man sich weigert. Hier in Deutschland haben meine Eltern diese Gewohnheit beibehalten und mich und meinen Bruder als Kinder auch regelmäßig mitgeschleppt. Nach meiner Kommunion drängte uns der Pfarrer auch geradezu dazu, Messdiener zu werden und ich, die ich damals noch sehr wenig Selbstbewusstsein hatte, machte das auch. Seitdem hatte ich das Gefühl immer mehr in die Kirche hinein gedrängt zu werden, fest wie in eine Sekte.

Der Pfarrer reif sogar bei uns zu Hause an, wenn Messdiener fehlten, um mich dann spontan am Wochenende oder auch einfach mitten in der Woche zur Kirche zu rufen, ob ich wollte oder nicht. Dann gab es auch noch Bekannten meiner Eltern, die mich dann dazu überreden wollten am Pfarrfest mitzuhelfen und den katholischen Ferienspaß zu betreuen. Ich kam mir wirklich schon vor, wie in einer Sekte. Als ich mich dann irgendwann geweigert habe, wurde ich erstmal mit dafür bestraft, dass ich nicht mitgegangen bin und als auch das nicht geholfen hat, war es meinen Eltern irgendwann egal, wobei meine Oma mir bis heute Vorträge darüber hält und jeden Sonntag und Feiertag beleidigt ist.

Um eben das zu vermeiden, gehe ich notgedrungenermaßen an Feiertagen wie Weihnachten doch noch zur Kirche, wenn wir mit meiner Oma zusammen feiern. Natürlich kann ich weiterhin nein sagen und mich weigern, aber dann würde meine Oma wieder beleidigt sein und das Weihnachten wäre hin. Um das zu verhindern gehe ich eben doch, aber auch wirklich nur dann, nicht an anderen Sonntagen, denn da ist mir die Stimmung herzlich egal.Wenn ich dann doch zur Kirche gehe, langweile ich mich einfach nur und versuche mich möglichst nicht darüber aufzuregen, was für einen Unsinn der Pfarrer da vorne erzählt.

Meistens mache ich auch gar nicht aktiv mit, sondern setze mich einfach in die Bank und sitze dann da. Wenn die Leute aufstehen, tue ich das auch, aber ich knie mich nicht hin, ich singe nicht mit, ich spreche nicht mit, ich mache auch keine Kreuzeichen oder ähnliches und ich gehe selbstverständlich auch nicht zur Kommunion. Dadurch, dass ich als Kind eben eher negative Erfahrungen mit der Kirche gemacht habe, fühle ich mich bis heute dort absolut unwohl und werde Kirchen auch bis an mein Lebensende meiden.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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