Taizé - Leben, Beten, Arbeiten! Besser als jedes Bootcamp!

vom 17.01.2008, 18:32 Uhr

Die Kategorie "Allgemein" habe ich gewählt weil es teils zu Urlaub und teils zu Freizeit gehört. Da es aber beides nicht 100%ig ist steckt es nun hier.

Ich weiß, es wird sich jetzt sehr religiös und für Jugendliche abschreckend anhören, doch ich finde es ist wichtig, die Hintergründe und die Vorgeschichte zu kennen um dort auch ein wenig mehr zu verstehen!

Zu Taize:
Im Jahre 1940 wurde von Roger Schutz im Ort Taize zunächst ein Haus gekauft in welchem er Kriegsflüchtlinge aufnahm. 1942 floh er vor der Gestapo und kam erst 1944, nach seiner Befreiung zurück. Nachdem sich mittlerweile mehrere Brüder angeschlossen hatten wurde zunächst eine evangelische Gemeinschaft gegründet, später eine ökumenische. Nach dem Zweiten Weltkrieg besuchten die Brüder oft das ein naheliegende Kriegsgefangenenlager und gewannen mit der Zeit das Vertrauen der Wachleute, was ermöglichte die Gefangenen zum sonntäglichen Gottesdienst einzuladen.

1949 beschlossen die Brüder durch ihre wachsende Zahl sich nun endgültig dem gemeinsamen und einfachen Leben der Ehelosigkeit zu verschreiben.
Am 17.April 1949 wurde von den ersten sieben Brüdern (Roger Schutz, Max Thurian, Pierre Souvairan, Daniel de Montmollin, Robert Giscard, Axel Lochen und Albert Lacour) das Gelübde abgelegt.
Seit 1960 folgen immer mehr Jugendliche der Einladung, diesen Orden zu besuchen.
In multinationalen Gruppen, in welchen auch biblische und spirituelle Themen aufgetan werden, beschäftigen sich die Jugendlichen mit dem einfach Leben der Communauté (Gemeinschaft).
Durch die stetig wachsende Besucherzahl war die Dorfkirche häufig überlastet. 1961 wurde am Rande des Dorfes der Bau der Versöhnungskirche begonnen.
Unterstützt wurde das Projekt durch einen Bauorden und deutsche Freiwillige der Aktion Sühnezeichen.
1966 fand das erste Jungendtreffen mit 1400 Teilnehmern aus 30 Ländern statt.
1974 erhielt Frére Roger den Friedenspreis des Deutschen Buchandels
1988 erhielt er den UNESCO-Preis für Friedenserziehung
Und 1989 erhielt er den Internationalen Karlspreis der Stadt Aachen.
2003 wurde der Communauté Taizé der Dignita Humana Award verliehen.
Am 16. August 2005 wurde Frére Roger, der Prior der Communauté, während des Abendgebetes von einer psychisch kranken mit einem Messer attackiert und getötet.
Der gebürtige Stuttgarter Frére Alois reiste noch am Tag der Tat von dem Weltjugdendtag in Köln nach Frankreich zurück und übernahm die Aufgaben von Frére Roger.

Der Ort
Im Ort selbst gibt es verschiedene Anlagen

Das Oyak – ist ein kleiner Laden bzw. ein Kiosk in welchem man zum Selbstkostenpreis Getränke, Hygienemittel, Knabbereien, etc. kaufen kann. Selbstkostenpreis heißt es kostet für deutsche Verhältnisse fast nichts. Abends der zentrale Treffpunkt der Jugendlichen mit Musik (Gitarren, Trommeln,…) und Ausschank von Bier und Wein.

El Abiodh - ist die Krankenstation mit angebautem Gästenhaus.

La Morada - oder das gelbe Haus ist der Kontaktpunkt zur Aussenwelt. Dort kann man neben der Tageszeitung, mögliche Briefe oder Faxe abholen. Zudem kann man dort seine Wertgegenstände verschlissen lassen. Hinter dem Haus ist ein kleiner Garten in welchem Treffen mit den Brüdern möglich sind.

