Personen reden in der 3. Person von sich

vom 16.05.2010, 13:53 Uhr

Ich habe das heute wieder einmal beobachtet. Heute Vormittag bin ich ein wenig im Park spazieren gegangen, da die Sonne sich ja endlich mal wieder blicken lassen hat und da bin ich dann eben auch an einem jungen paar mit einem kleinen Kind vorbei gelaufen. Ich konnte nur eine Fetzen ihres Gesprächs auffassen, der Vater des Kindes sagte: „Da muss der Papa mal die Mama fragen.“, worauf er sich umdrehte und anfing, sich mit der Frau zu unterhalten. „Der Papa“ war offensichtlich er selber.

Ich finde das ungeheuer irritierend, aber ich kenne wirklich einige Leute, die teilweise in den unterschiedlichsten Situation plötzlich anfangen, von sich selber in der 3. Person zu reden. Normalerweise spricht man von sich in der ersten Person und wenn dann von jetzt auf gleich jemand aufhört, das zu tun, finde ich das erst einmal fürchterlich verwirrend, weil man überhaupt nicht weiß, wer gemeint ist, dass kann vor allem kompliziert werden, wenn man sich in einer Gruppe unterhält. Ich kann es vor allem auch überhaupt nicht nachvollziehen, warum Menschen das plötzlich machen, ob es da überhaupt einen offensichtlichen Grund gibt oder ob es einfach an der Persönlichkeit der Leute liegt.

Kennt ihr auch solche Menschen oder macht ihr das teilweise sogar selber? Habt ihr irgendeine gute Erklärung dafür, warum das so ist?

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» JulietMay » Beiträge: 1078 » Talkpoints: -0,56 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Wenn man mit den Kindern redet macht man das oft so, damit das Kind lernt, wer Papa und Mama ist und wie das Kind dann Papa und Mama anredet. Vor allem können kleine Kinder noch nicht das "Ich" zuordnen. Wenn der Mann also gesagt hätte. "Ich frage mal die Mama" dann weiß das Kind nicht unbedingt, wer "Ich" ist, weil "Ich" ja das Kind auch selber ist wenn es von sich selber spricht. Das "Ich" lernen die Kinder erst später.

Ansonsten ist mir das eigentlich noch nie aufgefallen, dass jemand in der dritten Person redet. Eben nur, wenn man mit den Kindern spricht. Und das finde ich bis zu einem gewissen Alter, wo die Kinder dann wissen, wer mit "Ich" gemeint ist, auch in Ordung.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich finde dies nicht so sehr geeignet, um den Kindern die Vielfalt der schönen deutschen Sprache näherzubringen. In der dritten Person von sich zu reden, kann die Kinder hierbei so verwirren, dass sie später auch von sich selbst in dieser Form reden, was nicht gerade sehr förderlich in der Schule oder im Beruf ist.

Andererseits, schon Julius Cäsar redete von sich in der dritten Person. ;)

Vielleicht hat der Vater diese Formulierung hier aber auch ironisch verwendet, um sich selbst unter die Mutter zu stellen, in diesem Fall wäre der Thread hier überflüssig. :D

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» snypa95 » Beiträge: 95 » Talkpoints: 0,16 »



JulietMay schrieb ja, dass es sich bei dem Kind um ein kleines Kind handelt. In diesem Zusammenhang muss ich als Mutter wirklich unserer Diamante beipflichten. Kinder bis etwa drei oder vier Jahre haben oft Probleme mit dem Wort "ich". Das will ich mal näher erklären.

Wenn ein Kind zu sprechen anfängt, spricht es sogar von sich selbst in der dritten Person. Die ersten Willensäußerungen von Klein Erna lauten nicht etwa: "Ich will essen!" sondern: "Erna will essen!" Das ist völlig normal. Erst später lernt ein Kind das Pronomen "ich" zu gebrauchen. Wenn jetzt aber der Papa zu einem Kind, das gerade gelernt hat von sich selbst nicht nur als Erna zu sprechen sondern als ich sagt "Ich muss erst noch mit Mama sprechen" sagt unter Umständen ein Kind in dieser Phase: "Ich will doch gar nicht mit Mama sprechen.".

