Lebensmittel nicht kennen, da Eltern es nicht mögen?

vom 29.06.2017, 16:59 Uhr

Meine Mutter kann Buttermilch nicht ausstehen und ekelt sich auch davor. Bei uns Zuhause gab es nie Buttermilch, so dass ich dieses Getränk noch nie getrunken habe. Ich vermisse Buttermilch nicht, da ich sie einfach nicht kenne. Von meinem Taschengeld habe ich mir selten Lebensmittel geholt, so dass Buttermilch für mich nie interessant wurde.

Eine Freundin von mir ist Anfang zwanzig und hat vor einer Woche zum ersten Mal Spinat gegessen. Zuhause gab es bei ihr keinen Spinat, da ihre Mutter für das Kochen zuständig war und Spinat einfach nicht mochte. Aus den Augen aus dem Sinn, aber seit einer Woche isst sie nun täglich Spinat und kann darauf nicht verzichten.

Kennt ihr bestimmte Lebensmittel nicht, da es sie bei euch Zuhause nie gab? Ist das für euch normal, dass man bestimmte Lebensmittel nicht kennt, da die Eltern sie nicht mögen?

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» soulofsorrow » Beiträge: 9223 » Talkpoints: 23,42 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Also mir kommen solche Dinge mehr als nur bekannt vor. Bei uns gab es generell ziemlich einseitiges Essen, da meine Mutter immer am arbeiten war und mein Vater nicht wirklich gut kochen konnte. Vielleicht konnte er es ja, aber er war jedenfalls viel zu faul, das zu machen.

Jedenfalls war es so, dass meine Mutter immer nur kochte, wenn sie nach Hause kam. Das beste was mein Vater zu Stande brachte, war ein Grießbrei, den gab es etwa alle halbe Jahre einmal und sonst gab es entweder Cornflakes, Brot mit Wurst und Käse oder Dosenravioli.

Meine Mutter kochte aber ebenfalls immer ziemlich einseitig. Es gab immer günstige Gerichte, wie zum Beispiel Eiernudeln oder panierte Kohlrabi. Omlette und Tortellini. Fleisch kam ganz selten einmal auf den Tisch und ich genoss es, wenn es einmal Schnitzel oder ähnliches gab.

Meeresfrüchte kannte ich bis zum Erwachsenenalter gar nicht. Auch Sprossenkohl und Auberginen, sowie Zucchini waren für mich ein Fremdwort. Man wird es kaum glauben aber Buttermilch habe ich glaube ich das erste Mal probiert, als ich 25 war. Es ging mir aber auch nicht wirklich ab, muss ich sagen. Ich mag es auch nicht besonders.

Auch kannte ich bis dato keine außergewöhnlichen Früchte wie Litschi, Avokado oder Physalis, weil wir sie eben auch niemals gekauft hatten. Wassermelonen war das höchste der südländischen Gefühle. Ansonsten gab es nur Äpfel, Bananen und Mandarinen.

Ich aß das erste Mal Lamm und Hase, als ich ebenfalls erwachsen war. Wild habe ich bis heute noch nie probiert. Es geht mir aber auch nicht ab. Für uns war es ein Festessen, wenn es Weihnachten Fleischfondue gab. Dort tischte meine Mutter dann immer verschiedene Sorten kleine Fleisch auf.

Ansonsten gab es, bis auf aufgeschnittene Wurst, bei uns gar nicht so viel Fleisch, wie ich finde. Aber wenn es Wurst gab, dann kauften sie immer nur die aufgeschnittene Wurst von der Theke. Es gab auch oft tagelang nur Brot und Toastbrot und das drauf, was wir eben zu Hause hatten.

Ich genoss es immer, wenn ich bei Freundinnen zum Mittagessen eingeladen war, weil ich dort endlich einmal etwas gutes zu Essen hatte, so wie ich es noch von meiner Jugendzeit bei meiner Oma kannte.

Ich glaube, dass es vielen Kindern so geht, dass sie Lebensmittel nicht kennen, weil sie ihre Eltern nicht mögen und diese dann auch nicht selber kaufen.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich bin auch eher mit altmodisch-gutbürgerlicher Küche großgeworden und musste gut über 20 Jahre alt werden, bis ich das erste Mal Linsensuppe probiert (und gemocht) habe. Weder meine Mutter noch meine Großmutter, die in meiner Kindheit traditionell für das Befüttern der Familie zuständig waren, mochten Linsen, da es die in ihrer eigenen Kindheit offensichtlich etwas zu oft gab. Deswegen gab es bei uns nie Linsensuppe.

Auch exotischere Obst- und Gemüsesorten wie Auberginen, die schon erwähnte Physalis oder Mangos gab es bei Oma gar nicht, da diese in ihrem Speiseplan, der nach 50 Jahren am Herd doch schon ziemlich gefestigt waren, einfach nicht aufgetaucht sind. Mein Vater isst Kiwis wohl auch deswegen bis heute mit der Schale. :lol: Meine Mutter war als Hauswirtschafterin dagegen schon etwas progressiver und hat auch exotischeres Essen aufgetischt, aber meistens gab es bei uns eher traditionelle Gerichte aus Kartoffeln, Gemüse und Fleisch oder Fisch.

