Sind Kaufsüchtige meistens reiche Leute?
Kaufsucht soll ja ziemlich verbreitet sein und auch wenn das manche Menschen als sehr angenehm empfinden, muss ja aber auch erst einmal das Geld dafür da sein. Von daher liegt ja auch die Vermutung nahe, dass Kaufsüchtige auch das nötige Kleingeld dafür haben. Glaubt ihr dass dem auch so ist und Kaufsüchtige überwiegend reiche Leute sind oder ist dies oftmals auch ein Trugschluss? Kennt ihr Kaufsüchtige und in welche Kategorie würdet ihr denn die einteilen?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das etwas mit dem Einkommen zu tun hat. Man kann ja auch nicht sagen, dass nur reiche Leute Casinosüchtig werden oder nur reiche Leute an Alkoholsucht leiden. Süchtig, das sagt schon der Name, ist eben süchtig.
Egal, ob man sich das nun leisten kann, oder nicht. Deshalb ist es ja auch oft der Fall, dass Kaufsüchtige einen Haufen Schulden haben und alles ans Inkassobüro gegangen ist. So etwas kann sich kein normaler Mensch leisten. Die Kaufsüchtigen wissen das aber auch, dass sie über ihre Verhältnisse leben. Sie können aber nicht anders. Vielleicht gibt dies ihnen der Kick.
Wie bei den Drogensüchtigen bei der Spritze oder bei den Alkoholsüchtigen bei der Flasche Bier. So stelle ich mir das ungefähr vor. Nein, es werden nicht meistens reiche Leute kaufsüchtig. Das passiert in allen Schichten. So muss es auch nicht unbedingt heißen, dass die reichen Leute mehr kaufen, als die Armen.
Es gibt beispielsweise unter den reichen Leuten ganz viele, die unglaublich geizig sind. Also gar nicht viel einkaufen. Und wenn sie etwas kaufen, dann nur das günstigste.
Es gibt auch bei der Kaufsucht ganz unterschiedliche Varianten. Da muss gar nicht mal so unglaublich viel Geld fließen. Man kann sich ja auch ständig Kleinigkeiten für ein, zwei Euro kaufen. Die Menge der Artikel macht´s und nicht der Preis der einzelnen Artikel.
Aber natürlich gibt es auch Menschen, die es sich überhaupt nicht leisten können und trotzdem viel Geld durch diese Sucht ausgeben. Sie haben Schulden ohne Ende, wodurch sie sich schlecht fühlen. Um sich wieder kurz gut zu fühlen, kaufen sie etwas. Ein Teufelskreis, wie bei jeder Sucht.
Ich würde sogar sagen, dass es bei reichen Menschen lange nicht auffällt, dass es sich um eine Sucht handelt. Wenn sie das Geld für all die Sachen haben, entsteht ja erstmal kein Problem. Da heißt es dann eher, dass sie es eben genießen. Das Haus wird zwar immer voller, aber niemand nimmt Schaden. Da wird das dann gar nicht als Sucht erkannt. Erst, wenn man trotz Schulden weiter einkauft, fällt auf, dass etwas nicht stimmt.
Meine Großmutter war kaufsüchtig und auch schon in Therapie gewesen. Sie selbst hat nicht besonders viel Geld gehabt, wobei sie eine Zeit lang auch gearbeitet hat, aber für ihre Kaufsucht hat sie die gut bezahlte Rente von meinem Großvater einfach ausgegeben. Sie haben sich das Geld immer geteilt, wobei meine Großmutter es übertrieben hat und am Ende beim Essen gespart hat, damit sie sich neuen Schmuck und Kleidung kaufen kann. 
Warum sollte das eine Sache von dem Einkommen sein? Ich kann genug auf Rechnung und Finanzierung kaufen, dass ich es nicht einmal zahlen muss. Ein überzogenes Konto ist doch auch nicht schwer zu haben und viele Banken gewähren das auch automatisch ab 18 Jahren bis zu einem Gewissen Wert. Da wird dann nicht mehr darauf geschaut und das Geld ist eine Nebensache, es wird gekauft was man meint zu brauchen und haben will und das böse Erwachen kommt dann erst später.
