Abtreibung oder nicht: Wie unterstützen?

vom 10.04.2010, 00:24 Uhr

Wie ich schon in anderen Threads geschrieben habe, bekommt meine gute Bekannte mit 45 Jahren ein Baby. Sie ist natürlich nicht sehr begeistert, zumal ihr Enkelkind bereits 5 Jahre alt ist und sie eigentlich keine Kinder mehr haben wollte. Wahrscheinlich ist sie schon zu weit für eine Abtreibung. Aber wenn nicht, dann überlegt sie das Kind abzutreiben. Wenn sie zu weit ist, kann sie es nicht mehr weg machen lassen.

Ich bin zwar nciht eng mit ihr befreundet, aber ich möchte sie seelisch unterstützen. Ich will ihr weder zu einer Abtreibung raten, noch sie davon abbringen. Aber wie verhalte ich mich, wenn sie mich fragt, was ich darüber denke? Ich habe ein wenig Angst, dass sie vielleicht irgendwann mal sagt, dass ich es ja geraten hätte. Wie unterstützt man eine Frau in dieser Situation? Was macht man, damit man zwar unterstützend zur Seite steht, aber keinen Ratschlag geben will?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich würde an der Stelle deiner Bekannten und auch deiner Stelle erstmal abwarten bis die Schwangerschaft auch vom Frauenarzt bestätigt ist. Mir wäre das in dem Alter doch ein wenig heikel, nur mit einem Schwangerschaftstest eine Schwangerschaft sicher fest zu stellen. Dann würde ich auch erstmal abwarten, was denn der Frauenarzt allgemein dazu sagt. Vielleicht äussert er von vorneherein Bedenken und rät vielleicht von sich aus, zu einem Schwangerschaftsabbruch. In dem Fall wahrscheinlich eventuell auch aus medizinischen Gründen.

Ansonsten würde ich abwarten, in wie weit deine Bekannte sich mit dir auseinander setzen möchte. Also ob sie überhaupt deinen Rat und deine Tipps möchte. Denn du schreibst ja selbst, sie ist nur eine Bekannte. Vielleicht sucht sie sich eher doch jemand der ihr näher steht zum Austausch. Wenn sie deinen Rat oder deine Hilfe möchte, wird sie dich ansprechen. Dann würde ich auch klar sagen, das du keine Stellung beziehen möchtest, aber gerne mal unparteiisch mit ihr die Möglichkeiten durchspielen würdest.

In dem Falle würde ich persönlich eher nach dem Prinzip einer Pro und Kontraliste arbeiten. Einmal halt die Punkte notieren die für die Schwangerschaft sprechen und dann die Punkte die gegen eine Schwangerschaft sprechen. Die würde ich dann allerdings noch mal unterteilen in die Punkte die akut relevant sind und in die Punkte, wie es später sein könnte.

Da ich persönlich ja auch eher ein Mensch bin, der auch mal unangenehmerere Sachen anspricht, würde ich da auch in allen Richtungen eher alles radikal ansprechen. Das würde ich aber von vorneherein klar stellen. Wenn meine Bekannte eine solche Hilfe will, dann auch deutlich. Für mich wären dann so Argumente für die Kontra Schwangerschaft Seite auch so Punkte wie: Wie soll das finanziert werden? Wie werden die älteren Geschwister/ Familie etc. damit umgehen? Wie sieht es generell beruflich aus? Wie hoch ist die Lebenserwartung in der Familie- sprich wächst das Kind eventuell ohne Eltern auf? und so weiter.

Auf der Pro Seite würden aber auch harte Argumente stehen. So Sachen wie: Wie machst du deinen Erwachsenen Kindern klar, das du das Geschwisterkind wegmachen lässt? Wie ist die generelle Einstellung zu einem Schwangerschaftsabbruch? Welche finanziellen Mittel gibt es? und so weiter.

