Sich jährlich wiederholende Unterlagen - kein Gesetz?

vom 24.05.2017, 12:21 Uhr

Meine Tante ist Lehrerin. Bisher hatte ich nicht den Eindruck, dass sie unter Geldmangel leidet. Ob Lehrer nun generell in den Sommerferien bezahlt werden oder nicht oder eigentlich ja, aber nicht im Jahr der Einstellung, kann ich nicht sagen. Aber selbst wenn Lehrer dann im ersten Jahr die Ferien nicht bezahlt bekommen, meine Güte, das sind sechs Wochen, da wird man doch mal ein wenig Geld übrig haben. Wäre ja sonst wirklich ganz schön krass; alle anderen haben nur Anspruch auf 24 Urlaubstage (so in dem Bereich herum jedenfalls) und Lehrer hätten dann jeweils die ganzen Ferien frei. Fände ich auch etwas unfair.

Ja ok, sie ärgern sich mit den nervigen Kindern herum und niemand mag Lehrer, Kinder stänkern die Lehrer gerne mal usw. Das sind halt die Nachteile. Aber andere Jobs haben andere Nachteile. Es wollen bestimmt auch viele keine Altenpflegerin oder Krankenschwester werden oder wer möchte denn irgendeinen Job mit Schichten, mit Wochenendarbeit usw.? Irgendwas ist immer und wenn man lange genug sucht, hat fast jede Tätigkeit irgendwelche Nachteile.

Wenn Materialien nicht auf dem neuesten Stand sind, finde ich das nicht so tragisch. An vielen Dingen ändert sich doch nichts. Und neueste Forschungsergebnisse in Biologie oder Chemie sind nun nicht Teil des Unterrichts, sondern es wird immer das Gleiche gelehrt. An Faust und Antigone ändert sich genauso wenig wie an Bruchrechnen oder der Geschichte der Weltkriege. Was soll ein Lehrer da immer wieder etwas Neues konzipieren? Wir mochten das als Schüler auch ganz gerne, wenn die Klassenarbeiten die gleichen Inhalte wie die im Vorjahr hatten, denn da konnte man sich die Fragen von jemandem aus der höheren Klasse vorab organisieren.

Wenn sich Dinge ändern, etwa Ländergrenzen, wäre es schon gut, wenn Materialien angepasst werden. Aber so oft ändern sich die Ländergrenzen auch nicht, dass da ständige Anpassungen notwendig wären. Finde ich aber gar nicht schlimm; ich mache in meinem Job auch immer wieder die gleichen Dinge und wenn ich da Seminare halte, dann immer wieder mit gleichen Inhalten und nur minimalen Anpassungen. Ich habe beispielsweise manchmal den Eindruck, dass etwas nicht gut ankommt und dann versuche ich das zu verbessern, aber wenn ich eine Variante gefunden habe, die beliebt ist, dann bleibt die über Jahre gleich. Mehrwertsteuersätze würde ich schon anpassen, denn sonst lernen die Schüler zwar den Rechenweg, prägen sich aber eine falsche Höhe der Mehrwertsteuer ein.

Und mit der Vorbereitungszeit - ich finde nicht, dass die unbedingt bezahlt werden muss. Es ist doch auch in vielen Berufen so, dass man mal Arbeit mit heim nimmt. Das geht mir auch so, das geht vielen so. Ich saß abends auch schon am PC und habe Dinge für die Arbeit erledigt, für die am Tag keine Zeit war. Das würde ich auf einem ähnlichen Level ansetzen wie die Arbeit eines Lehrers, der vielleicht aller paar Wochen mal abends Klausuren korrigiert.

Dass Schüler falsch Gelerntes durch das Lesen einer Tageszeitung ausgleichen halte ich auch für Quatsch. Welcher Schüler macht das bitte? Wir mussten auf dem Gymnasium nie Zeitung lesen und die genannten großen Tageszeitungen hat vielleicht auch nur ein kleiner Teil der Haushalte überhaupt abonniert. Ich habe noch nie davon gehört, dass Schüler Tageszeitungen lesen sollen, um sich in irgendeiner Weise auf den Unterricht vorzubereiten. Selbst wenn man das inzwischen online lesen kann, wird das kaum einer machen.

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cooper75 hat geschrieben:Übrigens musste ich ebenso Zeit, Welt oder FAZ lesen, wie meine Kinder jetzt auch. So selten ist das scheinbar nicht.

Sind wir mal ehrlich, die Zeiten haben sich geändert. Kaum einer hat noch eine Tageszeitung Zuhause liegen die beim Frühstück geblättert wird oder sitzt abends vor dem Fernseher und sieht sich die Nachrichten an. In meiner Kindheit und Schulzeit gehörte das noch mit zur Bildung nicht erst ab einer weiterführenden Schule sondern bereits ab dem Kindergarten. Heute sitzen alle mit einem Smartphone in der Ecke und es ist wichtiger sich eine aktuelle Playliste herunter zu laden oder zu spielen, anstatt mal die App mit der Zeitung zu öffnen. Doch, es ist selten geworden einfach weil sich die jüngere Generation für das Weltgeschehen nicht interessiert. Sie meinen, Gesichtsbuch und Co liefern die besten Informationen und das direkt, auch wenn dort viele Lügen, Falschmeldungen und solche Dinge verbreitet werden. Dass sind die Quellen auf die sich heute berufen wird, nicht mehr die Tageszeitung.

Aber auf das Thema selbst. Schon zu meiner Schulzeit stand noch alles in DM dort, obwohl der Euro dann schon einige Jahre da war. In der Ausbildung der Medizin, hatten wir Unterrichtsmaterial da würdest du Augen machen und sah eher aus, wie aus dem Mittelalter als die ersten Menschen aufgeschnitten worden sind und man die Zeichnungen angefertigt hat, wo welches Organ auch sitzt. Es war die Aufgabe von jedem einzelnen sich selbst weiter zu bilden und festzustellen, dass es nicht mehr aktuell ist und seither neue Erkenntnisse gebildet worden sind. Gleiches kann man auch auf die Mehrwertsteuer von 16% und 19% übertragen.

Selbstständigkeit und Informationsbeschaffung hat schon immer zur Schulbildung und Ausbildung gehört und muss man nicht an den Lehrkörper übertragen. Oder soll sich dieser hinstellen und alles vorkauen, damit es der kleine dumme Schüler von heute dann auch versteht und keinen Aufwand mehr braucht, damit er selbst etwas lernt? Lernen hat schon immer auf der selbstständigen Informationsbeschaffung und Übung basiert, damals wie auch heute und nicht ausschließlich auf dem, was als Handout gegeben wird, im Buch steht oder der Lehrkörper predigt.

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