Mit Studium bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt?

vom 05.03.2021, 15:26 Uhr

Früher war der Glaube weitverbreitet, dass Menschen mit abgeschlossenen Studium besser gebildet sind und so auch bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Aufgrund der Qualifikation sollen Absolventen also besser gestellt gewesen sein, als Bürger mit mittlerer Reife und abgeschlossener Ausbildung in einem bestimmten Bereich.

Doch ist das heutzutage immer noch so oder gibt es mittlerweile auch viele arbeitslose Studienabsolventen? Ist es wichtiger ein abgeschlossenes Studium in einer bestimmten Fachrichtung zu haben, dafür aber keine praxisorientierten Erfahrungen zu besitzen, welche durch ein Studium eh nur wenig vermittelt werden oder wollen Unternehmen lieber Menschen mit abgeschlossener Ausbildung, welche den Praxisbezug während der Ausbildung kennengelernt und gehabt haben?

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Es kommt darauf an, was du studiert hast. Ein Informatiker, Maschinenbauer oder Elektrotechniker, aber auch Physiker, Mathematiker oder Lehrer für manche Fächer und Schulzweige haben sehr gute Berufsaussichten, während es für Germanisten, Politikwissenschaftler und Historiker schwieriger ist.

Bei den Ausbildungsberufen gibt es auch solche, die sehr gefragt sind. Manche sind gefragt und man verdient trotzdem wenig und manche sind gefragt und man bekommt ein ordentliches Gehalt oder kann sich gut selbstständig machen. so pauschal kann man die Frage also nicht beantworten.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Es gibt durchaus Studiengänger, die sehr beliebt sind und wenn es quasi jeder macht, dann ist das nichts besonderes mehr. Dann ist es selbst mit einem guten Abschluss schwierig eine Arbeit zu finden, ebenso wenn der Studiengang zu exotisch ist und es hier überhaupt nicht den Bedarf gibt. Auch mit einer guten Ausbildung hat man gute Chancen. Es kommt aber auch immer darauf an, wie man sich selber verkaufen kann. Das beste Zeugnis bringt ja nichts, wenn man sich schlecht anstellt.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Da würde ich schon lange nicht mehr darauf wetten. Mittlerweile werden doch Hinz und Kunz durchs Studium geprügelt, was mit Chancengleichheit in meinen Augen nur bedingt was zu tun hat. Es ist nur mehr denn je eine Frage des Einkommens der Eltern geworden, ob Sohnemann oder Töchterchen BWL studieren kann, die Leute mit "bildungsfernem" Hintergrund oder "Arbeiterkinder" sind genauso abgehängt wie in der guten, alten Zeit. Nur dass die klassische "Arbeiterschicht" geschrumpft ist.

Davon abgesehen gibt es ja nach wie vor auch im Studium Nischen, bei denen du mit Handkuss genommen wirst, dann die Massenfächer, wo du dich mit Hunderten anderer AbsolventInnen um Jobs kloppen darfst, wenn Papi nicht mit den richtigen Leuten Golf spielen geht, und die berühmten Orchideenfächer, die ich persönlich ja am interessantesten finde, wo du allerdings dem akademischen Prekariat ins Auge schaust, sprich weniger verdienst als eine Verwaltungskraft und dich von Vertrag zu Vertrag hangeln musst. Und diese Leute sind oft hoch qualifiziert, mit Doktortitel und allem. Der ja schließlich auch eine Menge gekostet hat.

Und nicht zuletzt hört man ja ständig vom Fachkräftemangel in allen möglichen Branchen, was umgekehrt zu exzellenten "Chancen" in vielen Berufen führt, für die man nicht zwangsläufig ein Studium braucht. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass beispielsweise die Heizungsbauer und verwandte Gewerke händeringend suchen, und zwar keine höheren Söhne und Töchter mit Lateinkenntnissen und einem halben Lehramtsstudium. Und entsprechend kann man mit den richtigen Aus-, Fort- und Weiterbildungen durchaus sein Schäfchen ins Trockene bringen, ohne jemals eine Uni von innen gesehen zu haben. Ein bisschen Grips ist schon erforderlich, aber wo nicht?

