Leerstehende Häuser werden von Flüchtlingen belegt

Der Flüchtlingsstrom nach Deutschland soll so massiv sein, dass manche Städte und Gemeinden nicht mehr wissen, wo sie die Menschen unterbringen können. Da in absehbarer Zeit auch die kalte Jahreszeit kommt und mit ihr aus manchen südosteuropäischen Ländern die Obdachlosen, die versuchen, den Winter als Flüchtlinge in Deutschland zu verbringen, werden die Unterkünfte für diese Menschen noch knapper.

Nun hat der Oberbürgermeister von Tübingen, Boris Palmer, Maßnahmen ergriffen, die sicherlich manchem Hausbesitzer nicht gerade angenehm sind. Es gibt eine ganze Reihe privater Hausbesitzer, die gewollt oder auch nicht, leerstehende Häuser haben, wo nicht ein Mieter wohnt. Sie wurden von dem Oberbürgermeister angeschrieben und um Rücksprache gebeten. In dem Schreiben hat er gleichzeitig - nach Rücksprache mit dem Rechtsamt - die Möglichkeit einer Beschlagnahme genannt.

Auf diese versteckte Drohung haben alle Hausbesitzer reagiert. Wenn es leerstehende Häuser gibt, wäre es Unsinn, Schulsporthallen zu blockieren und Flüchtlinge in Zeltstädten unterzubringen. Ist das richtig gedacht seitens des Oberbürgermeisters? Hättet ihr auch so gehandelt?

Soweit ich weiß, war die letzte offizielle Beschlagnahmung von Wohnraum zur Zeit des Krieges. Wenn Städte bombardiert und in Schutt und Asche gelegt wurden und die Menschen standen auf der Straße und wussten nicht wohin, war das eine Selbstverständlichkeit, dass überflüssiger Wohnraum erst mal belegt wurde. Die Menschen mussten zusammenrücken.

Kann es sein, dass es soweit auch wieder kommt, wenn für die Flüchtlinge kein entsprechender Wohnraum gefunden wird? Oder bleibt es bei leerstehenden Häusern? Wer aber übernimmt die Schäden, die an den Gebäuden entstehen könnten, weil es doch in jedem Land andere Gepflogenheiten gibt, wie die Menschen mit dem Hab und Gut anderer umgehen? Kann es sein, dass durch den Flüchtlingsstrom wieder Zwangseinquartierungen wie im letzten Krieg geben könnte?

Also ich persönlich finde das nicht gut. Schließlich ist es Eigentum von anderen Personen. Für mich ist das so als würde man sage du musst dein Handy jetzt teilen, was ja auch durch Kaufvertrag offiziell mir gehört. Generell bin ich der Meinung das Deutschland zu viele Flüchtlinge aufnimmt. Ich hab ja nichts gegen ein paar... aber dass was im Moment ansteht finde ich zu krass.

Ich meine wir haben in Deutschland selbst genug Arbeitslose, die Arbeit suchen. Ich bin absolut nicht rassistisch oder so aber wenn ich in einem Laden mich beraten lassen möchte und der Verkäufer mich nicht versteht oder keinen einigermaßen guten Satz zusammenbekommt, dann fühle ich mich auch verarscht.

In vielen Teilen Deutschlands ist man mit der Zwangsverteilung von Flüchtlingen nicht einverstanden. Auch der Eigentümerverband Haus & Grund ist mit Zwangseinquartierungen keineswegs einverstanden. Das ganze Flüchtlingsproblem nimmt ungeheure Maße an. Die Länder und Kommunen sind überfordert. Die Menschen müssen nicht nur untergebracht werden, sie brauchen auch Nahrung und wahrscheinlich auch Kleidung.

Flüchtlinge werden in die leerstehenden Häuser der Geisterstadt Kerpen-Manheim einziehen, bis die Bagger dort anrollen. Auch anderweitig werden leerstehende Wohnungen angemietet für die Flüchtlinge. Mittlerweile rechnet man schon mit 600.000, obwohl die Schätzung von 300.000 schon auf 450.000 erhöht wurde. Überall im Land regen sich Stimmen gegen die zu hohe Flüchtlingsaufnahmezahl. Die Bundespolitik lässt die Kommunen so ziemlich allein mit dem Problem.

Ob ein stillgelegtes Krankenhaus, wo auch der OP-Saal als Bleibe umgebaut wird oder ein. leerstehendes Bordell in Thüringen, man braucht jede nur erdenkliche Unterkunft. So geht es überall im Land. Wo soll das noch hinführen? Wie sieht es denn eigentlich in den anderen europäischen Ländern aus?

