Seht Ihr im Fall "Hanau" eine Mitschuld der AFD?

vom 23.02.2020, 13:45 Uhr

Der Fall „Hanau“ ist unglaublich schockierend. Hier kann und darf es keine zwei Meinungen geben. Wir reden, laut mehreren Medienberichten, von einem Menschen, der sich verfolgt fühlt, glaubt, dass der 11.September aufgrund seiner Idee durchgeführt wurde und vieles mehr. Also einer narzisstischen und paranoiden Persönlichkeit, wenn man nur ein wenig Ahnung von der Materie hat.

Nun hat der Täter es auf Migranten abgesehen und natürlich dauerte es nicht lang, dass die Politik die Schuldzuweisungen der „AFD“ unter anderem unterschieben möchte. Auch offenbar 60 Prozent der Deutschen sehen das ähnlich. Das war auch schon im Bezug auf Halle so.

Die Verachtung jeder Art von Extremismus wäre natürlich schön, aber es fällt auf, dass wenn es gegen Migranten geht, dann gerne die AFD als Schuldträger genutzt wird. Andersherum wird derweil gerne mit „nicht voreilige Schlüsse ziehen“ oder der Täter „war psychisch krank und kein Islamist“ gehandhabt. Dies zeigen die Fälle in Würzburg zum Beispiel, aber auch der Breitscheitplatz ist da ein bestes Beispiel. Und auch der Sikh-Tempel Anschlag in Essen wurde zuletzt heruntergespielt.

Man kann vieler Meinungen sein und sicher ist, wir verurteilen hier ganz sicher jeden Täter und wissen, dass jedes Opfer zu viel ist. Doch seht Ihr es ebenfalls so, dass die AFD eine Mitschuld trägt? Vor allem die gesamte AFD oder seht Ihr eher Leute wie Höcke oder Gauland als das Problem innerhalb der Partei?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Wer weiß schon was in so einem wirren Kopf vorgeht? Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass einige Aussagen der AFD zum Anlass genommen wurden um das eigene Denken und Handeln zu rechtfertigen. Ich bin AFD-Symphatisant, würde aber nie auf die Idee kommen mit einer Knarre durch die Stadt zu laufen. Und das unterscheidet mich, wie viele andere auch, von diesem Mörder.

Ob er psychisch krank war wird wohl nie geklärt werden. Wenn man sein Manifest liest muss man wahrscheinlich davon ausgehen.

Was mich eher wundert, er hatte einen Waffenschein. Und ich las, dass er vor einige Zeit mehrere Anzeigen gegen unbekannt gestellt hat mit ebenso wirren Angaben, wie zum Beispiel einer unterirdischen Denkfabrik die seine Gedanken kontrolliert. Ob das wirklich stimmt, weiß ich natürlich nicht, aber wenn es stimmt, warum hat man da nicht seine Zuverlässigkeit überprüft?

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Wer hetzt denn in Deutschland seit Jahren öffentlich gegen Migranten und Deutsche mit Migrationshintergrund? Na? Genau, die AFD. Und wer hat gerade einen Kommentar abgelassen der diesen Terroranschlag praktisch rechtfertigt, weil Shisha-Bars ja vielen missfallen würden? Na? Genau, ein AFD Mann.

Natürlich ist man dann mit Schuld daran, wenn die Saat aus Hass und Gewalt auf fruchtbaren Boden fällt. Wer soll denn sonst Schuld sein? Andere rechtsextreme Gruppen spielen in der deutschen Öffentlichkeit doch so gut wie keine Rolle mehr. Oder wann hast du es zum letzten Mal erlebt, dass ein NPD Politiker in den Medien eine Plattform bekommen hat um seine Thesen zu verbreiten?

Und ja, natürlich gibt es in der AFD auch "gemäßigte" Mitglieder. Man darf ja nicht vergessen, dass die Partei mal eine Anti-Euro Partei von einem Wirtschaftsprofessor war und erst nach und nach von denen übernommen wurde. Und man darf auch nicht vergessen, dass es auch außerhalb der AFD rechte Strömungen gibt, zum Beispiel in der CDU.

Und nein, rechtsextreme Gesinnung und Psychose schließen sich nicht aus. Ob der Mann nun auch gewalttätig geworden wäre, wenn er keine Psychose gehabt hätte, darüber kann man natürlich nur spekulieren. Aber wir haben ja nun genug Beispiel von rechtsextremem Terror, bei dem die Täter geistig gesund waren, von daher ist diese Diskussion nicht wirklich relevant. Damit versucht man doch nur davon abzulenken, dass wir in Deutschland ein Problem mit rechtsextremem Terror haben, das viel zu lange nicht erst genommen wurde.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich sehe im Terroranschlag in Hanau definitiv eine Mitschuld der AFD. Ich sehe aber auch, eine Teilschuld mehrerer Akteure. Wir müssen unsere Sensibilität und unsere Sprache überdenken. Bei diesem politischen Klima hat der Terroranschlag niemanden überrascht. Die Shisha-Bars werden von den Medien und einigen Politikern nahezu dämonisiert. Der Islam wird dämonisiert.

