Medikamententester werden - lukrativ und risikoreich

vom 05.12.2007, 20:43 Uhr

Medikamententester werden ja fast überall gesucht – in Zeitungen, im Internet, an den schwarzen Brettern der Universitäten und sogar als öffentlicher Aushang in Bahnstationen. Bevor ein Medikament zugelassen werden kann und die Verkaufsfreigabe erhält müssen Testergebnisse vorliegen – daher ist nach dem Tierversuch oft der Menschenversuch die logische Konsequenz. Doch was bringt einem die Teilnahme als Versuchsperson an so einem Test und was sollte man beachten?

Grundsätzlich kann gesagt werden – je höher die Bezahlung, die von 50 Euro bis 5.000 Euro reichen kann, desto länger dauert der Test und desto risikoreicher ist er. Normalerweise muss man in diesen ambulanten und stationären Testversuchen über einen festgelegten Zeitrahmen gewisse Dosen eines Medikamentes konsumieren, welche meist vom BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) anhand der Ergebnisse der Tierversuche festgelegt werden – nach dieser Vorgabe wird dann am Menschen getestet.

Zur Erklärung: Ambulante Medikamententests erfordern nur eine Untersuchung und eine Medikamentengabe vor Ort, die Zeit davor und danach kann man zuhause verbringen – bei stationären Testreihen, die meist umfangreicher sind, verbleibt man den ganzen Tag auf einer Station, da beispielsweise dauerhaft Untersuchungen getätigt werden müssen.

Die Versuche werden dabei entweder von verschiedenen Instituten durchgeführt oder von den Herstellern selber. Eine Übersicht über die verschiedenen Institute kann man beispielsweise beim BVMA, dem Medizinischer Auftragsinstitute, anfordern um sich zu informieren wo es in der Gegend vielleicht ein solches gibt. Diese suchen aber wie beschrieben auch meist öffentlich nach möglichen Probanden für sogenannte Phase I Studien, also Studien die die Erprobung von Medikamenten vornehmen, nachdem diese bereits erfolgreich an Tieren getestet wurden. Diese Studien sind der Regelfall und im Durchschnitt gibt es 490 solcher Studien in Deutschland. Studien, die über Phase I hinausgehen, konzentrieren sich meist auf Patienten, die über Ärzte vermittelt werden, die die konkrete Krankheit haben, da in Phase I nicht die Wirkung eines Medikamentes untersucht wird, sondern ob es Nebenwirkungen aufweist – daher wird hier grundsätzlich am Anfang mit niedrigen Dosierungen gearbeitet um so auf teilweise dann schon auftretende starke Nebenwirkungen reagieren zu können, um diese per Tierversuch später weiter zu erforschen und zu Minimieren.

In der Regel dauern diese Studien nur einen Tag an, manche bis zu einer Woche, sehr selten über längere Zeit. Bei Studien, die an einem Tag abgeschlossen werden, ist man meist den ganzen Tag auf Station, bei Studien, die über einen längeren Zeitraum stattfinden findet häufig ein Mix aus ambulanter und stationärer Untersuchung statt.

Für 1 Tages Studien liegt der durchschnittliche Verdient bei 400 Euro, für Wochenstudien zwischen 1500 und 2500 Euro. Man sollte jedoch beachten, dass dies kein leicht verdientes Geld ist, sondern Studien auch immer ein Restrisiko aufweisen und die Krankenkassen für mögliche Folgeerkrankungen nicht unbedingt zahlen, wenn diese aus der Studie und der Medikamentengabe resultieren. Zudem muss man oft Mindestanforderungen erfüllen wie ein Mindestalter, Maximalalter, dass man keine Suchterkrankungen hat, gesund ist usw.

Benutzeravatar

» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Gab es nicht vor ein oder zwei Jahren so einen schlimmen Fall, bei dem gleich drei Patienten beim Testen eines bestimmten Medikaments innerhalb weniger Tage verstorben sind?

Ich glaube, ich würde sowas nur machen, wenn ich enorme Geldsorgen hätte. Es klingt sehr verlockend, pro Tag 400 Euro verdienen zu können. Aber ich hätte irgendwie das Gefühl, das Glück würde mich da irgendwann mal verlassen.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Selbst wenn ich nicht mal mehr Geld für Zigaretten hätte, würde ich um nichts in der Welt mich für solche Versuche zur Verfügung stellen. Da wäre mir das Risiko deutlich zu hoch. Weiß ich was diese Medikamente, selbst wenn nur über einen kurzen Zeitraum eingenommen, im Laufe der Zeit in meinem Körper bewirken? Um im Falle eines Supergaus dann vielleicht noch von meiner Krankenkasse gesagt zu bekommen, daß sie die Kosten für die Behandlung nicht trägt? Da hast du dann zwar mal ein bißchen Geld verdient, das jetzt wieder draufgeht, da deine Kasse keinen Cent zahlt.
Wir ruinieren unsere Gesundheit schon genug. Da sollte man dann wenigstens bei Medikamenten vorsichtig sein. Man denke nur mal daran, was eine einzige Tablette Contergan anrichten konnte.

