Ist man ein Idiot wenn man fremden Menschen mit Geld hilft?

Vor einiger Zeit saß ich mit einer Freundin bei Mc Donalds als ein mann mittleren Alters sich bei uns an den Tisch stellte und fragte ob er uns kurz stören dürfte. Ich bin von Natur aus sehr freundlich und nickte dann natürlich auch, er fing auch gleich an uns beiden seine Geschichte zu erzählen, das er etwas Geld bräuchte um sein Ticket nach Hause zu bezahlen, er aber seine Bankkarte verloren hatte.

Eine ziemlich wirre Geschichte an dessen Ende er um 10 Euro bat. Um seine Geschichte glaubhafter zu machen bot er noch an seinen Ausweis zu zeigen, was er dann auch tat. Vermutlich hat ihm der Ausweis die 10 Euro eingebracht, eingetragen war der gleiche Nachname wie ich ihn selber auch habe und der alles andere als häufig hier oben vertreten ist.

Nachdem er die 10 Euro bekommen hatte bedankte er sich anständig und ging, vermutlich in den nächsten Schnapsladen um die 10 Euro in Sprit einzutauschen. Im Nachhinein fühle ich mich selber schon wie ein Idiot, ein blöder Ausweis hat ausgereicht mir 10 Euro aus der Tasche zu ziehen und dabei hab ich doch vollkommen vergessen auf seinen eingetragenen Wohnort zu achten. Doppelt blöd und um 10 Euro ärmer...

Ja, die machen das schon ganz geschickt. Mich hat auch mal so jemand angequatscht, das war eine Frau, die mir was von ihren armen Kindern erzählte. Im Laufe der Geschichte habe ich dann schon gemerkt, dass die mich veräppelt, aber da ich ganz alleine mit ihr war, hatte ich dann Angst, dass sie aggressiv wird, wenn ich ihr gar nichts gebe.

Seitdem hab ich aber immer ein Messer oder Pfefferspray dabei, damit ich mit auch wehren kann, wenn mal wieder etwas ist. Ich denke, man ist kein Idiot, wenn man denen etwas gibt, aber die legen einen eben rein und wenn man das eher erkennt, dann sollte man sich auch verweigern und sich wehren können. Man darf Fremden nichts glauben.

Man muss das gleich abblocken, also in deinem Fall dann eben niemandem erlauben, dass er sich an den Tisch mit setzt. Man darf gar nicht erst den Eindruck erwecken als würde man sich erweichen lassen.

Solche Leute sind manchmal sehr raffiniert, um an das Geld ihrer "Opfer" zu kommen. Das äußerliche Aussehen täuscht oft. Die Leute kennen sich sehr gut mit Psychologie aus und wissen ganz genau, welche Knöpfchen sie drücken müssen, um letztendlich an Geld zu kommen. Es funktioniert natürlich nicht immer, aber wahrscheinlich öfters, als man zunächst glaubt.

Ein Idiot ist man deswegen nicht, wenn man unvorbereitet mit psychologischen Waffen bombardiert wird. Gerade als eher hilfsbereiter Mensch fällt man da sehr schnell darauf herein. Abwehren kann man das oft nur mit entsprechender Vorbereitung oder wenn man auf Gespräche mit Fremden gar nicht erst eingeht.

Ich wurde auch schon sehr oft angequatscht, eben weil ich nach außen hin so freundlich und hilfsbereit wirke und so als ob ich nicht nein sagen könnte. Ich habe aber noch niemandem etwas gegeben, nicht mal einen Cent.

Ich habe nämlich eine gute Masche entwickelt, um solche Menschen abzuschrecken. Ich erwähne dann einfach beiläufig, dass ich noch studiere und selbst zusehen muss, dass ich am Leben bleibe. Dann verlieren diese Menschen automatisch das Interesse, wenn die denke, dass bei einem nichts zu holen ist. Mir ist das egal, denn so habe ich wenigstens meine Ruhe.

Einmal habe ich sogar einem jungen und gesunden Mann hinterer gerufen, dass er eigentlich mir Geld geben müsste, weil ich als Student so arm sei. Da ist er nur so schnell wie möglich geflüchtet, bevor ich darauf bestehe.