Casa – ist der Ort zum „Einchecken“. In diesem kleinen Haus bekommt man die Schlafplätze zugeteilt, die Essensmarken und das Infomaterial.

Exposition des Ateliers - in welcher man Töpfersachen und Andenken kaufen kann

Garten der Stille – eine traumhafte Grünanlage mit großem See und einem Wasserfall.

Olinda – ein Ort für Familien mit Kindern. Der Ort liegt ca. 1,5 Kilometer von den Jugendlichen entfernt.

Jugendtreff:
Taizé lockt nicht gerade mit seiner Einladung. Dort steht ganz groß „Leben, Beten, Arbeiten“ (so in der Ausschreibung des BDKJ) Und ist man erst einmal dort, wird man sehen, es steht nicht nur auf der Einladung, es ist auch so!
Welcher Jugendliche geht schon freiwillig und auch noch gerne in die Kirche?
Aber welcher Jugendliche macht sich ernsthafte Gedanken über Glauben und Gemeindschaft?
Welcher Jugendliche putzt gerne Toiletten welche von tausenden anderen benutzt wurden? Und welcher Jugendliche isst schon freiwillig in einer Gruppe in welcher über Glaube, Gott, Bibel etc. gesprochen und diskutiert wird?
Alle Jugendlichen die ich dort kennengelernt habe machen es freiwillig! Und das im Alter von 12 bis 19 Jahren! Es sind Jugendliche aus der ganzen Welt, mit verschiedenen Religionen aber auch verschiedenen Einstellungen.

Das Motto „Leben, Beten, Arbeiten“
Bei Ankunft zahlt man zunächst einen eigentlich freien Betrag. In der Regel sind das 50-70 Euro für eine Woche Unterkunft und Verpflegung.
Dann muss man sich in eine Gruppe eintragen. Arbeitergruppe, Gesprächsgruppe, o.ä.
Früher waren es nur 3 Gruppen. Mittlerweile gibt es mehrere Untergruppen wie Nightguards, Gesangsgruppe, Teamassistent, usw.
Ich war stets in der Arbeitsgruppe. Die Arbeiten bestanden entweder aus Toiletten reinigen, Baracken putzen oder Wege säubern. Je nach „Schicht“ und Einteilung eben.
Mit wem man in die Gruppe will kann man sich zwar aussuchen, doch am meisten, so finde ich, bringen die gemischten Gruppen in welchen man neue Leute kennen lernen kann.
Der Tagesablauf selbst besteht dann aus Gebet, Arbeit und Gebet. Aber keine Sorge, man hat mehr als genug Freizeit! Das Wichtige daran ist nur, die Aufgaben auch zu erfüllen. Natürlich kann man sich drücken und es wird auch keiner dafür zur Rechenschaft gezogen sollte er seine Arbeit mal nicht machen, doch was hat man dann davon außer das die Arbeit von anderen mitgemacht werden muss.

Die Kosten:
Taizé-Fahrten werden im Schnitt für 250 bis 300 Euro angeboten. Das beinhaltet Fahrt, Unterkunft und Verpflegung. Oft wird es mit einer kleinen Tour in die Stadt Lyon angeboten.
Dauer normal eine Woche. Günstiger als jeder Urlaub, doch ist es eigentlich kein richtiger Urlaub, mehr eine Lebenserfahrung (wenn man mit der passenden Offenheit dort hingeht)

