Patienten gezielt als "Goldesel" nutzen?

vom 11.02.2015, 08:39 Uhr

Eine Freundin von mir hatte vor einigen Monaten Zahnprobleme und musste sich einige Füllungen bei ihrem Zahnarzt neu machen lassen. Schon wenige Tage nach dem Zahnarztbesuch hatte sie jedoch massive Zahnschmerzen, sodass sie wieder zum Zahnarzt ging obwohl sie tierische Panik vor dem Zahnarzt hat. Man sieht also, dass das schon Ernst gewesen sein muss, weil sie Zahnärzte weitestgehend meidet und nur hingeht, wenn es brennt oder weh tut.

Der Zahnarzt konnte dann auch die Schmerzstelle lokalisieren und hat festgestellt, dass sich ein Zahn von innen unter der Füllung entzündet hatte. Er hat allerdings nur die Füllung aufgemacht, nachgeschaut, Diagnose gestellt und im Prinzip den Zahn anschließend wieder versiegelt mit der Begründung, das würde schon von allein werden. Allerdings wurde es eher schlimmer als besser, sodass meine Freundin nach relativ kurzer Zeit wieder zum Zahnarzt musste. Die Schmerzen waren so stark, dass sie nichts essen und auch gar nicht schlafen konnte, sie hat die ganze Nacht geweint vor Schmerzen.

Daraufhin öffnete der Zahnarzt wieder die Versiegelung des einen Zahnes und stellte - welch Überraschung - eine Verschlechterung der Entzündung fest. Er verabreichte Antibiotika, die alle nicht angeschlagen sind, sodass sie am Ende eine spezielle Spülung mit einem "Killer-Antibiotikum" nehmen musste, wofür sie pro Schluck 80€ bar bezahlen musste und die Krankenkasse nichts dazu beisteuern wollte. Von diesen Mundspülungen musste sie 3 oder 4 an aufeinander folgenden Tagen benutzen, damit die Entzündung endlich weg geht.

Im Endeffekt hat sie sich knapp über eine Woche gequält, bis das Problem endlich beseitigt war und der Zahnarzt hat natürlich ganz schön an ihr verdient. Sie hatte solche Schmerzen, dass sie nicht essen konnte und innerhalb einer Woche 6 oder 7 kg abgenommen hat, was ich persönlich schon ziemlich heftig finde. Ich bin zwar ein Laie, aber ich habe den Eindruck, dass der Zahnarzt absichtlich so gehandelt hat, damit er sie als "Goldesel" nutzen kann. Denn ich bin der Meinung, wenn er die Füllung von Anfang an sauber bearbeitet und anschließend versiegelt hätte, wären gar nicht erst Bakterien in den Zwischenraum gelangt und eine Entzündung wäre verhindert worden.

Auch ist es mir vollkommen unverständlich, wie man eine Entzündung lokalisieren und anschließend die Versiegelung wieder untätig verschließen und den Patienten wieder nach Hause schicken kann ohne jede Form von Behandlung. Mir kommt das ganze sehr merkwürdig vor und auf mich wirkt das wie einer dieser unseriösen Auto-Mechaniker, die zwar etwas reparieren, aber dafür etwas anderes kaputt machen, damit man eben wieder kommen muss und die Geldquelle gesichert ist.

Es gibt noch diverse andere Beispiele für Ärzte, die ihre Patienten gezielt als "Goldesel" nutzen und sie kränker machen, damit diese wieder kommen müssen. Habt ihr euch auch schonmal als "Goldesel" eines Arztes gefühlt? Wann war das und bei welcher Gelegenheit? Wie denkt ihr über meine These? Haltet ihr es für möglich oder geht ihr davon aus, dass Ärzte auf Grund ihres Hippokratischen Eides gar nicht erst in Versuchung kommen, Patienten als "Goldesel" zu benutzen?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke das es sicherlich in vielen Bereichen die Ärzte sind, aber oftmals wohl auch die Pharmaindustrie selbst. Dadurch dass man viele Normwerte heruntergesetzt hat, hat man im Endeffekt Millionen von gesunden Menschen zu kranken gemacht und zahlreiche seriöse Studien des IQWiG beweisen, dass diese Menschen oft Medikamente bekommen, an deren Nebenwirkungen sie sterben.

Klassische Beispiele sind Cholesterin und Bluthochdruckwerte aber auch Blutzucker. Oftmals besteht gar kein Handlungsbedarf, aber eben weil die Normwerte gesenkt worden sind bekommen die Menschen Medikamente dagegen und sterben oftmals daran. Insgesamt sterben an die 45.000 Menschen in der EU daran, dass sie Medikamente bekommen die sie nicht brauchen.

Bei Zahnärzten und Kieferorthopäden gibt es dieses Phänomen sicherlich aber auch in einer anderen Form. Ich habe schon von Leuten gehört die über Jahre Zahnspangen getragen haben, die an ihren Zähnen überhaupt nichts verbessert haben. Und als ich als Jugendliche eine Zahnspange bekommen habe, hat meine Mutter auch deutlich mehr draufzahlen müssen, als ursprünglich geplant war, weil die Ärztin dauernd noch etwas verbessern wollte, nachdem die Zähne schon fertig waren.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich finde, dass man nie pauschal sagen sollte, dass alle Ärzte oder alle Zahnärzte so sind. Beispielsweise hat ein normaler Arzt recht viele Verpflichtungen von den Krankenkasse, Beschränkungen und wenn er dann darüber kommt, dann darf er das aus eigener Tasche zahlen und hat Schulden. Also bitte nicht jeden über einen Kamm scheren.

Dennoch gibt es vor allem bei Zahnärzten oftmals den Geldgedanken. Ich kenne auch Menschen, die nur deswegen dieses Fach studieren, aber so sollte es eben nicht sein und viele Zahnärzte sind so auch nicht. Mein Zahnarzt beispielsweise versucht mir wirklich an allen Enden Geld bei der Zahnbehandlung zu sparen und arbeitet trotzdem sehr gut, er macht das dann eben über viele Patienten und nicht nur über einen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Angebotsinduzierte Nachfrage wird sich nie völlig ausschließen lassen. Selbst Wissenschaftler können diese nicht völlig ausschließen in ihren Studien. Es ist nur klar, dass es so etwas in der Art geben muss, da sich ansonsten viele Phänomene gar nicht erklären lassen würden. Wäre auf jeden Fall interessant zu wissen wie hoch die Arztdichte in der erwähnten Region ist, denn diese beeinflusst die angebotsinduzierte Nachfrage indirekt mit.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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