Das Kind kann anfangs noch nicht so leicht verstehen, dass auch andere Menschen eine Person sind,die von sich selbst "ich" sagen kann. Um Missverständnisse zu vermeiden bietet es sich in der Phase an, in der 3. Person Einzahl von sich zu sprechen.

Ulkig wird es allerdings, wenn die Leute anfangen in der 3. Person Mehrzahl von sich selbst zu sprechen. Genannt wird diese Form auch "Pluralis Majestatis", was übersetzt in etwa majestätische Mehrzahl heißt. Diese Form benutzen in der Regel nur Herrscher. Dies klingt dann beispielsweise so: "Wir geruhen heute nichts zu essen.". Dies wirkt total blasiert und unangebracht, wenn manche neureiche Möchtegerns so sprechen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Also Wawa666 spricht manchmal auch von sich in der dritten Person. Das macht sie allerdings nur spaßeshalber manchmal, und im Alltag achtet sie auch darauf, dass es nicht negativ auffällt. Klar, dass das bei den meisten Menschen, zumindest in Deutschland, nicht so gut ankommt. Die Gefahr, sogar für völlig bekloppt gehalten zu werden, ist ziemlich groß, und mit der Toleranz gegenüber irgendwie "unnormalen" Menschen ist es oftmals ja leider auch nicht so weit her. Daher spreche ich im Alltag, gerade mit mir unbekannten Menschen, eben normalerweise in der ersten Person, wenn ich von mir rede, wie das in unserer deutschen Sprache im Allgemeinen eben üblich ist, vielleicht mit Ausnahme einiger Dialekte.

Dass aber Eltern von Kindern so reden, finde ich nicht ungewöhnlich, außerdem ist es nichts Neues. Wie hier bereits geschrieben wurde, wird es oft darum gehen, dem Kind einen Namen beizubringen oder ihm eben besonders deutlich zu machen, wer "die Mama" oder "der Papa" ist, um zwei Beispiele zu nennen. Gerade gegenüber kleinen Kindern habe ich schon viele Erwachsene so reden hören, und ich glaube, meine Eltern haben das damals auch bei mir gemacht.

Aber wenn das Kind älter wird, so vielleicht fünf oder sechs Jahre, dann hört das auf. Es fällt interessanterweise ungefähr mit der Zeit zusammen, in der Kinder dann wirklich langsam lernen, korrekt und flüssig zu sprechen. Also, ich denke wirklich, das zeigt ebenfalls, dass es bei den Eltern, die so sprechen, nur darum geht, dem Kind die Bezeichnungen der einzelnen Personen eindringlicher näher zu bringen.

Eine andere Erklärung dafür, von sich selbst in der dritten Person zu sprechen, wäre vielleicht, aufgrund von sprachlicher Unkenntnis oder einfach aus Gewohnheit, Sprachen und ihre grammatikalischen Regeln zu verwechseln. Damit meine ich, dass es durchaus einige Sprachen der Welt gibt, besonders im asiatischen Raum, in denen man von sich selbst eben höflich in der dritten Person spricht. Beispielsweise in Japan ist das der Fall.

Wenn man also im Alltag so eine Sprache spricht und dann mal deutsch spricht, ganz ausnahmsweise, dann kann ich mir schon vorstellen, dass man da vielleicht aus Gewohnheit heraus eben von sich selbst auch versehentlich manchmal in der dritten Person redet. Es rutscht einem einfach so heraus. Mir ist so etwas Ähnliches auch schon einmal passiert, als ich etwas abgelenkt war, obwohl ich durchaus fortgeschrittene Kenntnisse in der anderen Sprache hatte.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich reihe mich auch mal an jene Mütter an, die mit ihren Kindern in der dritten Person spricht. Ich sage zu meinem Sohn, der gerade 16,5 Monate alt ist, ebenfalls oft "die Mama holt dir das" oder ähnliche Sätze. Ich bin mir dabei ehrlich gesagt noch nie seltsam vorgekommen und ich finde auch nichts Falsches daran. Ich habe es zwar nicht bewusst gemacht, sondern instinkitiv, aber jetzt wo du den Beitrag geschrieben hast, ist es mir bewusst geworden.

