"nein sagen" können, immer sinnvoll?

vom 29.05.2010, 16:28 Uhr

Es gibt sehr viele Menschen, die "nein sagen" erst lernen müssen, da sie häufig zu allem und jedem "ja" sagen, auch wenn sie eigentlich ein nein meinen. Das ist ein altbekanntes Problem und es gibt auch viele Seminare, die sich mit dieser Thematik beschäftigen.

Unlängst ist bei einer Besprechung auch dieses Thema aufgekommen und da haben wir auch ein wenig diskutiert, wo die Abgrenzungen bei diesem Thema liegen. Ich finde nämlich, dass es nicht immer nur vorteilhaft sein kann, ständig nach seinen eigenen Bedürfnissen nach "nein" zu sagen. Die Besprechung war jedoch mit zwei Freunden, die beide Psychotherapeuten sind und sie waren der Meinung, dass es sehrwohl wichtig ist, immer ein "nein" zu sagen, wenn man es so meint, weil nur so kann man sich selber treu bleiben.

Ich sehe das ein wenig anders. Ich finde, dass manchmal auch Kompromisse gefunden werden müssen, sonst kann es auch durchaus vorkommen, dass die Person die ständig "nein" sagt egoistisch wirkt. Wobei im Wort egoistisch ja schon das Wort "ego" also "ich" drinnen steckt.

Um es an einem Beispiel zu verdeutlichen: Mein Neffe hat zum Beispiel in den nächsten Tagen seinen ersten Kindergartenauftritt zu einer für mich etwas dummen Zeit, aus diversen Gründen. Wenn ich zu dieser Veranstaltung gehe, dann habe ich durchaus einige für mich persönliche Nachteile. Demnach müsste ich also nein sagen, wenn ich nur nach meinen persönlichen Bedürfnissen gehen würde. Mein Neffe und seine Eltern würden sich jedoch riesig freuen, wenn ich komme und so habe ich zum Beispiel auch beschlossen doch zu kommen, weil es eben nicht immer nur um die eigenen Bedürfnisse geht, sondern auch um die der anderen, das ist zumindest meine Meinung.

Wenn immer alle "nein" sagen würden und zu keinen Kompromissen bereit wären, dann würden wohl viele Leute nicht zusammenkommen oder sich bei einigen Punkten einigen können. Wie seht ihr das? Würdet ihr ein "nein" vor die Bedürfnisse anderer stellen? Es geht nicht darum, dass man ständig zu allem und jedem "ja" sagt, aber immer ist ein "ja" meiner Meinung nach nicht angebracht. In welchen Situationen ärgert ihr euch, dass ihr "ja" gesagt habt und dennoch "nein" gemeint habt? Wie seid ihr dann mit dieser Situation umgegangen? Wo sollte man eher zurückstecken und wo eher auf seine eigenen Bedürfnisse achten?

Ich beziehe mich dabei nun eher auf den privaten Bereich. Im beruflichen Bereich ist das wieder etwas anderes, wobei auch hier durchaus einmal "nein" gesagt werden kann. Eine Freundin zum Beispiel nimmt regelmäßig die unbeliebten Arbeiten die so anfallen an und sagt immer gegen ihren eigentlichen Willen "ja". Da wäre es durchaus auch angebracht, einmal "nein" zu sagen. Viele haben dann aber gleich Angst, dass sie schlecht dastehen oder womöglich gleich ihren Arbeitsplatz verlieren.

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» tournesol » Beiträge: 7750 » Talkpoints: 66,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich denke, deine Freundinnen meinten, aufgrund ihres Berufes, was anderes als du. Und zwar geht es ihnen um die emotionalen Punkte und dir geht es eher um praktische Gründe.

Ich versuche es mal an einem Beispiel aus meinem Leben zu erklären, weil es mir da einfacher fällt es zu erklären. Mein Vater hätte immer wieder gerne, das ich mit ihm verreise. Komischerweise kam er auf diese glorreiche Idee erst, seitdem er in Rente ist. Als Kind oder Teenager hat er uns lieber andersweitig untergebracht. Sprich etwas, was ich emotional nicht wirklich umsetzen kann. Unter anderem halt auch aufgrund meiner psychischen Erkrankung. Wenn mein Vater nun (mal wieder) anfängt zu drängen, er verreist und ich soll mit, bekomme ich Panik. Einmal alleine der Gedanke soviel Zeit am Stück mit ihm verbringen zu müssen, mich seinen Wünschen fügen zu müssen und mich ihm anpassen zu müssen und so weiter. Im Gegensatz zu mir, muss nämlich gemacht werden, was er sagt.

