Ist Geschmack vererbbar?

vom 30.12.2009, 18:50 Uhr

Ich bin sehr heikel, was das Essen angeht und esse viele Lebensmittel - wie beispielsweise Käse - gar nicht. Mein Mann und ich haben nun schon öfter die Feststellung gemacht, dass unser Sohn (zwei Jahre und drei Monate alt) genau die gleichen Dinge nicht isst, die ich auch nicht esse.

Natürlich trifft das nicht auf alle Lebensmittel zu, aber dennoch kommt es gehäuft vor. Gerade beim Käse ist es sehr witzig zu beobachten, dass unser Sohn den Käse immer wieder in die Hand nimmt und auch in den Mund steckt. Aber er spuckt ihn dann einfach jedes Mal wieder aus, weil er ihm nicht schmeckt.

Denkt ihr, dass Geschmack in gewisser Weise vererbbar ist? Oder könnte sich unser Sohn mein Verhalten abgeschaut haben? Mein Mann isst Käse aber sehr gerne und auch oft und wir achten auch stets darauf, dass ich nicht extra etwas sage, dass ich ihn nicht esse. Und sogar bei Pizza oder Toast erkennt bzw. schmeckt unser Sohn sehr wohl den Unterschied und isst nur die Variante ohne Käse!

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Also das kommt mir richtig bekannt vor: Geht mir mit meinem Vater ganz genauso, der ist sehr mäkelig und ich bin es auch und viele Dinge mögen wir gemeinsam nicht. Nur das ich mehr Obst esse als er und er dafür mehr Fleisch.

Da mich dieses Thema als auch persönlich betraf und betrifft, hatte ich vor ein paar Jahren einmal meine Biologielehrerin gefragt wie dies den käme, ob es halt vererbt oder geprägt wäre und sie meinte das solche Anlagen wie die zur Mäkeligkeit quasi nur sehr vage vererbt werden können und es sich in so einem Fall hauptsächlich um Prägung handelt. Eine gute Freundin von mir studiert inzwischen "Bildung und Erziehung in der frühen Kindheit" und dort hat sie inzwischen auch gelernt das es sich tatsächlich um Prägung handelt und die Eltern mit ihrer Lebensweise und Einstellung also sowohl direkt als auch indirekt festlegen was das Kind isst und was nicht.

So macht es dann auch nichts das dein Mann halt Käse isst, euer Kind entwickelt halt dadurch seinen eigenen Geschmack und später wird es vielleicht auch mal Sachen probieren die nur ihm schmecken und euch gar nicht, aber er sieht ja auch das du keinen Käse isst und du kannst ja nicht beschwören niemals etwas über irgendein Essen gesagt zu haben, oder vielleicht haben das auch andere Kinder oder Verwandte getan, oder er isst keinen Käse weil Spongebob Schwammkopf eher wie Käse aussieht. Das hat nämlich auch mal meinen kleinen Bruder vor Käse abgeschreckt. ;-)

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» pichimaus » Beiträge: 2016 » Talkpoints: 6,99 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Wenn ich ehrlich bin, glaube ich eher, dass es daran liegt, wie man es vorgelebt bekommt. Kinder nehmen sich gerade ihre Eltern doch zum Vorbild und meinen dann auch, dass sie gewisse Dinge nicht essen, wenn es die Eltern nicht essen. Meistens ist es auch so, dass einige Sachen einfach dadurch weniger oft auf den Tisch kommen.

Bei Kinder ist es schwierig, dass dann einschätzen zu können. Sicherlich sagen sie, dass es nicht schmeckt und spucken es dann aus aber womöglich auch, um "dazu zu gehören". Ich selbst esse die unmöglichsten Dinge. Teilweise Sachen, die meine Eltern nie essen würden, teilweise Kreationen, die ich so nur von meinen Eltern kenne. Käse esse ich für mein Leben gerne - meine Mutter auch. Aber das trifft wohl auf sehr viele Menschen zu.

