Sind Meinungsplattformen nicht mehr gefragt?

Yopi und dooyoo sind Plattformen, die nicht mehr vergüten und so bleibt nur mehr ciao.de. Diese ist aber auch nicht mehr so gut besucht wie früher und etliche Themen wie Musik und Essen sind auch nur mehr für Leute interessant, die ohne Vergütung schreiben wollen.

Sind Meinungsplattformen nicht mehr gefragt? Schaut man sich nur mehr bei online Kaufhäusern nach Meinungen um, weil die kurz und bündig sind oder sind doch längere Tests für Euch von Bedeutung?

Ich lese total selten lange Tests und Bewertungen. Das ist mir immer zu viel an unwichtigen Informationen, die ich nicht brauche. Für eine der genannten Plattformen habe ich früher selbst geschrieben und habe auch gesehen, was andere da so schreiben. Manche Tests waren ellenlang und da wurde die komplette Packungsbeilage von Medikamenten wiedergegeben oder die Schreibenden haben sich umfangreich darüber ausgelassen, wie sie die Verpackung finden. Mal ehrlich, das interessiert doch keinen. Warum machen die das? Wahrscheinlich, um eine gewisse Mindestwortzahl zusammen zu bekommen, ab der eine bessere Vergütung lockt. Aber wenn man nur wissen will, ob meinetwegen Medikament A oder Medikament B besser bei Husten wirken, da interessiert einen die Verpackung wenig.

Solche Meinungsplattformen waren vielleicht nie wirklich gefragt. Man kann an vielen Stellen kürzere und auf das Wesentliche reduzierte Meinungen lesen, etwa in den Produktbewertungen bei Amazon oder bei Medikamenten gibt es ja auch bei den Online-Apotheken Bewertungen. Und da schreiben die Leute das Wesentliche, das was ihnen wirklich auffiel und sie arbeiten keine detaillierte Liste ab. Wobei es bei Amazon ja einige Profi-Bewertungsschreiber gibt, die auch ellenlange Bewertungen reinsetzen, das schreckt mich dann auch schon wieder ab. Da scrolle ich drüber hinweg, weil mir das wieder zu viel ist und auch immer so gestelzt klingt.

Oder ich bestelle auch viel bei Otto und da hat man bei vielen Kleidungsstücken kurze Kundenbewertungen. So etwas finde ich halt schön - kurz, knapp, das Wesentliche. Kein ewiges Geschwafel, weil man ja die Wortzahl vollbekommen will, sondern einfach nur das, was einem aufgefallen ist. Und da schwadroniert auch keiner über die Verpackung oder unwichtige Details.

Ich will das jetzt auch nicht zu negativ sehen, denn ich kann schon nachvollziehen, dass manche das als Einnahmequelle genutzt haben und darüber Gutscheine oder Geld gewonnen haben, sodass das Schreiben der Berichte für sie lohnenswert war. Und für diejenigen ist es schade, weil diese Quelle weggefallen ist oder sehr reduziert wurde. Aber die Bewertungen an für sich würde ich nicht vermissen, weil sie an vielen Stellen überzogen lang, mit haufenweise unwichtigen Informationen gestreckt und eben einfach nur zum Erreichen bestimmter Wortzahlen geschrieben waren.

Ich kann nur berichten, was ich bei mir und meinem Umfeld beobachtet und festgestellt habe. Bei mir und meinem Partner zum Beispiel ist es so, dass wir diese Meinungsplattformen, die du genannt hast, nie besucht haben. Wenn ich Rezensionen zu einem bestimmten Produkt lesen möchte, dann schaue ich entweder bei Otto nach (Zitronengras hat die Gründe schon genannt) oder bei Amazon. Manchmal ziehe ich auch einen kompletten Testbericht bei Chip zur Rate, wenn ich beispielsweise ein neues technisches Gerät kaufen möchte und den Vergleich mit anderen Produkten haben will. Stiftung Warentest ist auch eine Quelle, aber eher weniger.

Ich konzentriere mich meistens auf die Rezensionen von Amazon und Otto (Chip nur beim potentiellen Kauf technischer Gerätschaften) und überlege mir dann, ob ich mit den negativen Punkten, die dort erwähnt worden sind, leben könnte. Natürlich wird sich vorher ausführlich über das Produkt informiert, sodass man nicht mit irgendwelchen Details überrascht wird, die das Produkt an sich hat. Ich finde, dass Amazon und Otto einfach viel kürzer Kritik formulieren und das nicht so krass nach Schema F abgearbeitet ist, auch wenn bei Amazon einige Gestalten sind, die das scheinbar zu einem Wettbewerb der meisten Wörter haben ausufern lassen.