Klar gibt es durchaus auch praktische Gründe die gegen eine solche Reise mit meinem Vater sprechen. Wie halt unser unterschiedlicher Tagesrhytmus. Er ist Frühaufsteher und ich Nachtmensch. Alleine der Gedanke das ich um 5 Uhr morgens am Bahnhof stehen müsste, würde Abneigung erzeugen. Allerdings wäre das eine "Hürde" die ich in Kauf nehmen würde, wenn mir die Reise emotional gut tun würde. Und das wäre auch was, was ich ihm zu Liebe in Kauf nehmen würde. Sprich ich würde gar nicht erst nach Komprmissen mit ihm verhandeln, weil er sich eh nicht darauf einlassen würde. Und mir würden noch mehr praktische Gründe einfallen, die gegen eine Reise sprechen würden. Aber alle liessen sich irgendwie regeln.

Rein emotional würde ich die Reise aber nicht verkraften. Weder im Vorfeld noch im Verlauf. Über das was danach kommt, mache ich mir gar keine Gedanken, weil ich mich bei so Aktionen schon auf irgendeinem Bahnhof vor einem Zug liegen sehe. Logische Reaktion eines Fachmannes ( egal ob nun Therapeut oder Psychiater), Frau LittleSister sie brauchen nicht mit ihrem Vater zu verreisen, wenn es ihnen nicht gut damit geht. Also ein klares Nein. Und wenn man mich näher kennt, weiss man auch, das es da keinerlei Möglichkeiten zu Kompromissen gibt. Was aber auch daran liegt, das mein Vater zu noch weniger Kompromissen bereit ist, als ich. Er will das haben und ich habe zu folgen. Die letzte Aktion endete damit, das ich tagelang kein Telefon hatte, weil ich seiner emotionalen Erpressung nur noch aus dem Weg gehen konnte, in dem ich einfach das Telefon abgezogen habe. Sicherlich keine sinnvolle Lösung.

Generell nimmt es das Umfeld besser auf, wenn man irgendwelche praktischen Gründe vorschiebt. Es ist halt was anderes, wenn man "Termine" nicht wahrnehmen kann, weil sie mit anderen wichtigen Sachen, die man nicht verschieben kann, erklären kann, als wenn man sagt, ich habe keinen Bock, weil ich mich in Gesellschaft von XYZ, der auch anwesend sein wird, nicht wohl fühle.

Nehmen wir mal an, du hättest für den besagten Termin eine wichtige Operation bei deinem Sohn, würde das jeder ungefragt akzeptieren. Wenn man aber sagen würde, och Onkel X den mochte ich noch nie und ich habe Angst vor ihm und mag deshalb nicht kommen, wäre die Reaktion: Ach stell dich nicht so an und du brauchst ja mit ihm nicht reden. Hingehen, sich nicht so anstellen und nicht mit ihm reden, wäre der Kompromiss. Nur wenn du tagelang vorher heulend im Bett liegst und nur Angst hast und du genau weisst, die Situation eskaliert doch wieder und dir geht es damit mies- ist der Kompromiss, den man anderen zu Liebe macht, wirklich sinnvoll?

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Zum Glück ist die Situation wegen dem Kindergartenauftritt meines Neffen gar nicht so arg und vollkommen harmlos. Ich verstehe mich gut mit meinem Bruder und er versteht meine Argumentation durchaus und ist mir auch nicht böse, es sollte nur als Beispiel dienen. Manchmal ist es ja auch schön und auch wichtig, wenn man weiß, dass man mit einem "ja" einem anderen einen Gefallen macht.

Bei der Besprechung die ich hatte, ging es klar um eine pädagogisch / psychologische Besprechung. Zu dritt arbeiten wir an einem Schulprojekt, allerdings ist unser Arbeitgeber der psychsosoziale Dienst. Meine beiden anderen Kolleginnen sind beide ausgebildetete Psychotherapeuten, ich bin mehr der pädagogische Part.

Unsere Diskussion führte bald von einem zum nächsten und es würde mich eben auch die Erfahrung und die Meinung anderer interessieren, wo sie eben ein nein oder ein ja sinnvoll finden würden und so weiter, ist im Ausgangsthread genauer beschrieben.

