Hinhaltetaktik, wenn man nicht mit Partner zusammen zieht?

vom 23.01.2016, 23:40 Uhr

Mein Freund hat mich vor wenigen Wochen gefragt ob wir zusammen ziehen und ich habe nein gesagt. Wir haben zwischen zeitig einmal kurz zusammen gewohnt, da wir beide zwei Monate lang in einer anderen Stadt gewohnt haben und da war das ok. Nun aber sind wir zurück und ich will erstmal nicht mit ihm zusammen wohnen, weil es mir derzeit zu stressig ist.

Ich habe viel mit dem Studium zu tun und brauche abends auch mal meine Ruhe oder Zeit zu arbeiten. Das ist schwierig mit einem Partner. Mein Freund würde mich vielleicht stören oder Freunde einladen die stören. Außerdem muss man immer Rücksicht aufeinander nehmen und das nervt mich.

Außergewöhnlich ist das aber nicht, denn auch viele meiner Freunde und Freundinnen an der Uni vermeiden es derzeit mit einem Partner zusammen zu ziehen. Viele scheinen das Problem also zu kennen. Und dennoch hält mein Freund es für eine Hinhaltetaktik und glaubt, dass ich ihm nach zwei Jahren sagen werde, dass ich gar nicht mit ihm zusammen wohnen möchte.

Wie ist das bei euch? Glaubt ihr auch immer direkt das ihr hingehalten werdet, wenn ihr nicht direkt mit eurem Partner zusammen ziehen wollt? Oder könnt ihr das nachvollziehen und würde noch etwas abwarten?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das Zusammenziehen hat auch Nachteile und ist nicht nur schön. Man muss tatsächlich immer Rücksicht nehmen und gerade wenn man viel zu tun hat, dann kann es vielleicht auch so sein, dass einen der andere Tagesrhythmus stört. Man hat dann ja so richtig keinen Rückzugsort mehr, außer man wählt eine so große Wohnung, dass man da ein eigenes Zimmer hat. Ich wöllte daher auch nicht so schnell zusammenziehen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 24.01.2016, 00:52, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Ob ich den Wunsch, erst später eine gemeinsame Wohnung zu haben, als Hinhaltetaktik empfinden würde, das kommt auf die Situation und die Begründung an. Da gehe ich jetzt einfach von mir aus. Wenn mich jemand nach wenigen Monaten Beziehung fragen würde, dann wäre das einfach zu früh.

Wenn ich dagegen keine gemeinsame Wohnung haben wollte, weil ich dann nicht zum Arbeiten und Lernen komme, keine Zeit mehr für mich haben würde und mich seine Freunde vielleicht stören könnten, dann wäre die Ablehnung definitiv Hinhalten.

Denn daran würden mehrere Monate oder Jahre Wartezeit nichts ändern. Ich möchte einfach mit niemandem zusammen leben, der mir so auf den Geist gehen würde. Nur weil ich die Zeit nicht dringend brauche, verzichte ich nicht auf die Möglichkeit, sie mir zu nehmen. Ertrage ich jemanden in stressigen Phasen nicht, möchte ich ihn generell nicht um mich haben.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich muss Cooper75 absolut Recht geben. Wenn man die Gesellschaft des anderen nicht jederzeit genießt und es anstrengend ist, aufeinander Rücksicht zu nehmen, stimmt was nicht. Dein Studium mag stressig sein, aber dein Arbeitsleben wird es doch auch. Wird sich deine Einstellung zum Zusammenziehen also tatsächlich grundlegend ändern, sobald du deinen Abschluss in der Tasche hast?

Trotzdem finde ich seine Unterstellung ziemlich heftig. Wenn er jetzt schon davon ausgeht, dass du nie mit ihm zusammenziehen willst, zeugt das nicht gerade von viel Vertrauen. Ich meine, dann glaubt er deine Erklärung ja einfach nicht. Dass er es eine Taktik nennt, geht er davon aus, dass du das vorsätzlich so machst und hinterhältig bist. Das ist ein harter Vorwurf.

Ich würde eher davon ausgehen, dass du eben noch nicht so weit bist. Das ist ja auch okay. Ihr seid jetzt wie lange zusammen? Ein Jahr? Oder sind es schon zwei? Die Sache mit dem stressigen Studium ist dann eher ein Vorwand, den du dir vielleicht auch selber einredest. Das klingt für mich jedenfalls sehr viel netter als der Vorwurf der hinterhältigen Hinhaltetaktik.

