Sich genötigt fühlen, Mitmenschen zu verzeihen?

vom 15.01.2018, 08:03 Uhr

Manche Menschen sollen auf eine erhaltene Entschuldigung alles andere als positiv reagieren und diese sogar ziemlich negativ auffassen: Grund dafür ist, dass sich diese Menschen dann dazu genötigt fühlen, der Person verzeihen zu müssen, auch wenn sie selbst noch gar nicht bereit dazu sind.

Ich habe in meinem Leben schon so einige Entschuldigungen erhalten, aber ich habe mich noch nie dazu genötigt gefühlt, der anderen Person auch verzeihen zu müssen. Wie seht ihr das? In welchen Situationen fühlt ihr euch dazu genötigt, einer anderen Person verzeihen zu müssen und warum?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich hatte das durchaus schon. So hatte ich mal einen Streit mit einer Freundin als wir beide noch jünger waren und dann mussten wir wieder zu ihr nach Hause gehen, Kurz vorher hat sie sich dann entschuldigt, weil ihr es wohl unangenehm gewesen wäre vor den Eltern und weil ich das auch so empfand verzieh ich ihr. Letztendlich war das auch kein großes Thema, aber ich denke, dass es einfach Situationen gibt, bei denen verzeihen schonmal verfrüht vorkommen kann, weil man das Ganze gerade nicht ausleben kann.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Bei Kindern kann ich das noch verstehen, aber im Erwachsenenalter dann eigentlich nicht mehr. Sicher kann es sein, dass man das so empfindet, aber dann wäre es für mich an der Zeit, das demjenigen, der da um Verzeihung bittet, auch so zu sagen. Man kann es doch sagen, dass man es zu schätzen weiß, dass derjenige um Verzeihung bittet und sich damit quasi der eigenen Schuld bewusst ist.

Gleichzeitig kann man es doch aber auch sagen, dass man selber noch nicht so weit ist und dass man gerne nochmal eine Nacht darüber schlafen möchte oder was auch immer. Wenn mich dann jemand nötigen wollte, ihm doch zu verzeihen, dann muss ich sagen, dass ich in so einer Situation erst recht dicht machen würde, weil ich das nicht mag, unter Druck gesetzt zu werden.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ja, ich kenne dieses Gefühl auch. Manchmal mischen sich Mitmenschen eben auch in die Gefühlswelt von anderen ein, da kann man sich auch ständig Kommentare anhören. Beispielsweise soll man nicht so nachtragend sein und andere Menschen wären schon längst über ihren Schatten gesprungen und hätten diese Kleinigkeit verziehen und was auch immer. Das kann anstrengend sein und nerven. Gut gemeinte Ratschläge bringen einen eben auch nicht immer weiter.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9223 » Talkpoints: 23,42 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



So komplex scheine ich nicht zu sein. Bei irgendwelchen Kleinigkeiten habe ich in der Regel kein Problem damit, meinen Mitmenschen zu verzeihen, besonders wenn sie sich bei mir entschuldigen. Und selbst wenn sie es nicht tun, habe ich gar nicht den Nerv und die Energie, ewig sauer zu sein, sondern hake es entweder als Einzelfall ab (wir sind alle keine Heiligen, und ich habe auch schon viel Verletzendes gesagt oder getan) oder ich ziehe mich aus der Beziehung zu der betreffenden Person ein Stück weit zurück.

Aus einer Freundin wird dann eben wieder eine Bekannte oder Kollegin. Aber für mich hat das nichts mit Verzeihen zu tun. Ich habe dann eben wieder einen Menschen ein Stück weit besser kennengelernt und kann selber entscheiden, ob mir diese Erkenntnis zusagt oder nicht.

Ich kenne es auch nicht, dass jemand quengelt und sagt: Ich habe "Entschuldigung" gesagt, also müssen wir wieder die besten Freundinnen sein! Dass ich so nicht ticke, ist offensichtlich, weswegen es wohl auch seit der Pubertät niemand mehr auf diese Art versucht hat, sich wieder bei mir einzuschmeicheln. Und wenn mir jemand wirklich böswillig etwas angetan hat, kann sich die Person auch sämtliche Entschuldigungen sparen, weil dann bei mir der Ofen aus ist. Dann kann mich auch niemand mehr "nötigen".

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Generell finde ich, dass es schon mal Größe zeigt, wenn sich jemand durchaus entschuldigen kann. Ich würde mir das auch anhören. Aber je nachdem was die Person eben gemacht oder sich geleistet hat, würde mich nicht genötigt fühlen die Entschuldigung auch anzunehmen. Bei manchen Sachen kann man ja auch durchaus sagen, dass man es gut findet, die Entschuldigung erhalten zu haben, aber das man eben Zeit braucht oder diese einfach zu spät kommt oder ähnliches. Es kommt immer auf die Umstände drauf an und was eben vorgefallen ist.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich würde Mitmenschen nur dann verzeihen, wenn ich selbst der felsenfesten Überzeugung bin, dass auch tun zu wollen, nicht weil andere Leute mich dazu drängen oder weil der dem ich verzeihen soll mir irgendwas verspricht nur damit ich demjenigen verzeihe. Es soll sich auch gut und richtig anfühlen für mich, wenn ich jemandem verzeihe.

» Excelsior » Beiträge: 513 » Talkpoints: 0,23 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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