Ich kenne die psychologische Ansichtsweise dieses Themas sehr gut und finde sie in ihren Grundzügen auch nicht verkehrt, aber ich frage mich eben manchmal, ob es auch ein Zuviel des Guten geben kann.

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» tournesol » Beiträge: 7750 » Talkpoints: 66,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich bin ein wenig verwundert, das du im Eröffnungspost ausdrücklich darauf hinweist, das es um private Aspekte und nicht um berufliche Aspekte geht und du nun aber doch die berufliche Seite sehen willst.

Um es mal in anderen Punkten zu sehen: Ist es sinnvoll als Frau zu einem Mann der einen vergewaltigen möchte nein zu sagen? Oder ist es sinnvoller, ja zu sagen, weil der Mann ja ach so nett ist? Ich tendiere eindeutig zu dem klaren Nein sagen, weil es nicht um den Akt an sich geht, sondern auch um die emotionale Basis.

Ja sehr flaches Beispiel. Gehen wir aber mal weiter. Der Mann hat den absoluten Traumjob für einen. Aber erst muss man mit ihm schlafen. Was für mich persönlich schon sehr nahe an eine Vergewaltigung kommt. Sagt man nun nein, weil man emotional damit nicht umgehen könnte? Oder sagt man ja, weil ja der Job so toll ist. Kompromiss wäre sicherlich zu sagen, Woo was stelle ich mich so an, für diese kleine Gefälligkeit, bekomme ich ja auch einen super Job. Ok da spielt sicherlich auch noch die generelle Lebenseinstellung mit rein. Wer sexuell eher freizügig ist und alles nicht so eng sieht, kann die Entscheidung, ob klares Nein oder sich auf den Kompromiss einlassen, sicherlich leichter treffen. Für eine Frau, die vielleicht verheiratet ist und eine treue Ehe führt oder die aus sonstigen Gründen, keine sexuellen "Eskapaden" wünscht, ist das einzig sinnvolle ein Nein. Aber wenn sie sich doch darauf einlassen würde und den Kompromiss eingehen würde, hätte sie einen tollen Job.

Im allgemeinen muss man selbst entscheiden, wie wichtig einem ein Kompromiss oder sein eigenes, ich nenne es Seelenheil, ist. Für mich ist alles was einen emotional zu sehr belasten könnte, keinen Kompromiss wert. Nur muss man auch lernen, dann klar Nein sagen zu können. Oder würdest du wirklich zu allem einen Kompromiss suchen wollen, wenn dich die Sache so sehr belasten würde?

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Ich selber befasse mich zwar derzeit aus beruflicher Hinsicht mit diesem Thema, allerdings geht es eben um ein Schulprojekt und die Jugendlichen arbeiten eben nicht, sondern gehen eben noch zur Schule. Das Projekt bezieht sich auch mehr auf den privaten Bereich, der berufliche Aspekt kann jedoch auch ein wenig mit einfließen, ist also nicht ausgeschlossen, deswegen habe ich auch diesen Bereich ein wenig angeschnitten.

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» tournesol » Beiträge: 7750 » Talkpoints: 66,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich finde es auch sehr wichtig, dass man nein sagen kann und sich selbst auch treu ist. Für mich hängen diese beiden Dinge auch zusammen. Wenn man immer ja sagt, obwohl man eigentlich lieber nein gesagt hätte, ignoriert man seine eigenen Wünsche und Belange und ich finde es nicht sinnvoll, wenn so etwas häufiger vorbeikommt. Wenn man zum Beispiel um einen Gefallen gebeten worden ist, den man aber lieber nicht erfüllen möchte, tut man in dem Moment, in dem man sich doch für das ja und damit die Zusage entscheidet, etwas, das einem keine Freude bereitet. Dinge, die man nicht aus seinem eigenen Wunsch heraus tut, sondern lediglich weil man das Gefühl hat, es tun zu müssen oder jemandem einen Gefallen tun zu wollen, erledigt man meistens auch nicht so gut und engagiert wie die Sachen, die man wirklich gerne tun möchte.