Oder du bist generell nicht der Typ zum Zusammenziehen. Das haben wir ja hier im Forum auch schon mehrfach besprochen. Manche ziehen es eben vor, trotz Beziehung auf Dauer in zwei Wohnungen zu leben. Du willst ja auch keine Kinder und somit kein Familienleben. Da solltet ihr vielleicht mal offen drüber sprechen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Normalerweise würde ich nicht auf die Idee kommen, so etwas als Hinhaltetechnik zu bezeichnen, wenn man noch nicht mit dem Partner zusammen wohnen möchte, sondern sich erst noch Zeit lassen will. Das hat für mich nun rein gar nichts mit Hinhaltetechnik zu tun, sondern damit, dass man eben einfach noch nicht bereit dazu ist, mit dem Partner zusammen zu ziehen, weil man vielleicht noch nicht lange genug zusammen ist oder weil man sich selbst noch nicht sicher ist, ob man jetzt schon den Schritt wagen will, weil man beispielsweise erst von zu Hause ausgezogen ist.

Nimm es mir nicht böse, aber für mich wirkt es schon so, als ob es sich bei dir um eine Hinhaltetechnik handeln würde und das kann ich deinem Freund nicht verübeln. Warum sollte man denn genervt vom Partner sein, wenn man mit ihm zusammen wohnt? Ich kann das wirklich kein Stück nachvollziehen und ich verstehe deine Bedenken auch nicht.

Wenn du dir sicher bist, dass du ständig genervt und gestört von deinem Partner wirst, wenn ihr zusammen wohnt und du das deshalb nicht willst, dann bezweifle ich, dass du irgendwann überhaupt dazu bereit sein wirst. Immerhin wirst du dich ja nicht nur jetzt von ihm gestört fühlen, sondern in Zukunft auch. Wieso sollte es dann anders sein und warum solltest du in Zukunft nicht genervt sein, wenn er dann Freunde einlädt und du deine Ruhe haben willst?

Mein Freund und ich wohnen gemeinsam in einer Einzimmerwohnung und haben auf diesem engen Raum beide unsere Bachelorarbeit geschrieben. Das hat dabei wunderbar geklappt und wir haben uns nie gegenseitig gestört oder genervt. Und auch jetzt ist es nie so, dass wir uns gegenseitig nerven oder stören. Ich genieße es total, so viel Zeit wie möglich mit meinem Freund zu verbringen, wobei wir dem anderen aber auch jederzeit Zeit für sich selbst lassen, wenn er es möchte. Da gibt es nie Diskussionen und das ist kein Problem.

Man kann doch sonst auch in der Bibliothek lernen oder dem Partner eben sagen, dass man lernen will und seine Ruhe braucht. Warum sollte er einen dann ständig stören? Und Freunde werden ja auch nicht täglich eingeladen. Und wenn, dann kann man sich doch zusammen setzen oder selbst eben etwas anderes machen. Warum sollte das denn ein Problem sein? Ich verstehe es, wenn man nicht direkt mit dem Partner zusammen ziehen will, aber ich verstehe deine Argumentation nicht.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Prinzessin_90 hat geschrieben:Nimm es mir nicht böse, aber für mich wirkt es schon so, als ob es sich bei dir um eine Hinhaltetechnik handeln würde und das kann ich deinem Freund nicht verübeln.

Ganz ehrlich? Das war auch mein erster Gedanke. Ich sehe das genauso wie Prinzessin, wenn ich ehrlich bin, auch wenn ich etwas anders argumentieren würde. Ich stimme zu, dass es merkwürdig auf mich wirkt, wenn du jetzt schon sagst, dass du von deinem Partner genervt wärst. Dann hat für mich die ganze Beziehung keinen Sinn. Allerdings denke ich auch, dass du eher zu Selbstsabotage neigst.

Ich persönlich habe den Eindruck - ob ich Recht habe, sei jetzt dahin gestellt, schließlich ist das nur mein Eindruck aus deinen Beiträgen hier - dass du gar keine zu enge Bindung zu deinem Freund willst. Du scheinst mit einer Partnerschaft, Zusammenwohnen, Hochzeit und Familienplanung etwas grundlegend Negatives zu assoziieren. Du hast auch schon angemerkt, dass du nicht einsiehst, warum du deinen Freund die ganze Zeit bekochen sollst.