Benutzeravatar

» struppi66 » Beiträge: 567 » Talkpoints: 0,71 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Natürlich kann man viel Glück haben und viel Geld für wenig Leistung bekommen....aber wenn es einmal daneben geht, kann es der letzte Tag im Leben sein

Erst letztens gab es einen schweren Zwischenfall in England.
Bei einem Versuch mit neu entwickelten Wirkstoffen, die bei der Behandlung bei Leukämie, Multiple Sklerose und Rheumatoider Arthritis helfen sollten, sind alle 6 Versuchpatienten erkrankt und 2 von Ihnen schwebten Zwischenzeitlich sogar in Lebensgefahr.
Da Affen und Kaninchen keine Nebenwirkungen zeigten, galt der Versuch als relativ Sicher und fast ohne Risiko.

Da ein neues Medikament erst auf den Markt kommen kann, wenn nach Tierversuchen auch Versuche an Menschen durchgeführt werden müssen, kommen wir leider nicht an „Menschenversuchen“ vorbei.. aber können gesunde Menschen für ein paar tausend Euro ihre Gesundheit aufs spiel setzten???!

» Jones » Beiträge: 320 » Talkpoints: -1,48 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Bitte beim Thema bleiben und nicht über den Sinn und Zweck von Menschenversuchen und Medikamententests diskutieren.

» Midgaardslang » Beiträge: 4131 » Talkpoints: -14,08 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Deshalb frag ich mich ja: Gibt es denn Statistiken darüber wie oft sowas zum Beispiel tödlich endet, wieviele Opfer es schon gab durch Medikamententests und so weiter? Ich hab nämlich erst einmal einen Bericht dazu gesehen, bei dem drei oder mehrere Tester ums Leben gekommen sind. Aber wenn das echt so wäre, wäre ja die Chance, zu sterben, wirklich sehr klein,w enn man mal bedenkt wie viele Tester es gibt.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Mich würde ja tatsächlich sehr interessieren, ob sich hier jemand schon für so etwas hergegeben hat. Na?

» definitionofmay » Beiträge: 78 » Talkpoints: 0,11 »



Mein Cousin hat das mal gemacht, weil er sich ein paar Sachen kaufen wollte, die mein Onkel nicht gerne sah - also hat er für 2 Wochen und 4.500 Euro ein bestimmtes Präparat gestestet welches heute sehr gerne verschrieben wird.

Folgen: Keine - aber davon sollte man nicht ausgehen, nicht umsonst muss man vor der Teilnahme an einem solchen Test mehrere Schreiben unterzeichnen deren Inhalt wohl klar sein dürfte, denn kein Konzern oder Testinstitut möchte großartig haftbar gemacht werden, solange es sich nicht um Fahrlässigkeit handelt :wink:.

Benutzeravatar

» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich lese ebenfalls öfters etwas darüber, aber ehrlich gesagt hätte ich trotz der Kohle allzu viel Angst, dass es mir davon schlechter gehen würde. Natürlich kann man grundsätzlich nicht ausschliessen, dass jemanden bei einem Medikamententest doch etwas passiert. Daher sind ja auch diese Schreiben und sicherlich verschiedenste Untersuchungen so gut wie selbstverständlich.

Würde es sich um Studien handeln, die etwas mit dem Diabetes oder mit der Schilddrüse zu tun hätte, wäre ich wohl auch bereit, bei so etwas mitzumachen. Allerdings würde ich mich da auch so weit wie es geht in alle möglichen Richtungen absichern.

Benutzeravatar

» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


So verlockend die Geldbeträge auch sind, aber das Risiko wäre mir eindeutig zu hoch. Sicher werden die Medikamente, bevor sie überhaupt an Menschen getestet werden dürfen, allen möglichen Tests, Tierversuchen usw. unterzogen. Trotzdem kann es immer wieder passieren, das irgend etwas unerwartetes passiert - und sei es "nur" eine plötzlich auftretende Allergie auf einen der Inhaltsstoffe, von der man vorher nichts wusste. Nee, meine Gesundheit ist mir in dem Fall zu wichtig, als das ich sie für Geld auf's Spiel setzen würde. Auch wenn 2000-5000 Euro bei einer kurzen Studie für einen Studi wie mich schon ziemlich verlockend klingen. :wink:

» fireez » Beiträge: 258 » Talkpoints: 12,73 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^