Nichts von unruhiger Wohngegend bemerken?

vom 20.12.2015, 18:31 Uhr

Ich lebe in einer Gegend, das ich eigentlich für ziemlich ruhig und friedlich gehalten habe. Bis ich mich vor kurzem mit meinem Nachbarn von nebenan unterhalten habe.

Dieser erzählte mir, dass allein in den letzten 6-12 Monaten 3 Polizeieinsätze gewesen wären. Vor einem Monat etwa war sogar eine Messerstecherei kurz nach Mitternacht und die Polizei war angerückt. Angeblich soll eine Frau sogar vor Angst panisch geschrien haben.

Ein anderes Mal soll ein Haus weiter jemand versucht haben, eine Bombe zu basteln, hat aber im Endeffekt selbst Angst gekriegt vor seiner Konstruktion und die Polizei gerufen, die dann die Bombe entschärfen und entsorgen musste. Auch davon habe ich überhaupt nichts mitbekommen.

Vielleicht bin ich einfach zu viel unterwegs oder zu sehr mit meinen eigenen Sorgen beschäftigt. Ich bin nur froh, dass meine Schwiegermutter nicht weiß, in was für einem "kriminellen Viertel" wir leben. Die würde aus lauter Sorge und Panik nachts gar nicht schlafen können.

Könnt ihr verstehen, warum man von unruhiger Wohngegend nichts bemerkt? Geht es euch vielleicht sogar ähnlich? Bekommt ihr immer mit, wenn bei euch in der Nachbarschaft irgendwelche Skandale passieren?

Benutzeravatar

» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke, dass das schon einigermaßen normal ist, das man nicht immer alles mitbekommt. Immerhin ist man ja auch nicht immer da und wenn man Sirenen hört, kann das ja auch immer etwas anderes sein. Ich denke, dass man das nur mitbekommt, wenn man wirklich darauf achtet. Wobei es ja auch so gut ist, wenn man nicht immer alles mitbekommt, wenn immer mal etwas los ist.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Für die von dir geschilderten Ereignisse braucht man nicht in einer Großstadt oder einem Viertel leben, welches als besonders gefährlich oder unruhig gilt. An meinem letzten Wohnort, welcher ein 2000-Seelen-Dorf in der Nähe einer großen Universitätsstadt war, hatte ich beispielsweise einen recht interessanten Nachbarn. Dieser baute auch gerne hobbymäßig Bomben und es stellte sich auch heraus, dass er über 200 Waffen, entsprechend viel Munition, Handgranaten und dergleichen in seinem Haus hortete und sich auf den dritten Weltkrieg vorbereitete.

Als die Polizei anrückte und den Mann nach einem anonymen Hinweis festnahm, kam dann auch seine Tochter noch vorbei, die ihrerseits versuchte, die anrückenden Spezialkräfte der Polizei mit einem Küchenmesser abzustechen. Ein halbes Jahr zuvor hatten wir ein paar Straßen weiter Polizei, Krankenwagen und letztendlich Bestatter da, weil ein 40-jähriger Mann erst seine Eltern und dann sich selbst erschossen hat, als diese geschlafen haben. Und das geschah in einer Gegend, wie sie ländlicher nicht hätte sein können und ganz sicher nicht als unruhig oder gefährlich beschrieben worden wäre.

Zu solchen Taten kann es immer und überall kommen, ebenso wie es immer und überall zu Messerstechereien und Polizeieinsätzen verschiedenster Arten kommen kann. Über die Kriminalitätsrate einer Wohngegend sagt das meiner Meinung nach schon lange nichts mehr aus, sofern die Polizei nicht jede Nacht der Woche wegen irgendwelcher Probleme angerückt kommt. Dann ist das natürlich wieder ein anderer Fall.

Benutzeravatar

» TamiBami » Beiträge: 2166 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich denke auch, dass man viele solcher Dinge aus der Nachbarschaft nicht mitbekommt. Immerhin hat man sein eigenes Leben und läuft nicht die ganze Zeit in der Nachbarschaft herum, um eben neuen Klatsch und Tratsch zu erfahren. Vielleicht sind die Wände der eigenen Wohnung auch dicker und die Fenster gut dicht, so dass man da auch nicht unbedingt gleich immer etwas hört.