Ich vermute, dass du Angst hast, unfreiwillig in die "Hausweibchen-Ecke" gedrängt zu werden und dich deswegen dagegen wehrst, die Bindung zu deinem Freund zu eng werden zu lassen. Vielleicht hast du einfach Angst, dass dann die ganze Hausarbeit und das Kochen und Einkaufen an dir hängen bleiben würde und du dadurch noch weniger Zeit für die Uni hättest. Diese Angst finde ich aber nur dann begründet, wenn dein Partner wirklich für das konservative, traditionelle Rollenmodell wäre und du aber dagegen bist und dich lieber emanzipieren möchtest.

Meiner Ansicht nach kann eure Beziehung gar nicht langfristig gutgehen, wenn du die ganze Zeit Angst hast, in die "Hausweibchen-Ecke" zu drängen und dich deswegen jetzt schon so vehement dagegen wehrst, mit ihm zusammen zu ziehen, weil du befürchtest, dass damit jetzt schon die falschen Weichen gestellt werden. Im Extremfall würdest du die Uni vernachlässigen, vielleicht sogar den Notenschnitt versauen und deine Karriere vermasseln, wobei dein Freund dich dann als die "Hausfrau" hätte, die er von Anfang an (möglicherweise) haben wollte, aber das willst du nicht.

Welchen Sinn hat überhaupt eine Beziehung, wo beide Parteien so grundlegend verschiedene Sachen (vom Leben) erwarten und auch wollen? Welchen Sinn hat eine Beziehung, wo man zu viel Angst hat, die Bindung zum Partner zu eng werden zu lassen? Ich habe das Gefühl du lebst auf dem Sprung, soll heißen, du hast deinen Partner, mehr oder weniger als Vorzeige-Objekt, aber so wirklich in deinem Leben möchtest du ihn nicht haben aus Furcht vor den Konsequenzen. Vielleicht wärst du als Single besser dran.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Bienenkönigin hat geschrieben:Ich muss Cooper75 absolut Recht geben. Wenn man die Gesellschaft des anderen nicht jederzeit genießt und es anstrengend ist, aufeinander Rücksicht zu nehmen, stimmt was nicht.

Das sehe ich genauso. Daher kann ich diese Argumentation nicht wirklich nachvollziehen. Meiner Ansicht nach kann man so nur dann argumentieren, wenn man entweder noch nie mit einem Partner zusammengelebt hat oder aber, wen man in der Beziehung keine Zukunft sieht. Ich verstehe nicht, wie man sich von der Gesellschaft des anderen genervt fühlen könnte.

Ich stand auch mal an dem Punkt, wo ich mir die Frage gestellt habe, ob es eben sinnvoll wäre, zusammenzuziehen während dem Studium. Das hat sich bei uns aber überhaupt nicht als Hindernis dargestellt. Ich konnte problemlos für die Uni lernen und an meiner Thesis schreiben auch wenn wir damals eine sehr kleine Wohnung hatten. Freiräume kann man sich schaffen, wenn man das offen genug kommuniziert und selbst das mit den Gästen kann man so regeln, dass dein Freund eben andere Menschen besucht, wenn du gerade Klausurphase hast, sodass ihr kein Full House habt und du dich besser auf das Lernen konzentrieren kannst.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich bin mir sicher, dass mein Partner für mich der Richtige ist und ich will dennoch nicht mit ihm zusammen ziehen. Die Meinung, dass dann etwas grundsätzlich nicht stimme, wenn man den anderen nicht dauernd um sich herum haben will, teile ich daher auch absolut nicht. Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun? Liebe muss doch nicht automatisch dazu führen, dass man den anderen andauernd um sich herum haben will. Jeder Mensch hat Eigenheiten und wenn man nicht gerade voll verknallt ist, dann können die eben auch manchmal stören.

Weder möchte ich jede Nacht neben meinem Freund schlafen, der nachts schnarcht, was mich stört und darüber hinaus stört es mich generell, wenn noch jemand im Raum ist während ich schlafe, noch möchte ich mit ihm aufteilen müssen, wer wann putzt oder solches Zeug. Ich will mich um meine Sachen kümmern und er sich um seine. Das heißt aber nicht, dass er der Falsche wäre. Nur dieses kleinbürgerliche Ideal von Zusammenziehen und gar noch Heiraten passt halt nicht für jeden.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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