Sind Pferdehalter schwieriger als andere Tierhalter?

vom 08.11.2017, 12:37 Uhr

Zuletzt war ich mal mit einer Amtstierärztin ins Gespräch geraten, als wir uns privat getroffen haben. Es ging um Tierhaltung. Sie hätte die Praxis ihres Vaters übernehmen können. Allerdings wollte sie dies nicht, da diese auf Pferde spezialisiert war und sie von dieser Klientel und vor allem deren Zahlungsmoral nicht sehr angetan war.

Wie seht ihr die Sache? Gibt es in diesem Bereich wirklich mehr schwarze Schafe als anderswo? Woran könnte das liegen? Versuchen sich etwa zu viele ein Pferd zu leisten, die es eigentlich nicht können?

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 08.11.2017, 12:39, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Pferdehalter sind kein Stück schwieriger, wenn man konsequent die modernen Möglichkeiten zur Bezahlung nutzt. Denn der Unterschied liegt hier nicht in der gehaltenen Tierart, er liegt in der Art der Bezahlung. Kleintierpraxen arbeiten gegen Barzahlung, trotzdem kommst du wegen Notfällen auch Außenstände von etwa 30.000 im Jahr.

Nutztierpraxen arbeiten meist mit Bestandsbetreuungsvertrag und erhalten sowieso jeden Monat eine feste Pauschale. Wer aber Pferde und Nutztiere auf kleinen Höfen behandelt, der schreibt in der Regel eine Rechnung. Und da lässt sofort die Zahlungsmoral nach. Das ist immer so, die Tierart spielt da gar keine Rolle.

Das umgehen aber viele Praxen ganz problemlos, in anderen Ländern ist man da weiter. In den Niederlanden fährt so mancher Doc erst, wenn du vor seinen Augen die Rechnung gezahlt hast. Online-Banking macht es möglich. So manch Tierarzt hierzulande zückt das Lesegerät und besteht aus Bar- oder Kartenzahlung. Auf Rechnung arbeiten, das haben Tierärzte schon lange wegen hoher Außenstände aufgegeben. Nur die Pferdedocs hinken hinterher.

» cooper75 » Beiträge: 13337 » Talkpoints: 500,43 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Das ist alles viel zu theoretisch und aus irgendeiner Zeitschrift nachgeplappert. Bei Kühen, Schweinen oder Schafen haben Tierärzte diese Probleme offensichtlich nicht. Der Pferdesport zieht eben eine völlig andere Klientel an. Sicher ist nicht jeder ein Problemfall, aber es gibt mehr Extreme als bei anderen Tierhaltern.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich glaube, dass es auch an der Art der Behandlung liegt. Wenn ich mit meiner Katze in die Praxis gehe, dann kann ich da direkt vor Ort mit der Karte zahlen. Das bieten die meisten Tierärzte gar nicht erst an. Wenn man dann auch bar bezahlen möchte, dann muss man aber auch wissen, wie viel Geld man dabei haben muss - bei einer Katze lässt sich das leicht abschätzen.

Aber bei einem Pferd zieht es dann ja doch des Öfteren einen Rattenschwanz nach sich, sodass man am Anfang gar nicht abschätzen kann, wie teuer die Behandlung überhaupt wird. Nicht jeder kann zu jedem Tierarzttermin mal eben 1000 Euro mitnehmen. Grade im Notfall hat nicht jeder so viel Bargeld parat und grade auf dem Dorf funktionieren einige EC-Geräte bei dem schlechten Empfang auch nicht.

Ansonsten denke ich aber, dass es eben nicht auf die Tierart ankommt. Ich kenne es von meinem Tierart und anderen Tierärzten auch nur so, dass sie für feste Sachen Barzahlung akzeptieren, die geplant sind - zum Beispiel wenn der Tierarzt immer für den Hufschmied zum sedieren kommen muss. Dann ist der Betrag planbar und jedes Mal der Gleiche. Anders, wenn das Pferd spontan eine Kolik hat und der Tierarzt eben im Notfall kommt. In der Klinik ist es jedoch inzwischen auch so, dass man sein Pferd nur noch gegen Bezahlung mitnehmen kann.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Juri, mach dich nicht lächerlich! Ich plappere nicht nach, ich spreche aus Erfahrung. Ich habe schon in den frühen Neunzigern Kleintiere bar, per Lastschrift oder Kreditkarte abgerechnet und wer nicht zahlen konnte, der musste halt einen Wechsel unterschreiben. Den konnte man wenigstens leicht eintreiben oder an einen Inkassodienstleister verkaufen.