[Gio]

Bevor hier weiterhin Unsinn verbreitet wird, sei auch mal daran erinnert, dass ausgerechnet im CSU-regierten Bayern tatsächlich Beschlagnahmeaktionen durchgeführt wurden. Dort war es eine leer stehende Kaserne. Aber wenn Grün-Rot dies in Baden-Württemberg machen will, dann schreit man Zeter und Mordio. Es wurden übrigens gerade mal eine einstellige Zahl von Vermietern angeschrieben.

Im Saarland uns sicher auch anderswo gibt es derart viele Leerstände, dass man sich eher um die Sicherheit als um zu wenig Wohnraum Gedanken machen muss.

Diese Diskussion zeigt auch mal wieder eine gewisse Heuchelei, weil sich hier jemand wegen ein paar Flüchtlingen Sorgen macht, während für Rüstungspleiten oder Bankencrashs Milliarden und sogar Billionen ohne Murren ausgegeben werden.

Erst einmal ist Deutschland ja nicht wirklich überfordert. Wir haben zwar Schwierigkeiten, kurzfristig mit dem Ansturm an Flüchtlingen zurecht zu kommen, aber langfristig kann das Land schon einige Zehntausend Flüchtlinge problemlos auffangen. Wenn man bedenkt, dass es viele Millionen Hartz-IV-Empfänger gibt, die auch eine Wohnung gestellt bekommen, dann machen die Flüchtlinge nur einen geringen Teil am Gesamtbedarf aus. Und gegen diese Leute könnte man auch Vorurteile schüren, aber das wäre nicht zielführend.

Und um kurzfristig Wohnraum zu schaffen, ist die Nutzung von leer stehenden Häusern gar nicht schlecht. Natürlich ist es ungeschickt, mit Beschlagnahmung zu drohen. Ich glaube aber nicht, dass der Bürgermeister das wirklich durchziehen würde. Es wäre dennoch besser gewesen, wenn man eher mit guten Mietkonditionen geworben wird.

So schlecht können die Konditionen übrigens nicht sein. In einem Artikel habe ich etwas von 28 Euro pro Person und Tag gelesen, wobei diese Zahl nicht offiziell bestätigt wurde. Aber selbst mit einem geringeren Satz kann sich das richtig rechnen. Da ist es schon umgekehrt so, dass schlaue Deutsche herunter gekommene Häuser vermieten, die Deutsche in diesem Zustand nie akzeptieren würden. Und dann bekommt man für so ein Haus vielleicht noch mehrere tausend Euro Miete. Ein besseres Geschäft gibt es nicht. Und Schäden spielen dann auch wirklich keine Rolle mehr, wenn das Haus eigentlich sowieso saniert werden müsste.

Bei uns in der Gegend wurde dagegen ein fünfstöckiges Haus komplett vom Eigentümer saniert, um es als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen. Die Wohnungen entsprechen also Neubaustandard. Trotzdem würde in ein solches Haus kaum ein Deutscher einziehen, weil ein solches Haus in einer ländlichen Gegend völlig unattraktiv ist und bei dem herrschenden Bevölkerungsschwund kein wirklicher Bedarf an solchen Wohnungen besteht. Trotzdem lohnte es sich anscheinend, diese hohen Investitionen auf sich zu nehmen.

Ich finde die Idee prinzipiell gut, wenn leerstehende Häuser für Flüchtige umgestaltet werden und diese dann ein Dach über den Kopf haben. Aber ich finde das nur in Ordnung, wenn deswegen niemand zwangsenteignet wird oder andere Menschen ausziehen müssen. Es gibt doch gerade im Osten sehr sehr viele Leerstände und manche Regionen veröden.

Warum setzt man die Flüchtlinge nicht dort ein, um die Regionen wieder aufzubauen? Durch mehr Menschen wird sich auch eine Investition in die Infrastruktur mehr lohnen und das könnte Unternehmen und Arbeiter anlocken. Ich finde, dass es doch ein Versuch wert ist.

Es gibt doch gerade im Osten sehr sehr viele Leerstände und manche Regionen veröden. Warum setzt man die Flüchtlinge nicht dort ein, um die Regionen wieder aufzubauen? Durch mehr Menschen wird sich auch eine Investition in die Infrastruktur mehr lohnen und das könnte Unternehmen und Arbeiter anlocken.

