Sehen sich Ostdeutsche eher in der Opferrolle?

vom 22.05.2017, 06:07 Uhr

Ich habe kürzlich einen Artikel gelesen, in dem es um Ursache von Fremdenhass in Ostdeutschland ging. Dort wurde dann unter anderem erwähnt, dass Ostdeutsche sich eher in der Opferrolle sehen würden. Die Landmenschen würden sich von den Städtern verunglimpft fühlen, den Westdeutschen würden die Ostdeutschen Überheblichkeit vorwerfen und als Deutsche würden sie sich von den Einwanderern übervorteilt fühlen.

Fühlen sich Ostdeutsche traditionell als "Opfer" oder ist das in dem Artikel eher plakativ und überspitzt dargestellt worden? Welche Beobachtungen und Erfahrungen habt ihr in dieser Hinsicht gemacht? Ich persönlich halte Pauschalisierungen in jeder Hinsicht für falsch.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Pauschal würde ich das so nicht sagen, aber ich habe es auch schon oft erlebt, dass es so gesehen wird und da einfach noch Hass zwischen Ost und West gibt, obwohl es schon lange keine Mauer und keine Grenze mehr gibt. Ich finde das wirklich schade. Der Osten hat doch durchaus keine Opferrolle per se und deswegen sollten die Leute, genauso wie im westlichen Teil Deutschlands das Beste daraus machen.

Ich entstamme per Geburt auch dem Osten. Ich sehe mich nicht als Opfer. Als Opfer von wem? Der Gesellschaft, der Politik? Nein, danke. Ich mache das für mich Beste aus meinem Leben und lasse mich nicht von solchen Einschränkungen aufhalten, die ja heute auch nicht mehr vorhanden sind. Es gibt keine DDR mehr und heute kann jeder das machen, was er möchte.

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» Ramones » Beiträge: 47758 » Talkpoints: 8,52 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich bin aus Westdeutschland und würde den Ostdeutschen keine Überheblichkeit vorwerfen, da ich es einfach nicht nötig habe über andere Menschen ständig zu urteilen. Außerdem möchte ich nicht die ganze Menschheit verallgemeinern und ich konnte keine Beobachtungen zu diesem Thema machen.

Fakt ist: Die Zahl der rechtsextremen Straftaten ist in Ostdeutschland deutlich höher und auch anfälliger für rechtsextremes Gedankengut. Aber woher kommt es? Wahrscheinlich durch Unzufriedenheit. Vielleicht ist an der Opferrolle doch etwas dran.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9239 » Talkpoints: 26,10 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



soulofsorrow hat geschrieben:Fakt ist: Die Zahl der rechtsextremen Straftaten ist in Ostdeutschland deutlich höher und auch anfälliger für rechtsextremes Gedankengut. Aber woher kommt es? Wahrscheinlich durch Unzufriedenheit. Vielleicht ist an der Opferrolle doch etwas dran.

Ich sehe das etwas anders, das ist allerdings historisch nicht belegt. Es ist halt nur meine Meinung. Ich lebe ja auch auf dem Gebiet der neuen Bundesländer und bin dort aufgewachsen. "Wir" durften nie Deutsche sein. Das hätte uns wirklich in Gefahr bringen können, hätte man das propagiert. Wir waren somit DDR-Bürger und eben keine Deutschen. Nun kam die Wende und ein knappes Jahr später die deutsche Einheit. Jetzt durfte auch der ehemalige DDR-Bürger das für sich beanspruchen, was in der BRD ganz selbstverständlich war.

Er war endlich Deutscher. Und kaum konnte er darauf so richtig stolz sein, gab es plötzlich hier und da Asylbewerberheime. So etwas war in der DDR gänzlich unbekannt. Es gab zwar ausländische Arbeiter, die waren aber ausschließlich unter sich. Ein Kontakt mit ihnen auf privater Ebene war eher nicht erwünscht und wurde eventuell sogar überwacht. Wenn solch ein ausländischer Arbeiter aus Vietnam oder Algerien irgendwie aus der Reihe tanzte, wurde er bald zurückgeschickt in sein Herkunftsland. Der DDR-Bürger konnte somit erleben, dass Ausländer beschränkt und reglementiert wurden.

Nun war das hier im einigen Deutschland alles anders. Auch gab es ausländische Bürger, die hier schon in zweiter Generation geboren wurde. So etwas gab es in der DDR nur ganz vereinzelt. Und einige von diesen ausländischen Bürgern verstießen auch gegen die öffentliche Ordnung und Gesetze, ohne dass sie Gefahr liefen, aus dem Land gewiesen zu werden. Nun hatte der Ex-DDR-Bürger zwar endlich seinen Nationalstolz aber dieser nutzte ihm irgendwie nichts.

Auch schlossen ja die ganzen Großbetriebe und wurden abgewickelt und der Deutsche stand auf der Straße. Und was er jetzt noch zur Genüge besaß, war Unzufriedenheit und teilweise auch Hass. Somit ist natürlich das obige Zitat keineswegs falsch. Ich wollte einfach nur einmal darstellen, so in ganz groben Zügen, wie es eventuell dazu kommen konnte.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



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