Religion vs. Ethik - Welches Fach bevorzugen?

vom 19.09.2019, 00:15 Uhr

Was haltet ihr von Religions- oder Ethikunterricht in der Schule? Wir leben hier in Bayern und bei uns ist der Religions- bzw. Ehtikunterricht sogar ein Vorrückungsfach. Nachdem der Religionsunterricht bei unserer Tochter im letzten Schuljahr überhaupt nicht gut lief und es beinahe in einer Zeugnisnote 5 geendet hat, haben wir ihr dieses Jahr die Wahl gelassen. Sie hat sich gegen Religion und für Ethik entschieden.

Wir sind nicht streng katholisch und kommen deswegen gut damit klar. Ich finde den Ethikunterricht ehrlich gesagt sogar zeitgemäßer und vom Themengebiet herum einiges lebensnaher und sinnvoller. Momentan beschäftigen sich die Kinder z.B. mit "der Suche nach dem eigenen ICH". Ziel hierbei ist es zum Beispiel ihre eigenen Talente, Stärken, Charaktereigenschaften und auch Schwächen zu finden und herauszuarbeiten. Die Religonsklasse nimmt dagegen zum xten-Mal das Thema Erntedank durch.

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich halte jegliche Religion für veraltet und nicht zeitgemäß. Die meisten Religionen sind zudem nicht einmal richtig mit dem Grundgesetz vereinbar, wenn ich da an die Sharia oder den strengen Islam denke, der hier gefrönt wird und dann man aber behauptet, man lebe mit dem Grundgesetz im Einklang, wenn die Frau eingesperrt nichts darf. Tut mir leid, das passt nicht.

Selbiges gilt auch für die sexuelle Einschränkung katholischer Menschen, während die evangelische Seite beruhigter durch das Leben ziehen kann. Auch das ist für mich veraltet, diskriminierend und die Kirche im Allgemeinen sowieso sowie viele Religionen auch immer irgendwo anderer Menschen gegenüber diskriminierend sind.

Was bevorzuge ich daher? Wir hatten als Alternativ-Fach Philosophie, vielleicht auch dieselbe Bezeichnung wie Ethik? Das weiß ich nicht genau. Ich mag daher wirklich eher die Philosophie oder wahrscheinlich dann in Eurem Fall die Ethik. Da werden wahrscheinlich auch viele Themen angesprochen, die alltäglich sein könnten und das hat viel mehr Inhalt für mich, als alten Büchern nach zu geifern, die ich für lächerlich empfinde.

Ich stand immer 1 in Religion, später dann 2. Ich habe keine Lust mehr gehabt mir das Gesäusel anzuhören, welches im Unterricht dann für bare Münze genommen wird. Ich finde, dass Religion ein Diskussionsfach ist, aber leider werden andere Meinungen gerade von gläubigen Lehrern nur schwer akzeptiert. Das macht es dann nicht leicht.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich persönlich bin ja noch in den katholischen Religionsunterricht gegangen, muss aber sagen, dass ich damals schon nicht wirklich damit klar gekommen war. Irgendwie hatte ich nie richtig kapiert, was die Lehrer eigentlich von mir wollten bzw. was sie mir da genau vermitteln wollten. Deswegen hatte ich auch in den Klausuren und Prüfungen meistens relativ schlecht abgeschnitten, weil ich einfach nicht die passenden und erwarteten Antworten geben wollte oder konnte.

Für mich wäre damals Ethik ein Segen gewesen, aber meine Eltern waren der Meinung gewesen, ich solle auf jeden Fall weiter zum Religionsunterricht gehen. Heutzutage würde ich Kindern auf jeden Fall die Wahl lassen und sie nicht zu etwas nötigen, was sie nicht wollen.

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» lascar » Beiträge: 4404 » Talkpoints: 780,84 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Zu meiner Zeit und bei mir in der Gegend war es fast noch undenkbar, dass mehr als eine kleine Minderheit Ethik- statt Religionsunterricht als Schulfach gewählt hätte. Und das war in den Neunzigern, auch wenn es sich nach den Fünfzigern anhört. "Ethik" war etwas für die fünf Moslems in unserem Jahrgang und noch ein paar Leute mit progressiveren Eltern. Deswegen hatte ich auch immer brav "Reli" in der Schule und habe mich dafür genauso viel oder wenig interessiert wie für Erdkunde oder Musik. Man hat den Kram eben so mit durchgeschleppt wie den Zitronensäurezyklus oder den Fall des Römischen Reichs.

Ich habe die Inhalte auch gar nicht als so dogmatisch oder katholisch in Erinnerung, wie immer gemeckert wird. Wir hatten die diversen Weltreligionen (und auch nicht im Sinne von: Das sind alles Heiden!), philosophische Fragen und ja, sogar Ethik, also die Frage nach einem guten Leben. Die Qualität der Lehrkräfte war unterschiedlich, aber das war in Physik oder einem anderen Nicht-Laberfach auch nicht anders. Von daher hatte ich auch in den Zeiten meiner größten Teenager-Rebellion nie ein gesteigertes Problem mit dem Religionsunterricht.

