Private oder gesetzliche Krankenversicherung wählen?

vom 07.01.2019, 13:24 Uhr

Klehmchen, so habe ich die Private verrissen? Ich habe nur angemerkt, dass die nicht die passende Wahl ist, wenn der junge Mann sparen möchte. Denn die verlockend günstigen Tarife haben große Nachteile. Entweder ist der Leistungsumfang gering, der Selbstbehalt riesig oder der Tarif wird irgendwann geschlossen oder gleich mehrere der Punkte treffen zu. Es gibt sehr gute Anbieter, aber die sind zu Beginn vergleichsweise teuer. Dafür stimmt die Leistung und die Steigerungen sind im Vergleich moderat.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



cooper75 hat geschrieben:Klehmchen, so habe ich die Private verrissen? Ich habe nur angemerkt, dass die nicht die passende Wahl ist, wenn der junge Mann sparen möchte. Denn die verlockend günstigen Tarife haben große Nachteile. Entweder ist der Leistungsumfang gering, der Selbstbehalt riesig oder der Tarif wird irgendwann geschlossen oder gleich mehrere der Punkte treffen zu. Es gibt sehr gute Anbieter, aber die sind zu Beginn vergleichsweise teuer. Dafür stimmt die Leistung und die Steigerungen sind im Vergleich moderat.

Das stimmt aber eben so pauschal nicht. Ich weiß auch nicht wo du das her hast. Es mag bestimmt Tarife und Versicherungen geben, auf die das zutrifft. Ich habe habe aber bei einem der größten Versicherer meinen Tarif. Ich habe einen Selbstbehalt von 10 Prozent, maximal aber 400 Euro im Jahr. Kurioserweise sind bisher beim Einreichen diese Prozente noch nie berücksichtigt worden. Zahnersatz wird zu 100 Prozent übernommen, die Brille ist mit drin, Bearbeitungsgebühren gibt es nicht, vom Einreichen bis Auszahlung waren es über Weihnachten und Silvester 3 Wochen trotz Feiertage.

Und dabei ist dieser Tarif am Ende nur halb so teuer wie die gesetzliche Krankenversicherung. Beitragsanpassung gab es bisher nur marginal und haben sich in gut 4 Jahren insgesamt auf einen niedrigen einstelligen Prozentsatz beschränkt, wobei hier die gesetzlich vorgeschriebene Anpassung der Pflegeversicherung hauptsächlich verantwortlich war. Die gesetzliche Krankenversicherung hätte in der gleichen Zeit für mich, da ich über der Beitragsbemessungsgrenze liege eine höhere Anpassung zur Folge gehabt. Und dabei zahle ich noch eine extra Altersrücklage mit um Beitragsanpassung im Alter abzumildern.

Es geht also scheinbar auch deutlich anders als du es beschreibst. Zudem bleibt ja eben immer wieder festzuhalten, dass beim Thema Kosten das ganze nicht nur in jungen oder in alten Jahren betrachtet werden muss, sondern über das gesamte Beitragsleben. Und das bedeutet zum Beispiel eben auch, dass jemand der jung in die Private geht auch höchstwahrscheinlich während seines Erwerbsleben länger günstigere Beiträge als die Gesetzliche hat als dann höhere Beiträge, wenn er Rentner wird. Das Verhältnis von Erwerbsleben zu Rentenbezugszeit liegt ja im Schnitt bei deutlich mehr als 2:1.

Man muss aber eben seine Versicherung schon sorgfältig auswählen. Das trifft ja aber genauso auch auf die gesetzlichen Versicherungen zu. Dort haben ja auch nicht alle die gleichen Leistungen und vor allem erheben auch eben nicht alle den gleichen Kostensatz dafür.

Ich für meinen Teil bleibe bei meiner Einschätzung, dass man bei der Wahl zwischen gesetzlicher Versicherung und privater immer jeden Fall individuell betrachten muss und es durchaus möglich ist auch finanziell mit der privaten Versicherung besser zu fahren, genauso wie sie auch für einige Personen der Ruin sein kann.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Klehmchen, der mögliche Versicherte studiert und ist selbstständig und möchte maximal einen ganz kleinen Beitrag zahlen. Das übersiehst du aber komplett. Da wird es mit langfristig günstigen und umfangreichen Tarifen, die jetzt spottbillig sind, aber eng.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



cooper75 hat geschrieben:Klehmchen, der mögliche Versicherte studiert und ist selbstständig und möchte maximal einen ganz kleinen Beitrag zahlen. Das übersiehst du aber komplett.

