Schließen sich Religiösität und Bildung gegenseitig aus?

vom 20.02.2019, 21:29 Uhr

Wie schon gesagt, es hängt meiner Meinung nach stark davon ab in welchem Teil des großen Bildungsangebots man sich spezialisiert. Und da denke ich, dass sich der Glaube durchaus mit der Wissenschaft verbinden lässt, aber ich bin der Meinung, dass grade die Menschen die sich mit den Naturwissenschaften und Technik befassen, eher dazu neigen, den Glauben zu hinterfragen und sich daher der Glaube da eher an Beachtung verliert oder sogar komplett in Frage gestellt wird.

Man darf aber nicht das Wort "Glauben" mit der Annahme von bestimmten Abläufen oder Theorien vermischen. Auch wenn man das gerne als Glauben bezeichnet, ist das Wort "Glauben" da aber nicht in irgendeinem religösen Sinn gemeint. Das sind zwei komplett verschiedene paar Schuhe. Archäologen glauben auch, dass die Geschichte der Menschheit so ist wie sie geschrieben ist, auch wenn man inzwischen genug Beweise hat, die nicht unbedingt immer dafür sprechen. Das heißt aber nicht, dass alle Archäologen gläubig sind.

Also, Bildung schließt Religiosität nicht aus, hängt aber meiner Meinung nach sehr davon ab, in welche Richtung man sich fortbildet. Und ich denke halt, das Menschen die sich sehr viel mit Technik und Naturwissenschaften befassen, eher die Religion in Frage stellen.

» Kodi » Beiträge: 599 » Talkpoints: 27,19 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich denke auch, dass "an eine wissenschaftliche Theorie glauben" und "an Gott glauben" unterschiedliche Arten von Glauben bezeichnen. Den wissenschaftlichen Glauben würde ich eher mit Vermuten umschreiben. Man nimmt einen Sachverhalt an, von dem man nicht sicher weiß, ob er wirklich zutrifft. Bis zur Erlangung besserer Erkenntisse bleibt man bei dieser Annahme, ist aber grundsätzlich auch bereit, davon abzuweichen, wenn weitere Forschungsergebnisse andere Ergebnisse liefern.

Der religiöse Glaube hingegen scheint mir weniger hinterfragt oder angezweifelt werden zu dürfen. Mir scheint, dass hier die Annahme einer endgültigen, nicht mehr anzuzweifelnden Wahrheit dahintersteckt. Religiöser Glaube enthält wohl das Gefühl von Gewissheit, während wissenschaftlicher Glaube den Zweifel erlaubt, und es wird immer weiter nach noch besseren Erkenntnissen gesucht.

Benutzeravatar

» lascar » Beiträge: 4419 » Talkpoints: 783,04 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


So kann man das auf jeden Fall umschreiben. Der religiöse Glaube erlaubt kein anzweifeln an dem was gesagt oder geschrieben steht. Bei der Wissenschaft ist das da genau anders. Da müssen Theorien oder Annahmen angezweifelt werden, auch wenn das dem der die Theorie aufgestellt hat nicht passt, aber das ist nun mal der Stoff, der die Wissenschaft voran treibt. Das ist aber auch gut so, ansonsten wären wir kurz nach Entdeckung des Feuers in der Evolution wahrscheinlich stecken geblieben oder zumindest nicht viel weiter voran gekommen.

Der Glaube selbst, steht immer noch an dem selben Punkt, an dem er Stand nach dem das letzte Kapitel der Bibel zu Papier gebracht wurde und wird sich auch nicht weiter entwickeln. Ob das gut ist, bleibt mal dahingestellt. Ich bin der Auffassung, dass man alles hinterfragen sollte, egal ob in der Wissenschaft oder in der Religion, denn nichts ist 100%ig so, wie es den Anschein hat und sollte immer aus mehreren Blickwinkeln betrachtet werden.

» Kodi » Beiträge: 599 » Talkpoints: 27,19 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Wie kommt ihr darauf, dass der Glaube nicht hinterfragt werden darf? Ich bin nicht gläubig und hatte mit die interessantesten Gespräche über den Glauben mit Kirchenvertretern. Und die sind witzigerweise bei der Schöpfung dann nicht bei der Bibel, sondern sie teilen die Ansicht von Albert Einstein. :D

» cooper75 » Beiträge: 13334 » Talkpoints: 499,89 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



cooper75 hat geschrieben:Wie kommt ihr darauf, dass der Glaube nicht hinterfragt werden darf?

Wenn religiöser Glaube jetzt wirklich und ernsthaft hinterfragt werden darf, und man dafür auch nicht angefeindet wird, dann finde ich das eine sehr positive Entwicklung. Denn genau mit unhinterfragbaren Dogmen hatte ich in der Religion immer meine größten Schwierigkeiten.