Man hat ja doch auch anderes zu tun, als den ganzen Tag am Fenster zu stehen und zu schauen, was in der Straße oder bei den Nachbarn vor sich geht. Ich bekomme auch nicht alles mit, was sich hier abspielt. Dabei würde ich durchaus sagen, dass ich in einer eher ruhigen Gegend wohne und viele der Nachbarn kenne.

Gestern habe ich noch den Fall erlebt, dass Freunde nicht mitbekommen haben, dass bei ihnen ganz in der Nähe ein schwerer Unfall mit Einsatz von einem Rettungshubschrauber statt fand. Sie haben erst davon erfahren, als ich sie darauf angesprochen habe. Sie meinten, dass sie eigentlich ja Sirenen oder irgendwas hätten hören müssen. Aber sie waren nicht draußen und das Haus scheint wohl gut isoliert zu sein.

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Drei Polizeieinsätze in einem Jahr finde ich jetzt nicht übermäßig viel, wenn sich die Wohngegend nun nicht gerade auf drei bis vier kleine Häuschen beschränkt. Aber gemessen an mehreren Straßenzügen oder dem ganzen Viertel? Das wäre jetzt noch nichts, was ich als unruhig ansehen würde.

Skurrile Vorkommnisse und dramatische Einsätze kommen immer mal wieder überall vor, selbst in den mit Blumenrabatten gesäumten Reihenhaussiedlungen. Mir selbst fällt da aus der weiteren Nachbarschaft ein Fall ein, wo ein Ehepartner in eben solch einer Siedlung den anderen in einem Anfall von Wahnsinn umgebracht hat. Oder die Geschichte von der Frau, die sich und ihr neugeborenes Baby unter dem Einfluss einer postnatalen Depression umbringen wollte, was ihr im Fall des Kindes leider auch gelang.

Und das sind Straßen gewesen, die mehr als gutbürgerlich und tagsüber nahezu verwaist waren. Und im Wohnhaus meiner besten Freundin gab es mal den Versuch eines bewaffneten Amoklaufs, bei welchem der Täter von der Polizei dann erschossen wurde. Wenn man nur lange genug irgendwo wohnt, wird man immer irgendwann einmal mit solchen Tragödien konfrontiert, ohne dass die Gegend per se unsicher und unruhig wäre.

» Verbena » Beiträge: 4792 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Also wenn bei uns etwas los wäre, würde ich das auch nicht mitbekommen. Ich habe einen sehr festen Schlaf, also ich höre nicht mal das Telefon oder die Türklingel, dabei ist beides nicht gerade leise. Wenn dann also die Sirene zu hören wäre und die Polizei käme würde ich das auch nicht hören. Ich verschlafe sogar das Silvester-Feuerwerk. :lol:

Abgesehen davon stimme ich insofern zu, dass man eben sein eigenes Leben hat, um das man sich kümmern muss. Ich meine, vermutlich wird eine gelangweilte Hausfrau, die nonstop am Fenster klebt eher mitkriegen, was in der Nachbarschaft passiert als jemand der arbeitet, studiert oder beides oder vielleicht sogar noch zusätzlich eine eigene Familie zu versorgen hat.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Also bei mir ist es so, dass ich ganz selten zu Hause bin. Jedenfalls ist es so, dass ich das ebenfalls nicht mit bekommen würde. Unter tags bin ich am arbeiten oder beim Einkaufen und in der Nacht schlafe ich. Ich würde aber die Schwiegermutter auch nicht unnötig beunruhigen, deshalb denke ich, sollte man da einfach nicht zu viel erzählen.

Aber natürlich würde ich auch Angst bekommen, wenn ich dann solche Dinge erfahren würde. Es muss aber auch einen Grund haben, dass die Gewaltbereitschaft gerade in dem Viertel so hoch ist. Ist es ein sozial schlechter gestelltes Wohnviertel oder was ist da los?

Ich denke, dass ich selber relativ sicher bin, aber vielleicht lebe ich auch in einem sehr gefährlichen Viertel und habe es bis dato noch nie bemerkt. Ich muss schon sagen, es fällt schon auf, dass die Polizei relativ oft in der Siedlung ist, in der ich wohne. Allerdings hatte es bis jetzt noch nie mit Mord und Totschlag zu tun, sondern meistens nur mit Schlägereien

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich wäre auch mal dankbar, wenn hier vielleicht 1-10 Mal im Monat die Polizei käme, aber leider ist es ja eher täglich. Ich bin schon viel durch die Bezirke in meiner Heimatstadt gekommen und kann sagen, dass es fast überall mittlerweile dasselbe Bild ist. Wo nicht, kann man sich eine Wohnung aber kaum leisten, weil das unsere letzten Bonzenviertel sind, welche wir haben, wo eher die wirklich gut betuchten leben und dann entsprechend weniger von dem Klientel aufweisen, welches wir hier durch die gesamte Stadt vor die Nase gesetzt bekommen.