Ich weiss nicht, wie du persönlich generell zu einer Abtreibung stehst Diamante. Ich für mich habe mal entschieden, das ich Abtreibung nicht gut finde, es aber auch akzeptieren kann, wenn andere den Weg gehen wollen. Und ich persönlich habe Phasen, in denen würde ich auf alle Fälle ein Kind austragen. Aber ich hatte auch Phasen, da hätte ich gesagt, nein das geht nicht, ich treibe ab.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Ich kann dich schon verstehen, ich war einmal in einer ähnlichen Situation, nur war diese Freundin keine beiläufige sondern eine sehr gute Freundin von mir. Sie wurde ungeplant schwanger, war in einer Beziehung und noch dazu war dieses Kind von einer Affäre. Belastend für mich kam noch hinzu, dass ich auch mit ihrem damaligen Freund befreundet war.

Es war auch für mich eine sehr belastende Situation. Ich wollte sie auch möglichst neutral unterstützen, auch wenn das nicht wirklich ging. Sie hat sich dann für eine Abtreibung entschieden und ich habe endlos viele Tränen um dieses Kind geweint, auch vor ihr. Ich glaube, dass man da schon offen sein kann. Meine Freundin weiß, dass ich sehr gegen die Abtreibung war oder zumindest, dass ich niemals eine Abtreibung gemacht hätte. Dennoch habe ich ihr auch vermittelt, dass diese Entscheidung jede Frau für sich selber treffen muss und wenn sie sich dagegen entscheidet, wird das genauso seine Richtigkeit haben.

Der Tag der Abtreibung war auch für mich extrem furchtbar! Ihr Freund durfte natürlich nichts wissen und hat natürlich trotzdem mitbekommen, dass etwas nicht stimmt. Ausgerechnet an dem Tag hat er mich dann angerufen und mich am Telefon heulend angefleht ich möge ihm doch bitte sagen, was los ist. Es war ihm klar, dass ich in alles eingeweiht sein musste. Eine schwere Situation! Auch wenn ich mit ihm befreundet war, habe ich hier das Versprechen mit meiner Freundin gehalten und nichts gesagt, obwohl es mir extrem schwer gefallen ist. Er muss auch mitbekommen haben, dass etwas gröberes nicht stimmt, weil ich ihm auch nur ins Telefon heulen konnte. Ich glaube, dass er eine Affäre vermutet hat, an eine Schwangerschaft hat er glaube ich nicht gedacht.

Auch danach war es nicht lustig. Meine Freundin hat die Abtreibung mehr mitgenommen als sie sich wohl bis heute zugesteht. Ich habe zwar gemerkt, dass es sehr belastend für sie war, aber es hat mich auch fertig gemacht, dass sie kaum etwas darüber erzählt hat. Ich habe um dieses Kind geheult, sie nicht. Es war aber wohl auch ihre Art eben nicht viel darüber zu reden. Es war nur sehr schwer, da sie sonst eine andere Problemverarbeitung hat. Da war sie immer sehr offen und wir haben uns alle Ängste und Sorgen erzählt. Eine Abtreibung ist aber wohl eine derart tiefe Wunde in der Seele, die wohl keinen kalt lässt.

Ich kann dir nur raten, für deine Freundin einfach "nur" da zu sein. Gib ihr zu verstehen, dass du jede Entscheidung von ihr respektierst, auch wenn du persönlich eine andere haben solltest. Auch wenn sie sich für einen Abbruch entscheidet, ist es glaube ich wichtig, danach immer ein offenes Ohr anzubieten. Manche wollen mit der besten Freundin darüber reden und manche suchen vielleicht gerade jemanden, mit dem sie bisher nicht so großartigen Kontakt hatten. Ich denke da reagiert jede Frau unterschiedlich.

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» tournesol » Beiträge: 7750 » Talkpoints: 66,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich würde ihr an deiner Stelle einfach klar machen, dass du sie unterstützt, egal wie sie sich entscheidet, denn ich denke auch, dass es wichtig ist, dass so eine Frau in einer solchen Situation Unterstützung bekommt. Aber trotzdem ist es auch wichtig, dass sie ihe Entscheidung dennoch alleine trifft, denn sonst könnte es wirklich passieren, dass sie hinterher sagt, dass du ihr ja dazu geraten hast.