Trotzdem werde ich nichts daran ändern, zumindest nicht in nächster Zeit, weil ich auch glaube, dass es so für Kleinkinder verständlicher ist. Wenn ich so nachdenke, kenne ich auch keine Mutter oder keinen Vater der das bei Kleinkindern nicht so macht.

In anderen Situationen wäre es mir noch nicht so wirklich aufgefallen. Hast du es in anderen Situationen auch noch beobachten können, wo Personen von sich selber in der dritten Person sprechen, also in Situationen, wo kein Kleinkind gemeint war?

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» tournesol » Beiträge: 7750 » Talkpoints: 66,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich kann mich nur anschließen. Ich rede auch von mir und meinem Mann in der 3. Person, wenn ich mit meinem derzeit 15 Monate alten Sohn rede. Ich mache das aber ganz bewußt, da ich einmal in einer Familienzeitschrift gelesen habe, dass Kleinkinder noch nicht zwischen "ich" und "du" unterscheiden können und demnach auch nicht wissen wer gemeint ist, wenn man eben mit "du" und "ich" mit dem Kind redet.

Deshalb finde ich es auch nicht befremdlich, wenn andere Leute mit ihren Kindern so sprechen. Vielleicht machen das manche Leute auch instinktiv.

Wenn nun Leute sich aber nicht mit Kindern unterhalten und trotzdem von sich in der dritten Person sprechen, mag das schon sehr befremdlich auf den einen oder anderen wirken. Diese Menschen werden schnell, wie Wawa666 schon geschrieben hat, für völlig bekloppt gehalten, was in der Sache der Natur liegt, da Vieles, was wir nicht kennen oder was wir noch nie gesehen haben oder was nicht alltäglich ist, schnell als Unsitte oder als geistiges Fehlverhalten interpretiert wird.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Also ich finde auch, dass man doch nur meistens in der dritten Person von sich spricht, wenn es um Kinder geht. Wie meine Vorrednerin schon erklärt hat, dient dies eben dazu dem Kind beizubringen, wer Vater und Mutter ist und wer mit ''Ich'' gemeint ist. Ob das ein negativer Einfluss auf das Kind ist, wage ich zu bezweifeln, denn man tut das doch schließlich nur bei wirklich kleinen Kindern. Ansonsten habe ich es auch nur sehr selten erlebt, dass Menschen von sich selbst in der dritten Person reden. Das einzige Mal, wo ich das noch bewusst miterlebt habe, war als ich ein Praktikum beim Psychologen gemacht habe. Dort habe ich auch eine Selbsthilfegruppe begleitet und hierbei ist es mir bei mehren Menschen aufgefallen, dass sie in der dritten Person von sich selbst reden, wenn sie Dinge von sich erzählen oder ihre Probleme schildern.

Der Psychologe meinte damals, das läge einfach daran, dass sie sich nicht wirklich mit sich selbst identifizieren. Sie haben Probleme mit ihrer Persönlichkeit und fühlen sich für ihre Taten nicht verantwortlich, beispielsweise wollen sie nicht verantworten. Das Ganze entsteht auch dadurch, dass sie bestimmte Ereignisse nicht verarbeiten können und manchen daher vorkommt, als wären sie es gar nicht selbst gewesen, sondern etwas anderes in ihnen. Wenn man aber über seine Probleme redet, hilft diese Erzählweise allerdings auch sehr dabei, dass man das Ganze objektiv betrachtet. Viele Menschen sind dann in der Lage mehr Details von sich preiszugeben, wenn sie das gefühl haben, dass sie hier nicht von sich selbst, sondern von jemandem anderem , Außenstehendem reden.

