Kann man Lehrer als Digitalmuffel bezeichnen?

vom 18.09.2017, 12:09 Uhr

Als ich noch zur Schule gegangen bin, gab es nicht so viele digitale Möglichkeiten. Meine Lehrer haben noch ganz klassisch mit der Tafel und einem Projektor unterrichtet. Es gab auch Unterricht, wo wir Präsentationen erstellen und anschließend vortragen sollten. Natürlich gab es auch Lehrer, die mehr digital aktiv waren als andere. Aber ich denke, das kommt auch auf das Fach an.

Nun sollen deutsche Lehrer laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung so genannte "Digitalmuffel" sein. Nun weiß ich nicht, wie das inzwischen aussieht, meine Schulzeit ist inzwischen schon über ein Jahrzehnt her und ich bin keine Lehrerin. Was haltet ihr von dieser These? Kann man deutsche Lehrer tatsächlich als Digitalmuffel bezeichnen? Wie sieht der Vergleich zu ausländischen Lehrern aus? Wie aktiv waren eure Lehrer in Bezug auf Digitalmedien und ist das inzwischen anders?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Da fehlen mir mal wieder einige Parameter um diese Aussage überhaupt irgendwie einordnen zu können. Was für Lehrer wurden befragt und vor allem, nach was wurde da genau gefragt? Sicher ging es nicht nur um die Frage "Sind sie ein Digitalmuffel - ja/nein"

Ich habe vor Kurzem einen Artikel gesehen in dem es um technische Innovationen in Schulen ging und ich fand einiges davon totalen Blödsinn und ich bin generell der Meinung, dass technische Hilfsmittel eher hinderlich sein können, wenn es um soziales Lernen und eine respektvollen Umgang miteinander geht.

Wahrscheinlich würde ich dann auch als "Digitalmuffel" gelten wenn ich mich gegen Cloud-Lösungen aussprechen würde und dafür wäre, dass sich Schüler, die zusammen ein Referat halten sollen, weiterhin persönlich treffen sollen und mit Büchern aus der Bibliothek arbeiten. Umfragen lassen ja keine Antworten zu, in denen man seine Ablehnung dieser Technik begründen könnte und erklären könnte, warum man es wichtig findet, dass Schüler lernen in einer Bibliothek zu recherchieren und mit Mitschülern persönlich zusammen zu arbeiten.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Mir fällt das auch schwer diese Aussage einzuordnen. Zu meiner Zeit gab es halt nicht die heutigen Möglichkeiten. Damals gab es allerdings Fernseher und Videorekorder, später auf der Berufsschule dann natürlich auch schon Computer. Da gab es halt allerdings viele Lehrer, die besonders mit Videorekordern auf dem Kriegsfuß standen. Da hatte man als Schüler halt einen technischen Vorsprung, wodurch der Lehrkörper dann eben des Öfteren als Lutscher da stand, weil man ihn halt veräppelt hat.

Ich denke mal, dass das heute nicht so viel anders ist. Nur ist die Ebene eben auch viel größer geworden. Es gibt noch mehr technische Geräte und die Jugendlichen gehen auch anders mit Medien um. Ich denke, da müsste man sich als Lehrer halt auch mit Dingen wie Youtube und Instagram beschäftigen.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Das kommt ganz auf den Lehrer an, und, wie schon gesagt wurde darauf, woran man das festmacht. Der Mathelehrer, der neben Taschenrechnern auch das Rechnen ohne für wichtig befindet, ist in meinen Augen kein "Digitalmuffel", denn Rechnungen auch von Hand zu schaffen ist durchaus wichtig und hilfreich. Sollte jener Mathelehrer aber generell gegen Taschenrechner sein, egal wofür, sähe das wieder anders aus.

Eine andere Frage ist auch, wieso. Wieso sollten Schüler sich unbedingt treffen müssen? Ich habe gemeinsame Referate sowohl mit Treffen als auch ohne vorbereitet, und Qualitätsmäßig keinen wirklichen Unterschied festgestellt. Einmal treffen ist sinnvoll, um es einmal durchsprechen zu können, aber die Vorbereitung? Da wurden wir eher voneinander abgelenkt und brauchten somit eher mehr Zeit, als wenn wir es gemeinsam gemacht hätten.

Genauso mit Büchern gegenüber dem Internet. Wieso sollten erstere besser sein? Natürlich kann es einem einfach passieren, dass man online mal falsche Informationen findet und dergleichen. Aber genauso kann man ein unpassendes Buch erwischen, oder eines, das zu alt ist und seitdem neue Entdeckungen im entsprechenden Gebiet gemacht wurden. Da macht es mehr Sinn, den Schülern beizubringen, wie sie die gut recherchierten Websites von den schlechteren unterscheiden können.

» Kalu-chan » Beiträge: 718 » Talkpoints: 11,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich glaube es wird vielen Lehrern auch nicht besonders leicht gemacht, was man ja jetzt auch gesehen hat. Es gibt eigentlich wirklich gute Möglichkeiten digitalen Unterricht zu machen oder diesen digital gestalten. Allerdings wird das eben auch alles nicht wirklich gefördert. Es scheint mir so als ob man den Unterricht möglichst an der Tafel belassen möchte, weil alles andere zu teuer ist und nun schauen die Kinder in die Röhre, wenn sie nicht mal zu Hause gut unterrichtet werden können. Wobei es da sicherlich auch viele Lehrer gibt, die schon einiges digital machen, aber es wird ihnen sehr im Weg gestanden.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich hatte schon immer sehr engagierte Lehrer, die auch im digitalen Unterricht ihrer Zeit oftmals voraus waren. Es gab in meiner Schulzeit auch den klassischen Frontalunterricht an der Tafel, aber bereits Anfang der 2000er wurde bei uns auch schon digital über Lernplattformen unterrichtet. Also ich kann nicht behaupten, dass die Gesamtheit meiner Lehrer nun Digitalmuffel waren und auch heute werde ich irgendwie nur von sehr fitten Professoren digital unterrichtet.

Ich denke jedoch, dass es nicht jedem Lehrer leicht fällt, mit den digitalen Medien umzugehen. Schwer gemacht wird es ihnen nicht so, meine Profs bekommen ihre Rechner auch nicht vom Land gestellt, schaffen es aber trotzdem guten Unterricht zu gestalten. Ich denke eher, dass sich manche Lehrer oft selbst im Weg stehen. Bei älteren Lehrern verstehe ich es noch irgendwie und auch bei Lehrern, die absolut kein Interesse an der digitalen Technologie haben.

Aber ein engagierter Lehrer findet immer einen Weg. Wenn ich bedenke, dass wir damals einen Lehrerkreis hatten, der sich nur um Digitalisierung und um digitales Lernmaterial bemüht hat, dann frage ich mich echt manchmal was in Deutschland falsch läuft. Ich habe jedoch die Schule im Ausland besucht und wie gesagt, seit Anfang der 2000er läuft es mit digitalem Unterricht absolut.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12546 » Talkpoints: 0,94 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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