Meine persönlichen Erfahrungen:
Ich finde jeder Jugendliche sollte sich für eine Woche nach Taizé melden. Ich war dort nun schon des Öfteren und werde hoffentlich bald wieder dazu kommen dort hin zu gehen, auch wenn ich sagen muss, dass es mir als Jugendlicher wesentlich mehr Spaß gemacht hat.
Es geht hierbei nicht um Religion oder so.
Die Gemeinschaft. Wenn rund 8000 Jugendliche (je nach Monat) auf einem Flecken der Erde zusammen sitzen, davon noch rund 2000 im gleichen Alter. Wenn trotz des religiösen Hintergrundes fast alle Freiheiten gegeben werden und man sich frei ohne Überwachung bewegen kann ohne das mit dem Finger auf dich gezeigt wird. Dort läuft man nicht betend herum. Wasserschlachten und andere Scherze sind genauso an der Tagesordnung. Und wenn für heutige Jugendliche eine Wasserschlacht schon wieder viel zu uncool ist, tut es mir echt leid, streichelt eure Playstation.
Und zu erleben wie andere Jugendliche aus anderen Ländern sind. Hört sich komisch an, doch die Vielzahl von Paradiesvögeln fand ich damals doch sehr berauschend. Vom Hippie bis zum HipHoper war alles vertreten, und was sich auf der Straße nicht einmal angeschaut hätte lebt dort zusammen den Alltag, versteht sich und spricht miteinander.
Abends sitzen fast alle Jugendliche am Oyak. Dort lernt man neben dem ganz eigenen Ambiente viele andere Jugendliche kennen. Als Junge natürlich sehr von Vorteil nachdem in Taizé damals oftmals mehr Mädchen als Jungen waren. Schließlich einer der wichtigsten Punkte in der Jugend!

Es gibt noch so viele Eindrücke die Taizé vermittelt und noch so viel mehr Erfahrungen welche ich dort gemacht habe, doch ich denke es würde den Rahmen sprengen (wenn es das nicht ohnehin schon getan hat). Doch ich träume mich sehr gerne in diese Zeit hinein, was war und was ich erlebt habe! Ich bin kein Kirchengänger oder sehr religiöser Mensch, doch dort habe ich viele Dinge gelernt bzw. haben mich in meinem Glauben weiter gebracht auch wenn es mehr Zwischenmenschlich als Religiös war. Charakterschw*ine gehen dort unter!

Im „höheren“ Alter ist es im übrigen auch ein wunderschöner Haltepunkt für Motorradfahrer!

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» astapetro » Beiträge: 139 » Talkpoints: 0,33 » Auszeichnung für 100 Beiträge



An unserer Schule wird jedes Jahr eine Taizé-Fahrt für die 10. bzw. 11 Klassen angeboten, und dieses Angebot wird von quasi jedem Jahrgang immer vollends ausgeschöpft.

Auch ich werde mich wohl für diese Fahrt melden, da ich selbst schon viele kirchliche Erlebnisse hatte und der Fahrt im allgemeinen nicht sonderlich abgeneigt bin. Ora et labora - so lautet auch der Grundsatz der Mönche aus der Abtei Münster-Schwarzach - was ganz in unserer Nähe ist.

Auch deshalb bin ich mit diesem Leitfaden (Bete und arbeite) vertraut und glaube, dass man dort trotz Arbeit Spaß haben kann (sonst würden nicht jedes Jahr so viele Jugendliche dorthin fahren).

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» Carolinchen » Beiträge: 347 » Talkpoints: -0,08 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Taizé, als ich dass das erste mal hörte konnte ich noch nichts damit anfangen. Das war vor gut zwei Jahren. Wir sind von der Krichengemeinde aus für eine Woche hingefahren und ich muss bekennen, dass es mich begeistert hat. Alles was man vor Antritt der Reise als Schmach ansieht, früh aufstehen, beten und arbeiten, bekommt eine ganz andere Bedeutung in Taizé. Die Ausstrahlung der Leute, die zu hunderten auf dem Boden des Klosters sitzten (und wenns kalt ist frieren) singen mit den Mönchen die berümten Taizégesänge. Die dabei entstehende Atmosphäre hat mich beeindruckt und geprägt. Als ich aus Taizé zurückkam fühlte ich mich innerlich befriedigt und der Stress der mich sonnst umgibt war für drei vier Wochen vergessen.

Ich denke, ich werde spätestens nach dem Abitur nocheinmal, nach Taizé fahren um abzuschalten. Sicherlich ist dies eine gute Möglichkeit für alle Menschen Stress abzubaun, und nachzudenken.

» AmenX » Beiträge: 49 » Talkpoints: 0,18 »



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