Sollte der Doktortitel als Namenszusatz verschwinden?

vom 20.08.2018, 16:02 Uhr

In Deutschland ist es ja durchaus erlaubt und üblich, den Doktortitel im Pass und auf dem Klingelschild anzugeben. In anderen Ländern ist das nicht unbedingt üblich und wird daher eher als Angeberei interpretiert. Seid ihr persönlich der Ansicht, dass man den Doktortitel auf Klingelschildern und in Pässen in Deutschland abschaffen sollte? Oder findet ihr, dass der akademische Grad durchaus seine Daseinsberechtigung dort hat? Wie würdet ihr das handhaben, wenn ihr einen Doktortitel hättet? Was findet ihr besser und warum?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich bin da etwas zwiegespalten. Natürlich kann ich durchaus nachvollziehen, dass man auf seine geleistete Arbeit auch gerne Stolz ist und so einen Titel dann auch zeigen will. Auf der anderen Seite ist dann meine persönlich Einstellung, dass ich einen Doktortitel halt an vielen Stellen Unnütze finde. Es gibt ja nun mal Doktorarbeiten und Doktorarbeiten. Der eine macht bahnbrechende Grundlagenforschung und steckt unheimlich viel Arbeit und Freizeit in diesen Titel und der nächste schreibt bloß eine Abhandlung über irgendwas Geschichtliches wo er bloß aus ein paar Büchern was zusammenklauen muss.

Desweiteren gibt es ja genug Doktorarbeiten, die mit der späteren Tätigkeit des "Doktors" gar nichts zu tun haben und die tatsächlich nur verfasst werden um später die Buchstaben vor den Namen zu setzen und eigentlich nichts über die Qualifikation der Person aussagen.

Zumal der Doktortitel an sich ja gar kein Namensteil ist. Man hat zwar das Recht ihn im Ausweis eintragen zu lassen, allerdings besteht kein Anrecht darauf mit dem Doktortitel angesprochen zu werden. Lediglich bei Belangen das Arbeitsverhältnis betreffend hat man tatsächlich einen Anspruch auf die Anrede.

Mir persönlich wäre das völlig egal, wie man mich anredet, wenn ich einen Doktortitel hätte. Rein der Höflichkeit halber, spreche ich aber Menschen, mit denen ich nicht per Du mit, mit ihrem Doktortitel an, wenn ich weiß das sie einen haben.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich finde schon, dass man die Ehre haben sollte sich dies auf ein Klingelschild packen zu können oder im Pass mit sich tragen zu können. Natürlich muss sich nicht jeder Doktor dann auch gleich viel Mühe gegeben haben, aber es ist nun mal ein Titel, den man sich erarbeitet hat und das sollte man dann auch als Gesellschaft wertschätzen, finde ich.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Warum wird sich denn hier so am Doktor hochgezogen? Ja, laut Passgesetz kann nur der Doktor auf dem Ausweisdokument eingetragen werden. Aber alle anderen akademischen Grade und Amtsbezeichnungen können trotzdem problemlos auf dem Klingelschild, dem Briefkopf oder der Visitenkarte stehen und viele Menschen legen auch Wert darauf, so angeschrieben zu werden.

Warum sollte das vollkommen normal und in Ordnung sein, aber der Doktor ist ein Problem? Viel schräger finde ich, wenn ehemalige Adelige tatsächlich mit Prädikatstitel angesprochen und auf Platzkarten stehen möchten. :uebel:

» cooper75 » Beiträge: 13336 » Talkpoints: 500,20 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Wieso? In manchen "anderen Ländern" redest du alle und jeden mit Vornamen an und die "Angeberei" wird auf kulturell unterschiedlichste Art ausgedrückt. Wieder woanders übergibt man eine Visitenkarte mit sämtlichen Titeln und Hierarchie Leveln, die der Empfänger eingehend zu studieren und sich positiv über die Optik und den Inhalt zu äußern hat. Soll man diese Angeberei auch abschaffen, weil es "andere Länder" beim Klingelschild bewenden lassen?

Bei mir im Job wimmelt es nur so von akademischen Titeln, die auch an den Büros und im Internet den üblichen Gepflogenheiten entsprechend aufgelistet sind. Also alles unter Doktor nur auf ausdrücklichen Wunsch. Aber da es sonst ausgesprochen unprätentiös zugeht, ist es gerade für Außenstehende ganz praktisch, um halbwegs einschätzen zu können, ob der Typ in Hemdsärmeln für dein berufliches Fortkommen oder das Entkalken der Kaffeemaschine zuständig ist. Das hat mit "gesellschaftlicher Wertschätzung" weniger zu tun als mit der Frage, wer warum wie viel verdient in dem Laden.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Wenn man etwas abschaffen möchte, was es schon lange gibt und was niemandem schadet, sollte man gravierende Argumente dafür haben. Angeberei reicht dafür nicht. Ich kenne so einige Doktoren, von denen niemand damit angibt. Ich muss aber gestehen, dass ich es überall herum erzählt hatte, als mein Sohn seinen Dr. Ing. mit Summa cum laude gemacht hatte, aber das sei einer stolzen Mutter verziehen. Er selber macht da kein großes Aufhebens darum und fand es abwegig, als ich vorschlug sein Klingelschild zu ändern.

Für manche Studienabgänger ist ein Doktor quasi Pflicht, wenn man einen guten Job haben möchte. Ich habe gehört, dass es für Chemiker sehr von Vorteil ist, zumindest war es früher mal so. Warum sollte das nicht im Personalausweis stehen? Klingt für mich ein bisschen nach Neiddebatte.

Auch Ärzte machen oft den Doktor, obwohl sie es gar nicht müssten. Ich glaube, der Dr. med. wird auch nicht in allen Ländern als Doktor anerkannt, weil die Anforderungen doch sehr viel geringer sind als etwa für einen Doktor in anderen Naturwissenschaften.

Man kann auch mit Autos, Uhren oder Sportmedaillen angeben oder seinen Personalausweis in ein goldenes Etui stecken. Das macht auf manche Leute wahrscheinlich mehr Eindruck als der Doktortitel, der meiner Erfahrung nach meistens eher beruflich genutzt wird.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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