Das übersehe ich nicht. Ich habe aber nirgends etwas zu seinem Einkommen gelesen. Hauptberuflich ist er ja selbstständig und studiert nur nebenbei. Von daher ist ja gar nicht ausgeschlossen, dass er nicht auch ein gutes Einkommen hat und damit auch in der gesetzlichen Versicherung einen kräftigen Beitrag bezahlt. Ein ganz kleiner Beitrag ist dabei ja auch relativ, dass ist ja für jeden etwas anderes.

Zudem stellt sich ja eben die Frage, ob es ihm primär nur um einen absolut billigen Beitrag geht oder eben um einen günstigen Beitrag, der aber noch viel Leistung beinhaltet. Es gibt ja risikoaffine Menschen, die eben auch viel Gesundheitsrisiko selber tragen möchten. In der privaten Versicherung wird so etwas dann ja durch billige Beiträge belohnt. Ob man das so will ist ja jedem selbst überlassen. Aber diese Wahl hat der gesetzlich Versicherte ja gar nicht erst. Für mich wäre das nichts meine Versicherung nur nach dem Beitrag auszuwählen. Ich habe mir möglichst alles was es an sinnvoller Leistung geht rein nehmen lassen in meinen Vertrag und habe da so einige wichtige Leistungen drin, die die gesetzliche nicht geboten hätte.

Aber wie schon oben gesagt aus den paar Angaben kann man eigentlich gar keine seriöse Aussage dazu machen, ob eine der beiden Versicherung definitiv besser für ihn ist. Zumal das ja durchaus eine Entscheidung ist, die man nur einmal im Leben trifft. Spät und krank in die private Versicherung zu wechseln ist ja entweder gar nicht möglich oder gibt horrende Aufschläge. Da müsste man dann ja auch wissen, was der junge Mann noch mit seinem weiteren Leben vor hat und eben auch was später einmal an Einnahmen zu erwarten ist. Kann ja sein, dass er nur zum Spaß studiert und jetzt schon mit seiner Firma einen Goldesel hat oder aber die Selbstständigkeit läuft schlecht und er wird auch mit seinem Studium später nicht überdurchschnittlich verdienen. Das würde in meinen Augen jeweils zu einer anderen Empfehlung führen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Die Angaben sind doch in so weit eindeutig, dass es sehr günstig sein soll. Und die beschriebenen Fallstricke gibt es nun unbestreitbar auch. Was eben nicht heißt, dass es nicht auch gute Tarife gibt. Die findet man aber nicht, wenn der Preis an erster Stelle steht. Dass du das nicht nachvollziehen kannst, irritiert mich.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


cooper75 hat geschrieben:Die Angaben sind doch in so weit eindeutig, dass es sehr günstig sein soll. Und die beschriebenen Fallstricke gibt es nun unbestreitbar auch. Was eben nicht heißt, dass es nicht auch gute Tarife gibt. Die findet man aber nicht, wenn der Preis an erster Stelle steht. Dass du das nicht nachvollziehen kannst, irritiert mich.

Da ist gar nichts eindeutig. Weißt du was er verdient? Weißt du was er bisher bezahlt? Weißt du ob für ihn überhaupt eine gute Absicherung gewünscht ist? Wenn wir es jetzt tatsächlich so eindeutig sehen wollen wie du es tust und nur einen billigen Tarif suchen, dann gibt es nur eine eindeutige Antwort für ihn und die heißt private Versicherung mit möglichst wenig Leistung. Da gibt es Basistarif für um die 200 Euro im Monat mit Selbstbeteiligung von gut 500 bis 1000 Euro und Beitragsrückerstattung. Das muss man in der gesetzlichen Versicherung rein vom Beitrag erst einmal erreichen. Inklusive Pflegeversicherung geht da unter 190 Euro gar nichts.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Klehmchen hat geschrieben:Ich müsste zum Beispiel im Alter den kompletten Beitragssatz alleine bezahlen ohne Zuschüsse zu bekommen. Da ich Stand heute davon ausgehe, dass ich eine relativ gute Bruttorente + Zusatzversorgung bekommen werden, könnte ich unter Umständen auch im Alter ganz alleine den Höchstsatz für die gesetzliche Krankenversicherung aufgebrummt bekommen.

