Schulkantine verlangt Allergieausweis für glutenfreies Essen

vom 22.10.2018, 23:55 Uhr

Ich habe eben einen Bericht gelesen. Demnach gibt es wohl in Hannover eine Schule, die in der Schulkantine einen Allergieausweis verlangt für die Ausgabe von laktosefreiem und glutenfreiem Essen. Denn immer mehr Eltern ordern wohl Essen, welches glutenfrei und laktosefrei ist, obwohl die Kinder das nicht benötigen.

Was haltet ihr davon, dass der Caterer das wohl verlangt? Sollten die Eltern da entscheiden oder sollte man laktose- und glutenfreies Essen nur den Kindern ausgeben, die es wirklich benötigen? Würdet ihr das Essen auch ordern für eure Kinder?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Bei Großküchen muss Sonderkost wie glutenfreies, lactosefreies oder veganes Essen häufig extra angefordert werden, da es nun mal aufgrund der benötigten Extrazutaten, die meist teurer und weniger einfach zu beschaffen sind, nicht routinemäßig gekocht wird. Die Küche muss diese also extra einkaufen und braucht daher eine klare Angabe über den geforderten Lieferumfang, also spricht die angeforderte Anzahl an Portionen der Extrabestellung.

Das läuft nicht nur in Schulen so, sondern beispielsweise auch bei Langstreckenflügen, auf denen ein warmes Mittag- oder Abendessen serviert wird. Bei der Buchung besteht die Möglichkeit, seine Ernährungspräferenzen anzugeben, wird dies aber nicht ausgeschöpft und am Ende erst im Flugzeug eine glutenfreie Alternative verlangt, dann ist diese in aller Regel nicht auf Vorrat vorhanden und man hat eben Pech gehabt.

Dementsprechend kann ich es schon verstehen, dass sich die Schule da absichern will, damit nicht irgendein eigentlich kerngesundes und Vollkost essendes Kind von Eltern mit zweifelhaften Einstellungen zur Ernährung eines der wenigen lactosefreien Menüs wegschnappt und dafür ein anderes, das darauf wirklich angewiesen wäre, hungrig bleiben muss. Man kann schließlich kaum verlangen, dass diese "Trittbrettfahrer" in der Bestellung der Rohzutaten mit berücksichtigt werden und die Küche sich in einen Haufen an Zusatzkosten stürzt, nur um niemanden im Regen stehen zu lassen.

Andererseits ist es natürlich irgendwo Privatsache, ob und wogegen man allergisch ist, und über körperliche und seelische Erkrankungen schuldet man dem Arbeitgeber oder der Bildungsanstalt gegenüber normalerweise keine ausführliche Auskunft, sodass ich es auch verstehen kann, wenn jemandem die Ausweispflicht negativ aufstößt.

Letztendlich denke ich, dass man hier einen Kompromiss zwischen Wirtschaftlichkeit und Datenschutz finden muss; aber spätestens, wenn das Kind mit seinem separat gelagerten und anders bestückten Tablett im Kreis seiner Freunde sitzt, ist sowieso offensichtlich, dass hier eine Sonderkost bereitgestellt wurde, sodass ich es eigentlich auch nicht weiter dramatisch finde, wenn man offen zu seinem Leiden steht.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Ich finde das auch durchaus nachvollziehbar. Immerhin ist die glutenfreie oder laktosefreie Ernährung meist teurer. Da müssten die Eltern dann eben mehr für das Essen der Kinder zahlen oder die Kinder eben wirklich so einen Allergieausweis vorzeigen. Die Schule muss das Essen ja auch finanzieren und das geht sicherlich ins Geld, wenn alle nur den üblichen Essensbetrag zahlen, aber da besondere Ernährungswünsche haben.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich finde es ehrlich gesagt sehr gut, dass Eltern in so einem Fall ein Attest vorlegen müssen, um entsprechende Speisen für ihre Kinder bekommen zu können. Denn das zwingt die Eltern dazu, sich mit der Ernährung weiter auseinander zu setzen. Ich habe schon oft mitbekommen, wo dann von Glutenunverträglichkeit oder Laktoseintoleranz gesprochen worden ist, dabei lag gar keine Unverträglichkeit vor.