Meeresfrüchte habe ich auch erst als erwachsener Mensch kennengelernt, da es die bei uns sowieso nur tiefgekühlt gab, da wir fern des Meeres lebten. Und ich muss bis heute sagen, dass man nicht viel versäumt, wenn man aufgetautes Krabbenfleisch verzehrt, welches nach tierischem Eiweiß und Gummi schmeckt.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



In meiner Familie wurde immer sehr viel ausprobiert und experimentiert, was das Essen anging. Sowohl bei den eigenen Kochkreationen als auch bei der Auswahl eines Restaurants für ein gemütliches Dinner auswärts waren meine Eltern sehr kreativ und neugierig auf Unbekanntes, weswegen ich schon von Kindesbeinen an dazu erzogen wurde, vieles zu testen und mich nicht von vornherein einem Lebensmittel oder Gericht zu verweigern, bloß weil ich es vorher noch nie gegessen hatte. Deswegen fällt mir so spontan jetzt auch nichts ein, was ich noch nie probiert hätte - abgesehen vielleicht von ein paar super exotischen Früchten oder Fleischsorten, die man aber auch nicht ohne weiteres in jedem Supermarkt bekommt.

Allerdings kenne ich viele Menschen in meinem Bekanntenkreis, deren Ernährung zuhause doch sehr eintönig ist und die unbekannten Lebensmitteln und internationalen Kochkünsten skeptisch gegenübertreten. Ein guter Freund von mir verweigert beispielsweise die meisten Gemüsesorten, weil sein Vater der Ansicht ist, dass Gemüse nicht auf den Teller eines richtigen Mannes gehört. Viele Lebensmittel hat er nicht einmal probiert, ist aber dennoch der festen Überzeugung, dass ihm diese nicht schmecken werden. Das finde ich persönlich sehr schade, weil ich weiß, dass sich hinter vielen Speisen, die einem vielleicht anfangs suspekt erscheinen, richtige Leckereien verbergen - aber wenn man es vom Elternhaus nicht anders beigebracht bekommt, ist es etwas viel verlangt, dass jemand von sich aus ein intrinsisches Interesse am Ausprobieren entwickelt.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Ich musste jetzt wirklich überlegen, ob es Lebensmittel gibt, die ich als Kind nie kennengelernt habe. Ich habe meistens in der Schulkantine gegessen, das Essen war teilweise schon sehr abwechslungsreich und es gab auch mal exotischere Speisen. Auch wenn ich oft Chicken Nuggets gegessen habe, durfte ich schon eine gewisse Vielfalt an Lebensmitteln kennenlernen.

Meine Mutter hat manchmal gekocht. Sie hatte auch oft nicht die Zeit großartig aufzutischen, weil sie oft den ganzen Tag gearbeitet hat und auch oft erst gegen 22 Uhr nach Hause gekommen ist. Wenn sie mal gekocht hat, gab es speziellere Gerichte wie Chicorée oder überbackene Koteletts. Wirklich exotisch war es selten, aber ich habe als Kind auch Gemüse komplett verweigert, Wirsing und Erbsen und Möhren waren das Höchste der Gefühle.

Ich habe viele Lebensmittel erst im Laufe der Zeit kennengelernt. Das war nach meinem Auszug. Avocado, verschiedene Melonensorten, Artischocken, das waren so Lebensmittel, die ich irgendwann einfach mal probiert habe und dann so nach und nach in meinen Speiseplan aufgenommen habe. Vieles mochte ich aber auch nicht, so kam Spinat erst vor wenigen Jahren erst auf meinem Speiseplan dazu, ich habe ihn während meinen Kinderjahren komplett verweigert.

Ich denke schon, dass meine Mutter gerne aufwendiger gekocht hätte. Aber die Sturköpfe von Kindern haben schon ziemlich den Aufstand geprobt und es fehlte schlichtweg die Zeit dazu. Noch habe ich keine Kinder, aber ich denke, dass die schon ein recht umfangreiches Repertoire an Lebensmitteln kennenlernen dürfen. Ich koche eigentlich recht bunt und verwende die verschiedensten Produkte und es gibt gar nicht mehr so viele Lebensmittel, die ich nicht mag. Außer Grieß, das wird es bei mir niemals geben, ich ekele mich extremst davor.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12546 » Talkpoints: 0,94 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


So etwas kommt mir auch sehr bekannt vor. An Fleischsorten gab es bei meinen Eltern nur Schwein und manchmal Geflügel in Form von Pute oder Hähnchen. Anderes gab es einfach nicht, sodass ich so gut wie kein Rindfleisch kannte oder Lamm usw. Auch Fisch war sehr beschränkt und gab es nur in Form von Fischstäbchen oder diesem fertigen Schlemmerfilet.

Meine Mutter hasste Sellerie. Also gab es den nie bei uns. Ich habe ihn dann erst später kennengelernt, als meine Freundin und ich einige Dinge einfach mal ausprobiert haben, um unseren Speiseplan ein wenig zu bereichern. Und da merkte ich, dass ich Sellerie sehr gerne habe. Und meine Mutter benutzte nie Kräuter, wenn man mal von Schnittlauch und Petersilie absieht.