Ich würde sagen, dass es nicht vererbt werden kann. Das hat in der Tat eher was mit Prägung zu tun. Die konnte ich auch bei meinem Hund feststellen (komisches Beispiel, aber immerhin). Die Mutter des einen aß kein Obst - meiner auch nicht und Sam isst alles, trägt aber vorzugsweise Sachen wie Kauknochen eher als Trophäe herum, als das er sie frisst.

Ich selbst mag Schokolade nur begrenzt und esse lieber salziges. Meiner Mutter auch. Mein Vater nicht. Allerdings bin ich auch bei meiner Mutter aufgewachsen. Ich denke da besteht ein Zusammenhang.

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» winny2311 » Beiträge: 14930 » Talkpoints: 2,85 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Vorlieben bestimmter Speisen genetisch festgelegt

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Also ich kann nur von mir selber sprechen. Mein lieber Herr Vater hatte mir früher auf die Spaghetti immer diesen komischen (jetzt finde ich ihn wirklich eklig)Parmesan aus der Dose darauf getan. Ich habe das dann auch immer gegessen. Meistens hat mein Vater Spaghetti für uns beide gekocht, wenn meine Mutter nicht da war. Eines Tages hat die Mama mit uns Spaghetti gegessen und dann geäußert, dass sie diesen Parmesan aus der Dose auf keinen Fall auf ihren Spaghettis mögen würde, da dieser abgestanden schmecken würde. Wenn sie Parmesan wollte, dann einen frischen, hat sie gemeint. Seit diesem Zeitpunkt mochte auch ich keinen "abgestandenen Parmesan aus der Dose" mehr. Auch bin ich aber nach wie vor dieser Meinung, dass ich keinen Parmesan mehr mag, auch keinen frischen. Dieser Parmesan aus der Dose hat einfach immer so abartig gestunken!

Denselben oder zumindest einen ähnlichen Fall gab es mit der Kochschokolade. Ich mochte früher niemals Kochschokolade. Meine Mama hingegen fand, das wäre die beste Schokolade auf der ganzen Welt. Dann wurde es meine Lieblingsschokolade. Seit ich aber wieder einen eigenen Haushalt habe, kann ich Kochschokolade nicht mehr leiden. Das ist auch mit dem Ananassaft so, den ich nicht mehr mag, seit ich von zu Hause ausgezogen bin.

Es scheint also so zu sein, dass Geschmack oder Vorlieben durch eine Vorbildwirkung antrainiert werden. Es ist auch bekannt, dass Speisen, die ein Baby innerhalb der Beikost und Umstellungszeit auf feste Nahrung zu sich nimmt das Kind auch später als Erwachsener gerne isst. Meine Tochter isst eigentlich so gut wie alles, weil sie als Baby sehr viel probiert hat. Wir haben ihr auch sehr viel Obst gegeben, weshalb sie mindestens einmal täglich selber bei uns ein Obst einfordert, wenn wir es vergessen.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 22.11.2018, 23:03, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Also wenn ich mir meine Familie mal persönlich ansehe, dann gibt es Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Beispielsweise mag mein Vater extrem bittere Schokolade, und ich mag so etwas auch sehr. Andererseits mag ich bestimmtes Gemüse, das mein Vater nicht leiden kann. Und meine Mutter hasst Käse, während ich Käse liebe. Also, da gibt es keine übermäßig großen Übereinstimmungen. Für mich sind die Dinge, die gleich sind, einfach nur Zufälle. Sie treten nicht häufiger auf, als wenn man zwischen mir und irgendwelchen nicht verwandten Personen, die ich vielleicht nicht einmal kenne, vergleichen würde.