Gerade im privaten Bereich hat man in der Regel immer die Möglichkeit, auch nein zu sagen. Beruflich sieht das oft auch anders aus. Manchmal muss man auch unliebsame Arbeiten oder Arbeitszeiten in Kauf nehmen und hier und da mal ja sagen, wo man lieber nein gesagt hätte. Im privaten Bereich sollte man genau das nicht tun müssen. Ich finde es schrecklich, wenn man sich später Vorwürfe machen muss, weil man zu etwas ja gesagt hat, das man eigentlich nicht machen wollte.

Ich finde nicht, dass es etwas mit Egoismus zu tun hat, wenn man öfter mal nein sagt. Wenn man immer nur nein sagt, auf der anderen Seite aber erwartet, dass andere Leute alles für einen tun, finde ich das schon befremdlich. Wenn man hingegen die Anfragen und Wünsche ablehnt, die man einfach nicht erfüllen möchte oder kann, ist das nicht falsch und auch nicht egoistisch.

Mir fällt spontan keine Situation ein, in der ich lieber nein gesagt hätte, aber ja gesagt habe. Ich gehöre nicht zu den Leuten, die vorschnell Zusagen machen und diese dann später bereuen. Wenn ich etwas tun möchte, dann sage ich ja und mache das dann auch gerne. Falls ich allerdings keine Zeit oder Lust habe, um jemandem einen Gefallen zu tun, dann sage ich meistens auch nein, selbst wenn ich genau weiß, dass es demjenigen vielleicht wichtig wäre, dass ich das für ihn erledige. Manchmal passt es eben nicht und ich fände es falsch, sich zu verbiegen und sich selbst untreu zu werden, nur um jemand anderem einen Gefallen zu tun. Es gibt eine Handvoll Menschen, die mir wichtig sind in meinem Leben, aber ich selbst bin mir eben auch wichtig und ich möchte eben nur ungern Dinge tun, die ich eigentlich nicht machen möchte.

Wenn man nein sagen kann, bedeutet das ja nicht automatisch, dass man es auch ständig tut. Aber es ermöglicht einem zumindest die Wahl zwischen ja und nein. Wenn man praktisch keine Wahl hat, weil man immer zu allem ja sagt, kann das nicht gut für einen selbst sein. Und im eigenen Leben sollte man sich doch unbedingt wohlfühlen und hinter seinen Entscheidungen stehen können und sich nicht immer nur für die Wünsche anderer hergeben.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Also ich finde auch, dass man überhaupt mit dem ''nein'' und ''ja'' sagen aufpassen muss. Sicherlich muss man ''nein'' sagen, wenn man dagegen ist und es einem nicht passt, auch wenn es manchmal schwierig ist abzulehnen. Aber das man nicht immer ''nein'' sagen muss ist doch klar. Ich denke dass es bei diesen Seminaren einfach darum geht, dass Selbstbewusstsein zu steigern. Wenn Menschen immer nur zustimmen, haben sie keine eigene Meinung und vertreten keine eigenen Interessen. Deshalb muss man ihnen auhc beibringen ''nein'' zu sagen. Das heißt aber nicht gleich, dass diese Menschen immer gleich zu allem ''nein'' sagen, was ihnen nicht passt, deshalb verlernen sie sicherlich nicht, dass man auch Kompromisse eingehen muss.

Also ich bin sicher, dass in diesen Seminaren den Menschen nicht beigebracht wird immer permanent ''nein'' zu sagen, die werden sicher noch unterscheiden können, wann es gut und wann es weniger gut ist, dass zu tun. Es dient halt nur dazu Menschen zu helfen, die sich wirklich alles gefallen lassen und so ausgenutzt werden. Ich würde aber sagen, dass es manchmal durchaus vorkommt, dass Menschen, die lernen ''nein'' zu sagen, extrem egoistisch werden. Ich kenne da ein Beispiel aus meinem Bekanntenkreis. Ich weiß nicht, ob das schon immer so war oder ob es sich nach und nach so entwickelt hat (wir hatten an unserer Schule extrem viele Seminare zur Selbstbewusstseinsstärkung und so weiter), aber mit den Jahren viel mit eine bestimmte Freundin auf, die wirklich immer egoistischer wurde. Da war einfach nichts mit Kompromissen. Ihr hat entweder was gepasst oder eben nicht und wenn nicht, dann hatten alle Betroffenen eben Pech gehabt, da war sie gnadenlos.