In den weiteren Stufen der Behandlung wird dies aber vermieden, da es schließlich darum geht das Bewusstsein der Patienten wieder herzustellen, beispielsweise zu stärken und nicht darum die Persönlichkeit zu spalten. Das sind dann aber Ausnahmen und ich bin sicher, das diese Menschen in der Öffentlichkeit auch normal von sich reden.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Hallo!

Also ich kann dich nur zu gut verstehen, ich mag das selber auch überhaupt nicht hören wenn jemand von sich selber in der dritten Person spricht. Viele machen das um sich als besonders hervorzuheben deshalb war das auch schon eine Zeit lang bei Jugendlichen in.

Bei Kindern machen das viele Elternteile um dem Kind etwas leichter verständlich zu machen. Für das Kind ist das in dem Moment nicht verwirrend weil es ja selber nur von Mama und Papa in der dritten Person spricht. Wenn das eigene Kind jedoch anfängt ebenfalls von sich selbst in der dritten Person zu sprechen wird man wohl bestimmt etwas falsch gemacht haben.

Ich selber kann das einfach nicht mit anhören wenn Jugendliche zum Beispiel dadurch intellektuell wirken wollen. Vielleicht verstehe ich das ganze dritte Person - Getue auch falsch und dann tut mir das leid aber für mich ist dieses Getue bei Jugendlichen ein kleiner Schrei nach Aufmerksamkeit.

Bei Eltern ist es einfach nur ne schlechte Angewohnheit denk ich ;)

» Tomsschatzz » Beiträge: 46 » Talkpoints: -0,98 »


Ich habe auch schon häufiger bemerkt, dass andere Leute in der dritten Person von sich selbst gesprochen haben. Ich muss zugeben, dass ich auch schon spaßeshalber von mir selbst in der dritten Person gesprochen habe, aber eigentlich immer nur dann, wenn ich etwas falsch gemacht habe. Normalerweise spreche ich aber natürlich nicht in der dritten Person von mir.

Mir ist dieses Verhalten bisher meistens bei Leuten mit Kindern aufgefallen, wenn diese in Gegenwart des Kindes und des Partners über sich selbst sprechen und sich dabei an das Kind wenden. Das von dir genannte Beispiel finde ich daher recht typisch für solche Situationen. Diese Leute nutzen die dritte Person dann grundsätzlich häufig, wenn sie von sich selbst sprechen. Wenn man das mal macht, finde ich das noch in Ordnung. Wenn jemand permanent in Gegenwart seines Kindes in der dritten Person von sich redet und dabei auch diese typische "Dutzi-Dutzi-Sprache verwendet", finde ich das eher lächerlich. Ich denke, dass man mit Kindern, auch mit sehr kleinen, vernünftig sprechen sollte, damit sie von Anfang an eine vernünftige Ausdrucksweise gewöhnt werden. Gerade wenn man Kinder hat, sollte man sich bemühen, sich vernünftig bis gut auszudrücken, um dem Nachwuchs gar nicht erst falsche Ausdrucksweisen beizubringen. Und dazu gehört letztendlich auch, dass man nicht dauernd in der dritten Person von sich selbst spricht. Das macht im normalen Alltag schließlich auch niemand und es hört sich auch nicht gut an.

Ich weiß allerdings nicht, warum Menschen diese Ausdrucksweise überhaupt verwenden. Ich habe diese Sprechweise irgendwann mal aufgeschnappt und fand sie so blöd, dass sie eben für sehr dumme Situationen richtig erscheint. Ich frage mich allerdings auch, warum Menschen diese Form benutzen und sie dabei vielleicht sogar als richtig empfinden. Das wiederum will nicht in meinen Kopf.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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