Aber gerade, was Käse anbelangt, habe ich noch eine Idee: Vielleicht ist es eine Allergie? Möglicherweise eine Laktoseintoleranz? Nicht jeder Mensch bekommt da dann schlimmste Beschwerden, aber vielen schmeckt es dann irgendwie "automatisch" einfach nicht. Und Laktoseintoleranz ist vererblich, das sehe ich an meiner gesamten Schwiegerfamilie. Ja, und wenn ihr das alle hättet (Auch, ohne es zu wissen, es muss ja nicht immer herauskommen, und wer lässt so etwas schon beim Arzt testen, wenn er keine Beschwerden hat?), dann merkt ihr eben vielleicht einfach alle beim Essen, dass es halt nicht schmeckt. Und damit hättet ihr dann alle so eine Abneigung gegen Käse, aufgrund einer Allergie, die allerdings nicht als solche zu erkennen ist. Wenn ihr jetzt neugierig seid, könntet ihr es ja auch testen lassen, wobei ich meine, ohne wirkliche Beschwerden ist das absolut nicht notwendig.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich kann es mir schon vorstellen, das es vererbbar ist, denn meine 3 Kinder essen eigentlich auch sehr viele Sachen gerne, die ich auch gerne esse bzw. weiß, das ich viel davon in den Schwangerschaften gegessen habe.

Ich liebe Nudeln, in allen Variationen und mit viel Soße. Meine Kinder lieben sie auch so gerne. Ok Nudeln lieben viele Kinder, doch es ist schon verblüffend, wenn die Kinder das gerne essen, was ich gerne esse, oder auch umgekehrt, das ich etwas nicht mag, sie aber auch nicht.

Komischerweise haben sie nur meinen "Geschmack", den was mein Mann gerne ist, mag nicht einmal ich, und auch keines meiner Kinder.

» Redangel » Beiträge: 1289 » Talkpoints: 2,82 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich denke, dass es nicht vererbbar ist, sondern dass es den Kindern einfach so vorgelebt wird. Das beste Beispiel dafür ist meine Nichte.

Mein Bruder ist keinen Käse und die Kleine isst nie neben ihm Käse. Wenn sie aber mit der Mama alleine daheim ist und es gibt Käse isst sie diesen mit Genuss. Als die Kleine dann mal bei unserem Vater war, weil mein Bruder einen Kurs machen musste und tagsüber nicht da war, hat sie auch alles gegessen. Wenn der Opa sie dann gefragt hat, wie der Käse denn schmeckt, kam immer ein "lecker". Wenn dann aber ihr Papa da war, hat sie immer gesagt das Käse grauslig ist.

Ich selbst bin auch schon darauf gekommen, dass ich viele Sachen einfach nicht mochte, weil meine Mutter sie nicht mochte. Natürlich hat sie diese Sachen dann einfach nie gekocht und ich konnte sie so auch nie kosten. Als ich dann selbst anfing zu kochen, habe ich auch mal Sachen gemacht, die ich nicht gekannt habe bzw. die es bei meiner Mutter nie gab. Oft waren wir auch wo zum Essen eingeladen und es gab genau solche Sachen.

Krautfleckerl, Spaghetti Bolognese, Fisch, Lasagne, Gulasch und noch viele andere Sachen hat es bei uns nie gegeben und mittlerweile esse ich diese Sachen alle, weil sie mir einfach schmecken.Wenn ich dann oft zu meiner Mutter sage, warum sie immer zu mir gesagt hat, dass diese Sachen nicht gut sind, sagt sie ganz ehrlich, dass sie die nicht mag und deshalb auch nie gekocht hat, aber wenn ich dann mal gefragt habe, warum es dass bei uns nicht gibt, war ihre Antwort immer, dass das nicht schmeckt. Automatisch merkt man sich dass dann.

Ich selbst mache es jetzt immer so, dass ich auch bei neuen Sachen immer mindestens einen Bissen koste, auch wenn ich mir im Vorhinein schon denke, dass ich das nicht mag. Manchmal schmecken mir die Sachen dann und bei Oliven zum Beispiel, bin ich draufgekommen, dass ich das wirklich nicht mag.