Es wäre wohl anders gewesen, wenn man uns die ganzen katholischen Dogmen von der Unfehlbarkeit des Papstes bis zum Verhütungsverbot eingetrichtert hätte, aber das wäre selbst auf dem Land eindeutig zu weit gegangen. Also gab es eben weichgespültes Gesülze geisteswissenschaftlicher Natur. Geschadet hat es zumindest nicht.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ihr könnt das jedes Jahr neu wählen? Bei uns wurde das damals in Thüringen zur Schulanmeldung festgelegt und das bleibt bestehen. Wie es in Sachsen ist, wo wir seit fast zehn Jahren wohnen, weiß ich gar nicht. Aber ein Wechsel ist da wohl während der Schulzeit nicht möglich.

Wobei ich selbst der Meinung bin, dass Ethik in der Grundschule ausreichend ist. Da werden die wichtigsten Religionen mit ihren großen Feiertagen behandelt. Für ein Allgemeinwissen ist das völlig in Ordnung. Alles andere in dem Bereich sehe ich als Privatsache an.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich hatte noch das Glück, dass Ethik zu meiner Schulzeit noch nicht erfunden war. Als waschechtes und einziges Heidenkind bis auf einen Neuapostolen hätte ich Religion einfach lassen können. So etwas exotisches wie Muslime gab es auf meiner Grundschule hat nicht, das Ruhrgebiet hat fürchterlich deutsche Ecken. Also gab es nur katholische und evangelische Religion. Dummerweise waren die Meinungen über Aufsicht damals anders. Der arme Neuapostole saß bei Religion und bei Sexualkunde im Sachunterricht auf dem Flur und musste eine Stunde die Klinke runterdrücken, damit klar ist, dass er da sitzt. :shock:

Also beschloss der Direx bei der Aufnahme, dass ich besser am Religionsunterricht teilnehme. Schließlich würde das nicht schaden und sei Allgemeinbildung. Als Kind einer alleinerziehend und voll arbeitenden Mutter sollte ich besser nicht auffallen und nicht ausgeschlossen werden. Ich musste sogar zum Kommunionsunterricht.

Nachdem ich festgestellt habe, dass Reli eine lockere Eins bedeutet und man Religionslehrer wunderbar an die Wand diskutieren kann, habe ich das Fach auf dem Gymnasium behalten. Allein draußen sitzen fand ich doof. Auch als viele mit 14 Jahren Reli abwählten, habe ich weitergemacht. Schließlich hob es locker den Schnitt.

Ähnlich wie bei Gerbera war der katholische Religionsunterricht sowohl in der Grundschule als auch auf dem Gymnasium vollkommen in Ordnung. Es gab viel Ethik, einen Überblick über verschiedene Religionen und durchaus kritischen Diskurs. Fragen, wie Josef und Maria verheiratet sein können und Maria jungfräulich Mutter wird, wenn eine jüdische Eheschließung den Vollzug erfordert, haben meiner Note nie geschadet. :D

Meine Kinder machen auch freiwillig den Religionsunterricht mit. Die finden die Märchenstunde interessant, schätzen die nicht komplett religiösen Inhalte und finden, es ist eine lockere Note. Hätte ich allerdings den evangelischen Unterricht mitgemacht, sähe ich das wohl anders. Die haben nur gemalt und gesungen. Es kommt immer auf den Lehrer an. Religion muss nicht schlechter und Ethik nicht besser sein.

» cooper75 » Beiträge: 13325 » Talkpoints: 497,57 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich - Baden-Württemberg - konnte auch jedes Jahr zwischen Religion, Philosophie und Psychologie wählen. Da es sich zumindest beim Religionsunterricht um ein Fach handelt, das eine bestimmte Weltanschauung vertritt, finde ich es auf jeden Fall falsch wenn man sich da für die ganze Schulzeit festlegen muss. Die eigene Weltanschauung kann sich schließlich ändern.

Ich habe alle Fächer ausprobiert und fand Philosophie auf jeden Fall am anspruchsvollsten. Nicht weil man viel Stoff lernen musste sondern weil viel Wert auf logische Argumentation, präzise Sprache und solche Sachen gelegt wurde. Mit lernen kam man da nicht besonders weit. Psychologie war leicht, weil mich das persönlich total interessiert hat. Ich habe die Bücher freiwillig gelesen.

Im Religionsunterricht bin ich dann gelandet, weil das anders mit meinem Stundenplan in der Oberstufe nicht machbar gewesen wäre und Musik absolut keine Option war. Dieser Unterricht hat sich aber nicht wesentlich vom Philosophie Unterricht unterschieden. Mein Prüfungsthema war Atheismus, Schwerpunkt Karl Marx.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ja man kann hier (in Bayern) zumindest einmal das Fach wechseln. Man muss dazu nur am Ende des Schuljahres einen Antrag dafür stellen.

Meine Tochter ist nun mal mit 12 jetzt in einer Phase in ihrem Leben, in der sie sich ihre eigene Meinung bildet und ihr der zeitiges Glaubensbild ist nun mal ein anderes, als das, was im katholischen Religionsunterricht vermittelt wird.

In den letzten Schuljahren wurden im Religionsunterricht zu 99% nur Bibelthemen oder andere Weltreligionen behandelt und der Stoff hat sich im Grund genommen immer wieder wiederholt.

Ihr Desinteresse hat sich deshalb mit Verweigerung ausgedrückt und ist jetzt im letzten Schuljahr nur ganz knapp an einer fünf vorbeigeschrammt. Eine "unschöne" Sache, da das Fach zumindest hier in Bayern ein Vorrückungsfach ist.

Jetzt im neuen Schuljahr freut sie sich sogar auf den Ethikunterricht. Momentan machen sie alles zum Thema "Das eigene ICH finden" und das macht ihr richtig viel Spaß.

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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