Ich selbst werde eigentlich nie um Geld gebeten, was ich ganz witzig finde, wenn ich daran denke, dass mein Freund ständig von irgendwelchen fremden Menschen angequatscht wird, wenn wir gemeinsam unterwegs sind. Auch wenn er allein unterwegs ist, wird er immer wieder von anderen Menschen aufgehalten. Mir passiert das wirklich nie, wobei ich auch schon bemerkt habe, dass die Leute immer zielstrebig auf meinen Freund zusteuern. Scheinbar laufe ich immer mit einem bösen Blick durch die Gegend, der alle Leute abschreckt.

Was so etwas angeht, bin ich aber auch knallhart. Ich lasse mir von niemandem etwas andrehen und anquatschen. Selbst als eine Horde Straßenverkäufer meinen Freund in Paris umzingelt hatte, um ihm irgendwelche Armbänder anzudrehen, ließen sie von mir sofort ab, nachdem ich sie nur böse angefunkelt habe. Ehrlich gesagt habe ich aber absolut keine Lust, mich von irgendwelchen Leuten anquatschen zu lassen, was ich auch immer signalisiere. Bei mir kommt man mit so einem Quatscht nicht durch und ich lasse mich dann gar nicht erst auf ein Gespräch ein.

Ich persönlich bin schon genervt, wenn ich sehe, dass irgendjemand auf mich zusteuert, der mir irgendetwas andrehen oder irgendetwas von mir will. Geld würde ich da erst recht nie geben, egal wie die Geschichte der Menschen aussieht. Und das mit der verlorenen Bankkarte finde ich nun auch unglaubwürdig. Immerhin würde ich selbst in so einem Fall dann eher schwarz fahren und dann eben die entsprechende Strafe zahlen, als fremde Menschen um zehn Euro anzubetteln.

Aggressives Betteln ist verboten und ich könnte theoretisch auch die Polizei rufen. Es ist schon vorgekommen, dass ich in einem Café etwas getrunken habe und auf einmal stand ein Mann vor mir, der mir sozusagen seine komplette Lebensgeschichte erzählt hat und Geld von mir wollte. Ich bin gerne hilfsbereit, aber ich lasse mich ungern bedrängen.

Außerdem sah der Mann aus, als ob er auf der Straße leben würde und ich muss gestehen, dass ich nicht besonders nett reagiere, wenn man mich beim Entspannen stört, insbesondere wenn ich in der Stadt unterwegs bin. Außerdem hat der gute Mensch sehr penetrant nach Alkohol gestunken. Meistens verweise ich dann darauf, dass in der Stadt aggressives Betteln strafrechtlich verfolgt wird und ich habe dann wieder meine Ruhe.

Ich verstehe nicht, was an einer verlorenen Bankkarte unglaubwürdig sein soll? Mir wurde mein Geldbeutel gestohlen und ich war absolut froh, als man mir geholfen hat. Dann hatte ich auch keine Bankkarte bei mir und ich war schon etwas durch den Wind. Wenn die Person vertrauenswürdig wirkt, dann würde ich ihr durchaus auch etwas Geld geben, zumindest einen kleineren Betrag und keine zehn Euro.

Aber du bist deshalb noch lange kein Idiot, sondern gutmütig. Das ist in meinen Augen auch keine schlechte Charaktereigenschaft, insbesondere wenn ich so sehe, wie muffig und mit bösem Blick manche Leute herumlaufen. Da finde ich etwas Freundlichkeit schon angenehm.

Außerdem weißt du ja wirklich nicht, ob die Geschichte stimmt. Deswegen hör auf zu spekulieren. Ich gebe auch manchmal Bettlern etwas Geld, ich habe auch schon einem Studenten mit 5 Euro ausgeholfen als dieser die Busfahrkarte nicht zahlen konnte. Sieh es als Investition, du hast vielleicht einen Menschen nach Hause gebracht, vielleicht hat er ja wirklich den Zug nehmen müssen. Ich mag es halt nur nicht bedrängt zu werden.

Nein, ein Idiot ist man ganz sicher nicht wenn man Fremden Geld gibt. Schlimmstenfalls ist man nur ein wenig gutgläubig. Wenn mich jemand so direkt um Geld bittet wäre ich wohl auch etwas vorsichtig. Da sollten bei einem generell die Alarmglocken klingeln.