Ich würde einfach mal mit ihr darüber reden, sie vielleicht auch fragen, wo du ihr möglicherweise helfen könntest, oder ob du dich nur auf seelische Unterstützung konzentrierst. Ich würde ihr einfach ganz offen von Anfang an sagen, dass du sie in jedem Fall unterstützt, ihr aber auch klar machen, dass du selber zu dem Thema nicht Stellung beziehen willst, weil du sie in ihrer Entscheidung nicht beeinflussen willst.

Möglicherweise will sie aber auch, dass du zu dem Thema Stellung beziehst, dann kannst du das ja auch durchaus machen, aber ihr sollte dann auch wirklich klar sein, dass du sie zu nichts drängen willst. Aber ich denke, dass, wenn ihr vorher ein aufklärendes Gespräche geführt habt, das sicher kein Problem sein wird.

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» JulietMay » Beiträge: 1078 » Talkpoints: -0,56 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich würde ihr Deine ehrliche Meinung dazu sagen, aber sie darauf hinweisen, dass sie es selbst entscheiden muss und Du sie so oder so unterstützen wirst. Wenn Du ihr einen Ratschlag gibst, obwohl Du eine andere Meinung dazu hast, könnte es negativ ausgelegt werden oder sie könnte Dir die schuld daran geben, falls sie ihre Entscheidung evtl. mal bereuen sollte. Gerade bei Bekannten, mit denen man nicht sehr eng befreundet ist, wäre ich da vorsichtig mit den Äußerungen.

Am einfachsten wäre aber wirklich eine Pro- und Kontraliste, wie hier schon erwähnt wurde. Du kannst zwar Deine Meinung vertreten, aber wenn man beides ausleuchtet, kann sie beide Seiten überdenken und sehen, was für sie wichtiger ist.

» Bibi78 » Beiträge: 224 » Talkpoints: 0,25 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Erst einmal muss ich kurz los werden, dass ich die Bezeichnung "weg machen lassen" für eine Abtreibung ganz furchtbar finde und denke, dass niemand so über eine Abtreibung sprechen sollte.

Zu deiner Frage muss ich sagen, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass dir deine Bekannte Vorwürfe macht, nur weil du deine ehrliche Meinung äußerst, wenn sie dich danach fragt. Immerhin will sie dann ja wissen, was du wohl in dieser Situation würdest und da solltest du schon ehrlich sein und nicht etwas sagen, damit sie dir später eventuell keine Vorwürfe machen kann.

Dennoch kann ich verstehen, dass du etwas Scheu davor hast, ihr etwas zu raten. Um sie dennoch zu unterstützen, würde ich sie einfach von ihren Gefühlen und dem Für und Wider einer späten Schwangerschaft erzählen lassen. Frag sie, was für und was gegen eine Schwangerschaft sprechen würde und wie ihr Partner dazu steht, usw.

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich bin der Meinung, das man sich dabei jede eigene Meinung höchstens denken soll. Denn wenn man nicht selbst betroffen ist, dann sieht man vieles anders. Deswegen solltest du deine Bekannte einfach emotional auffangen, wenn nötig, aber nichts sagen was ihre Entscheidung beeinflussen kann.

Wobei man sich eben noch nicht verrückt machen soll, bevor nicht wirklich sicher eine Schwangerschaft bewiesen ist. Einem Schwangerschaftstest aus der Apotheke würde ich da nie wirklich vertrauen. Und dann halt auch abwarten was der Arzt sagt. Denn wenn dieser aus wichtigen medizinischen Gründen einen Abbruch für unvermeidlich sieht, muss man nichts in der Richtung sagen, was wäre wenn sie das Kind bekommt.

Also jetzt erstmal Ruhe bewahren und abwarten, denn auch wegen einem Abbruch kann man erst laut nachdenken, wenn man weiss, ob denn überhaupt eine Schwangerschaft vorliegt und wie weit diese schon fortgeschritten ist.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Aus deinem Post kann ich deine Meinung gar nicht herauslesen. Wie stehst du denn dazu? Wenn sie dich nach deiner Meinung zu der Sache fragt, kannst du auch das sagen, was DU denkst. Nur wenn sie nach einem Rat fragt, würde ich nichts dazu sagen. Es sind zwei paar Schuhe, ob man seine Meinung sagt, oder zu etwas rät.

ich bin auch der Meinung, dass man da einfach - auch als Freundin - zu keiner Entscheidung beitragen sollte. Eben weil sie die Entscheidung schnell bereuen kann, egal für was sie sich letzten Endes entscheidet. Und dann liegt es immer nahe, dass man jemandem anderes die Schuld gibt, wenn man das bereut.

