Sollte Anne Spiegel zurücktreten?

vom 10.04.2022, 23:00 Uhr

Anne Spiegel hat sich ja während und nach der Überschwemmung im Ahrtal durchaus kritikwürdig benommen. Unter anderem wird kritisiert, dass sie zehn Tage nach der schlimmen Flutkatastrophe in Urlaub gefahren ist. Auch davor hat sie sich mehr um ihre Selbstdarstellung Gedanken gemacht als über das hereingebrochene Unheil.

Ich bin der Meinung, dass sie als Ministerin nicht mehr tragbar ist, weil sie jedes Vertrauen der Bevölkerung verloren hat. Sie steht als Egoistin da, sie keine Empathie mit den Leuten hat, sondern hauptsächlich an sich denkt. Seid ihr auch der Meinung, dass sie zurücktreten sollte? Welche Gründe würdet ihr dafür anführen?

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Auch wenn sie zunächst trotz Votum (6:0 gegen sie) einen Rücktritt abgelehnt hat, wird dieser für sie zeitnah unausweichlich sein. Ich denke, wenn sie diesen Schritt nicht selbst geht, dann wird sie demnächst trotzdem aus dem Amt entlassen werden. Der Druck und Fokus auf ihre Person von anderen Parteien ist da auf Dauer meiner Meinung nach zu groß. Ihr politisches Ansehen hat einen ziemlich großen Kratzer bekommen. Das ist meine objektive Einschätzung, auch auf bisherigen politischen Rücktrittsereignissen basierend.

Ich persönlich bin eher vorsichtig mit solchen Schuldzuweisungen und Vorverurteilungen. Vier Wochen in den Urlaub mitzufahren und ihren gesundheitlich erschöpften Mann - und somit ihre Familie - mit ihrer Anwesenheit zu unterstützen macht sie für mich eigentlich als Familienmensch nur sympathischer. Ich denke, hätte sie das Gefühl gehabt, dass ihr Stab das nicht auch ohne sie im Griff hat, dann wäre sie auch nicht gefahren und ich denke auch, dass sie tatsächlich jederzeit erreichbar und greifbar war, wenn es notwendig gewesen wäre.

Dass sie jetzt versucht ihre berufliche, politische Zukunft zu retten und dabei zunächst auch auf ihr Image schaut, gelogen hat, was die Teilnahme an Konferenzen angeht, ist zwar nicht richtig und auch nicht gut für ihre Vertrauensposition, aber im Endeffekt auch verständlich. Ich glaube, das würde jeder (Politiker) genauso machen.

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Mir persönlich ist es eigentlich egal, aber bei dem Gegenwind wird der Frau Spiegel wohl nichts anderes übrigbleiben. Ich finde ihre Erklärung auch ausgesprochen schwach. Ich möchte gar keine "Familienmenschen" in zentralen politischen Ämtern, sondern Personen mit Kompetenz und auch einem gewissen politischen Feingefühl. Was nützt es mir als Wählerin zu wissen, dass die Ministerin im Zweifelsfall auch bei Naturkatastrophen mit dreistelliger Opferzahl in ihrem Zuständigkeitsbereich ihre Familie vorzieht? Das ist ihr gutes Recht, aber dann ist sie an der Stelle eben falsch.

Außerdem ist eine hochrangige Landespolitikerin ja nicht an die üblichen Begrenzungen einer berufstätigen "Mutter von vier Kindern" gebunden. Sprich, sie hätte höchstwahrscheinlich das Kindermädchen vorausschicken und selber nach zwei Wochen hinterherreisen können. Es ist ja nicht so, dass PolitikerInnen ab einem bestimmten Level händeringend nach möglichst preiswerten Babysittern suchen müssen, wenn es im Job mal wieder länger dauert.

Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ihr "gesundheitlich erschöpfter" Mann höchst persönlich Koffer und Kinder verladen musste und am Steuer der Familienkutsche bis in die Bretagne (oder wohin auch immer. Wo machen Politikerinnen Urlaub?) gebrummt ist. Die physische Anwesenheit der Umweltministerin wäre in jedem Fall vor Ort nützlicher gewesen.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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