Anschläge auf Migranten (oder Deutsche mit Migrationshintergrund) gibt es nicht seit gestern, die gab es auch vor der AFD. Der uns erste bekannte rassistische Attentat wurde auf Antonio Kiowa ausgeführt. Die Nazis bekamen damals nur eine Freiheitsstrafe von 3 Jahren. Danach folgten: 1984 Duisburg, 1988 Schwandorf, 1992 Mölln,1993 Solingen, 2011 NSU, 2013 Backnang und 2020 Hanau. Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl sagte damals, dass er beim "Mitleidstourismus" in Mölln nicht teilhaben wird. Zu den Gedenkfeiern schickte er den Außenminister, da es sich um "Fremde" handelte.

Die CDU und CSU haben ebenfalls eine Teilschuld. Erstens, weil sie zur Verrohung der Sprache und Reproduzierung von Rassismus beitragen. Siehe Amthor, Merz und Seehofer. Und der NSU-Fall wurde immer noch nicht aufgeklärt. Bis heute sind die Akten verschlossen. Aus dem Fall haben wir nichts gelernt.

Die Medien haben nichts gelernt und benutzen weiterhin wie Begriffe wie, Fremdenfeindlichkeit, Shisha-Morde und Blutbad etc. Wie bei den NSU-Morden wurden in Hanau erstmal die Geschäftsinhaber beschuldigt. Die Morde wurden als Shisha-Morde bezeichnet. Die Talkshows leisten keine Arbeit zur Aufklärung. Im Gegenteil. Sie tragen ebenfalls Teilschuld.

Ich werde den folgenden Punkt nicht ausführlich erläutern. Die Sprache formt die Gedanken. Menschen wie Sarrazin, Buschkowksy und Broder legitimieren rassistische Sprache. „Das wird man ja noch sagen dürfen“ ist der Keimsatz des heutigen braunen Übels. Und ganz wichtig, wir müssen thematisieren, dass Rassismus de-thematisiert wird.

» Nuance87 » Beiträge: 19 » Talkpoints: 4,51 »



Die AfD trägt natürlich keine Mitschuld an der Tat in Hanau, sie fördert oder fordert sowas nicht, sondern lehnt es strikt ab. Sie hat selber Mitglieder mit Migrationshintergrund, auch in Führungspositionen. Wenn man unbedingt einer Partei diesen Ruf nach Gewalt unterstellen möchte, hat sich die Partei die Linke hier ja angeboten das zu übernehmen.

» RavenThunder » Beiträge: 1315 » Talkpoints: 11,03 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Das "Manifest" des Täters enthält teilweise Aussagen, die fast eins zu eins aus dem Buch von Bernd Höcke übernommen sind oder aus Auftritten von diversen AFD ler stammen. Aber klar, eigentlich sind "die Linken" Schuld, dass sich faschistisches Gedanken gut in Deutschland verbreitet. :lol:

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Cloudy24 hat geschrieben:Das "Manifest" des Täters enthält teilweise Aussagen, die fast eins zu eins aus dem Buch von Bernd Höcke übernommen sind oder aus Auftritten von diversen AFD ler stammen.

Dann hau doch ein paar Beispiele raus, bin gespannt!

Cloudy24 hat geschrieben:Aber klar, eigentlich sind "die Linken" Schuld, dass sich faschistisches Gedanken gut in Deutschland verbreitet

Ne, "die Linken" schmeißen dir nur die Scheiben ein, zünden dein Auto an, überfallen dich und prügeln dir die Scheiße aus dem Arsch oder bedrohen dich und deine Liebsten wenn du nicht in deren Richtung marschierst. So wie ich das sehe, verbreitet die Linke Sturmabteilung genug Angst und Schrecken. Vielleicht warten wir auch einfach noch ein wenig bis nach der Revolution, bis sie anfangen Menschen zu erschießen?

Wer die Schuld trägt ist eindeutig, der Täter und sonst niemand. Auch sind nicht Worte der Anfang, in diesem Fall sind wohl eher Wahnvorstellungen die Wurzel dieses Übels.

» RavenThunder » Beiträge: 1315 » Talkpoints: 11,03 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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