Per Bürgerentscheid festlegen worüber geforscht werden soll?

vom 09.08.2017, 05:25 Uhr

Eine Bekannte von mir hat neulich eine sehr interessante Aussage gemacht. Sie meinte, dass es Zeit wäre, dass die Bürger selbst per Bürgerentscheid darüber entscheiden können sollten, worüber geforscht werden soll. Ihrer Meinung nach würden die Forschungsprojekte und auch das wissenschaftliche Personal ja von Steuergeldern finanziert werden und daher sollten die Bürger zu ca. 40 Prozent mit entscheiden dürfen, wenn es um Forschungsthemen geht.

Was haltet ihr von dieser Aussage? Hat meine Bekannte in gewisser Weise recht oder findet ihr, dass das nur die Menschen entscheiden sollten, die auch vom Fach sind und Ahnung haben, wo eine Forschungslücke ist? Als ob der Ottonormalverbraucher immer Bescheid wüsste, was schon bekannt ist und was nicht. Seid ihr für so einen Bürgerentscheid oder dagegen? Wenn ihr mit entscheiden könntet, worüber sollte eurer Meinung nach geforscht werden und warum?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Wenn man sowieso nur zu maximal 40 Prozent Mitspracherecht hat, bleibt man nach meiner Rechnung immer in der Minderheit und kann praktisch marginal Einfluss auf Entscheidungen nehmen. Also kann man sich den ganzen Terz auch gleich sparen. Und überhaupt: Was heißt hier schon "worüber geforscht werden soll"?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass man den gemeinen Mann auf der Straße, bzw. Menschen wie du und ich wirklich fragen kann und sollte, ob die deutsche Wissenschaft sich beispielsweise aus der Erforschung seltener Krankheiten ausklinken soll, weil die Mehrheit davon nicht betroffen ist. Ganz zu schweigen von den vielen Zweigen der Natur- und sonstigen Wissenschaften, von denen die "normalen" Menschen im Leben noch nichts gehört haben. Woher sollten Außenstehende denn beurteilen können, ob ein neurotropischer Ionenschüttler für die Entwicklung neuartiger Kunststoffe auf Holzbasis wirklich wert ist, ausgetüftelt und gebaut zu werden, oder ob man das Geld nicht doch lieber in die Entwicklung noch dickerer Autos oder noch ausgefeiltere Überwachungstechnik stecken soll?

Nein, ich weiß wirklich nicht, wie man hier auf einen grünen Zweig kommen soll. Ich selber empfinde Forschung an sich als wichtig, weil Lernen und die Liebe zum Wissen für mich persönlich Grundwerte der menschlichen Gesellschaft darstellen und ich die Vorstellung furchtbar finde, dass man über das Liebesleben des Bärtierchens noch mehr herausfinden könnte, aber es nicht darf, weil dies dem Steuerzahler an sich ja schließlich nichts "nützt". Ethische Fragen in der Forschung sind für mich zwar schon wichtig, aber reine Mehrheitsentscheidungen darüber, was interessant und gut zu wissen ist, stellen sich bei mir auf etliche unterschiedliche Arten quer.

» Gerbera » Beiträge: 11336 » Talkpoints: 53,95 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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