Für mich waren diese Meinungsplattformen, die du hier explizit erwähnst, nie besonders relevant. Es kam schon vor, dass ich mich mal dorthin verirrt habe, aber ich habe ziemlich schnell gemerkt, dass es immer dasselbe Geschwafel ist und da mehr Wörter als Inhalt drin stehen, sodass ich diese Seiten eher gemieden habe.

Ich denke schon das solche Portale noch gefragt sind, aber vielleicht in einer anderen Form. Ich habe auch mal eine Zeit bei solchen Plattformen geschrieben und auch die Berichte gelesen. Und da habe ich schon gemerkt das die meisten Leute diese Berichte nur schreiben um Geld zu verdienen. Sicher, habe ich auch gemacht, aber ich habe versucht die Produkte den Leuten näher zu bringen und ihnen alles zu erklären. Viele Berichte sind aber einfach nur viel zu kurz und ohne Information, oder viel zu lang weil einfach irgendwo im Netz ein Teil herauskopiert wurde. Mit dem können die Leute nichts mehr anfangen. Wundert mich nicht das jetzt schön langsam überall die Vergütung für die Berichte eingestellt wird.

Weitgehend schließe ich mich meinen Vorschreiberinnen in ihrer Beurteilung über diese Plattformen an. Wobei ich die Texte jetzt gar nicht mal als gestelzt empfunden habe, sondern eher als schwafelnd oder stilistisch nicht sonderlich ansprechend zu lesen. Früher war das sicher mal eine ganz nette Sache, um eine Meinung über ein Produkt in mehrfacher Ausführung lesen zu können, aber mit dem Erstarken von Amazon und anderen Plattformen, haben sich diese Seiten mehr oder weniger überlebt, die Gründe wurden ja alle schon genannt.

Es gibt aber neben den schon erwähnten auch noch zwei andere Aspekte, die die Seiten für mich zunehmend uninteressant gemacht haben. Zum einen schreiben dort zu aktuellen Produkten nur noch wenige Leute ihre Meinung, sodass man keine große Range an Beurteilungen hat, zum anderen habe ich das Gefühl, dass viele von dem, was sie gerade rezensieren, oft gar nicht soviel Ahnung haben, weil sie eben über alles schreiben, was sie gekauft haben. So entsteht oft ein ganz anderes Meinungsbild als bei Leuten, die sich beruflich oder als Hobby intensiv mit einer Produkt-Sparte beschäftigen, vor allem im Beauty-Bereich fällt mir das immer wieder auf.

Jemand, der nur einmal im Jahr eine Foundation kauft, ist leichter zufriedenzustellen als jemand, der auf alle möglichen Kleinigkeiten achtet, weil er bzw. eher sie sich gut mit den Sachen auskennen. Mir ist schon oft aufgefallen, dass dort relativ schnell alles Mögliche toll gefunden wird, einfach weil man einen anderen Blick auf die Dinge hat und eben neben der Foundation-Review noch schnell sieben andere über den Ketchup, die Babywindeln, den Klebstoff oder das Geschenkpapier hinterher schiebt, um auf sein selbst gesetztes Kontingent zu kommen. Der Fokus ist dann einfach ein anderer.

Zudem interessieren mich viele Sachen dort thematisch gar nicht. Technische Geräte checke ich auf Amazon, Kleidung auf den entsprechenden Verkaufs-Seiten und Dinge des Alltags, die dort vornehmlich besprochen werden wie Lebensmittel oder der ganze sonstige Kleinkram, den man so kauft, interessieren mich nicht so sehr als dass ich mir die Mühe machte, im Netz nach einer Produkt-Bewertung zu suchen. Dafür ist die Zeit dann doch zu schade, um einen Kleinartikel aus dem Supermarkt auf Herz und Nieren zu prüfen.

Auf Ciao.de und dooyoo gab es viele tolle Berichte. Da hat man gesehen, dass die Schreiber sich Gedanken gemacht haben. Insbesondere in Anbetracht der mickrigen Vergütung hatte ich da sehr viel Respekt vor den tapferen Schreibern. Meiner Ansicht nach wurden die Plattformen auch teilweise von den Usern ganz massiv schlecht gemacht. Aber es dürfte auch klar sein, dass sich genau solche Menschen dort ansammeln. Anderswo sind sie nämlich schon überall angeeckt. Aber schön zu sehen, dass diese Leute nun hier zu finden den sind.