Streiten sich Hartz-IV Empfänger häufiger als Arbeitnehmer?

vom 19.07.2016, 19:46 Uhr

Beim Thema möchte ich bitten, dass sich niemand angegriffen fühlt. Es geht mir wirklich darum, eine faire und ehrliche Diskussion zu führen. Keiner soll sich daher angegriffen fühlen, sondern beziehe ich mich auf eine zweiteilige Serie, die letzten Samstag und vorherige Woche Samstag auf RTL II lief. Sie hieß "Hartz aber herzlich".

Dort ging es um die Eisenbahnstraße in Duisburg, wo ein Budenbetreiber mehrfach am Tag gefilmt wurde sowie unweit von dieser Straße auch ein Viertel mit immer mehr Hartz IV Empfänger gezeigt wurde. Genau deswegen kam ich auch im Übrigen auf den Titel, weil in der Straße unweit des Eisenbahnviertels mit alt eingesessenen Bewohnern ist diese Hartz IV Straße schon ein Dorn im Auge.

Dort wurden dann viele Menschen, Singles, Familien und getrennt lebende gezeigt, die wiederum allesamt Hartz IV bekommen. Was mir allerdings dort auffiel ist, dass sie dort allesamt immer wieder untereinander für jeden Scheiß Theater haben. Sei es, dass die eine behauptet, eine DVD nicht wieder bekommen zu haben, die andere angeblich lügt, die andere hat eine Katze die Flöhe hat usw. Also wirklich für jeden Rotz wurde sich da gestritten, der Kontakt abgebrochen usw.

Jetzt habe ich irgendwie das Gefühl, dass dieser Umstand schon der Arbeitslosigkeit geschuldet ist. Womöglich auch direkt dem Hartz IV Problem, weil dies anders als Sozialhilfe durchaus unpersönlicher ist, viele finanzielle Erleichterungen wegfallen (Kleidergeld usw.) und dadurch die enge des Geldbeutels bei vielen eigentlich durchgehend herrscht.

Das hier das persönliche Wohlbefinden auf der Strecke bleibt, glaube ich. Auch das Langeweile wirklich viel Streit ermöglichen kann, aber ist es wirklich so einfach zu glauben, dass gerade Arbeitslose wirklich mehr Zeit zum streiten haben und dadurch auch für Klimbim sich in die Haare kriegen?

Habt Ihr vielleicht selber Freunde im Umfeld, die besonders häufig in Streitereien verwickelt sind und offenbar zu viel Zeit haben, sich dem Mist zu widmen? Was meint Ihr? Kann man wirklich sagen, dass Hartz IV Empfänger oder Arbeitslose mehr streiten, weil die Zeit da ist, die Langeweile usw?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich streite mich eigentlich nie mit jemanden und bekomme Hartz IV. Seitdem streite ich mich auch nicht. Ich habe allerdings auch nicht mehr Zeit um mich zu streiten, da ich durchaus einen sehr ausgefüllten Tag habe. Rentner streiten sich ja bestimmt auch nicht häufiger.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich würde die Streitereien ja eher auf RTL II schieben und nicht auf Hartz IV. Das Ganze nennt sich scripted reality, es wird also so getan, als würde man die Realität in einer Dokumentation zeigen, in Wirklichkeit gibt es aber ein Script, an das sich die Laiendarsteller halten müssen.

Warum das so gemacht wird ist natürlich klar. Die wenigsten Zuschauer würden sich für das friedliche, langweilige Alltagsleben der Darsteller interessieren. Die Produktionen sollen nun allerdings möglichst wenig Geld kosten, deshalb auch die Laiendarsteller, die mit ein paar hundert Euro abgespeist werden und dafür auch noch ihre Wohnung kostenlos zur Verfügung stellen. Also kann man nicht ewig filmen bis es wirklich mal zu einem Konflikt kommt sondern muss nachhelfen.

Aber um zu der eigentlichen Frage zu kommen - es ist wahrscheinlich eher eine Frage des Charakters, ob man sich über irrelevante Kleinigkeiten aufregt oder nicht. Die "falsch" ausgedrückte Zahnpastatube ist ja so ein Klassiker bei den Beziehungsdramen und hat mit Hartz IV Empfängern nun rein gar nichts zu tun.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich glaube nicht, dass es den Tatsachen entspricht und gerade wenn etwas in den Sendern ausgestrahlt wird, wird zum Dreh auch ein Handbuch ausgehändigt. Von daher würde ich auch nicht alles glauben was mir das Fernsehen vorsetzt, da auch die Laienschauspieler instruiert werden was sie zu machen haben und selbst die Leute die im Hintergrund stehen, werden an diese Position gestellt. Den Tatsachen entspricht es wohl kaum, es geht darum damit Geld zu verdienen und das erreicht man mit einer hohen Einschaltquote am besten. Damit die Zuschauer auch bei der Stange bleiben, eignen sich Konflikte immer gut da sie dann wissen wollen wie es weiter geht.