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Längst ist ein Studium kein Garant mehr dafür, beruflich irgendwo gut unterzukommen. Es kommt ja ohnehin auch darauf an, was man studiert hat. Pädagogische Berufe werden immer benötigt, aber eben auch im Ausland. Damit sind die Chancen sicherlich gegeben. Informatiker und kaufmännische Berufe, Architekten, Juristen etc. all das sollte neben den Medizinern natürlich klar sein, dass jene Studiengänge auch dafür verantwortlich sein werden, dass man beruflich immer eine Chance hat.

Ich kenne jemanden, der als nicht studierter Grafiker und Webdesigner arbeitet. Der hat sich das einfach selbst beigebracht und verdient gutes Geld. Während andere diesen Studiengang besucht haben und oftmals weniger in anderen Betrieben verdienen. Das finde ich dahingehend schon beachtlich, wo man uns früher als Kind immer zeigen wollte, dass Studierte ja so viel bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben.

Ein Bekannter von mir ist Lehrer auf einem Abendgymnasium im A13 Entgelt. Das ist eine Hausnummer an Geld, während ich Studierte Kaufmänner kenne, die derzeit im Discounter 500 Euro weniger verdienen. Auch die unterschiedlichen Verdienste innerhalb des Berufes nach dem Studium sind mir oft sehr suspekt, aber so ist natürlich auch das Leben.

Generell würde ich nicht sagen, dass man mit einem Studium auch automatisch bessere Karten auf dem Arbeitsmarkt hat. Jedoch ist ein Studium nicht verkehrt und es hilft auch, keinen Lehrlauf im Lebenslauf zu haben. Den verstehen Arbeitgeber weniger als wenn man sich weiter entwickeln wollte, indem man studiert.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Bessere Chancen würde ich nicht unbedingt unterstreichen. Eher ist es, betrachtet man die Studien, so, dass Akademiker mit Hochschulabschluss einfach im Mittel mehr Geld verdienen. Das muss natürlich nicht so sein, da sich auch viele Menschen ohne jeglichen Schulabschluss beispielsweise selbstständig gemacht haben und damit viel mehr verdienen können als gutverdienende Berufsgruppen, wie Ärzte oder Manager. Bessere Chancen würde für mich aber auch bedeuteten, dass man als studierte Person leichter einen Job findet und das würde ich so nicht einmal unbedingt unterschreiben.

Es gibt inzwischen genug Ausbildungsberufe, die zahlreich gesucht werden. Diese befinden sich oft im technischen Bereich oder auch in der Pflege und Pädagogik. Hier hat man in meinen Augen definitiv sehr gute Chancen einen Job zu bekommen und hat es oft wahrscheinlich sogar leicht als mit einem äquivalenten Studiengang dazu. Beispielsweise gibt es deutlich weniger Jobs in der Gesundheitswissenschaft. Trotzdem braucht man sich nicht vor machen, dass man im Mittel das gleiche Geld verdient. Dies kann man jedoch auch wieder nicht verallgemeinern. Ich kenne beispielsweise auch ausgebildete Fachinformatiker, die mehr Geld verdienen als studierte Informatiker in einer schlecht zahlenden Firma. Hier zählt teilweise der Abschluss nicht mehr wirklich.

Nur aufgrund der besseren Chancen zu studieren halte ich für nicht besonders zielführend. Auch mit einer Ausbildung oder einem alternativen Berufsweg, kann man seine Karriereziele erreichen, je nachdem wie diese aussehen. Wenn man natürlich Arzt werden möchte, für kein Weg an einem Studium vorbei. Ist man sich da aber nicht sicher und hat eine Passion für einen Ausbildungsberuf, sollte man dem auch nachgehen.