Benutzeravatar

» lascar » Beiträge: 4419 » Talkpoints: 783,04 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Religiöse Dogmen sind per Definition nicht zu hinterfragen. Klar kannst du dich in deinem stillen Kämmerchen fragen, ob Jesus tatsächlich der Sohn von Jahwe war oder ob Maria vielleicht nicht doch ... aber alle Beweise der Welt würden nicht ausreichen damit die christliche Kirche von diesem Dogma abrückt.

In der Physik würde ein Beweis ausreichen, der die Relativitätstheorie widerlegt, und die Formel wäre Geschichte. Wenn sie es im Cern schaffen sollten den Versuch mit den Partikeln mit Überlichtgeschwindigkeit mehrmals zu wiederholen wars das fast schon. Und kein ernstzunehmender Physiker würde weiterhin an die Relativitätstheorie glauben weil er daran glauben möchte und weil er sich dabei gut fühlt und weil er ja damit aufgewachsen ist und so weiter.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Religion und Wissenschaft widersprechen sich nicht, wenn man mit Religion nicht die dogmatischen Religionen meint. Physiker wissen, dass ihre Theorien nicht reichen, um die Welt zu verstehen. Es sind Modelle, die weiterentwickelt werden, sich widersprechen oder nur im ganz Großen oder ganz Kleinen passen. Einstein würde sich nicht aufregen, wenn es Teilchen mit Überlichtgeschwindigkeit gäbe. Die Relativitätstheorie würde auch nicht völlig über den Haufen geworfen, sondern weiterhin benutzt, etwa für Navigationssysteme, in der Raumfahrt, in der Astronomie und so weiter, genauso wie Newton immer noch bei mittleren Entfernungen mit hinreichender Genauigkeit verwendet wird. Einstein glaubte an einen Gott, soweit ich weiß.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



anlupa hat geschrieben:Religion und Wissenschaft widersprechen sich nicht, wenn man mit Religion nicht die dogmatischen Religionen meint.

Weltweit gesehen scheinen mir aber die nichtdogmatischen Gläubigen in der Minderheit zu sein. Ich habe sogar den Eindruck, dass die dogmatischen und strengen Religonsauslegungen wieder auf dem Vormarsch sind, nicht nur in der islamischen Welt. Evangelikale Großkirchen mit enger Auslegung und nahezu wörtlicher Interpretation der Schöpfungsgeschichte breiten sich in Nord- und Lateinamerika aus und beeinflussen dort das Denken der Menschen. Auch in weiten Teilen Afrikas und einigen Teilen Asiens (z.B. Südkorea) haben sie auch Erfolge. Und dann ziehen meiner Ansicht nach leider die Naturwissenschaften den Kürzeren, weil deren Wissen die Menschen nicht mehr erreicht.

Benutzeravatar

» lascar » Beiträge: 4419 » Talkpoints: 783,04 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Fundamentale Haltungen sind immer ein Problem, aber das betrifft nicht nur Religionen. Ideologischer Fundamentalismus ist nicht besser. Ohne dieses verbissene Festhalten lassen sich viele Dinge vereinbaren, auch Bildung und Glaube.

» cooper75 » Beiträge: 13334 » Talkpoints: 499,89 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


anlupa hat geschrieben:Einstein würde sich nicht aufregen, wenn es Teilchen mit Überlichtgeschwindigkeit gäbe. Die Relativitätstheorie würde auch nicht völlig über den Haufen geworfen

Na ja, wenn ich eine Formel habe, die für die Beschleunigung einer Masse auf Lichtgeschwindigkeit eine unendliche Menge an Energie errechnet und wenn ich dann irgendwas auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt bekomme ist die ganze Formel doch hinfällig. Selbst wenn die Berechnungen bei kleineren Geschwindigkeiten passen, umformulieren müsste ich auf jeden Fall.

Ich glaube das würde jeden seriösen Wissenschaftler aufregen, aber im positiven Sinne. Schau doch mal was dieser eine Cern Versuch, der wahrscheinlich nur ein Messfehler war, damals für Wellen geschlagen hat. Sicher gibt es auch genug Wissenschaftler, die dogmatisch an ihren Lieblingstheorien festhalten und sich mit gegenteiligen Beweisen schwer tun, aber eigentlich haben Dogmen in der Wissenschaft nichts verloren.
Einstein glaubte an einen Gott, soweit ich weiß.

Wahrscheinlich schon, aber nicht an einen bestimmten Gott. Ich glaube er war eher der "spirituelle" Typ, der sich keiner bestimmten Religion zugehörig gefühlt hat.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^