Aber was ich mir durchaus vorstellen kann ist der Faktor Zeit der für solche Streitigkeiten um Nichtigkeiten eine Rolle spielt. Jemand der von morgens bis Abends im Job, Familienleben und Sozialleben eingespannt ist, der wird sich wohl kaum wegen einer verspätet zurück gegeben DVD so dermaßen rein steigern und einen handfesten Streit vom Zaun brechen. Jemand der viel Freizeit hat bzw. wenig zu tun, der hat für solche Gedanken viel mehr Zeit und wird dann auch versuchen diese freie Zeit zu "nutzen". Auch wenn ich es wenig Sinnvoll ansehe wegen solch einer Kleinigkeit direkt einen Bürgerkrieg anzufangen in einer Wohnsiedlung.

Aber auf solche dämlichen Gedanken kommen durchaus auch Arbeitnehmer die bei ihrer Arbeit einfach zu viel Freizeit haben. Das habe ich in meiner früheren Arbeitsstelle schon mitbekommen. Dort saß man teilweise 12 Stunden bezahlt auf dem Sofa und hatte genau eine Stunde Arbeit und 11 Stunden Freizeit. Dort entstanden dann die dümmsten Sachen die auch zum Streit geführt haben. Unter anderem auch solche Dinge wie ein Fitzel Papier lag im Flur, ein Fleck war nach dem Fahrzeug waschen noch auf dem Auto oder man sabotiere aus Spaß die Spinde der Kollegen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Mein erster Gedanke war: Na klar, die haben ja auch viel mehr Zeit dazu. :lol: Aber ernsthaft gedacht, glaube ich, dass dies schon die Ursache dafür sein könnte. Der Mensch braucht einfach Aufgaben, denen er nachkommen kann. Wenn dies nicht der Fall ist, dann entsteht oft Frust und Langeweile und man weiß nicht, wohin mit der ganzen Energie, die man in nichts wirklich investieren kann. Demzufolge kommt es dann oft zu Gefühlen wie Frustration, die dann in Streit ausufern können. Auch Frustration darüber, dass es bei anderen im Leben besser läuft, kann dazu führen, dass man sich schlecht fühlt.

Des Weiteren denke ich, dass man sich auch untereinander mehr streitet, wenn man arbeitslos ist. Meist fehlen einem dann die Möglichkeiten für Hobbys und ähnliches, sodass man dann doch sehr viel Zeit drinnen und in der Wohnung verbringt. Dadurch verbringt man zwangsläufig auch sehr viel Zeit zusammen und es kann leichter zum Streit kommen.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Es mag sicherlich sein, dass Arbeitslose sich öfter streiten. Eben, weil sie mehr Zeit haben, auch unterforderter sind, unausgeglichener und allgemein in einer angespannteren Atmosphäre leben.

So schlimm finde ich das jetzt nicht, denn man kann auch bei anderen Gruppen sagen, dass sie sich häufiger streiten. Es ist ja jetzt keine Eigenschaft, welche Arbeitslose auszeichnet. Generell streiten sich Leute, die in einem sie nicht zufriedenstellenden Umfeld leben, häufiger als der Durchschnitt der Menschen. Das kann der Büroangestellte sein, der ständig gemobbt wird, und welcher dann seine Unzufriedenheit bei der Familie auslässt. Insofern ist es auch ganz normal, dass es bei Arbeitslosen öfters zu Streitigkeiten kommt.

Schlimm finde ich, dass diese Menschen dann durch solche Berichte auf Billigsendern stigmatisiert werden. Man tut so, als wären Arbeitslose irgendwelche Tiere, die man gefangen hält. Menschen, die sich ständig streiten und ein auffälliges Sozialöleben führen. Allein der Umstand, dass zudem noch zwischen Arbeitslosen und Beziehern von Hartz 4 unterschieden wird, ist zutiefst abstoßend für mich. Es wird da eine Kaste erschaffen, welche als Blitzableiter für die anderen Arbeitnehmer geschaffen, die doch viel besser daran täten, sich die Frage zu stellen, ob die Arbeitsbedingungen oder Entlohnungen für sich selbst dem entsprechen, was ihnen eigentlich zusteht. Ich betrachte derartige Berichte als Ablenkungsmanöver, mehr nicht.

» Freidenker28 » Beiträge: 749 » Talkpoints: 1,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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