In welchen Situationen eigenes Verhalten reflektieren?

vom 15.01.2018, 07:26 Uhr

Psychologen sind der Ansicht, dass die Menschen nach Niederlagen und Irrtümern dazu neigen, sich vor negativen Gefühlen wie Selbstzweifeln zu schützen. Dies wird in der Regel durch Entschuldigungen für ein Versagen oder durch Herunterspielen der Fehlleistungen erreicht. So wäre es aber nicht möglich, das eigene Verhalten zu reflektieren und aus seinen Fehlern zu lernen.

Um ehrlich zu sein verhalte ich mich nie so. Ich suche nie die Schuld bei anderen, wenn ich einem Irrtum oder Fehler unterlegen bin, sondern reflektiere und analysiere nicht nur die gesamte Situation, sondern auch mein Verhalten, weil es mir sehr wichtig ist, aus Fehlern zu lernen. Es ist einfach nicht meine Art, immer nur anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben. In welchen Situationen neigt ihr dazu, euer Verhalten zu reflektieren und warum? Sucht ihr auch eher die Schuld bei anderen, um euch besser zu fühlen? Oder setzt ihr euch mit euch selbst auseinander?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich bin immer skeptisch, wenn jemand bei ganz normalen menschlichen Reaktionen wie Enttäuschung oder Selbstzweifeln behauptet "Das kenne ich von mir aber gar nicht, ich bin immer ganz sachlich!". Verdrängung ist auch ein Schutzmechanismus, aber das nur nebenbei.

In meinen Augen ist es eine Binsenweisheit, dass man aus seinen eigenen Fehlern nicht lernen kann, wenn man die Fehler nur bei anderen oder bei der Gesamtsituation sucht und findet. Kein fehlbarer Mensch gesteht sich gerne und mit Freuden ein, mal wieder was verbockt zu haben. Normalerweise zehrt das wenigstens ein bisschen am Selbstwertgefühl und tut irgendwie weh. Da ist es einfacher und auch verständlich, die Schuld auf die Umstände im weitesten Sinne zu schieben und von sich zu sagen "Ich bin eben so, ich kann nichts dafür, dass mein Chef meine temperamentvolle Art nicht mag. Verklemmter alter Sack!"

Selbstreflexion wiederum kann recht unangenehm sein, wenn man sich zum Beispiel eingestehen muss, dass der Witz, den man selber so lustig fand, im Rückblick vor allem unpassend und taktlos war oder ähnliches. Aber wenn man diesen Weg geht, kann man daraus lernen und keine Pups-Witze bei der goldenen Hochzeit mehr absondern. Wenn man dagegen einfach alle anderen für humorlos erklärt, ist keine persönliche Entwicklung möglich. Und wenn tatsächlich mal die anderen "schuld" sind, ist das auch eine sehr entspannende Erkenntnis. Das gilt im Großen wie im Kleinen.

Von daher halte ich sehr viel von Selbstreflexion und versuche auch, mich in dieser Fähigkeit zu üben. Allerdings, wie gesagt, ist das nicht immer einfach, weil es oft genug einfach so bequem ist, die Schuld woanders zu suchen und das eigene Verhalten als den Königsweg anzusehen.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ganz sachlich abgeklärt und reflektiert zu sein ist sicherlich ganz nett, aber keiner ist immer so. Menschen sind emotionale Wesen und damit auch nicht immer nur abgeklärt und in sich stimmig. Man hat auch mal ein schlechtes Verhalten und muss sich dann dafür entschuldigen, das ist ganz normal und sicherlich ist es dann wichtig zu reflektieren, was man da gemacht hat und wie man die andere Person vielleicht verletzt hat. Meiner Meinung nach kann man ruhig emotional sein, sollte aber auch reflektieren und sein eigenes Verhalten auch auf die Probe stellen, überdenken und besser gestalten.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



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