Das würde aber auch bedeuten, dass die vielen potentiellen Arbeitskräfte, die dort schon in diesen Regionen arbeitslos sind, keinen Anreiz mehr liefern, dort zu investieren. Sicherlich sind viele gute Fachkräfte in den letzten Jahrzehnten in den Westen abgewandert, weil sie dort mehr verdienen. Ich glaube aber nicht so ganz, dass das der alleinige Grund dafür ist, dass diese Regionen so strukturschwach sind.

Die Frage ist auch, würde sich etwas ändern, wenn man dort Flüchtlinge ansiedelt? Können die wirklich so viel mehr als die Einheimischen? Dazu kommt noch, dass gerade dort ja auch der Fremdenhass sowieso schon hoch ist. Eine solche Aktion würde das eher verstärken.

Ich denke es wäre geschickter, Flüchtlinge in erster Linie in ländlichen Gebieten mit geringer Arbeitslosigkeit unterzubringen. Dort gibt es trotz einer großen Anzahl an Arbeitsplätzen immer noch Bevölkerungsschwund und dementsprechend auch viele leer stehende Wohnungen. Natürlich werden auch hier Flüchtlinge von einigen Menschen nicht gerne gesehen, aber ich gehe davon aus, dass sie im Allgemeinen eher willkommen sind. Schließlich herrscht teilweise Vollbeschäftigung, das heißt, dass man zusätzliche Arbeitskräfte gut gebrauchen kann. Die Integration dürfte viel schneller vonstatten gehen.

Es gibt ja wahrscheinlich einen Grund, warum die Häuser leer stehen. Das sind doch sehr wahrscheinlich Häuser, die sich in einem Zustand befinden, in dem sie nicht vermietbar sind. Denn wer lässt schon ein Haus leer stehen, mit dem er jeden Monat Geld machen könnte ohne Zeit oder Geld investieren zu müssen?

Jetzt kommt also die Stadt und fragt dich, ob du ihnen nicht dein heruntergewirtschaftetes Haus vermieten würdest, damit sie da Flüchtlinge unterbringen können. Du musst kein Geld investieren um das Haus attraktiv für potentielle Mieter zu machen und die Stadt überweist dir in Zukunft pünktlichen jeden Monat Geld damit sie dieses Haus nutzen darf. Findest du wirklich, dass das ein schlechtes Geschäft wäre?

Ganz davon abgesehen bin ich aber auch strickt gegen die Einmischung des Staates in privates Eigentum. Es werden ja auch keine Menschen mit großen Häusern angeschrieben und mit der Beschlagnahmung ihrer Gästezimmer bedroht und wenn die das Recht haben diese Zimmer leer stehen zu lassen müsste ich auch das Recht haben ein Haus leer stehen zu lassen.

Zusätzliche Arbeitskräfte gut gebrauchen kann man zwar in manchen Regionen. Aber seit wann sind Flüchtlinge gute Arbeitskräfte? So wie mir bekannt dürfen Asylsuchende und Geduldete erst gar nicht arbeiten in den ersten drei Monaten. Auch dann ist es sehr schwer, eine Arbeitserlaubnis zu bekommen. Erst wenn sie 15 Monate in Deutschland sind, können geduldete Flüchtlinge arbeiten.

Was würde es allgemein nützen, Flüchtlinge im Übermaß im Osten anzusiedeln, wo schon starke Vorbehalte existieren und der Fremdenhass zu Ausschreitungen führt? Das würde den Flüchtlingen nicht helfen und zu noch mehr Aggressionen führen.

Wer spricht denn von Zwangsenteignung? Eine Beschlagnahme ist keine Zwangsenteignung.

Dass ein Vermieter sogar soweit geht und Mieter auf die Straße setzt um Flüchtlinge aufzunehmen, die ihm mindestens das Dreifache an Mieteinnahmen bringen, kann ich kaum glauben. Es sollen auch Pro-Kopf-Prämien gezahlt werden von 250 Euro. 19 bis 25 Euro sollen für einen Flüchtling pro Tag gezahlt werden für die Unterkunft. Das dürfte oft das Dreifache an Einnahmen für die Vermieter sein und mehr, falls das stimmt.

Weasel, du hast recht, bessere Geschäfte können die Vermieter nicht machen. Je nachdem, wie lange das anhält, finden Einheimische dann kaum noch Wohnungen, weil diese anderweitig belegt werden.

[Mod]

Hier werden mal wieder Probleme miteinander vermischt und eine Panik gemacht, die es in Wahrheit überhaupt nicht geben muss. Ich frage mich auch, ob man unbedingt auch Personen aus dem Balkan aufnehmen sollte aber trotzdem muss man die Flüchtlinge auch irgendwo unterbringen und andere Länder haben da wesentlich mehr aufgenommen.