Als in der gesetzlichen Krankenkasse Versicherter zahlst du wie als Angestellter nur die Hälfte, abgesehen vom Zusatzbeitrag, der je nach Kasse variiert, bei mir 0,9 %. Du bist dann in der Krankenversicherung für Rentner.

Mein Neffe ist privat versichert. Für ihn ist es besser, da es relativ sicher ist, dass er nie Kinder haben wird. Er ist selbstständig und Gutverdiener. Da lohnt sich das, aber ich persönlich bin froh, dass ich den größten Teil meines Lebens gesetzlich versichert war, sonst ginge heute ein großer Teil meiner Rente nur für die Krankenversicherung drauf. Und wie schon gesagt, ich habe keine Vorteile gemerkt, als ich privat versichert war. Zähne ist vielleicht ein Argument, aber dafür würde ich eher eine Zusatzversicherung abschließen.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich sage ja hier werden gewisse Fallstricke einfach völlig ignoriert oder es fehlt das Wissen. Nein man zahlt eben nicht automatisch nur die Hälfte. Das mag für die Angestellten gelten, aber auch da kann es sein, dass man als Rentner den kompletten Satz zahlen muss, nämlich dann wenn man seine Rente nicht von der gesetzlichen Rentenversicherung bezieht. Das betrifft zum Beispiel Angestellte im Kammerberuf.

Die zahlen bis zum Renteneintritt nur die Hälfte und mit Beginn der Rente dann den vollen Satz, da sie oftmals keinen Zugang zur Krankenversicherung der Rentner haben. So einfach ist das ganze nun einmal nicht. Es gibt unzählige Fallstricke und vor allem weiß eben keiner wie sich tatsächlich Beiträge entwickeln, sowohl in der PKV als auch in der GKV.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Wenn der Student, um den es geht, nicht zu viel verdient, kann er vielleicht familienversichert bleiben. Ansonsten gibt es auch eine vergleichsweise günstige studentische Krankenversicherung, also Sondertarife für Studenten, die günstiger sind.

Ich kenne mich mit den privaten Krankenkassen nicht so aus, ich habe aber eine gewisse Abneigung gegen die Privaten. Ich kann als gesetzlich Versicherter so oft zum Arzt gehen, wie ich will. Da wird nichts teurer, wenn ich häufiger zum Arzt gehe oder wenn ich länger krank bin oder ein paar gesundheitliche Macken habe. Ich muss mir auch keinen Tarif aussuchen, sondern bin stink normal versichert und gut. Damit muss ich mich im Prinzip überhaupt nicht befassen.

Was ich auch blöd finde, ist diese Prinzip der Kostenerstattung bei der privaten Krankenkasse. Ich habe extra nochmal nachgelesen - man zahlt die Behandlung zunächst selbst und bekommt das dann von der Versicherung zurück. Darauf hätte ich keine Lust - nach dem Arztbesuch immer noch eine Rechnung zu erhalten. Vor allem bei teureren Untersuchungen ist es doch eher ungünstig, wenn man das erst einmal selbst bezahlen muss. Da finde ich es schon praktischer, wenn man einfach seine Chipkarte beim Arzt einlesen lässt und sich um nichts weiter kümmern muss.

Was mich aber stört, ist nur, dass man immer Überweisungen braucht. Ich kann nicht von mir aus einfach zu einem neuen Facharzt gehen, sondern benötige eine Überweisung vom Hausarzt und als ich mal eine Zeit lang keinen Hausarzt hatte, musste ich beim Facharzt immer betteln, dass die mich ohne Überweisung behandeln. Als Privatpatient kann man meines Wissens nach auch ohne Überweisung zum Facharzt.

Generell bin ich aber auch politisch gegen ein solches zweigeteiltes Krankenkassensystem. Ich fände es besser, wenn es eine Krankenversicherung für alle gäbe und nicht diese Aufteilung in privat und gesetzlich. Wer dann noch mehr wöllte, könnte sich ja Zusatzversicherungen holen, aber mir gefällt die derzeitige Splittung eher nicht.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Zitronengras, so lange du nicht mit deiner Krankenkasse einen Hausarzttarif vereinbart hast, darfst du natürlich ohne Überweisung zum Facharzt. Ausnahmen bestehen nur für Radiologen, Nuklearmediziner, Labor und Strahlentherapie. Wobei eine Mammografie zur Vorsorge vom Überweisungszwang ausgenommen ist, obwohl man da zum Radiologen geht.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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