Man kann auch unterstützen, ohne einen Rat zu erteilen. In dem Falle muss man sich einfach neutral verhalten. Man sollte die Sichtweise der Person nachvollziehen. Dazu muss derjenige erst einmal sagen, warum er sich für diesen Weg entschieden hat und keinen anderen. Diesen Weg muss man dann annehmen. Ob man ihn gut findet oder nicht, spielt keine Rolle.

Anschließend muss man einrichten, dass man für die Person da ist. Klingelt nachts um drei das Telefon - abnehmen und zuhören. Das kann man eben besser, wenn man den Weg akzeptiert. Stellt man sich vollkommen stur dagegen, will man sich das Gejammer meist nicht anhören, weil man es nicht nachvollziehen kann.

Tja, und das schlimmste ist sicherlich die "Nachsorge". Sowohl was die Psyche im Falle einer Abtreibung betrifft, als auch die Schwangerschaft über, wenn man sich dafür entscheiden sollte.

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» winny2311 » Beiträge: 14947 » Talkpoints: 1,16 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Hier ist doch ganz klar, dass es völlig unwichtig ist, wie man selbst zu der Situation steht oder wie man vermutlich selbst reagieren würde. Zumal es ja einen Unterschied macht, ob man eine solche Entscheidung theoretisch treffen muss oder aber als Betroffene in der konkreten Situation steckt. Hinzu kommt das ganz maßgeblich die aktuell herrschenden Randbedingungen (die Lebenssituation in der man sich zum Zeitpunkt der Entscheidung befindet) Einfluss auf so eine Entscheidung nehmen.

Egal was eben ein Außenstehender hier zu raten hätte, es wäre die falsche Entscheidung. Denn hier wird deine Bekannte selbst und allein entscheiden müssen. Schließlich kann sie auch später die Verantwortung bzgl. der Tragweite der Entscheidung nicht von sich schieben!

Sollte sie also wirklich (was eigentlich nicht sein sollte) externen Rat in der Frage brauchen, muss man sich ganz zurückziehen und der Bekannten klar machen, dass das eine individuelle Entscheidung ist, in der allerhöchstens der Kindsvater noch gehört werden kann aber nicht muss!

Das ist also ein Thema, bei dem man sich auch dann zurückhalten muss, selbst wenn es sich um die allerbeste Freundin handelt, die man selber hat. Auch wenn das jetzt noch etwas männerfeindlich klingt: selbst der, der das Kind gezeugt hat, sollte nicht entscheiden dürfen, wie die Frau mit ihrem Körper umgeht. Klar betrifft ihn die Entscheidung u.U. auch für eine sehr lange und entscheidende Zeit seines Lebens. Aber sich hierüber Gedanken zu machen, hätte er vorher tun sollen. "Korrigierend" eingreifen soll er nicht können oder dürfen.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Mein Vater ist 43 und ist nun noch einmal Vater geworden. Auch er wollte das Kind nicht, da er sich für zu alt hielt. Ich habe ihm beigestanden und ihm geraten, es sich doch noch einmal zu überlegen. Seine Frau ist 36 und damit noch nicht zu alt um ein Kind zu bekommen.

Nach einiger Überlegung willigte er dann doch ein. Nun ist seine Tochter auf der Welt und er ist sehr glücklich. Ich denke also das man über eine Abtreibung genau nachdenken sollte. Beide Partner müssen diesen Schritt verkraften können. Ebenfalls müssen sich beide sicher sein, mit dieser Entscheidung leben zu können.

Ich denke es ist immer eine schwierige Entscheidung. Keiner wird es sich leicht machen, schließlich entscheidet man über ein Menschenleben.

» TanteLila » Beiträge: 1 » Talkpoints: 0,42 »


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