Schlimm, wenn Gefühle bei Paaren nicht gleich stark sind?

vom 23.03.2018, 20:45 Uhr

Wie die Gefühle des Partners für einen sind, kann man im Prinzip ja auch nur erahnen. Man kann natürlich viel am Verhalten ablesen und am Umgang miteinander, aber wie viel der Partner tatsächlich für einen empfindet, kann man ja nicht wissen, da man ja nicht in ihn hineinschauen kann. Von daher ist es vielleicht auch schwer herauszufinden, wann Gefühle bei einem Paar unterschiedlich stark ausgeprägt sind, solange der Unterschied nicht so drastisch.

Ist es denn aber schlimm, wenn in einer Beziehung einer mehr für den anderen empfindet und es somit nicht ganz ausgeglichen ist? Solche Unterschiede müssen ja nicht so groß sein, dass es direkt große Auswirkungen auf den Umgang miteinander hat. Hattet ihr so etwas selbst schon einmal?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Wie will man denn messen, ob die Gefühle gleich stark sind? Um ehrlich zu sein finde ich es ziemlich bescheuert, kindisch und dämlich, wenn man versucht so etwas subjektives wie eine Emotion messbar zu machen. Gefühle sind nicht standardisierbar und damit auch nicht messbar, daher wird man nie erfahren, ob der Partner einen mehr oder weniger liebt als man ihn selbst liebt. Das ist unrealistisch.

Jeder Mensch hat auch andere Weisen, um seine Gefühle und Zuneigung zu zeigen und auszudrücken, sodass es da auch keine identischen Reaktionen und Aktionen gibt. Woran will man also festmachen, dass Gefühle ungleich stark sind? Da muss man meiner Ansicht nach aufpassen, dass man sich da nichts einbildet und sich in etwas reinsteigert, was so gar keine vernünftige Basis hat.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ach Täubchen, Emotionen zu messen ist doch nichts Ungewöhnliches, damit beschäftigen sich ganze Zweige der Psychologie. Man kann messen, in welche Richtungen Emotionen gehen, wie stark sie sind, mit Selbstauskünften oder Fremdeinschätzungen. Was ist denn daran kindisch? Alles ist standardisierbar und messbar. Du musst doch nicht immer alles so abwerten, nur weil du es nicht verstehst.

Zur eigentlichen Frage: Ich hatte das früher oft und ich fand es nicht toll. Ich hatte dann den Eindruck, dass ich mehr an den Leuten hing als die an mir. War ich verliebt, dann wollte ich beispielsweise mit demjenigen auch häufiger schreiben und Mails austauschen und mich hat es dann immer geärgert, wenn nichts zurückkam oder wenn ich mehr geschrieben habe als der andere, da hat man gleich gemerkt, dass er sich nicht so viel Mühe gegeben hat. Das hat mich wirklich immer geärgert, einfach zu merken, dass ich den Wunsch hatte, mich mehr mit dem anderen auszutauschen oder mitzuteilen und von der anderen Seite kam nicht so viel. Das war richtig frustrierend.

Oder wenn ich mich eigentlich nur noch für den anderen interessiert habe und mir andere Leute dann nicht so wichtig waren und bei dem jeweiligen Partner war es aber nicht so, der investierte weiterhin sehr viel Zeit in seine Freunde, die ich teilweise noch nicht mal mochte. Ich habe mir da immer mehr Loyalität gewünscht. Na ja, inzwischen habe ich solche Kerle hinter mir gelassen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ob Gefühle standardisier- und messbar sind, darüber ließe sich trefflich streiten. Der Ausdruck besagter Gefühle lässt sich wohl schon eher in Zahlen fassen, wobei ich mir auch nicht so recht vorstellen kann, in einer Beziehung Strichlisten zu führen, wer wie oft Liebesschwüre äußert oder ähnliches

Zudem gibt es ja die unterschiedlichsten Arten, seine Gefühle und deren "Stärke" auszudrücken, was bekanntlich ein nicht versiegender Quell der Missverständnisse sein kann. Manche Leute kommt das berühmte "Ich liebe dich" schwer über die Lippen, dafür lassen sie lieber Taten sprechen. Und wenn die eine Hälfte lieber mit Rosen zum Candlelightdinner ausgeführt wird, ist es natürlich doof, wenn man selber Rasenmähen oder "ich habe dir Blasenpflaster in deiner Lieblingsfarbe besorgt" als ultimativen Liebesbeweis ansieht.

Von daher würde ich mir sprichwörtlich keinen allzu großen Kopf machen, ob, wie und warum die "Gefühle" in einer Partnerschaft verteilt sind, solange beide/alle Beteiligten freiwillig an Bord sind und niemand offenkundig ausgenutzt wird.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Tendenziell bin ich immer der Ansicht, dass es wohl ganz normal ist, dass es Situationen gibt, wo man weniger in die Beziehung investiert und der andere weniger. Immer zu behaupten, dass es hier gleich sei, wäre auch gelogen. Schon aus beruflichen Gründen biete ich oftmals nicht das, was sich ein Mann immer vorstellt und umgekehrt kann mein Freund das aus der Berufung der Altenpflege nun einmal auch nicht. Es fängt eben schon dort an, wo wir nach Hause kommen, teilweise vom Tag geschlaucht sind, der eine Kuscheln möchte, der andere nicht, der eine Essen gemacht hat, der andere nicht usw.

Woher soll ich auch wissen, ob ich meinen Partner genauso stark liebe wie er mich? Liebe und das Gefühl der Liebe ist für mich eben nicht in Zahlen messbar. Es gibt Tage, da verflucht man seinen Partner in gewisser Weise und dann gibt es Tage, wo alles rosig ist. So sind ja auch nun einmal zwischenmenschliche Beziehungen, was ich im Übrigen normal finde. Vorgeworfen, dass ich weniger Liebesschwüre oder Ähnliches von mir gebe, hat er mir jedenfalls noch nie.

Ich muss aber auch sagen, dass man bei mir eigentlich immer genau weiß, was Mann oder Frau bekommt. Ich bin niemand, der ein tägliches „Ich Liebe dich“ benötigt oder es auch täglich zur Sprache bringt. Man fühlt das ja auch anders und macht sich anderweitig bemerkbar, was mir auch ausreicht. Ich bin da jedoch vielleicht auch eine Ausnahme, weil Liebe eben von Kindheit an ein schwieriges Thema war, sodass ich vieles auch erst lernen musste und in der Zwischenzeit einfach ziemlich viel für mich tun konnte, sodass es kein Partner leicht hat.

Solange man sich selbst jedoch geliebt fühlt, ist für mich auch alles in Ordnung. Mal ist es halt so, dass das Gefühl erweckt wird, einer gibt mehr und liebt mehr als der andere, was jedoch auch nur subjektiv sein kann. Ich sehe das also nicht als Grund, um sofort in Panik zu verfallen, sondern als ganz normal an. Vor allem glaube ich, dass sich das auch ausgleicht. Man sollte jedoch auch nicht dauerhaft nun zwanghaft etwas mehr erwarten, weil dann ist die Freiwilligkeit und Authentizität ja nicht mehr gegeben, was mich stören würde.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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