Solche Fälle gibt es in meinem Umfeld, und sind hinterher dann auch in der Privaten Insolvenz gelandet nachdem die Rechnungen vom Shoppen nicht mehr bezahlt werden konnten. Es ging auch lange gut und war nicht bemerkt worden vom Partner, bis irgendwann die Mahnungen und Vollstreckungstitel ins Haus flogen und im Endeffekt war es erst der Besuch vom Gerichtsvollzieher, der das ganze auffliegen ließ. Denn die Dame hat auch die Mahnungen und Titel allesamt versteckt vor ihrem Partner und dank getrennter Konten wusste er auch nicht, wie es bei ihr aussieht.
Reich war diese Dame nie, diese hat im Monat ihre 1300 Euro Netto verdient. Irgendwann war es halt an dem Punkt, an dem alles für das Einkaufen ausgegeben worden ist, die Miete nicht mehr gezahlt wurde und solche Dinge. Als sie aus ihrer Wohnung geflogen ist, ist sie bei ihrem Partner eingezogen dem sie Lügengeschichten aufgebunden hat warum sie nicht mehr bei sich wohnen kann. Er hat alles Treudoof geglaubt und sich nichts weiter dabei gedacht, auch nicht, dass jeden Tag mehrere Pakete kamen und sie immer mit vollen Tüten nach Hause gekommen ist.
Reich muss man dazu nun wirklich nicht sein, wenn man Kaufsüchtig ist. Es gibt genug Mittel und Wege die einfach sind damit man an Geld kommt, sei es nun das überzogene Konto, Kredite aus dem Internet, Rechnungskauf, Finanzierungskauf und solche Geschichten. Da stecken diese Leute tiefer drinnen, als wenn sie wirklich nur das verjuckeln was aus dem Konto eingeht.
Sorae hat geschrieben:Warum sollte das eine Sache von dem Einkommen sein? Ich kann genug auf Rechnung und Finanzierung kaufen, dass ich es nicht einmal zahlen muss. Ein überzogenes Konto ist doch auch nicht schwer zu haben und viele Banken gewähren das auch automatisch ab 18 Jahren bis zu einem Gewissen Wert.
Das sehe ich genauso, daher erschließt sich mir auch die Logik nicht wirklich bei der Argumentation. Ich verstehe nicht, was Kaufsucht mit realem Reichtum zu tun hat, in der Gegenwart hat man doch genug Möglichkeiten auch als armer Mensch seine Kaufsucht auszuleben und dabei Schulden zu machen. Das hat doch mit Reichtum an sich nichts zu tun. Klassischer Fall von nicht zu Ende gedacht.
Ich glaube, dass eher das Gegenteil der Fall ist. Um etwas als "Sucht" zu bezeichnen muss es ja erst mal als Problem empfunden werden und zu irgendwelchen negativen Konsequenzen für den Betroffenen oder sein Umfeld führen.
Wenn jemand viel Geld hat und ein exzessives Konsumverhalten an den Tag schadet ihm das aber finanziell nicht und wahrscheinlich bewegt er sich auch in einem Umfeld, in dem ein exzessives Konsumverhalten normal ist. Er findet es normal, alle um ihn herum auch und er leidet auch sonst nicht unter seinem Verhalten. Es gibt also keinen Grund um diese Diagnose überhaupt zu stellen.
Es gibt doch immer mal wieder bei Sendern wie RTL Berichte über Superreiche und obwohl da oft Unmengen von völlig unnötigem Kram gezeigt werden würde keinem RTL Reporter das Wort "Kaufsüchtig" über die Lippen kommen. Obwohl ein Kleiderschrank von der Größe einer Zweizimmerwohnung eigentlich keinen anderen Schluss zulässt.
Ich glaube auch, dass es eher das Gegenteil ist und dass eher Menschen, die nicht so viel Geld haben, zur Kaufsucht neigen. Dabei sieht man immer wieder, dass Millionäre teilweise ein eigenes Ankleidezimmer haben und nahezu täglich shoppen gehen und sich ständig etwas Neues kaufen. Dennoch spricht man da eher weniger von Kaufsucht. Immerhin können sie sich das alles, was sie sich kaufen, auch leisten und sie verschulden sich auch nicht. Und warum sollte man sein Geld denn auch nicht mit vollen Händen ausgeben, wenn denn reichlich davon vorhanden ist?