Bei mir in der Nebenstraße wurde erst letztens eine Frau am helllichten Tag abgestochen. Eine Straße weiter kommt die Polizei auch gerne täglich vorbei. In einem anderen Stadtbezirk kann man sich als örtlicher Bewohner entscheiden, ob man den drogendealenden Zentralafrikanern über den Weg laufen möchte. Ich rate fülligen Frauen davon ab, denn wir haben da schon megamäßig schlechte Erfahrungen sammeln müssen, dasselbe auch bei mir um die Ecke an deren Bar. Wenn man das nicht möchte, kann man auch gerne an den gesamten Shisha-Bars & Co vorbeigehen, aber auch das ist nicht immer ungefährlich.

Wird wieder einigen hier stinken, dass ich sowas schreibe, aber das ist nun einmal die gelebte Realität und die wird nicht schöner gesprochen. Manchmal kommt man mit der Polizei ins Gespräch und auch die wissen, was wir meinen, können aber teilweise 0,0 sagen oder sagen schon mal den einen oder anderen Spruch wie, bedanken wir uns in Berlin und mehr.

Wenn man dann zum Hauptbahnhof am Wochenende geht, kann man gerne auch zwischen arabisch und südländisch aussehenden Menschen in die Fronten rutschen, zwischen Schwarzafrikanern und dem besoffenen deutschem Volk, welches sich nicht benehmen kann.

Genau das ist der reale gelebte Alltag. Ich bin jeden Tag zudem auf den Straßen unterwegs, aus beruflichen Gründen und kann mich immer wieder von neuem überzeugen, wie machtlos die Polizei eigentlich ist, aber ihr bestes versucht.

Ich wäre dankbar, wenn hier nur 1-10 Polizeieinsätze im Jahr stattfinden würden, je nach Gebiet und Straße. Leider ist das eine utopische Vorstellung in einer Großstadt generell und gerade in einer, wo derart viele Brennbezirke vor dem Kollaps an Gewalt, dem Machtmonopol sind und den dortigen Machtkämpfen mit rivalisierenden Gruppen, Dealern usw.

Benutzeravatar

» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Kätzchen14 hat geschrieben:Leider ist das eine utopische Vorstellung in einer Großstadt generell und gerade in einer, wo derart viele Brennbezirke vor dem Kollaps an Gewalt, dem Machtmonopol sind und den dortigen Machtkämpfen mit rivalisierenden Gruppen, Dealern usw.

Hier wird aber wieder kräftig pauschalisiert. Ich wohne auch in einer ostdeutschen Großstadt und hier ist soweit ich das mitbekomme, nicht wirklich viel los. Ich habe nun auch mehrere Stadtteile durch, inklusive grenzwertigen Problemvierteln, wo ich mal unter einem Bandido gewohnt habe. Aber irgendwie gab es nie richtig große Probleme oder ich habe sie schlichtweg nicht mitbekommen.

Bei uns kommt hin und wieder auch mal die Polizei, aber das sind vielleicht 1-2 mal im Monat und liegt dann an den Jugendlichen die bis nach Mitternacht rumgrölen, sich betrinken und dabei eine Freiluftdisko abhalten. Damit kann ich leben. Viel anders war ich früher auch nicht, nur dass ich in einem Dorf gewohnt habe und wir dann am Dorfrand im Garten gefeiert haben.

Ich will damit sagen, dass es mit Sicherheit Problemviertel und sicher auch Problemstädte gibt, aber genauso gibt es auch unzählige Gegenden wo man total friedlich leben kann. Und ob man dann auch noch unbedingt immer etwas mitbekommt, von der Unruhe steht auch nochmal auf einem anderen Blatt. Wenn die Polizei halt zu einer Zeit zum Einsatz kommt, wo ich auf Arbeit bin, wie soll ich es da mitkriegen?

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^