Bei mir gibt es auch noch ein umgekehrtes Beispiel. Ich habe früher Tomaten und Champignons geliebt. Zu einer guten Jause gehörten immer Tomaten dazu und zu einem Geschnetzelten Champignons. Mein Freund mag keine Tomaten und Champignons. Wenn ich mir früher eine Tomate aufgeschnitten habe, musste er immer gehen, weil ihn der Geruch so gereizt hat im Hals. Ich konnte mir nie vorstellen, auf Tomaten zu verzichten. Ich habe sie in allen Variationen gegessen. Wenn wir dann mal essen waren, habe ich meistens was mit Champignons oder eben Tomaten gegessen. Und jetzt ist es so, dass ich die beiden Sachen gar nicht vermisse. Ich freue mich, wenn ich wo eingeladen werde und es gibt Tomaten oder Champignons, aber wenn es die nicht gibt, bin ich auch nicht böse. Ich habe mir sicher schon seit über 1 Jahr keine mehr gekauft.

Ich würde mal sagen, dass die Kinder das wirklich nur von uns übernehmen und wenn ihr mal ehrlich seid: Wer macht schon Sachen, die er nicht mag, nur dass die Kinder sie probieren können? Sicher nur sehr wenige bis keiner. Da gibt es ein gutes Sprichwort bei uns "Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht". Meiner Meinung nach stimmt dieses Sprichwort teilweise schon.

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» Lillylein1987 » Beiträge: 564 » Talkpoints: 3,55 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich denke nicht, dass man in diesem Fall von Vererbung sprechen kann. Ich denke nicht, dass es genetisch bedingt ist und auf diesem Weg weitergegegeben werden kann, welche Lebensmittel ein Mensch mag und welche er nicht so toll findet oder gar komplett ablehnt. Menschen werden durch ihr Umfeld geprägt und Kinder eignen sich oft Verhaltensweisen an, die sie von ihren Eltern vorgelebt bekommen. Das ist völlig normal und absolut nichts außergewöhnliches.

Wenn dein Sohn den Käse nicht mag, kann das sicher daran liegen, dass er bei dir mitbekommen hat, dass du dieses Nahrungsmittel nicht isst. Als Kind ist die Mutter natürlich ein wichtiger Bezugspunkt und tut aus Sicht eines kleinen Kindes auch immer das Richtige. Wenn du den Käse also verschmähst, ist es für das Kind logisch, dass es den Käse auch nicht isst, weil die Mutter schließlich am besten weiß, was gut ist - und bei dir gehört der Käse offenbar nicht zu den Lebensmitteln, die man problemlos essen kann.

Isst dein Junge auch keinen Käse wenn du nicht dabei bist, sein Vater aber im Beisein des Kindes Käse isst? Ich denke, dass ihr euch, so oder so, keine großen Gedanken machen solltet, vor dem Kind aber nicht darüber reden solltet, warum ihr manche Sachen unappetitlich findet. Du solltest also keine Horrorstories von ekelhaftem Käse erzählen, die das Kind dann noch in seiner Aversion gegen das Essen bestärken würden. Wenn das Kind älter wird, ändern sich seine Essgewohnheiten vielleicht noch und vielleicht probiert es dann auch mal andere Dinge aus, die es zur Zeit noch ablehnt.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich denke, dass man in dem Fall erst von Vererbung reden könnte, wenn man eben unabhängig voneinander diese Vorlieben feststellen würde. Das ist aber nicht der Fall, schließlich habt ihr einen gemeinsamen Alltag. Daher ist es meiner Ansicht nach offensichtlich, dass man gewisse Verhaltensweisen als Kind kopiert. Das stelle ich auch bei mir selbst fest. Meine Mutter mochte immer viel Fleisch essen, mein Vater war dann immer ganz mäkelig. Sogar die Spaghetti Bolognese sind fast vegetarisch, wenn er sie kocht. Für mich (und meine Mutter) gehört da aber ordentlich Fleisch rein, sonst hat das Gericht den Namen gar nicht verdient.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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