Wenn ich jedoch selbst entscheide jemanden mit ein wenig Geld auszuhelfen auch wenn ich ihn nicht kenne, dann finde ich das weniger schlimm. Ich lasse mich ja dann bewusst auf ein gewisses Risiko ein. Man muss dann eben abwegen wie sehr es einem das Risiko wert ist. Ist der mir gegenüber wirklich schlecht dran und er tut mir leid, wäre ich wohl weniger schlecht gelaunt wenn ich mein Geld nicht mehr sehen würde als wenn mich jemand offensichtlich über den Tisch zieht. Würde es dann vermutlich einfach als "Spende" ansehen.

Solche Situationen sind immer schwierig, weil man nicht weiß, ob einem da die Wahrheit erzählt wird oder nicht. Ich bin dann aber immer skeptisch und würde kein Geld rausrücken. Vielleicht ist das auch nicht immer richtig, weil möglicherweise mal jemand die Wahrheit sagt, dem ich dann nicht helfe, weil ich vermute, dass es sich um eine Lüge handelt. Ich würde aber nicht sagen, dass du ein Idiot bis, weil du in der Situation hilfsbereit warst. Vielleicht warst du nur einfach zu leichtgläubig und gutmütig.

Wahrheit oder nicht, wer weiß. Wenn jemand für sich selbst freundlich bettelt, habe ich fast schon Verständnis dafür. In anderen Kulturen ist es durchaus üblich, dass man Arme mit Spenden direkt unterstützt und nicht irgend welche Hilfsorganisationen zwischen schaltet. Von daher ist die Frage der "Blödheit" eher eine Frage der "Herkunftskultur", denke ich.

Schlimm finde ich diese Frauen, die man in großen Städten häufiger mal trift, die mit Kind auf dem Arm von Menschenhändlern zum Betteln geschickt werden. Solche Leute zu unterstützen finde ich schwierig. Auch wenn mir die Frau im Einzelfall total leid tut, sehe ich nicht ein, warum ich so ein System unterstütze soll, von dem eh eher eine Art Zuhälter (wenn auch nicht im sexuellen Sinne) profitiert als der, der sich für die Arbeit tief erniedrigt.

Was hast du verloren? Zehn Euro? Mein Gott, einmal Kino weniger. Der Verlust hält sich in Grenzen. Und in Indien würde man vielleicht sagen, dass sich dein Karma ein kleines bisschen verbessert hat, weil du mildtätig warst.

Und wer hat dir gesagt, dass du ein Idiot bist? Ich würde mir eher Gedanken machen, was das für ein Mensch ist. Du kannst mit deinem Geld machen, was du willst. Andere Leute schmeißen für Zigaretten oder anderes nutzloses Zeug noch viel mehr Geld raus. Das ist auch nicht besser angelegt. Wenn man Geld sinnlos verschenkt, wird man wenigstens nicht krank davon. Von Rauchen beispielsweise schon.

Ich denke nicht, dass du ein Idiot bist. Ich finde es sogar sehr nett von dir, dass du fremden Menschen helfen möchtest und denke, dass du eine sehr gutgläubige Person bist. Ich persönlich helfe auch sehr gerne anderen Menschen, denn es gibt nicht nur die, die einen abzocken wollen, sondern auch Leute, die wirklich in Schwierigkeiten stecken.

Ich wurde auch schon öfters in einer anderen Stadt angesprochen, ob ich jemandem Geld für ein Zugticket geben könnte, dabei handelte es sich oftmals um Beträge zwischen 2 und 4 Euro. Diese Personen sahen aber leider oft aus wie Alkoholiker oder Drogenabhängige. Ich bin in dieser Sache mittlerweile auch vorsichtiger geworden, aber wenn ich einen Obdachlosen auf der Straße sehe, dann werfe ich ihm kein Geld in seinen Pappbecher, sondern spendiere ihm etwas zu Essen.

Man sagt zwar immer, dass die meisten Bettler nur Geld für Alkohol oder ähnliches wollen, aber mittlerweile sehe ich es so, dass man nie wissen kann, warum derjenige kein Geld hat oder obdachlos ist. Wir wissen nicht, warum bestimmte Menschen in diese Situation geraten sind. Es muss nicht jeder immer sofort Drogen- oder Alkoholabhängig sein.

Ich sah vor einigen Tagen einen Mann am Bahnhof, der nach Pfandflaschen im Müll suchte bei dieser Hitze, die momentan herrscht. Er tat mir leid, so bot ich ihm ein wenig Geld an, aber er lehnte es sogar sofort ab und ging weiter. Mach dir also keine Gedanken, du scheinst ein guter Mensch zu sein und du bist keinesfalls dumm.