Wir haben dann nach und nach Thymian, Rosmarin und dergleichen ausprobiert und schmecken inzwischen viel damit ab. Dieses Phänomen kennen wir aber nur zu gut, dass man einiges gar nicht kennen lernt, da einem die Eltern diese Lebensmittel vorenthalten.

» rasenderrolli » Beiträge: 1058 » Talkpoints: 16,66 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich durfte schon sehr früh mit einkaufen gehen und wenn mich irgendwas zum Essen interessiert hat dann haben das meine Eltern durchaus gekauft, unter der Bedingung, dass ich es dann auch essen oder trinken muss. Ich habe dadurch wirklich viel probiert und mir hat längst nicht alles geschmeckt.

Oliven habe ich zum Beispiel jahrelang gemieden weil ich die als Kind mal probiert hatte und als ganz schrecklich in Erinnerung hatte. Als ich sie dann aber als Erwachsene essen musste weil das einzig verfügbare Brot Oliven eingebacken hatte, fand ich sie total lecker. Geschmäcker ändern sich eben.

Was ich aber gar nicht kannte, weil meine Eltern gerne kochen, waren diese ganzen Fertigprodukte. Diesen typischen Fix-Tütchen Geschmack habe ich erst kennen gelernt als ich meine eigene Wohnung hatte und dachte, damit wird das Kochen leichter. Nur schmeckt dann eben auch alles gleich.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Schon als Kind daheim habe ich mich um das Essen gekümmert wie auch um den Einkauf mit meinen Geschwistern. Da gab es dann das, was wir wollten und nicht was vorgemacht worden ist. Meine Mutter hat einfach mit gegessen bei dem, was auf den Tisch gekommen ist und von daher kann ich nicht sagen, dass es etwas nicht gab weil sie es nicht mochte, sondern weil ich damit nichts anzufangen wusste.

So kannte ich zwar Mangold vorher schon vom sehen, wusste aber nie was ich damit anfangen sollte. Dieses kam erst später, als es auch Internet gab und mal Rezepte genau danach suchen konnte. Denn auch die Kochbücher die daheim waren, haben dazu nichts her gegeben. Schwarzwurzeln genau das gleiche, ich mag sie sehr, wusste aber auch als Kind nicht wie man diese Zubereitet damit sie hinterher auch schmecken.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Wie auch schon von anderen berichtet, waren es bei mir ebenfalls exotische Früchte und Gemüse, das meine Eltern nie zubereitet haben und was ich bis heute aus Misstrauen noch nicht probiert habe. So habe ich nie eine Avocado, Mango, Papaya oder Ähnliches in den Händen gehalten. Erst als eine Kollegin einen Obstsalat mit Mango mitbrachte, war ich total begeistert davon.

Sicher finden das viele merkwürdig, aber da meine Mutter extrem Wert auf frische Küche legte und nie Fertiggerichte da hatte, habe ich auch erst im Erwachsenenalter Pizza und Fischstäbchen kennengelernt. Heute will ich das ebenfalls nicht mehr missen.

Es geht einem schon einiges verloren, aber als Eltern ist es sicher auch schwierig, alle Lebensmittel regelmäßig zu benutzen, um herauszufinden, was dem Kind schmecken könnte.

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» ninjafan » Beiträge: 1455 » Talkpoints: -0,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich finde nicht dass das ungewöhnlich ist, im Gegenteil. Es ist doch normal das man als Kind erst einmal nur die Lebensmittel gibt die man zu Hause zu essen bekommt. Und ich wäre als Kind auch nicht auf die Idee gekommen in den Supermarkt zu gehen um mir von meinem Taschengeld Lebensmittel zu kaufen die ich nicht kannte. Da war ich bei Süßigkeiten schon experimentierfreudiger. :D Ich hatte vielleicht das Glück das ich viele ausländische Freunde hatte bei denen ich dann auch Gerichte probiert habe die ich sonst vielleicht nie (in meiner Kindheit) gegessen hätte wie Paella (mit Muscheln) oder gefüllte Weinblätter.

Bei uns gab es auch eher gut bürgerliche Küche und sehr selten einmal etwas exotisches. Dinge wie Bambus, Zuckerschoten oder Zitronengras habe ich erst im Erwachsenenalter kennen und lieben gelernt. Oder auch Obst und Gemüsesorten wie Avocados, Süßkartoffeln, Mangos, Papaya oder Sternfrüchte gab es bei uns zu Hause nie. Das fand ich aber nicht schlimm, was ich nicht weiß macht mich nicht heiß. Da ich nicht wusste wie (gut) diese Lebensmittel schmecken habe ich Sie auch nie vermisst. Dafür gab es hin und wieder bei uns Lebensmittel die Freundinnen von mir nicht kannten, und teilweise bei uns zum ersten Mal probieren konnten wie zum Beispiel Physalis oder Pastinaken. Ansonsten war meine Mama wenig experimentierfreudig beim kochen. :lol:

» Anijenije » Beiträge: 2730 » Talkpoints: 53,02 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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