Der Pferdedoc schickt hier immer noch eine Rechnung, während die Niederländer auf sofortige Überweisung bestehen. Und bei Schweinen und so weiter hast du einen Vertrag und zahlst pauschal. Das sind ganz andere Voraussetzungen. Aber dass du das nicht nachvollziehen kannst, war ja zu erwarten.

» cooper75 » Beiträge: 13337 » Talkpoints: 500,43 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Wer hat denn Tiere? Rindvieh oder Schafe haben fast nur Landwirte und deren Ruf wäre schnell ruiniert. Bei den meisten Kleintierzüchtern ist es ebenso. Außerdem gehören Hunde und Katzen zur Familie. Pferde sind dazwischen und oft in Einzelhand. Viele junge Mädchen träumen davon und gerade hier gibt es viele, bei denen beim Erwerb eines Pferdes nicht an die Kosten gedacht wird. Ein Rind oder ein Schaf wird selten in eine Klinik gebracht. Bei Pferden ist dies anders und dann hat man gleich ein Rechnung von ein paar tausend Euro. Dann sind die sehr schnell über dem Limit.

Natürlich sind Tierärzte auch nicht dämlich und arbeiten mit Inkassobüros zusammen. Aber was soll man von einer Schülerin oder einer kleinen Angestellten holen? Da ist der Ärger größer als der Ertrag. Außerdem legt sich keiner mit jemanden aus dem Rotlichtmilieu an. So ein Pferd ist ein sehr schönes Prestigeobjekt. Und die Behandlung verweigern geht auch nicht so einfach.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich weiß nicht, was so schwer daran zu verstehen ist, Juri. Immer wenn du eine Rechnung schickst, ist die Zahlungsmoral schlecht. Welches Tier du behandelt hast, ist dafür unerheblich. Tierärzte verdienen einen nicht unerheblichen Anteil über die Fahrpraxis, wenn sie Pferde behandeln. Und da schreibt man hierzulande eine Rechnung. Geht das in deinen Kopf?

Eine Behandlung beim Pferd ist Alltag nicht teurer als bei Katze oder Hund. Nur hast du da keinen Außenstand, weil anders als beim Pferd Barzahlung oder Karte angesagt ist. Und was kommst du jetzt bitte mit dem Rotlichtmilieu an? Ich habe da bisher keine schlechtere Zahlungsmoral als bei Unternehmern feststellen können.

» cooper75 » Beiträge: 13337 » Talkpoints: 500,43 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Eigentlich wollte ich vor allem wissen, ob auch andere hier solche Erfahrungen gemacht haben. Meines Wissens sind Tierärzte einerseits zur Behandlung verpflichtet, bekommen aber wegen Problemfällen keine zusätzliche Unterstützung. Spätestens wenn die Sache vor Gericht geht, wird es problematisch. Die Zeit und die Nerven werden einem nicht ersetzt. Man wird nicht Tierarzt, weil man ein Inkassounternehmen betreiben will. Meine Frage war ganz einfach, ob es ähnliche Erfahrungen gibt oder eben nicht gibt?

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich kann mir nicht vorstellen, dass Pferdebesitzer schwieriger sind als andere Tierhalter. Cooper schreibt ja auch schon, dass es eher an den Zahlungsmöglichkeiten liegt. Das macht in meinen Augen auch durchaus Sinn. Mein Tierarzt bietet eigentlich nur für verlässliche Stammkunden die Möglichkeit einer Rechnung an. Allerdings mag ich es auch selbst lieber, wenn man direkt zahlen kann. Je nach Summe muss aber auch manchmal eine Rechnung her. Aber Rechnungen bleiben auch schon mal liegen oder werden vergessen und der Tierarzt muss dann eben hinterher sein und wartet dann unter Umständen länger auf das Geld, als eben bei direkter Zahlung.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


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