Ich hab immer gedacht das würde ihr das Leben noch irgendwann schwer machen, diese Einstellung. Die Familie ist letztes Jahr allerdings in die USA ausgewandert und das Mädchen geht jetzt an eine nicht gerade günstige Eliteschule. Ob das nur durch das Geld ihrer Eltern ermöglicht wurde, oder ob ihre Einstellung dabei auch noch eine Rolle gespielt hat, weiß ich nicht zu sagen, aber ich könnte es mir vorstellen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke, dass du die Frage anhand deines Beispiels falsch stellst. Es ist ja hier nicht so, dass du mit einem "Ja" deine Bedürfnisse hinten anstellst und nur auf die deiner Familie Rücksicht nimmst. Vielmehr wiegst du doch zwischen zwei deiner eigenen Bedürfnisse ab: Auf der einen Seite hast du eigentlich etwas anderes vor (oder was auch immer, du bist ja da nicht ins Detail gegangen), auf der anderen Seite hast du aber auch das Bedürfnis, deine Verwandten glücklich zu machen, weil sie dir eben wichtig sind. Das gleiche trifft meiner Meinung nach in dem hier genannten Fall der sexuellen Nötigung, um einen Job zu bekommen, zu - jeder muss da eben individuell zwischen zwei gegensätzlichen eigenen Bedürfnissen abwiegen.

"Nein" sagen, wenn etwas wirklich allen eigenen Bedürfnissen widerspricht, ist dagegen etwas ganz anderes. Und mit Egoismus hat das an sich gar nichts zu tun. Egoistisch ist es, wenn man nie das Bedürfnis hat, anderen Menschen einen Gefallen oder etwas Gutes zu tun, weil damit auch Nachteile für einen selbst verbunden sein könnten. Wenn man nun aufgrund dessen immer grundsätzlich "nein" sagt, ist das zwar egoistisch, aber das egoistische ist nicht, dass man seine eigenen Interessen vertritt, sondern dass die eigenen Interessen eben grundsätzlich nicht die Befriedigung andere beinhalten.

» channale » Beiträge: 1371 » Talkpoints: 37,37 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich halte es für sehr wichtig "nein" sagen zu können. Natürlich sollte man Kompromisse eingehen können, aber niemals zu etwas bedingungslos zustimmen das man nicht will. Ich finde, dass "nein" sagen nichts mit Egoismus zu tuen hat. Ich sehe dies genau umgedreht. Viele Menschen lernen nicht "nein" zu sagen, weil sie denken sie tuen damit anderen Menschen einen Gefallen.

An den Gefallen den man anderen tuen will indem man zu allem "ja" sagt, ist aber kein Vorteil. Denn im Endeffekt tut man sich damit sich selbst keinen Gefallen und den anderen auch nicht, weil die Aussage die man macht schlicht und einfach bedeutungslos ist. Ich persönlich bin in dieser Beziehung ein sehr offener Mensch und ich würde mich nicht als egoistisch bezeichnen, nur weil ich sage wenn ich etwas nicht will.

Für mich ist "nein" sagen, wie auch hier schon gesagt wurde auch eine Form der Treue. Und zwar Treue gegenüber sich selbst und Treue gegenüber dem Anderen. Dieses Beispiel findet sich in einer Partnerschaft wieder. Wie soll man einen Menschen vertrauen, welcher sich auf alles einlässt? Wenn es um Meinungsverschiedenheiten, bzw. um Vorschläge geht die man ablehnt sollte man allerdings in manchen Situationen bereit sein einen Kompromiss einzugehen. Solange dieser keinen großen Schaden oder ähnliches anrichtet.

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» Mietzis » Beiträge: 802 » Talkpoints: -0,75 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Wenn ich den Eingangsbeitrag richtig verstanden habe, dann geht es doch darum, dass man nicht aus falsch verstandener Höflichkeit oder Scham oder anderen Gründen ja sagt, obwohl man nein meint. Das erscheint mir absolut logisch und stimmig. Da finde ich das von LittleSister gebrachte Beispiel schon ganz stimmig und einprägsam. Verschiedene Personen entscheiden da sicher ganz unterschiedlich, aber wer entgegen seiner Moraleinstellung entscheidet, der wird damit auf Dauer sicher nicht glücklich,

Natürlich ist es schon bedenklich, wenn man immer nur nein sagt. Da stellt sich dann aber auch die Frage, wie man sich selbst sieht. Wenn einen das selbst stört, dann sollte man eher die eigenen Vorstellungen genauer unter die Lupe nimmt und gegebenenfalls anpasst.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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