Bei Menschen, die nicht so viel Geld haben, sieht das dann schon anders aus. Diese müssen natürlich viel mehr auf das Geld schauen und natürlich macht es dann auch gleich einen viel größeren Unterschied, ob sie sich im Monat etwas gönnen, als bei Millionären. Denn meistens muss man da einfach an anderer Stelle sparen oder man verschuldet sich eben und damit fangen die Probleme erst richtig an. Könnte man sich alles problemlos leisten, was man sich so kauft, dann wäre das Problem ja nämlich weitaus geringer. Dann hätte man höchstens irgendwann ein Platzproblem und keine finanziellen Sorgen.
Ich denke, dass es eher Leute betrifft, die nicht so viel Geld haben, aber trotzdem über ihre Bedürfnisse leben wollen. Dass Reiche so viel shoppen, dass sie irgendwann arm sind, hört man ehr selten - zumindest nicht von solchen Menschen, die schon reicht aufgewachsen sind. Leute, die spontan zu sehr viel Geld gekommen sind, betrifft das schon wieder eher, allerdings waren diese Leute ja auch nicht ursprünglich reich, weshalb ich schon denke, dass es eher die Mittelschicht betrifft.
Gerade weil die Betroffenen eher weniger Geld zur Verfügung haben, wird es irgendwann problematisch. Ich habe eine Kollegin, die nicht sehr viel Wert auf ihr Äußeres legt. Also eher nachlässige und etwas unpassende Frisur, kein Make up und keine besonders modische Kleidung. Aber genau diese Kollegin wird geradezu magisch angezogen von einem bestimmten TV-Shopping-Kanal, der teuren Modeschmuck anbietet. Und obwohl sie alles andere als eine modeaffine Person ist, kauft sie dort und kauft und kauft.
Die Kollegin ist allein erziehend und hat eine Tochter, welche viele Probleme hat, auch psychische. So hat sie früher die Schule geschwänzt, sich nicht mehr gewaschen und war sehr verhaltensauffällig.
Und dann sitzt nun meine Kollegin auf der Couch und schaut in eine perfekte heile Glitzerwelt. Und um sich Bestätigung zu verschaffen, bestellt sie einen nutzlosen Kram nach dem anderen, vorzugsweise halt den Modeschmuck. Den trägt sie letzten Endes nicht einmal.
Solch Verhalten ist sicher für nicht betroffene Menschen kaum nachvollziehbar. Allerdings hatte sie nicht gerade viel Geld zur Verfügung und bekam für die Tochter auch keinen Kindesunterhalt. Aber die Sucht bestand dennoch.
Sucht und finanzieller Background haben doch gar nichts miteinander zu tun. Und nur weil es jemand sich vielleicht finanziell total leisten kann, können trotzdem alle Diagnosekriterien für eine Suchterkrankung zutreffen. Ist jemand, der als Rockstar Millionen verdient nun nicht mehr heroinabhängig, weil er sich das im Jahr locker leisten kann? Das würde man da doch auch nicht als diagnostisches Kriterium zugrunde legen.
Wegweisend sind die Fähigkeit das eigene Verhalten zu steuern und die damit verbundenen Gefühle. Die Millionärsgattin, die sich überhaupt nicht mehr über das siebzigste Kleid in der Saison freut und es schamvoll oder achtlos in die Ecke legt, ist genauso süchtig wie die hier erwähnte Angestellte, die den Homeshoppingkanal leer kauft. Und niemand wird sich denken, lieber nicht kaufsüchtig zu werden, weil er es sich nicht leisten kann. Das gilt analog zu allen kostspieligen Süchten wie den Stoffgebundenen oder der Spielsucht.
Da gehen teilweise Millionen für drauf und das von Leuten, die alles andere als einen reichen Hintergrund haben. Ein Heroinsüchtiger soll angeblich innerhalb von 20 Jahren eine halbe Million für seine Sucht aufwenden. Also, nein, Sucht und finanzielle Möglichkeiten hängen nicht zusammen. Es fällt beim reichen Kaufsüchtigen nur länger nicht auf als beim durchschnittlichen Verdiener.
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