Ich kenne beispielsweise eine Person, die nach ihrem durchaus erfolgreichen Studium doch noch einen Meister im Handwerk gemacht hat und nun damit ihre eigene Firma hat. Sie ist super glücklich und kann sich endlich richtig ausleben, auch wenn es etwas ganz anderes ist als sie ursprünglich angestrebt hätte. Hier war aber auch wieder sehr viel durch Gesellschaft und Elternhaus vorgeprägt, so dass sie lange brauchte, sich zu diesem Entschluss durchzuringen.

» bambi7 » Beiträge: 1248 » Talkpoints: 16,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Nebula hat geschrieben:Früher war der Glaube weitverbreitet, dass Menschen mit abgeschlossenen Studium besser gebildet sind und so auch bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. ?

Die Antwort lautet wie immer "es kommt darauf an". Wenn man sich anschaut, welche Qualifikationen zur Zeit händeringend gesucht werden, so sind das vorwiegend Fachkräfte. Ich denke, der Markt ist überschwemmt mit arbeitslosen Sozialpädagogen, Kunsthistorikern, Publizisten und Politologen. Ingenieure, Handwerker und Techniker werden gesucht.

Was sagt ein arbeitsloser Sozialpsychologe zu einem, der einen Job hat? "Einmal Currywurst mit Pommes bitte." Ich weiß - uralt.

Mit einer abgeschlossenen Handwerkslehre hat man da schon weit bessere Chancen, einen Job zu bekommen, der auch noch Zukunft hat.

Was Hochschulabsolventen angeht, dürften die MINT-Bereiche die Nase vorn haben.

Aber niemand will ein Handwerk erlernen - da muss man sich ja die Hände schmutzig machen - da bleibt nur noch BWL (bitte was
Leichtes). Wer heute mit einem Gesellenbrief als Elektriker startet, kann nach wenigen Jahren seinen Meister machen und gegebenenfalls selbständig werden.

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» Lammiauma » Beiträge: 27 » Talkpoints: 6,65 »



Wie schon mehrfach geschrieben wurde, kommt es darauf an was man für einen Abschluss hat. Es ist ja nun nicht erst kurzer Zeit so, dass es genug Leute mit Universitätsabschluss gibt, die aber bei der Agentur für Arbeit gelandet sind, weil sie einfach keinen Job finden. Genauso wenig kann man allgemein sagen, dass man als Handwerker gefragt ist. Auch da kommt es auf den Beruf an.

Wer jetzt als Goldschmied ausgebildet wird, hat dann wohl weniger Jobchancen, als ein Heizungsbauer. Einfach weil die Leute aktuell weniger für Luxus ausgeben. Auch im Baugewerbe wird man sicherlich bald nicht mehr so viele Leute suchen. Denn auch da sind die Aufträge rückläufig durch die aktuellen Preisentwicklungen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Also grundsätzlich denke ich schon, dass man mit Studium in der Regel schon bessere Chancen hat als ohne Studium. Allerdings kommt es natürlich schon darauf an, was man studiert hat und auch wie gut das Studium abgeschlossen wurde. Wenn da ein Studium nur mit Ach und Krach bestanden wurde und dann nur bedingt etwas mit dem eigentlich Job zu tun, dann bringt einem das wohl manchmal auch nicht viel.

Aber es gibt ja eben durch aus nicht wenige Berufe, wo ein abgeschlossenes Studium zwingend gefordert wird. Da kannst du deinen Berufsabschluss noch so toll gemacht haben, da hast du gegen den Studierten einfach keine Chancen.

Im Gegensatz dazu dürfte man derzeit als Handwerker beste Berufsaussichten haben. Egal ob die Konjunktur jetzt etwas einknickt oder nicht. Es gibt da ja so gut wie kein Unternehmen, dass da nicht händeringend nach Leuten sucht. Und da erhält man dann sicherlich viel schneller eine Anstellung als jemand der soziale Arbeit studiert hat oder Philosophie.

Also es kommt halt darauf an, was man für Qualifikationen hat und was man kann. Und eben auch zu was man denn überhaupt bereit ist und auf was man sich einlässt.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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