Man hat sich das als Laie einfach eingebildet, so etwas haben zu müssen, weil man plötzlich einen Blähbauch hatte. Dass der Blähbauch aber nicht von der Laktose kommt, sondern von Erbsen oder Kohl, auf die Idee kommt natürlich keiner und das wird dann gezielt ausgeblendet. Ich habe schon so oft mitbekommen, wie jemand behauptet hat, eine Laktoseintoleranz zu haben, da die und die Symptome darauf hinweisen und hinterher hat sich heraus gestellt, dass das kompletter Unsinn war.

Das heißt nicht, dass es solche Unverträglichkeiten gar nicht gibt. Das heißt nur, dass zu schnell so ein falsches Urteil gefällt wird, weil es zur Zeit "Mode" ist, Gluten oder Laktose nicht zu vertragen und wenn dann entsprechende "frei von" Produkte beworben werden, dann denken viele, dass das viel gesünder ist und wollen eben das beste für ihr Kind. Daher finde ich es gut, wenn man diese Eltern dann dazu zwingt, das ärztlich abklären zu lassen, ob das Kind eine Unverträglichkeit hat oder nicht. Von alleine kommen die Eltern sonst nicht auf solche Ideen, sondern steigern sich in irgendwelche vorschnellen Ideen rein.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich kann das durchaus verstehen, weil die Sachen nicht nur teurer sind. Wenn man es ernst nimmt muss man diese Gerichte nämlich auch so verpacken, dass man einen Kontakt mit anderen Lebensmitteln, in denen sich Allergene befinden könnten, vermeidet. Das ist mit deutlich mehr Aufwand verbunden. Außerdem finde ich es gut, dass die Eltern so vielleicht zum Nachdenken angeregt werden und davon abgehalten werden ein leicht gestörtes Verhältnis zum Essen und Diättrends an ihre Kinder weiter zu geben.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich muss sagen, dass ich diese Maßnahme schon ziemlich gut finde, wenn ich mal darüber nachdenke. Ich finde auch, dass ein regelrechter Hype um glutenfreies Essen entstanden ist und dass einige Menschen diese Lebensmittel essen, ohne sie wirklich zu brauchen. Dagegen ist erst einmal nichts zu sagen, aber ich finde es schon wichtig, dass man sich zu dem Thema eben auch seine Gedanken macht.

Und es ist ja nicht nur der Preis, sondern auch die Lagerung der glutenfreien Sachen, die ja vermutlich auch nicht gemeinsam mit Lebensmitteln verarbeitet werden dürfen, die Gluten enthalten. So ist es ein ziemlicher Aufwand für alle Beteiligten und damit kann ich es sehr gut nachvollziehen, warum diese Schulkantine so handelt.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Wir hatten einmal ein Kind, welches keine Gluten essen durfte. Es war ein großes Theater. Deshalb würde ich mir tatsächlich einen Allergieausweis zeigen lassen, denn man muss schon sehr viel berücksichtigen, um das Kind nicht unnötig mit Gluten zu infizieren.

Eigentlich dürfte man noch nicht einmal dasselbe Backrohr benutzen und ähnliches. Das betroffene Kind geht nun auf eine Schule, in der offensichtlich nicht darauf geachtet wird, dass es glutenfreie Speisen bekommt und es hat zwanzig Kilogramm zugenommen, ist jetzt wirklich übergewichtig geworden. Also ich denke schon, dass es Auswirkungen hat, wenn man betroffene Kinder nicht glutenfrei ernährt.

Allerdings muss das natürlich jede Schule oder die dementsprechende Gemeinde, beziehungsweise der Erhalter, selber entscheiden.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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